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Buchrezensionen
von ...
Eberhard Landes |
Meine ganz privaten
Literaturempfehlungen (Bücher, die ich einpacken werde,
wenn ich reif bin für die Insel) sind:
"Bildung" von Dietrich Schwanitz (weil ich mich wohl auch dann
noch wundern werde, was ich alles nicht weiß),
"Sturz
ins Leere" von Joe Simpson (weil es so unbegreiflich
ist, was Joe Simpson erlebt hat),
"Qi
Gong" von Kenneth Cohen (weil es so viele Geheimnisse
in sich birgt),
"Allein
auf den Everest" von Göran Kropp (weil er meine Hobbies Radfahren und Klettern
"brutalst möglich" kombiniert hat),
"Narziß und Goldmund" von
Hermann Hesse (weil es mir von allen Klassikern das liebste Buch ist).
Und dann natürlich all die guten Bücher, die ich hier rezensiert habe.
Klicken Sie unten entweder auf die verlinkten Namen der Autoren oder auf die Links zu den Buchtiteln:
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Belletristik
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Sachbücher
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Liste der
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Liste der
162
Titel
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Liste der
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Liste der
53
Titel
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Alanyali, Iris
Aramburo, Fernando
Bambaren, Sergio
Bannalec, Jean-Luc
Benedikt, Caren
Bettinger, Martin
Beigbeder, Frederic
Binding, Tim
Bittrich, Dietmar
Borger und Straub
Borrmann, Mechthild
Bourdouxhe, Madeleine
Breloer, Heinrich
Bryson, Bill
Brown, Dan
Buhl, Marc
Carofiglio, Gianrico
Chevalier, Tracy
Clark, Rosie M.
Coello, Paulo
Cross, Donna W.
de Carlo, Andrea
Dische, Irene
Donovan, Gerard
Döring, Oliver
Dörrie, Doris
Drokur, Bernhard
Dürrenmatt, Friedrich
Dusse, Karsten
Eggers, Dave
Evans, Nicholas
Eschbach, Andreas
Eyssen, Remy
Falk, Rita
Ferrera Catalina
Fitzek, Sebastian
Fleischhauer, Wolfram
French, Nicci
Fried, Amelie
Genzmer, Herbert
Goddard, Robert
Gruber, Lilli
Hannah, Kristin
Hammesfahr, Petra
Hasselmann, D.O.
Helfgen, Heinz
Henn, Carsten
Hesse, Hermann
Heidenreich, Elke
Hillenbrand, Tom
Hoffman, Jilliane
Hosseini, Khalid
Houellebecq, Michel
Illies, Florian
Imbsweiler, Markus
Jaud, Tommy
Jensen, Carsten
Jonasson, Jonas
de Jong, Wilfried
Kalisa, Karin
Kehlmann, Daniel
Kling, Marc-Uwe
Klüpfel, Volker
Kloeble, Christopher
Klonovsky, Michael
Kobr, Michael
Krächan, Brigitte
Kuhn, Greta
Kuhlmann, Heinrich
Leon, Donna
Mann, Thomas
Mankell, Henning
Mayle, Peter
McCreight, Kimberly
McFadden, Freida
Merburg, Marie
Mercier, Pascal
Metzenthin, Melanie
Meyerhoff, Joachim
Moore, Tim
Morgan, Marlo
Mosley, Walter
Münzer, Hanni
Noll, Ingrid
Rademacher, Cay
Rath, Hans
Read, Oliver
Rech, Kerstin
Rosendorfer, Herbert
Rossmann, Eva
Roth, Philipp
Safier, David
Schäfer, Andreas
Schätzing, Frank
Schauhoff, Frank
Schirrach, von, Ferdinand
Schlink, Bernhard
Schreiber, Claudia
Schröder, Bernd
Seltmann, Ingeborg
Suter, Martin
Tuma, Thomas
Twilfer, Kai
Vesper, Elke
Williams, John
Wagendorp, Bert
Wagner, Emma
Walser, Martin
Weiler, Jan
Wollitzer, Mag
Zafon, Carlos Ruiz
Zeh, Juli
Zweig, Stefan
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Absterbende Gemütlichkeit
Achtsam Morden
Adler und Engel
Alle Toten fliegen hoch - Amerika
Allmen und die Libellen
Alpenpässe und Anchovis
Anleitung zum Unglücklichsein
Antonio im Wunderland
Auf der Suche nach Marie
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
Belas Sünden
Beerholms Vorstellung
Bergsalz
Breaking News
Bretonische Geheimnisse
Cliffhanger
Cupido
Dampfnudelblues
Das Erbe
Das Gartenzimmer
Das Gesetz der Lagune
Das Grand Hotel
Das Jesus Video
Das Mädchen mit dem Perlenohrring
Das Museum der Welt
Das perfekte Spiel
Das Salzmädchen
Das selbstfahrende Bett
Das
sterbende Tier
Das weiße Segel
Das Wochenende
Der Alchimist
Der Buchspazierer
Der Circle
Der Dämon und Fräulein Prym
Der Geiger
Der Jogger
Der letzte Weynfeldt
Der Koch
Der moderne Mann
Der Pferdeflüsterer
Der Verdacht
Der Ramses-Code
Der Schwarm
Der Teufel von Mailand
Der weiße Schmetterling
Der Zauberberg
Die Analphabetin, die rechnen konnte
Die blaue Reise
Die dunkle Seite des Mondes
Die Ehefrau
Die Erfindung des Lächelns
Die große Umwendung
Die Frau mit den Regenhänden
Die Heimkehr
Die Höllenfahrt der Acheron
Die Liebhaber meiner Frau
Die Nachtigall
Die Päpstin
Die rote Antilope
Die schwedischen Gummistiefel
Die Therapie
Die Schachnovelle
Die Schatten der Toten
Die Stimmlosen
Die
Vermessung der Welt
Die Zeit, die Zeit
Drachenläufer
drei sieben fünf
Ein Liebhaber ungerader Zahlen
Ein Mann und sein Rad
Ein Strand für meine Träume
Ein perfekter Freund
Eine perfekte Ehe
Emmas
Glück
Encore Provence
Erntedank
Fatal Tango
Flugangst7A
Freudsche Verbrechen
Großmama packt aus
Heidelberg auf die kriminelle Tour
Heute keine Schüsse
Höhenangst
Honigtot
Horst allein zu Haus
Ich radle um die Welt
Ich trampe zum Nordpol
Illuminati
Im Gehege
Im Lautlosen
In meinem kleinen Land
Kalte Rache
Land der Wunder
Lautlos
Lea
Leere Herzen
Letzte Etappe Mont Ventoux
Liebesfluchten
Lila, Lila
Mallorca, ein Jahr
Mehr Zeit mit Horst
Mein Jahr in der Provence
Mieses Karma
Milchgeld
Millionär
Mit Horst im Glück
Mörderischer Mistral
Monolog in Schwarz
Müssen wir da auch noch hin?
Nachmittage
Nachtzug nach Lissabon
Narziß und Goldmund
Neujahr
Neununddreissigneunzig
Nullzeit
Patria
Picknick mit Bären
Qualityland
Rasmussens letzte Reise
Rauhnacht
Rechtspfleger Grothjahn
Reise in die Nacht
Resturlaub
Ruhm
Saarland Connection
Sankt Martin
Schantall, tu ma die Omma winken
Schreckliche Maria
Selige Witwen
Seegrund
Small World
Solange es Schmetterlinge gibt
Spanische Delikatessen
Spiel des Engels
Stoner
Streifzüge durch das Abendland
The Housemaid
The Housemaids Secret
The Teacher
The Housemaid is watching you
Tödlicher Lavendel
Tod eines Kritikers
Traumreisende
Tyll
Überleben
Über Menschen
Und Gott sprach: Wir müssen reden
Und Gott sprach: Der Teufel ist auch nur ein Mensch
Und Gott sprach: Du musst mir helfen
Und was wird aus mir
Unterleuten
Unterwerfung
Ventoux
Verborgene Laster und
andere
Geständnisse
Verschwiegene Kanäle
Vollidiot
Wann wird es endlich wieder so
Weil ich von dir träumte
Wellenglitzern
Wenn der Wind dreht
wie es nie war
Winter in Maine
Winterkartoffelknödel
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... |
Bryson, Bill
Berggruen, Heinz
Brumme, Christoph
Erat, Elena u. Materne, Peter
Durrell, Lawrence
Grönemeyer, Dietrich
Gottschalk, Thomas
Gigerenzer, Gerd
Harrer, Heinrich
Häusler, F. Richard
Iding, Doris
llies, Florian
Kelle, Birgit
Keller, Kurt
Kemfert, Claudia
Kerkeling, Hape
Klonvosky, Michael
Koldehoff, Stefan
Lankers, Katharina
Lorenzo, Giovanni di
Martin, Guillaume
Maso, Benjo
Moshammer, Meike
Penn, Robert
Plaum, Wätzold
Plickert, Philip (Hrsg.)
Poser, Manfred
Precht, Richard-David
Prüter, Dirk
Rech, Kerstin
Reich-Ranicki, Marcel
Richards, Oly
Röhm, Uli
Scherer, Klaus
Schirrmacher, Frank
Schmidt, Helmut
Schmidt, Walter
Sick, Bastian
Sieböck, Gregor
Steinbrück, Peer
Timm, Tobias
Tschirnt, Christiane
Voigt, Wilfried
Wickert, Ulrich
Winchester, Simon
Yiwu, Liao
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100 Karten, die deine Sicht auf die Welt verändern
111 Gründe, das Radfahren zu lieben
1913
Alles ist Yoga
Am Ende der Eiszeit
Auszeit in Wanderstiefeln
Bis alles in Scherben fällt
Bücher, Alles was man lesen muss
Das Methusalem-Komplott
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod-Folge
2-
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod-Folge
3-
Der kleine Medicus
Der Mann, der die Wörter liebte
Der satirische Kreuzfahrt-Flüsterer
Der Schweiß der Götter
Der Weltenwanderer
Die Wiki-Revolution
Eine kurze Geschichte von
fast allem
Falsche Bilder - Echtes Geld
Gendergaga
Hauptweg und Nebenweg
Herbstblond
Herbstbunt
Ich bin dann mal weg
Ich lenke, also bin ich
In der Provence
Klick
Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens
Lebenswerte
Liebe in Zeiten des Hasses
Mein Leben (Reich-Ranicki)
Mein Leben (Harrer)
Merkel
Praktische Personalführung
Radfahren
Radsport furios
Radabenteuer Welt
Schockwellen
Schritt für Schritt zur eigenen Mitte
Short Stories in English
Short Stories in English for Intermediate Readers
Sokrates auf dem Rennrad
Spektakuläre Kriminalfälle im Saarland
Tatort Autobahn
Urlaub mal anders
Verstehen Sie das, Herr Schmidt
Vom Glück auf zwei Rädern
Vom Glück Franzose zu sein
Wuhan
Zeit zu handeln
Zug um Zug
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Nicholas Evans
Der Pferdeflüsterer
Format: Gebundenes Buch ; Seitenzahl: 407 ; Erscheinungsdatum: 1.1.1995
Rezensionsdatum: 21.01.2025 ;
Verlag: C. Bertelsmann |
Ich
hatte Lust, mal wieder diesen Klassiker des im Jahr 2022 im Alter
von 72 Jahren leider verstorbenen
Autors Nicolas Evans zu lesen. Er beginnt mit
der Geschichte von Grace und ihrer Freundin, zwei junge
Mädchen, die Beide
begeisterte Reiterinnen sind. Bei einem Ausritt der Beiden kommt es zu
einem
schrecklichen Unfall. Auf schneeglattem Untergrund rutschen die Pferde
der zwei
Mädchen einen Hang hinab, wo Tiere und Reiterinnen von einem
tonnenschweren LKW
erfasst werden. Grace´ Freundin und ihr Pferd sterben; Grace und
ihr Pferd Pilgrim erleiden schlimme Verletzungen. Grace`rechtes Bein
muss amputiert werden und Pilgrim ist nach dem Unfall völlig
verstört und aggressiv. Doch Grace` Mutter Annie, eine Top-Journalistin und zugleich Workaholic, verfolgt
hartnäckig und gegen viele Widerstände einen Weg, der das
Pferd wieder gesund werden lässt und ihr eine romantische
Liebesbeziehung beschert, die - leider - ein tragisches Ende nimmt.
Man erkennt, dass der 1995
erschienene und mit Robert Redford verfilmte Klassiker etwas in
die Jahre gekommen ist; z.B. wenn man Formulierungen
wie "Ich bin über Modem und Fax erreichbar" liest oder wenn
Ronald Reagan als Präsident der USA erwähnt wird. Das
schmälert jedoch nicht den Lesegenuss. Anders verhält es sich
ein Stück weit
damit, dass das Buch einen recht langen Anlauf nimmt, der den Leser
dazu zwingt,
sich die Namen, Rollen und Eigenschaften zahlreicher Akteure, die recht
ausführlich
beschrieben werden, zu merken; und dies schon lange bevor der
spätere Hauptakteur,
der Pferdflüsterer Tom Booker, auf Seite 108 erstmals genannt
wird. Dennoch ist das Buch sehr lesenswert und macht Lust sich
die Verfilmung von und mit Robert Redford anzuschauen.
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ein Muss |
sehr lesenswert |
lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung |
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Karin Kalisa
Bergsalz
Format: Gebundenes Buch ; Seitenzahl: 210 ; Erscheinungsdatum: 2.11.2020 ; Rezensionsdatum: 27.12.2024 ;
Verlag: Droemer HC; ISBN 13: 978-3-426-28208-3 |
Das
gelungene Cover macht Lust, das Buch zu lesen. Die ersten Seiten
muten dann aber bereits etwas seltsam an. Das Seltsame steigert sich
ins Mystische, was u.a durch Kapitelüberschriften wie
"aynödine" (steht für Einöde) gefördert wird.
Andererseits hat das Buch von Beginn an auch recht unterhaltsame
Seiten. Hierzu zählt die Geschichte der
lange Zeit in einem Dorf im Allgäu allein lebenden älteren
Frauen, die eher zufällig wieder zueinander finden und - statt
weiterhin einsam vor sich hin zu leben - das neue Miteinander
genießen. Ihr Kreis wird
größer beim gemeinsamen Kochen und Essen und daraus
resultiert die Idee, das seit sehr langer Zeit geschlossene Gasthaus
des Örtchens, das Rössl, wieder mit Leben zu füllen.
Eine der Ersten, die sich den einheimischen Frauen und dieser
Graswurzelbewegung anschließt ist Esma. Sie, eine syrische Drusin,
ist eine der
Flüchtlinge, die die Gemeinde in dem aufgegebenen Gasthaus
einquartiert hat. Mit Sabina, erst Mitte zwanzig und lang mit
Ärzte ohne Grenzen im nahen Osten unterwegs, kommt noch ein ganz
anderer Charakter daher. Die Frauen leben auf mit der Wiederbelebung
des Rössl und ihrem neuen Lebensinhalt. Mehr noch: das gesamt Dorf
erwacht. Die Autorin schiebt im weiteren Verlauf weitere
Kapitel in der oben bereits erwähnten, seltsam anmutenden,
altertümlichen Sprache ein, deren Sinn sich dem Leser
zunächst nicht erschließt. Es handelt sich bei dieser
Sprache und Schrift um
Mittelhochdeutsch und langsam schält sich ein Zusammenhang
dieser Kapitel mit den Bauernkriegen (1524-1526) und der im Jahr
1517 niedergeschlagenen Buntschuhbewegung heraus. Die
Idee der Autorin, diese Textpassagen einzuschieben, war mutig;
stellen sich doch durchaus einige Anforderungen an den Leser, den
Kontext zu verstehen. Das
sollte jeder wissen, der zu diesem Buch greift .
Letztendlich mag ich
mich ausnahmsweise nicht eindeutig für eine meiner 5-stufigen
Bewertungsskala entscheiden. Ich komme daher zu dem Schluss "es gibt
Besseres" (für Otto Normalleser) bzw. "lohnt sich" (für
"Freunde des Mystischen)".
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ein Muss |
sehr lesenswert |
lohnt sich
(für Freunde des Mystischen) |
es gibt Besseres
(für Otto Normalleser) |
Zeitverschwendung |
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Marcus Imbsweiler
Heidelberg auf die kriminelle Tour
Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: ; Erscheinungsdatum: 3.2.2014 ; Rezensionsdatum: 12.2024 ;
Verlag: Wellhöfer; ISBN 13: 978-3954281435 |
Wenn einem in
Saarbrücken geborenen und im Saarland aufgewachsenen Rezensenten,
der oft in Heidelberg ist, das Buch eines in Saarbrücken geborenen
und im Saarland aufgewachsenen
Autors, der in Heidelberg lebt, in die Hände fällt, macht das
natürlich neugiering. Und für den Autor geht ein Startvorteil
bei der anschließenden
Bewertung gleich mit einher. So ist nach der Lektüre
positiv zu vermerken, dass einige der 20 Kurzgeschichten durchaus
abwechslungsreich und
amüsant sind. Zum Beispiel die Geschichte über die
Ärzte, die zusammen ein merkwürdiges Fischmenue ("Fugu")
essen. Auch "Jellineks Milch" hat gefallen. Weniger in Richtung
"Daumen hoch" und Grund
dafür, dass ich in meiner u.a. Skala keine Bewertung weiter links
in der Tabelle vorsehe, ist, dass die Geschichten zum Teil sehr
schräg, sehr abstruss, sozusagen an den
Haaren herbeigezogen sind. Insbesondere die beiden
Kurzgeschichten Rambo 1 und Rambo 2 konnten nicht zusagen.
Außerdem ist der Bezug zu Heidelberg (siehe Buchtitel) oft kaum
oder nicht erkennbar oder er kommt nur dadurch zum Ausdruck, dass sich
der Lokalkolorit auf die Nennung einiger Ortsnamen der Region
beschränkt ( z.B. Handschuhsheim, Plankstadt, Gauangelloch,
Neuenheim in "Das große Maklersterben".) Fazit und um auf
o.a. Eingangsbemerkung zurück zu kommen: Die Beiden passen wohl doch nur bedingt zusammen.
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Thomas Gottschalk
Herbstbunt
Herausgeber: Heyne ; Seitenzahl : 272
Format: Gebundenes Buch ; Erscheinungsdatum: 9.5.22 ; Rezensionsdatum: .12.24 ; ISBN: 978-3453606265
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Die Tatsache, dass schon wieder einige Zeit vergangen ist, seit ich "Herbstblond"
von Thomas Gottschalk gelesen und hier rezensiert hatte, animierte
mich zum Kauf von Herbstbunt.
Wie schon in Herbstblond
schreibt Thomas Gottschalk auch in Herbstbunt, so wie er auch quasselt
(und das ist jetzt nicht unbedingt negativ gemeint). Man könnte es
auch positver, höflicher ausdrücken, indem man sagt, macht er
auch in diesem Folgeband aus seinem Herzen keine Mördergrube,
sondern gibt sehr Vieles, sehr Privates von sich in erzählerischer
Manier frei.
So wie in Herbstblond der tragische Unfall
des Samuel Koch
eine große Rolle spielt, so sind es in Herbstbunt die totale
Zerstörung
seines Hauses in Malibu (eine umgebaute Mühle in der u.a. eine
Handschrift des von Thomas Gottschalk verehrten Rainer Maria Rilke
vollständig verbrannte) und die Trennung von seiner
langjährigen Frau
Thea. Dass diese kommen wird, wird auch daran deutlich, dass er
das Kapitel über den Brand des Haus damit enden lässt, dass
zwar der Betrag, den die Feuerversicherung ihm auszahlte
erklecklich gewesen sei, ihm aber seine Rilke-Handschrift
nicht zurückbringen könne und seiner Frau nicht ihre
Hüte, wobei es ihm um den
Rilke wirklich leid tue (Umkehrschluss!). Man hört sich beim
Lesen "Aha"
sagen.
Treu bleibt sich Thomas Gottschalk auch darin, dass - wie in Herbstblond - auch in Herbstbunt jedes Kapitel mit einem stets passenden Songtext
aus seiner Jugendzeit - die auch meine war - überschrieben ist. So
geht es etwa in "Hungry like a wolf" von Duran-Duran um Ernährung und so findet man im Kapitel "My Generation"
von The Who Aussagen wie die,
dass der ältere heterosexuelle weiße Mann (eine Spezie, der
sich der Autor in gleicher Weise zuordnet wie der Rezensent)
mittlerweile das einzige lebende Wesen ist, das keinerlei Artenschutz
für sich reklamieren kann.
Über Vieles, dass er (lapidar) über seine Jugend schreibt, könnte auch jeder Leser
dieser Rezension von seiner eigenen Jugend schreiben; aber welcher
Verlag würde das drucken? Hier greift natürlich der Promi-Bonus. Er
versteht es mit Belanglosikeiten die Seiten zu füllen. Entscheiden Sie
als Leser dieser Rezensenion, ob das was Gutes oder was Schlechtes ist.
Mein Fazit:
"Ungefiltert", der 3. Band des Entertainers, steht nicht ganz oben auf meiner Liste |
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Melanie Metzenthin
Die Stimmlosen
Herausgeber: Tinte und Feder ; Seitenzahl : 572
Format: Taschenbuch ; Erscheinungsdatum: Juli 2018 ; Rezensionsdatum: 31.08.24 ; ISBN 13: 978-2-919-80134-3
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Animiert durch "Im Lautlosen"
von Melanie Metzenthin griff ich zu diesem ihrem Werk und wurde - um es
vorweg zu nehmen - enttäuscht. Wenn ich auf den ersten
Seiten eines Buches mit der Nennung von Personen und deren Namen
derart "zugedröhnt" werde, wie in diesem Buch, dann .... ja dann
ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass ich dieses Buch
nicht zu Ende lesen werde. Das ist insbesondere deshalb schade, weil
ich nach im "Im Lautlosen" mehr erwartet hatte. Um einen etwas
holprigen Vergleich zu ziehen: Wie konnte Karl May (für den die Autorin angeblich eine Vorliebe hat) mit 2 Personen, Old
Shatterhand und Winnetou ( OK, zugestanden da war noch Winnetous
hübsche Schwester) spannende Geschichten schreiben, wenn Melanie
Metzenthin dazu eine solche Armada an Akteuren braucht? Nein, wenn man
sich - gottlob auch ohne an Alzheimer erkrankt zu sein - Notizen machen
muss, wer wer ist, um die Handlung nachvollziehen zu können, dann
ist es einfach ein Buch, das es m.E. verdient hat, mit "es gibt
Besseres" bewertet zu werden. Es ist ganz selten, dass ich ein
angefangenes Buch nicht zu Ende lese; dieses hier ist leider ein
solches. Ab in den Büchertauschschrank um die Ecke damit.
Möge jemand Anderes das völlig anders bewerten als ich und
damit seine Freude haben.
Fazit: Wenn Sie, liebe Leser dieser Rezension, ein gutes Werk dieser Autorin lesen wollen, dann lesen Sie ihr hier ebenfalls rezensiertes Werk "Im Lautlosen" .
Und: Ja es ist dies eine Wutrezension, Frau Metzenthin. Mögen Sie
mit Ihrer Ausbildung und Erfahrung Ihre Schlüsse daraus ziehen.
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Freida McFadden
The Housemaid is watching (Band 3 der Reihe)
Sprache: Englisch ; Herausgeber: bookouture ; Seitenzahl der Printausgabe: 402
Format: eBook ; Erscheinungsdatum: 11.06.24 ; Rezensionsdatum: 29.08.24 ; ASIN: BOCK4YL5FM
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Freida McFadden startet im Prolog mit
einem
Paukenschlag. Sodann aber, nach der Überleitung bzw. dem
Rückblick
auf 3 Monate zuvor,
lässt sie sich viel Zeit - um nicht zu sagen, raubt sie dem Leser
viel Zeit -
mit der Schilderung vieler Details über Enzo, mit dem Millie
mittlerweile
verheiratet ist und 2 Kinder hat und über das neu erworbenen
Haus, bevor
es dann wieder richtig spannend wird. Und nicht nur
weil
Millie die Nachbarin Suzette verdächtigt, mit Enzo anbinden zu
wollen.
Hätte ich das Buch nicht in englischer, sondern in deutscher
Sprache
gelesen, wäre es mir sicherlich als langweilig
vorgekommen. Aber im weiteren Verlauf überschlagen sich die
Ereignisse wieder, ganz so wie man es von der Autorin gewohnt ist.
Fazit: Dieser Band 3 der Reihe hat nicht die Klasse von„ The Housemaid“ (Band 1 der entsprechenden Reihe von Freida
McFadden) und von "The Housemaids Secret" (Band 2), weshalb man sich im Zweifelfall mit diesen beiden vorausgegangenen Büchern - oder besser noch mit "The Teacher" beschäftigen sollte. Daher lautet meine Bewertung "Es gibt Besseres" (und zwar von Freida McFadden).
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
(insbes. von Freida McFadden)
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Zeitverschwendung
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Greta R. Kuhn
Saarland Connection
Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: ; Erscheinungsdatum: ; Rezensionsdatum: 28.06.2024 ;
Verlag: Gmeiner ; ISBN: 978-3-8392-0072 8 |
Bei „Saarland Connection“ handelt es sich um das dritte Buch
der Autorin. Es ist nicht zwingend, die Bände 1 „Saarperlen“ und 2 „Goldene
Bremm“ zuvor gelesen zu haben; aber wie so oft bei solchen Buchreihen: besser
ist es schon, die Reihenfolge einzuhalten.
„Saarland Connection“ bietet viel Lokalkolorit, weshalb
Saarländer (wie der Rezensent einer ist) mehr Spaß beim Lesen haben dürften,
als z.B. ein Norddeutscher oder ein Bayer.
Für Lesefreude bei Saarländern sorgen die häufigen Bezüge zu
Örtlichkeiten oder Gegebenheiten des Landes: Seien es Ortsnamen, Stadtteile (
z.B. St. Arnual) oder Nennungen wie „Am Staden“, „Autobahnparkplatz Nähe
Homburg“, „Alte Schmelz in St. Ingbert“ und „Der Umbau des Gesundheitsamtes zur
THW“ lassen das Herz von Leuten, die wissen, dass „Die Garage“ in Saarbrücken. kein Ort
ist, um sein Auto unterzustellen, höherschlagen. Im Mittelpunkt all dessen steht das „Weltkulturerbe
Völklinger Hütte“ (für Nicht-Saarländer: eine Industriebrache, die gekonnt zu
einer weit anerkannten und geschätzten Kultur- und Begegnungsstätte transformiert
wurde) und welches in diesem Buch zum Schauplatz eines sehr außergewöhnlich in
Szene gesetzten Mordes wird.
Auch ganz gekonnt lässt die Autorin beim neuen Pavillon des
Saarlandmuseum (Moderne Galerie) Parallelen zu „BER“ und „Stuttgart 21“ einfließen.
Wenngleich die Summen nicht vergleichbar sein dürften, so denn doch die
Ursachen der Kostenexplosionen.
Das Buch erzählt die Geschichte der Hauptkommissarin
Veronika Hart und zahlreicher weiterer Akteure. Wobei die Betonung auf
„zahlreiche“ liegt. Dies erfordert zuweilen schon etwas mehr Konzentration und Erinnerungsvermögen
beim Lesen. Zugleich erweitert es natürlich den Kreis derjenigen, die als
Mörder in Frage kommen. Zwischen vielen dieser Akteure bestehen Beziehungen; man
kennt sich, man ist auf die ein oder andere Weise miteinander verbandelt. Ein Gestrüpp
aus Politik, Bauunternehmer, öffentlicher Verwaltung u.a.m. Eben
Saarland-Connection.
Allmählich schließt sich der Kreis und werden die Motive des
Mörders immer deutlicher. Insbesondere weil er nunmehr in Textpassagen zum
Erzähler wird. Dabei arbeitet die Autorin mit häufigen Wechseln zwischen dem
Bemühen der Polizei um Aufklärung einerseits und Tätigkeiten und Gedanken des
Mörders andererseits.
Fazit: ein Regionalkrimi, den zu lesen, sich lohnt.
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sehr lesenswert
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lohnt sich
(insbes. für Saarländer)
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Tom Hillenbrand
Die Erfindung des Lächelns
Format: Gebundenes Buch ; Seitenzahl: 512 ; Erscheinungsdatum: 7.09.2023 ; Rezensionsdatum: 14.6.2024 ;
Verlag: Kiepenheuer u. Witsch ; ISBN: 978 -3462003284
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Es
geht in diesem Roman um den Diebstahl des weltberühmten
Gemäldes von Leonarda da Vinci, der Mona Lisa oder wie sie in
Frankreich heißt: La Joconde. Im Sommer 1911 verschwand das Bild
aus dem Louvre. Um es ausnahmsweise vorweg zu nehmen:
Leider erfüllt dieses Buch in keinster Weise, die Erwartungen, die
durch das Cover des Verlages (Lob an Barbara Thoben, Köln) geweckt
werden und nicht zuletzt wegen dieses Covers hatte ich mich so auf
das Lesen dieses Buches gefreut. Diese Montmartre-Stimmung, diese
vom Impressionismus und aufkommenden Kubismus geprägte
Atmosphäre! Nur hie und da blitzt im Text ein klein Wenig davon
was auf. Die Malerei spielt im Buch eine viel geringere Rolle als
das Cover erwarten lässt.
Zahlreiche Namen (Die Jules, Juhels und Jouins auseinander zu halten
macht das Lesen anstrengend) und viele Handlungstränge lassen den
Leser lange warten bis sie - wenn überhaupt -
zusammenlaufen.
Langatmig, um nicht zu sagen langweilig, weil der Autor den Leser
über 512 Seiten hinweg mit unzähligen Namen kurzfristiger
Akteuren plagt und trotz dieser verwirrend hohen Zahl an Akteuren nicht
wirklich viel passiert. Stattdessen geht es um
Zuständigkeitsgerangel der unterschiedlichen Polizeibehörden
wie Direktorat, Kripo, Präfektur, die sich mit dem Verschwinden
der Jocande befassen
Mit dem Picasso, den man aus der Literatur über Malerei kennt und
von man ein Bild hat, auch ohne z.B. in Malaga im Museo Picasso gewesen
zu sein, hat die kriminelle Witzfigur in diesem Buch nichts zu tun.
Selbst wenn man dem Autor diese Verfälschung noch nachsehen mag,
toppt er das Skurrile in seinem Buch indem neben den Anarchisten auch
noch den Satanisten Raum gewidmet wird. Nicht nur aber auch war es das
Auftreten des Satanisten Aleister Crowley, dessen Gebaren mich
letztlich dazu brachten, das Buch im nächstbesten
Büchertauschschrank zu deponieren. Wirklich schade.
Mag man mir vorwerfen, dass ich nicht die nötige Konzentration
aufbrachte um all die Personen und Handlungsstränge auseinander zu
halten, so muss ich doch sagen „Weniger wäre mehr
gewesen“ und will auch zum Ausdruck bringen, dass ich
– will ich mich konzentrieren – ein Sachbuch lese; bei
einem belletristischen Werk hingegen will ich beim Lesen entspannen und
genießen.
Mein Fazit und hartes Urteil: Das Lesen dieses Buches ist verbunden mit
viel Verwirrung und wenig Spannung; es ist letztlich Zeitverschwendung!
Wenn Sie Impressionismus, Postimpressionismus und absinthgetränkte
Montmartre-Atmosphäre spüren wollen, dann lesen sie besser
z.B. „Elke Vesper: Schreckliche Maria, Das Leben der Suzanne Valadon“. |
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Freida McFadden
The Teacher
Sprache: Englisch ; Herausgeber: bookouture ; Seitenzahl der Printausgabe: 402
Format: eBook ; Erscheinungsdatum: 6.2.2024 ; Rezensionsdatum: 5.6.2024 ; ASIN : B0CGWBB9XG
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Nachdem „The Housemaid“ (Band 1 der entsprechenden Reihe von Freida
McFadden) mich derart begeistert hatte und das Buch für mich der
spannendste Psychothriller war, den ich seit langem gelesen hatte, war
ich von Band 2 dieser Reihe „The Housemaid´s Secret“ etwas enttäuscht
und war mir nicht mehr sicher, ob ich Band 3 (The Housemaid is
watching) auch lesen werde. Bis zum Erscheinen des Bandes 3 der Serie
(11. Juni 2024) habe ich die Zeit mit „The Teacher“ überbrückt. Auch da
ließ die Spannung eine ganze Zeit auf sich warten und hatte im ersten
Teil der Langatmigkeit etwas Raum gelassen, um dann aber, so ab der
Buchmitte, enorm aufzudrehen und letztlich das Prädikat Pageturner mehr
als verdient hat.
„The Teacher“ ist die Geschichte von Addie,
Adeleine Stevenson, die von zwei ominösen Ereignissen geprägt ist: zum
Einen sind dies die mysteriösen Umstände um den Tod ihres Vaters und
zum Zweiten ist da eine dubiose Sache mit einem Lehrer an ihrer Schule,
der daraufhin suspendiert wurde. Der zweite Handlungsstrang ist das
seltsam reglementierte Eheleben eines Lehrerehepaars an Addies Schule,
Nathanel, der der Poesie verfallen ist und Eve, für die wohl der Kauf
von Designerschuhen den Lebensmittelpunkt darstellt. Addie wird von
ihren Mitschülerinnen gehasst und gequält. Sie verliebt sich in ihren
Lehrer Nath und dann nehmen die Dinge – während Freida McFaden die
Sichtweise gekonnt von Addie zu Eve wechseln lässt - einen rasanten,
sehr dramatischen Verlauf |
ein Muss
(für Krimifans und Liebhaber der
englischen Sprache)
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Juli Zeh
Neujahr
Seitenzahl: 193 ; ISBN: 978-3-442-718962
Verlag: btb ; Format: gebundenes Buch ; Erscheinungsdatum: 10.09.2018 ; Rezensionsdatum: 6.5.2024
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Es ist die
Geschichte des vom Alltagsstress geplagten und von Albträumen und Panikattacken
gestressten Familienvaters Henning, der sich – zusammen mit seiner Familie - über
Weihnachten und Sylvester eine Auszeit auf Lanzarote gönnt, wo es dann zu ganz
besonderen Ereignissen kommt.
Insbesondere
für radfahrende Freunde des Lesens und für lesefreudige Radfahrer (beiden
Gruppen fühlt sich der Rezensent zugehörig), dürften am Anfang des Buches die
Schilderungen von Hennings Radtour, mit der Auffahrt zum Dorf Femes an der
Flanke des Atalaya, mit dem damit
verbundenen 20 % Anstieg bei heftigem Wind, sehr interessant sein und an manche
ähnliche eigene Tour erinnern.
Der völlig
entkräftete Henning begegnet dort oben sodann einer netten Frau, die sich
seiner annimmt und ab da dürften die Parallelen mit einer „normalen“ Radtour im
Urlaub aufhören, denn nun lässt Juli Zeh den Leser sanft in die Welt und in die
Zeit eintauchen, in der Henning als Kind schon einmal an diesem Ort, im Haus
dieser Frau gewesen war. Recht umfangreich schildert Juli Zeh seitenfüllend
diese Zeit.
Wenn Sie genauer
wissen wollen, was Henning und seine Schwester Luna damals erlebten, welche
Konsequenzen dieses Erleben für Hennings heutiges Leben hat und welche Folgen
er daraus zieht, dies zu erkennen, dann lesen Sie dieses Buch. Und erschrecken Sie
sich nicht beim Ende, denn es ist abrupt. Und es lässt den Leser nachdenklich
zurück, aber das ist keine negative Anmerkung.
PS: Von Juli Zeh sind hier auch rezensiert: Unterleuten, Nullzeit und Schilf. Sie wollen ein Ranking? Nun, dann ist Neujahr auf jeden Fall hinter Unterleuten und Nullzeit einzuordnen.
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Freida McFadden
The Housemaids Secret
Sprache: Englisch ; Herausgeber: bookouture ; Seitenzahl der Printausgabe: 321
Format: eBook ; Erscheinungsdatum: 20.02 2023 ; Rezensionsdatum : 21.04.2024
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Die
Geschichte mit Millie geht weiter. Dieser Band 2 der Reihe (nach
The Housemaid) spielt einige Jahre später. Man muss nicht
unbedingt Band 1 zuerst gelesen haben, aber besser finde ich das schon.
Freida McFadden bedient sich wieder der Technik des
mehrfachen Perspektivenwechsels und der Leser wird auch im 2.
Band wiederum gefesselt und staunt über die Wendungen, die
die Handlung nimmt.
Im Vergleich zum Band 1 (= The Housemaid) würde ich diesen gegenüber diesem Band
2 präferieren, weshalb ich hier eine Skala tiefer meiner Bewertung
wähle. Dennoch: Band 3 "The housemaid is watching" steht auf
meiner "bucket list"! Anm.: Von Freida McFadden ist hier auch "The Teacher" rezensiert. |
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sehr lesenswert
(für Krimifans und Liebhaber der
englischen Sprache)
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Freida McFadden
The Housemaid
Sprache: Englisch ; Herausgeber: bookouture ; Seitenzahl der Printausgabe: 336
Format: eBook ; Erscheinungsdatum: 27.4.2023 ; Rezensionsdatum : 28.02.2024 ; ISBN13: 978-1408728512
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Es ist die Geschichte von Millie, die in New York als "Hausmädchen" arbeitet. Im Haushalt von Nina Winchester
und deren nettem Ehemann Andrew (oder ist der doch nicht so nett?), der Tochter Cecilia und dem etwas
seltsam anmutenden Gärtner Enzo (oder ist der gar nicht seltsam?). Nun denn, ich
kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt etwas so Spannendes gelesen
habe. Der Leser wird gefesselt, vom Anfang bis zum Schluss. Dieser
Eindruck fusst auch, vielleicht sogar insbesondere, auf der Technik des
mehrfachen Perspektivenwechsel dieser jungen amerikanischen
Schriftstellerin, die im Hauptberuf als Ärztin arbeitet.
Die Folgebände "The housemaids secret"(Bd.2) und "The
housemaid is watching" (Bd.3) sind ein "must read". Anm.:
Von Freida McFadden ist hier auch "The Teacher" rezensiert. |
ein Muss
(für Krimifans und Liebhaber der
englischen Sprache)
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Claudia Kemfert
Schockwellen
- Letzte Chance für sichere Energien und Frieden -
Verlag: campus ; Seiten: 310
Format: gebundenes Buch ; Erscheinungsdatum: 8.2.2023 ; Rezensionsdatum : 25.02.2024 ; ISBN13: 978-3-593-51696-7
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Die Energie-
und Klimaökonomin Claudia Kemfert ist engagierte Kämpferin für eine Energiewende in Form einer Abkehr
von fossilen Energien in Form von Nutzung von mehr Wind, Sonne, Photovoltaik
(bürokratische Hemmnisse beseitigen), Biomasse, Wasserkraft, grüner Wasserstoff,
Pumpspeicherwerke, höhere CO2-Bepreisung, Wärmepumpen statt Öl u. Gas (Abwrackprämien),
energetische Gebäudesanierung, …
Gnadenlos
deckt sie die Fehler unserer Politiker der Vergangenheit auf. In ihrer Kritik
an Schröder, Merkel, Steinmeier, Gabriel und Altmaier u.a., mit denen sie „hart
ins Gericht geht“, nimmt sie kein Blatt vor den Mund.
Immer wieder
stellt sie die berechtigte Frage, wie es in der Vergangenheit sein konnte bzw.
wie es in der Gegenwart sein kann, dass wissenschaftliche Erkenntnisse so oft an
einer Mauer aus politischer Ignoranz abprallten bzw. immer noch abprallen. Sie
verficht nachdrücklich die These, dass die Kosten des Klimaschutzes deutlich
geringer sind als die des Klimawandels (u.a. S. 136), rät nachdrücklich zum
Anpacken und dazu endlich nachhaltig tätig zu werden. Holzschnittartigen Argumenten wie „das kann ja
gar nicht klappen“ wirkt sie kenntnisreich entgegen und es gelingt der Autorin
sehr komplexe Strukturen und Zusammenhänge sehr einfach zu erklären. Das gilt insbesondere
für alles rund um Gazprom.
Das Buch ist
Allen empfohlen, die sich argumentativ mit Klimawandelleugnern/-ignoranten
auseinandersetzen müssen/wollen und Letzteren empfohlen, um ihre Sicht der
Dinge kritisch zu hinterfragen.
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Florian Illies
Liebe in Zeiten des Hasses
- Chronik eines Gefühls 1929 - 1939 -
Verlag: S. Fischer ; Seiten: 432 ;
Format: gebundenes Buch ; Rezensionsdatum : 23.01.2024 ISBN13: 978-3-10-397073-9
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Oft geben Bücher, die man
allgemeinhin als Folgebände bezeichnet, nicht das her, was der erste Band der
Reihe hergab. Hier, bei Florian Illies ist es anders. „Liebe in Zeiten des
Hasses“ (der Untertitel lautet „Chronik eines Gefühls 1929 – 1939“) ist auch
nicht unbedingt ein Folgeband des von mir ebenfalls rezensierten, bezaubernden,
vorausgegangenen Werks von Florian Illies: „1913“. In „Liebe in Zeiten des
Hasses“ beschreibt Florian Illies in drei Kapiteln (davor; 1933; danach) sehr
eindrucksvoll die Leben, Handlungen, Verstrickungen, Stärken und Schwächen, Erfolge
und Versagen, Ängste und Gedanken einer Vielzahl zeitgenössischer Schauspieler,
Schriftsteller, Maler, Dichter, Künstler, um nur einige Genre zu nennen
(Selbstverständlich - auch wenn ich auch hier auf *innen o.ä. verzichte – auch
vieler Frauen). Sie alle zu nennen würde den Rahmen dieser Rezension sprengen;
um dennoch einen Eindruck zu vermitteln, seien einige hier aufgezählt: Gottfried
Benn, Hannah Arendt, Josephine Baker und natürlich die Familie Mann, Heinrich,
Erika, Thomas, Klaus, Golo, Max Beckmann, Berthold Brecht, Charlie Chaplin,
Marlene Dietrich, Otto Dix, Lion Feuchtwanger, Zelda Fitzgerald, Wassily
Kandinsky, Erich Kästner, Tamara de Lempicka, Lotte Lenya, Ruth Landshoff,
Henry Miller, Leni Riefenstahl, Jean-Paul Sartre, Pablo Picasso, Claus Schenk
Graf Stauffenberg, Kurt Tucholsky, F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway und
und …. ; ja und dann die Verflechtungen, meist Liebschaften, dieser Akteure
untereinander: Die Recherchearbeit muss gigantisch gewesen sein. Technik des
Autors dabei ist es nicht etwa, das Leben und Werken der Personen wie in einem
Lexikon zu beschreiben; vielmehr ist der Zeitstrahl die Leitlinie und immer
wieder werden mehr oder weniger lange (meist eher kurze) Passagen dargestellt,
was das Lesen sehr abwechslungsreich, aber nicht immer einfach macht; es lohnt
sich, immer mal wieder zurückzublättern und sich als Leser so seinen eigenen
roten Faden durch das Buch und durch die Zeit zu stricken. Mit jeder Seite
gewinnt man immer mehr Eindrücke über Liebe, Sex und Leidenschaften in dieser
Zeit; gegen Ende viel Nachdenken und es bleibt beklemmende Bedrückung.
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Für Geschichtsinteressierte
ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Stefan Koldehoff - Tobias Timm
Falsche Bilder - Echtes Geld
Verlag: Kiepenheuer & Witsch ; 304 Seiten (als E-Book gelesen) ; Rezensionsdatum : überarbeitet am 22.01.2024
ISBN-10: 3-462-04509-1 ; ISBN-13: 9783462045093
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Die Autoren Stefan Koldehoff und
Tobias Timm erzählen in diesem ihrem Buch detailliert und spannend die
Geschichte des früheren Kunstfälschers Wolfgang Beltracchi und seiner damaligen
Komplizen.Sie schildern in ihrem Buch, das
sich wie ein Krimi liest (Anm.: ich mag diese Kombination von Sachbuch und
Belletristik sehr) eindrücklich und spannend das Wirken des Wolfgang
Beltracchi, der über Jahre hinweg sehr gekonnt
Bilder bekannter Avantgarde-Künstler wie Max Ernst, Fernand Leger, Andre
Derain, Heinrich Campendonk u.a. gemalt (ehrlicherweise muss man sagen
„kopiert“) hat. Exzellente Werke, die dann als Originale mit hohem Gewinn verkauft
wurden. Die ersten Bilder entstanden nach Fotos verschollener Originale, später
kamen Kreationen hinzu, bei denen Teile verschiedener bekannter Bilder abgemalt
wurden. Wolfgang Beltracchi gelange es mit hohem Aufwand alles so zu gestalten,
dass ausgemachte Experten die Gemälde nicht als Fälschungen erkennen konnten.
Man denke an die Beschaffung der Leinwände, an die Fälschungen der
Galerieaufkleber, u.v.a.m . Es wird vermutet, dass noch heute Gemälde in Museen
hängen, die keine Originale, sondern Werke Beltraccis sind.
Man
mag bei der
Bewertung des Buches durchaus festhalten, dass Stefan Koldehoff und
Tobias Timm
mit ihrem Buch eine Lücke schließen, die das Kölner
Gericht, das den Fall zwischen 2010 und 2011 verhandelte, bei seiner
Verurteilung Beltraccis angeblich
zurückgelassen hat. Nämlich die, dass nicht genug, nicht tief
genug ermittelt
worden war, nicht so wie das eigentlich zu erwarten gewesen wäre.
Angeblich
wurden 170 Zeugen gar nicht erst gehört und blieben Tausende
Seiten akribischer
Ermittlungsarbeit unbeachtet.
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Gerard Donovan
Winter in Maine
Erscheinungsdatum: 2006 ; Rezensionsdatum: 26.12.2023
Verlag: Random House ; Format: Gebundenes Buch ; Seitenzahl: 207; ISBN 13: 978-3 630-87272-8
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Julius Winsome lebt allein in einer Hütte in hohen Norden
von Maine. Schon sein Vater und sein Großvater lebten in dieser Hütte. Julius lebt
dort im Einklang mit der Natur, mit den Jahreszeiten, mit den langen Wintern. Und
er lebt dort in starker Verbundenheit mit
seinem Hund und den Büchern seines Vaters, über 3.000 an der
Zahl, so dass die
Regale hierfür fast alle Wände der Hütte bedecken. Die
winterliche Ruhe rund um die Hütte wird in dieser Jahreszeit
regelmäßig durch Schüsse, die
Wilderer abfeuern, unterbrochen; aber das ist fast normal. Einer
dieser Schüsse
jedoch ändert aber so gut wie alles im
Leben von Julius Winsome. Gerard Donovan beschreibt die Ereignisste in
seinem Buch in drei Teilen : erstens. Die 5 Tage
vom 30.10. bis 2.11.; dann die Nacht des
2.11. und schließlich im dritten Teil die Zeit vom 3. bis zum 5. November. Insgesamt umfasst das Buch 50 spannende,
fesselnde, Kapitel . Der Schreibstil des Autors beeindruckt den Leser
Interessant ist auch, dass das Buch auch Autobiographisches enthält:
Auch der Autor hat einen Hund, der ihm
viel bedeutet und auch der Autor lebt auf dem Land, auf einer Farm, wenngleich
nah bei New York. Und Gerard Donovan bejaht in einem Interview die Frage, ob er
auch – wie Julius – "a lone wolf" sei.
Fazit: Leselust pur in jedem einzelnen Kapitel. Das Ganze eingebunden in ein stimmungsvolles Cover. Ein Buch, hat man es zugeklappt, den Leser
noch lange nachdenken lässt. Was will man mehr?!
Persönliche Anmerkung: Das Buch erhält auch deshalb einen besonders schönen Platz auf
meinem Regal, weil ich dieses Buch völlig durchnässt aus einem
Altcontainer geglaubt hatte. So ein Schätzchen zwischen all dem Altpapier.
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Meine
Bewertung:
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Für an Literatur Interessierte
ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Eva Rossmann
Freudsche Verbrechen
Erscheinungsdatum: 2001 ; Rezensionsdatum: 23.12.2023
Verlag: Bastei-Lübbe Band 15049 ; Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 333; ISBN 13: 978-3 404 15049 6
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"Verbrechen" statt "Versprechen" im Titel des Buches regte mich zum
Lesen an. Es handelt sich bei dem Buch um Band 3 der mit
(aktuell) 21 Bänden (!) ausgesprochen umfangreichen
"Mira-Valensky-Krimi-Reihe". Es geht in "Freudsche Verbrechen" um
Morde in der Neuzeit vor dem Hintergrund der Geschichte
Österreichs, speziell Wiens, zwischen 1938 und 1942.
Die Hauptakteure in dem Buch sind Mira Valensky, eine
Wiener Journalistin, zugleich begeisterte Köchin und
Genießerin ihrer Speisen, sowie ihre energische, bosnisch
stämmigen Putzfrau, zugleich Freundin Vesna Krajner. Viel
Wiener Lokalkolorit und zum Lesen vor einem Aufenthalt dort durchaus
empfehlenswert; vielleicht animierend für einen Besuch im dortigen
Freud-Museum.
Aber auch viel Geschichte, Familiengeschichte, über 3 Generationen
hinweg. Solche Bücher, bei denen man sich, um die Handlungen
komplett zu verstehen, beim Lesen stammbaumähnliche Notizen (im
Sinne von war sie jetzt Enkelin oder Tochter oder Nichte) machen muss,
sind ehrlich gesagt "not so my cup of tea". Ich habe das zuletzt
ausführlich gemacht bei Anna Karenina; aber mit Tolstoi und diesem
seinem Werk hat man es halt mit Klassiker der Weltliteratur zu tun und
da mag das schon mal angezeigt und lohnenswert sein.
Da das Buch auch nicht durchgehend spannend, sondern zuweilen
etwas langatmig ist, vergebe ich nur 2 von 5 Sternen, d.h. in meiner
Skala "Es gibt - in der unerschöpflichen Auswahl an Literatur
- Besseres". |
Meine
Bewertung:
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Für an Literatur Interessierte
ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Ingeborg Seltmann
Mit Horst im Glück
Erscheinungsdatum: 2017 ; Rezensionsdatum: 19.12.2023
Verlag: rororo ; Format: Taschenbuch ; ISBN 13: 978-3499290510
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Dafür, dass meine Rezensionen über die beiden ersten Bände der Reihe, nämlich "Mehr Zeit mit Horst" (aus dem Jahr 2014) und "Horst allein zu Haus"
(aus dem Jahr 2015) so positiv ausfielen, hat es zugegebenermaßen
sehr lange gedauert, bis ich endlich auch den 3. Band "Mit Horst im
Glück" (aus dem Jahr 2017) gelesen bekam. Zu meiner
Entschuldigung: Die Auswahl ist halt riesig und niemand weiß das
besser als Gabi König, die Ich-Erzählerin in den 3
Bänden. Jedenfalls kann ich sagen, auch dieser Band war wieder so
amüsant, kurzweilig und lebensnah geschrieben, dass man sich
wünscht, Ingeborg Seltman möge die vergangenen 6 Jahre
genutzt haben, um aus der Trilogie doch bitte noch eine
Quadrologie entstehen zu lassen. Mein Vorschlag wäre z.B. "Mit
Horst durch die Corona-Jahre" oder Ähnliches. Nun denn,
zunächst vergebe ich mal 4 Sterne (= sehr lesenswert) für
"Horst im Glück". Warum keine 5 Sterne? Warum nicht "Für
Literaturinteressierte ein Muss"? Gabi König kennt die Antwort:
Sie lautet in etwa "Was würde wohl Thomas Mann dazu sagen?" oder
"Es muss doch noch Luft nach oben bleiben für Die Buddenbrocks oder Der Zauberberg". |
Meine
Bewertung:
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Für an Literatur Interessierte
ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Olly Richards
Short Stories in English for Intermediate Learners
Erscheinungsdatum: 28.11.2019 ; Rezensionsdatum: 4.12.2023
Verlag: Teach yourself ; Format: E-Book ; ISBN 13: 978-1529361445
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Der vorausgegangene Band "Short Stories in English" machte
so viel Lust auf diesen Folgeband "Short Stories in English for
intermediate learners". Meine Erwartung wurde nicht enttäuscht.
Die Gliederung der Texte entspricht dem vorausgegangenen Band. Und auch
die Genres sind die Gleichen. Auch dieser Band ist eine absolute
Empfehlung für jeden, der seine Englischkenntnisse verbessern und
zugleich gut unterhalten werden will. |
Meine
Bewertung:
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Für an Literatur Interessierte
ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Olly Richards
Short Stories in English
Erscheinungsdatum: 24.6.2021 ; Rezensionsdatum: 20.10.2023
Verlag: Teach yourself ; Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 240 ; ISBN 10: 1473683556
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8 spannende Kurzgeschichten,
jeweils in Kapitel untergliedert, mit Vokabellistung und
Verständnisfragen nach jedem Kapitel. Die Texte aus den Bereichen Krimi, Science Fiction, Thriller und Geschichte sind
sehr phantasievoll und unterhaltsam
und lehrreich, für diejenigen, die ihr Englisch des Levels A2-B1
gem. Common European Framework of Reference (CEFR) verbessern wollen.
Das Buch macht Lust auf weitere ähnliche Werke des vielseitigen
Autors. (z.B. auf den Folgeband "Short Stories in English for
intermediate learners"). |
Meine
Bewertung:
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Für an Literatur Interessierte
ein Muss
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sehr lesenswert
|
lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Liao Yiwu
Wuhan
Erscheinungsdatum: 26.01.2022 ; Rezensionsdatum: 2.12.2023
Verlag: S. Fischer ; Format: gebundenes Buch ; Seitenzahl: 352 ; ISBN 10: 3103971052
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Bücher kann man nach den unterschiedlichsten Kriterien
differenzieren: es gibt dicke und dünne Bücher, es gibt alte und neue Bücher
usw. Sinnvoller und zielführender ist es natürlich, wenn man nach dem Inhalt
der Bücher differenziert: ich unterscheide diesbezüglich zwischen Fiktivem und
Realen bzw. zwischen belletristischen Büchern und Sachbüchern. Dieses hier
macht mir die Unterscheidung schwierig; es ist weder belletristisch noch ein
Sachbuch, oder besser gesagt, es ist sowohl ein belletristisches als auch ein
Sachbuch. Es ist - wie deutlich auf dem
Titel zu lesen ist - ein Dokumentarroman. Also ein Werk, das Reales und Fiktion
verknüpft. Der fiktive Teil ist schnell
dargestellt: er schildert u.a. die Erlebnisse eines Einwohners von Wuhan als
dieser nach einem längeren Aufenthalt in Deutschland nach China zurückkehrt und
40 Tage benötigt, um vom Flughafen in seine Wohnung und zu seiner Familie zu
gelangen, um dann von seiner Tochter erfahren zu müssen, dass seine Frau kurz
zuvor dem Virus erlegen ist.
Ebenso wenig wie das Buch somit in die o.a. inhaltlichen
Kategorien einsortierbar ist, lässt es sich auch nicht in die ansonsten von mir
verwendeten 5 Qualtitätskategorien einordnen.
Ist z.B. das Buch einerseits sehr lesenswert, so ist es andererseits für jeden,
der daran glaubt, dass zukünftige Kriege nicht mehr wie früher (oder derzeit
noch in der Ukraine und im Gaza-Streifen) durch Panzer und Raketen und
Landgewinne/-verluste gewonnen oder verloren werden, sondern dadurch wie es
gelingt, generell die progressivste Technik einzusetzen. Erwähnenswert in
diesem Kontext finde ich eine Fußnote zu Seite 228 auf Seite 350, wo aus "Der
Zeit" zitiert wird. Dort wird unter der Überschrift „China: Dieses
Schlachtfeld hat keine Grenzen“ ausgeführt "Ein künstlich herbeigeführter
Börsencrash, ein Hackerangriff, ein Gerücht oder Skandal, der den Währungskurs
des Feindes zum Absturz bringt oder seine Anführer im Internet bloßstellt, all
das gehört nun ins Arsenal der Waffen neuer Art". Zu ergänzen wäre noch: „Biotechnologie
ist also nach Schwertern, Gewehren, Atombomben die neue Waffe“.
Schon auf den allerersten Seiten gewinnt man den Eindruck,
dass man in diesem Buch weit mehr über China und Corona erfahren wird, als man
bisher gewusst hat. Eine Voraussetzung dafür ist, sich darauf einzulassen, dass
das Buch nicht immer leicht zu lesen ist. Auch wenn man nicht allzu viele
Sachkenntnis mitbringen muss, um zwischen Realem und Fiktivem zu unterscheiden,
so sind da doch viele andere Passagen, die der Autor einfließen lässt und die
den Lesefluss vorübergehend unterbrechen. Dazu zählen z.B. alte Gedichte und
eine Vielzahl von Fußnoten, die nicht am unteren Seitenrand, sondern am Ende
des Buches erläutert werden, was viel Blättern vor und zurück erfordert.
Inhaltlich rückt die Frage, ob das Coronavirus vom Tiermarkt
in Wuhan oder aus dem P4-Labor in Wuhan stammt, immer mehr ins Zentrum.
Klappt man nach der Lektüre das Buch zu, bleibt vermutlich
jeder sehr nachdenklich zurück.
Aus oben genannten Gründen wird ausnahmsweise auf eine
Zuordnung in eine der sonst üblichen 5 Kategorien (Für an Literatur Interessierte ein Muss, sehr lesenswert, lohnt sich,
es gibt Besseres, Zeitverschwendung) verzichtet!
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Meine
Bewertung:
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Für an Literatur Interessierte
ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Siehe zum Verzicht auf eine solche Eingruppierung obigen Text !
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Elke Vesper
Schreckliche Maria
Erscheinungsdatum: 1. 11. 2007 ; Rezensionsdatum: 19.10.2023
Verlag: Fischer ; Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 784 ; ISBN 10: 3596117807X
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Schon viel
habe ich über die Zeit des Impressionismus, dessen Vertreter auf dem
Montmartre in Paris, gelesen, aber noch nie so detailliert und so eindrucksvoll beschrieben
wie in diesem Buch. Insbesondere die Affären der Suzanne Valadon mit Henry
Toulouse-Lautrec, mit Eric Satie und anderen und ihr Zusammenleben mit
dem Bankier Paul Mousis und mit ihrer Mutter Madeleine und ihrem Sohn Maurice
Utrillo sowie ihre langjährige Partnerschaft mit Andre Utter werden
eindrucksvoll beschrieben . Was Elke Vesper über die beiden zuletzt genannten
zu Papier gebracht hat, welch ungeheure Sorgen und Nöte Maurice u.a. mit seiner
Alkoholabhängigkeit seiner Mutter und seinem Stiefvater bereitet hat,
beeindruckt den Leser.
Das Buch
beginnt mit rauen Schilderungen aus der Künstlerszene des Montmartre und mit
Bettgeschichten zwischen Marie und Henry Toulouse-Lautrec, der ihren Namen
Marie als unvereinbar mit ihrer sexuellen Begierde empfand und vorschlug, sie
solle sich ab sofort Suzanne nennen. Apropos sexuelle Begierde: ich bin nicht
prüde, aber manche Buchseite ist als nicht jugendfrei einzustufen und etwas
weniger detaillierte Schilderungen der erotischen Wünsche und Aktivitäten der
Suzanne und ihrer Männer hätten dem Buch eher gut getan.
Nun denn, es
ist jedenfalls phantastisch wie die Schriftstellerin ihre Leser in die Welt des
Impressionismus versetzt. So beeindruckend wie sie Gespräche zw. Cezanne,
Manet, Degas, van Gogh und vielen anderen wiedergibt.
Einfühlsam,
sehr gut nachvollziehbar beschreibt die Autorin das Paris zum Ende des 19.
Jahrhunderts, rund 100 Jahre nach der Revolution, die Eindrücke der Besucher
der Weltausstellung 1889 in Anbetracht des „300-Meter-Turms“ und die Zeit des
aufkommenden Impressionismus in der Malerei. Die Nennung der Straßen, Gassen
und Plätze auf der Butte Montmartre und anderswo in Paris und Umgebung animiert
dazu, dort beim nächsten Aufenthalt in Paris entlang zu spazieren. Insbesondere
die Rue Cortot Nr. 12-14, wo Suzanne Valadon, Andre Utter und Maurice
Utrillo wohnten und arbeiteten, steht dann auf der "ToDo-Liste"
Wer schon
über Impressionismus gelesen hat, der weiß, dass viele der Impressionisten
zeitgleich am selben Ort gelebt haben und sich gegenseitig gut kannten, sich
trafen und über ihre Malerei diskutierten. Aber noch nie wurde mir das so
eindrucksvoll vermittelt, wie Elke Vesper dies in diesem Buch tut. Ihre
Beschreibung der ersten Ausstellung ist so eingehend, dass man nach dem Lesen
glaubt, selbst dabei gewesen zu sein. Hinzu kommt, dass das Buch auch viel über
die beginnende Emanzipation der Frauen und den Feminismus erzählt.
Wenn Sie
sich für Impressionismus und nachfolgende Kunstrichtungen wie Expressionismus,
Fauvismus u.a. interessieren, lesen Sie unbedingt dieses Buch. Es wird Ihnen
viele neue Eindrücke vermitteln.
Wenn es
überhaupt etwas Negatives anzumerken gibt, so ist dies der Verzicht der
Schriftstellerin auf direkte Rede und Anführungszeichen und die Bevorzugung der
indirekten Rede, was das Lesen manchmal etwas erschwert.
Höchste Anerkennung
für das schier unermessliche Ausmaß an Recherchearbeit, welches Elke Vesper
bewältigt hat, um die 774 Buchseiten so gekonnt zu füllen.
Wer mehr
über Malerei des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts wissen will, für den
ist dieses Buch Pflichtlektüre. In keinem Buch dieses Genres habe ich so tiefgehenden
Einblicke in die Zeit und das Leben und die Gedanken der Künstler gewonnen.
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Meine
Bewertung:
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Für an Malerei Interessierte ein Muss
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Für alle Anderen sehr lesenswert
|
lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Gerd Gigerenzer
Klick
Originaltitel : How to Remain Smart in a Smart World ; Erscheinungsdatum: 23.11.22 ; Rezensionsdatum: 02.08.23
Verlag: Pantheon ; Format: gebundenes Buch ; Seitenzahl: 416 ; ISBN 10: 3570554767 |
Bisher hatte ich zum Thema "Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens" von Richard David Precht gelesen
und hier rezensiert. Nun fiel mir dieses Buch von Gerd
Gigerenzer in die Hände. Um Eines vorwegzunehmen: bedingungslose
Befürworter von KI sind beide hochintellektuellen Autoren nicht.
Auch ein Votum vorab: Vielleicht ist "Klick" von allen hier
rezensierten
Sachbüchern das Wichtigste und - nahezu
selbstverständlich - ist es nicht immer leicht zu lesen und direkt
zu verstehen. Der Autor liefert jedoch sehr, sehr viele Beispiele aus
den
unterschiedlichsten Themengebieten für Irrtümer über KI
und Irrtümer der KI. Und hieraus resultiert schon: auch für
Gefahren der KI. Er liefert auch unzählige, interessante Infos und
Berichte über Forschungsergebnisse zum Thema. Um hier nur eines
herauszugreifen: "Um alle Datenschutzerklärungen zu lesen, die ein
durchschnittlicher Internetnutzer im Jahr als "gelesen und verstanden"
markiert, bräuchte dieser 30 Arbeitstage". Haben Sie die zur
Verfügung? Ich nicht! Und somit wissen wir Beide, wie wir damit
umgehen; wir klicken auf "alle akzeptieren". Unter dem Strich
ist der Autor mehr der Warner als der begeisterte
Befürworter dieser neuen Techniken. Ich habe allerdings
(leider) kein Vertrauen, dass Gigerenzers
Meinungen und Ansichten und Bemühungen mehrheitsfähig
oder
durchsetzungsfähig sein werden.
Beeindruckend sind auch seine Ausführungen über z.B. Datingapps oder den
Sozialkreditscore: Dem Beispiel Chinas folgend haben Staaten in Asien
(Thailand, Myanmar, Vietnam) aber auch in Südamerika (Venezuela) und
Afrika (Tansania) entsprechende Planungen oder Systeme schon
eingeführt. Auf S. 231 führt der Autor aus "Ob
offen oder versteckt, Techunternehmen und staatliche Organisationen
bauen gemeinsam an einer Welt der totalen Überwachung. Beobachtet zu
werden wird unsere Zukunft sein - es sei denn, die Bürger, die
Gesetzgebung und die Gerichte greifen ein, um dem Scoring der
Bevölkerung Einhalt zu gebieten". Jede
Technik hat ihre guten und ihre schlechten Seiten. Mit einem Auto
kann man im guten Fall schnell von A nach B kommen; mit demselben Auto
kann man im schlechten Fall jemanden überfahren. Gigerenzer
schreibt -
wenn auch nicht nur, dann doch überwiegend - über die 2.
dieser beiden
Alternativen, über die schlechten Auswirkungen der KI . Er
schreibt
auch über bedauerliche Unfälle infolge Unachtsamkeit am
Steuer und dafür,
dass er speziell das Thema "Smartphone während des Autofahrens"
ausführlich behandelt und warnende Worte an den Leser richtet,
danke
ich ihm (wenngleich seine Worte wenig und mein Dank gar nichts
nützen und mir weiterhin Deppen entgegenkommen, die bei hoher
Geschwindigkeit auf ihr Handy glotzen). Fazit
mit Bezug auf den o.a. engl. Originaltitel: ich habe beim Lesen viel
Neues erfahren und werde mich bemühen, smart zu bleiben (oder zu
werden)
in der (unaufhaltbaren) "smarteren world".
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Remy Eyssen
Tödlicher Lavendel
Erscheinungsdatum: 28.04.2022 ; Rezensionsdatum: 20.05.2023
Verlag: Ullstein ; Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 464 ; ISBN 10: 3864932157 |
Sie kennen das
sicher: Ein regionaler Wein, der am Urlaubsort so sehr mundet, von
dem
man eine Kiste mit nach Hause nimmt, schmeckt daheim gar nicht mehr so
gut. Ähnlich ist das mit einem Roman, dessen Handlung in dem
Urlaubsort spielt, in dem man sich gerade aufhält. Wenn der Autor
z.B. eine Landschaft, ein
Städtchen, ein Denkmal o.ä. beschreibt, was man wenige
Stunden zuvor in Realita gesehen hat, steigert das unweigerlich
die Lust am Lesen. So jedenfalls erging es mir mit diesem Buch und das
beeinflusst meine Bewertung. Inhaltlich geht es um den Pathologen und
Gerichtsmediziner Dr. Leon Ritter, der von Frankfurt nach Le Lavondou
wechselt und dort in Verbrechen und allerlei Verstrickungen verwickelt
wird. Teilweise finden sich sehr grausame Schilderungen bez. der
begangenen Ermordungen und auch die Arbeit in der Gerichtsmedizin und
den zwangsläufigen Obduktionen, der Umgang mit den "Patienten" des
Dr. Ritter, ist nichts für Leser mit
schwachen Nerven. Hie und da kommt einem da schon das Schaudern. Der
Autor versteht es, die Charaktere gut darzustellen (so insbesondere den
Polizeichef und den Bürgermeister von Le Lavandou) die Spannung in
den mehr als 460 Seiten geschickt zu
steigern. Nebenbei geht Remy Eyssen auch auf aktuelle Themen wie die Hitze,
den Wassermangel und die gefährlichen Waldbrände in der
Provence bzw. Cote d´Azur ein. Die Lektüre lohnt sich;
weilt man gerade in der Region Provence-Cote d´Azur so ist das
Buch sehr lesenswert.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Carsten Sebastian Henn
Der Buchspazierer
Erscheinungsdatum: 2.11.2020 ; Rezensionsdatum: 2.4.2023
Verlag: Pendo ; Format: Kindle ; Seitenzahl der Print-Ausgabe: 224 ; ISBN 10: 3866124775 |
Bücher übers Lesen und Bücher
über Bücher wecken in mir
schon immer die Leselust. Es sei z.B. nur an „Bücher, Alles was man lesen muss“ von Christiane Tschirnt
verwiesen. Dieses hier wurde mir von einer lieben Freundin empfohlen
und damit lag sie
goldrichtig. Geradezu herzerweichend, wie Herr Kollhoff, ein in die
Jahre gekommener Mitarbeiter einer Buchhandlung, der bestellte
Bücher zu Fuß an die Kunden der Buchhandlung ausliefert und
die neunjährige Schascha miteinander und mit "ihren" Kunden
umgehen. Begleitet werden sie dabei von einer Katze namens Hund.
Vielleicht ist es eine der wesentlichensten Fähigkeit von
Büchern, Einsamkeit zu beseitigen. Jedenfalls haben die von den
Beiden mit viel Nächstenliebe ausgelieferten Bücher diese
Wirkung auf ihre Leser. Das
Buch von Carsten Henn macht Lust, weitere Bücher von diesem Autor
zu lesen, als da
wären "Der Geschichtenbäcker",
"Eine Prise Sterne", "Die letzte Reifung" und "Tod und
Trüffel".
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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Zeitverschwendung
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100 Karten, die deine Sicht auf die Welt verändern
Erscheinungsdatum: 5.2.2019 ; Rezensionsdatum: 19.3.2023
Verlag: Katapult ; Format: gebundenes Buch ; Seitenzahl: 208 ; ISBN 10: 3455005381 |
Ein
außergewöhnliches Sachbuch, das verblüffende
Erkenntnisse auf einfachste Art und Weise vermittelt. Mit solchen
Karten hätte mir der Erdkundeunterricht in der Schule mehr
Spaß gemacht. Um nur wenige von den 100 herauszugreifen:
Hätten Sie geglaubt / haben Sie gewusst, dass die gesamte
Weltbevölkerung von derzeit 7,6 Milliarden Menschen -
vorausgesetzt 2 Menschen würden sich nebeneinanderstehend einen
Quadratmeter teilen, was für Versammlungsstätten eine
gängige Größe ist - eine Fläche von nur 62 x 62
Kilometern einnehmen würden. Die 3.844 Quadratkilometer, die man
dafür benötigte, würden nur wenig über die Grenzen
des Saarlandes (2.570 qkm) hinausreichen. Oder, dass man nur eine
einzige Fläche auf dem Atlantik von 1.500 x 1.500 km
benötigen würde, um die gesamte (!) Welt mit Strom aus
Windkraft zu versorgen. Sehr anschaulich auch die Doppelseite, die die
Länder der Welt nach ihrer Größe darstellt: von den
riesigen Ländern wie Russland, Kanada, China, USA bis zu den
kleinsten wie auf der Buchseit kaum noch zu erkennenden Ländern
wie Israel, Slowenien oder Kuwait. Solche vergleichende, bildliche
Darstellungen bis zum geographischen Unterschied zw. Semikolon und
Strichpunkt, bis zu einer Weltkarte, die den Alkoholkomsum der
Bevölkerung der Länder darstellt u.v.a.mehr, lassen einen
gemütlich und wissbegierig durch die 208 Seiten
blättern.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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Zeitverschwendung
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Ferdinandvon Schirrach
Nachmittage
Erscheinungsdatum: 24.8.2022 ; Rezensionsdatum: 5.3.2023
Verlag: Luchterhand Literaturverlag ; Format: gebundenes Buch ; Seitenzahl: 176 ; ISBN 10: 3630877230 |
26 Geschichten, manche kaum eine Buchseite füllend, wie z.B.
die Nr. 9 oder 11; manche über 20 Seiten lang, wie die Nr. 8. Überhaupt die
Nr.8: Sie ist meine Lieblingsgeschichte, weil erst im letzten Absatz alles klar
wird. So wie auch bei der Nr. 18 oder bei der Nr. 12, wo es gar das letzte Wort
ist, das die ganze Geschichte ausmacht; sozusagen die Quintessens de luxe . Die
16 ist richtig spannend. Dann aber auch mal, wie die Nr. 17, zunächst völlig Unzusammenhängendes auf 2
Seiten zusammengequetscht und es bleibt dem Leser überlassen, den Zusammenhang
zu erkennen. Bei anderen - wie der Nr. 23 und 24 - fehlt ein Highlight am
Schluss und der Autor lässt den Leser etwas ratlos zurück. Insgesamt allemal
ein lesenswertes, weil "Denkanstöße gebendes Buch". Die Lektüre lohnt sich.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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Christoper Kloeble
Das Museum der Welt
Erscheinungsdatum: 20.08.2021 ; Rezensionsdatum: 2.1.2023
Verlag: dtv ; Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 528 ; ISBN 13: 978-3-423-14805-4 |
Das Buch erzählt die Geschichte, besser gesagt die Abenteuer,
eines 12-jährigen, eigensinnigen Waisenjungen aus Bombay (heute
Mumbai) in den Jahren 1853/1854. Es ist somit ein Abenteuerroman. Noch
treffender ist es als Schelmenroman zu bezeichnen (wird doch ein
solcher dadurch gekennzeichnet, dass er schildert, wie sich der aus
unteren gesellschaftlichen Schichten stammende Hauptakteur in einer
Reihe von Abenteuern durchs Leben schlägt und dabei seine niedere
Geburt zu überwinden versucht, indem er permanent nach Aus- und
Aufstiegsmöglichkeiten sucht). Und weil neben dem Waisenjungen
namens Bartholomäus die drei Brüder Hermann, Adolf und Robert
Schlagintweit Hauptakteure sind, ist es auch ein Reisebericht, ein
Historienroman und fast auch ein Sachbuch; denn die beschriebene
Forschungsreise dieser 3 zu Zeiten Alexander von Humboldts durch Indien
fand tatsächlich (so oder so ähnlich) statt.
Und der Leser lernt etwas über die politischen Verhältnisse
in Indien in dieser Zeit. Speziell über die britischen
Kolonialherren in Form der East India Company, die Mitte des 19.
Jahrhunderts bereits seit rund 200 Jahren ganz Indien kontrolliert.
Bartholomäus führt ein qualvolles Leben im Waisenhaus. Er ist
intelligent; spricht verschiedene Sprachen, was ihm dazu verhilft, dass
die drei Forscher aus Bayern ihn als Dolmetscher mitnehmen. Zwischen
Bartholomäus und Adolph Schlagintweit entwickelt sich eine
besondere Beziehung.
Es ist ein überraschendes, ein eigenwilliges Buch, oft bizarr und
seltsam. Kritisch anzumerken ist, dass der Lesefluss häufig
dadurch gestört wird, dass der Autor auf wörtliche Rede in
Anführungszeichen verzichtet. Sätze wie z.B. Wer ist da?,
fragte sie (also mit Komma hinter Frage- oder Ausrufezeichen und das
mehrfach hintereinander) würde man einem Grundschüler nicht
durchgehen lassen.
Mein zweiter Kritikpunkt: es fehlt ein Glossar, der die vielen für
einen Europäer fremdartigen Ausdrücke und Bezeichnungen
listet und erläutert. Oder wissen Sie was die Vickys, eine
Baramahda, Diwali, eine Diya, ein Maharaja, Urdu, Gujarati, ein Harami
usw. sind?
Drittens ist anzumerken, dass es das Geheimnis des Autors bleibt, wieso
ein 12-jähriger Waisenjunge neunmalklug erklären kann, dass -
um nur ein Beispiel zu nennen
- Holismus eine Ganzheitslehre ist, der die Vorstellung, dass Systeme
und ihre Eigenschaften, als Ganzes und nicht nur als Zusammensetzung
ihrer Teile zu betrachten sind, zugrunde liegt.
Fazit: ein durchaus geschichtlich lehrreiches, oft (zu) skurriles, geheimnisvolles, nicht immer leicht zu lesendes Buch.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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Andrea De Carlo
Wenn der Wind dreht
Erscheinungsdatum: 23. September 2008 ; Rezensionsdatum: 13.12.2022
Verlag: Diogenes ; Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 432 ; ISBN 10: 3257237839 |
Das Buch schildert eine unglaubliche
Geschichte, die vier erfolgsverwöhnte, der Mailänder Oberschicht zuzuordnenden
Personen erleben, als sie sich mit einem Immobilienmakler in einem Multivan auf
eine Fahrt nach Umbrien begeben, um dort zum Verkauf stehende Häuser auf dem
Lande zu besichtigen. Die vier, das sind das Ehepaar Enrico und Luisa Guardi,
er Architekt und sie Buchverlagslektorin, sowie Arturo Vannucci, seines
Zeichens Inhaber eines Möbelgeschäfts und die TV-Entertainerin Margaritha
Novelli; der fünfte im Auto ist der der Makler Alessio Cingaro, der - seine
Provision vor Augen – während der Anreise nicht müde wird, seine Kunden von den
Vorzügen der Immobilien und dem entspannten Leben auf dem Lande überzeugen zu
wollen.
Nach ersten
Meinungsverschiedenheiten über der Frage, ob am Zielort erst das Hotel bezogen
werden und die Besichtigung der Häuser am Folgetag erfolgen soll oder ob man
doch noch vor Einbruch der Dunkelheit – über deren Zeitpunkt auch
unterschiedliche Meinungen bestehen - zu den Objekten fahren soll, kommt es zu
einer folgenschweren Autopanne, die eine Weiterfahrt in der zwischenzeitlich
eingebrochenen Nacht nicht zulässt. Mit der Reaktion von Margaritha gegenüber
dem am Steuer sitzenden Vannucci, der ihres Erachtens die Panne verursacht hat,
werden der zunächst beim Start noch ungezwungenen Atmosphäre weitere Risse zugefügt.
Die 5 müssen das Auto stehen lassen und in der Dunkelheit und Einsamkeit bei
Regen ihren Weg zu Fuß (hierfür war keiner gerüstet) fortsetzen. Sie streben als einzig möglichen Zufluchtsort
Lichter am Waldrand an. Natürlich nicht ahnend, dass ihr Aufenthalt dort so
enden wird, wie er endet. An den Gehöften angelangt treffen sie auf Mirta und
Gaia und Arup und Lauro sowie die Kinder Aria und Icaro. Die plötzliche Erkenntnis,
dass es sich bei den Gebäuden um exakt die handelt, die die 4 zwecks möglichem
Erwerb besichtigen wollen, trifft diese wie ein Paukenschlag.
Auch die Leute mit den
altertümlichen Namen und ebensolcher Kleidung, Hausrat und Werkzeug, die sich widerrechtlich
in den von den ursprünglichen Bewohnern verlassenen Häusern ohne Strom und
fließendes Wasser einquartiert haben, um darin ein vom Verzicht auf jeglichen Luxus,
mehr noch ein von der Abkehr von allen modernen Errungenschaften geprägtes Leben
in totaler Abgeschiedenheit zu führen, sind geschockt. Dennoch legen die Aussteiger
zunächst eine gewisse Gastfreundschaft an den Tag. Mit dem Verlauf jedoch werden
die unterschiedlichen Ansichten immer deutlicher und die zwischenmenschlichen Probleme
immer größer. Auch die Gefühle der so unterschiedlichen Akteure und Charaktere
nehmen immer breiteren Raum ein und bestimmen immer mehr deren Reden und Tun.
Schließlich wird neben der materiellen
Rückständigkeit der Bewohner eine moralische Rückständigkeit, mindestens bei
deren Gästen immer deutlicher. Vergangenes wird in Erinnerung gebracht, um sich
gegenseitig zu denunzieren und schlecht zu machen. Letztlich eskaliert es zwischen den 5
Mailändern immer mehr.
Als Bewertung ist festzuhalten: Mit dem Szenario der Anreise
beginnt der Roman zunächst etwas langatmig. Die Szenen mit den 5 Dauertelefonierenden
im Auto nerven etwas. Spannend wird es, als sich nach der Autopanne
herausstellt, dass die Gebäude, die die 5 in ihrer Not zu Fuß ansteuern, genau
die sind, die diese erwerben wollten. Das überrascht den Leser an dieser Stelle
(zugegebenermaßen ging es zumindest mir so) und das baut unvermittelt einen
Spannungsbogen auf, der im Folgenden noch sehr viel mehr gespannt werden wird.
Kleine Punktabzüge erhält das Buch, weil die Dialoge manchmal etwas gestelzt rüberkommen
und manche Schilderungen etwas zu langatmig sind. Insgesamt jedoch eine
absolute Leseempfehlung. Und beim Lesen stellt man sich stets eine Verfilmung
des Romans vor und das spricht ebenfalls für dieses Werk.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Tommy Jaud
Millionär
Erscheinungsdatum: 7.11.2008 ; Rezensionsdatum: 13.12.2022
Verlag: Fischer ; Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 320 ; ISBN 10: 3596174759 |
Lang ist es her, dass ich ein Buch von Tommy Jaud gelesen hatte. Zuletzt hier rezensiert wurden "Vollidiot - Der Roman Simon Peters, Band 1" (aus 2006) und "Resturlaub - Das Zweitbuch" (aus 2007).
Beide empfand ich damals als "sehr lesenswert". Nun fiel mir
"Millionär - Der Roman Simon Peters, Band 2)" aus dem Jahr
2008 in die Hände. Und es interessierte mich (auch 14 Jahre
danach), ob dieses Buch mit den früher Erschienenen mithalten
kann oder - was bei viel schreibenden Autoren, zu denen Tommy Jaud
sicher gehört, hie und da schon mal passiert - ob aufgrund einer
Art "Restegedankenverwertung" die Qualität gelitten hat. Fazit:
Das Buch fängt stark an um dann - so ab der Mitte - stark
nachzulassen. Während man sich in der ersten Hälfte
köstlich amüsiert, z.B. über Simons Anrufe bei der
Beschwerdehotline von Procter&Gamble, wird es dann einfach zu viel,
zu gestelzt, zu langatmig, zu überzogen; letzlich recht platt.
Schade.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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BirgitKelle
Gendergaga - Wie eine absurde Idee unseren Alltag erobern will
Erscheinungsdatum: 2015 ; Rezensionsdatum: 19.11.2022
Verlag: adeo ; Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 224 ; ISBN 13: 978-86334-045-2 ; Fotoquelle: eigenes Foto |
Einfach
köstlich mit welchem Wortwitz, wie kenntnisreich und engagiert
Birgit Kelle in diesem bereits 2015 im adeo-Verlag erschienenen Buch
jeden, der
Gendermainstreaming für wenn nicht gar unsinnig so doch für
mindestens absolut überzogen hält, in dieser seiner
Meinung bestärkt. Und jede (hier weiche ich ausnahmsweise mal -
ein
Schelm/eine Schelmin, der/die
Böses dabei denkt - vom generischen Maskulinum
ab), die sich der Bewegung verschrieben hat, geradezu der
Lächerlichkeit preisgibt. Wobei einem das Lachen vergehen kann,
wenn man bei Birgit Kelle mit detaillierten Quellenhinweisen liest mit
welchen Etats einschlägige Akteure und Stellen
ausgestattet sind - und zwar mit Deinem und meinem
Steuergeld. Auch ansonsten beschreibt die Autorin sehr kompetent
die Szene, in der es um viel mehr geht als um Gendersternchen und
Schreibweisen wie „Leser*in“, „LeserIn“,
„Leser_in“, „Leser/in“ oder
„Leser:in“. Ich nehme für mich in Anspruch keinesfalls
antifeministisch zu sein und auch
nicht rechtsaußen zu stehen und bewerte dieses Buch dennoch als
"sehr lesenswert". So, und ab jetzt warte ich auf
höchstrichterliche Entscheidungen, wenn Eltern2 gegen Eltern1
klagt, weil er/sie sich durch die 2 als zweitrangig und
zurückgesetzt fühlt.
Von Birgit Kelle stammen übrigens auch "Dann
mach doch die Bluse zu - Ein Aufschrei gegen den
Gleichheitswahn!" aus dem Jahr 2013 und "Noch normal, das
lässt sich gendern - Genderpolitik ist das Problem und nicht die
Lösung " aus dem Jahr 2020.
Und mit "Genug gegendert! Eine Kritik
der feministischen Sprache" von Tomas Kubelik sowie "Von Menschen
und Mensch*innen: 20 gute Gründe, mit dem Gendern aufzuhören"
von Fabian Payr finden sich weitere lesenswerte Bücher zum Thema.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Ingrid Noll
Selige Witwen
Erscheinungsdatum: 25.10.2002 ; Rezensionsdatum: 09.11.2022
Verlag: Diogenes ; Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 272 ; ISBN 13: 978-3257233414 |
Zweifelsohne ist die 1935 in Shanghai
geborene Ingrid Noll
eine sehr erfolgreiche, bekannte, weil begabte, Schriftstellerin. Das
belegen
die Vielzahl ihrer Romane und deren Auflagenzahlen. Ihr bereits 2002
erschienenes
Buch "Selige Witwen" hat mich jedoch nicht überzeugt. Klar macht
es
zunächst Laune und einen besonderen Reiz aus, wenn die eigentlich
doch sehr
nett daherkommenden Hauptakteurinnen Maja und Cora sich immer mehr als
wahrhaft
Kriminelle erweisen und der Leser sich fragt, wieso sympathisiere ich
mit denen
statt mich zu echauffieren über das, was die da anstellen. Aber
reicht das um
so viel Spannung aufzubauen, dass man das Buch unbedingt zu Ende lesen
will und
muss? Bei mir war das nicht der Fall. Aber ich denke andererseits auch,
dass ich Ingrid Noll sicher noch eine Chance geben werde.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Kimberly McCreight
Eine perfekte Ehe
Erscheinungsdatum: 03.05.2021 ; Rezensionsdatum: 21.10.2022
Format: Taschenbuch ; Verlag: droemer-knaur ; Seitenzahl: 544 ; ISBN 13: 978-3-426-28262-5
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Die Vielzahl der Akteure
erschlägt den Leser. Kaum ein Satz ohne Eigenname(n). Kaum ein
Absatz ohne wörtliche Rede. Bis weit über Seite 100 hinaus,
"nullkommanix" an Spannung; dafür aber gefühlt 40 - 50
handelnde, nein sprechende Personen. Ja, ich gebe es zu, ich musste mir
auf einem Zettel notieren, wer wessen Ehemann/-frau, Sohn/Tochter,
Freund/Freundin usw. ist, um den Überblick über die
Beziehungsgeflechte zu behalten. Konsequenz: das Buch landet ganz
schnell wieder dort, wo ich es her hab: im Büchertauschschrank an
der Ecke.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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D.O. Hasselmann
Die Höllenfahrt der Acheron
Erscheinungsdatum: 8.07.2022 ; Rezensionsdatum: 14.09.2022
Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 365 ; ISBN 13: 979-8839081208
|
Bereits in meiner Rezension zu D.O. Hasselmanns Buch „ Im
Langboot“ hatte ich angekündigt, dass ich ein weiteres Buch von ihm nur allzu
gerne lesen werde. Nun bot der im gleichen Genre angesiedelte Thriller „Die
Höllenfahrt der Acheron“ hierzu die Gelegenheit.
Sehr atmosphärisch, schillernd, eindrucksvoll, plastisch
beginnen die - zunächst - zwei Erzählstränge in 1756 bzw. 1765, um bald
zeitgleich zu verlaufen. Während der junge David Flatt im 1. Erzählstrang
Hauptakteur ist, ist es der von Beginn an sehr ominös wirkende Elijah im zweiten. Und der Leser ahnt früh, dass sich die Wege
von David und Elijah bald kreuzen werden, was dann in den Kap. 15 u. 16 auch
passiert, als David Zeuge einer Predigt des Elijah auf einem Londoner
Marktplatz wird. Beide ahnen da noch nicht, dass die Höllenfahrt der Acheron
über den Atlantik zugleich ihre eigene Höllenfahrt werden wird. Während Handeln
und Reden des Elijah immer rätselhafter werden, gewinnt David zunehmend an
Charakter und Tatkraft.
Was sich dann im weiteren Verlauf auf diesem Schiff abspielt,
hat die Bezeichnung Höllenfahrt wahrlich verdient. Wenn der Leser glaubt,
schlimmer könne es nun nicht mehr werden, dann … wird es schlimmer. Dies
steigert sich dahin, dass Denken und Tun der Besatzung der Acheron in
Anbetracht des Leids an Bord, wofür Elijah mitverantwortlich ist, nichts
Menschliches mehr haben.
Der Leser, zumindest gilt das für mich, stellt sich beim
Lesen dauernd vor, wie imposant eine Verfilmung dieses Buches doch sein würde.
Und das ist die Folge der sehr plastischen Schilderungen des Autors und somit
als Anerkennung der schriftstellerischen Leistung zu verstehen.
Die Geschehnisse werden hie und da zudem durch kleine kurze
Sätze und Anmerkungen in englischer und portugiesischer Sprache und gar Latein
im Text „gewürzt“.
So manchen Ausdruck der Seglersprache, wie z.B. die Bramrah, der Fockmast, das Dollbord und das
Bugspriet u.a.m kennt der Leser ja bereits aus D.O. Hasselmanns erstem Buch „Im
Langboot“. Jetzt lernt er auch noch das Schanzkleid, die Großmarsrahe, das Fallreep, die Persenning
und gar das Kielschwein u.a.m. kennen und weiß nach der Lektüre, wo die
achterliche Kajüte ist und was es bedeutet, wenn die Schiffsglocke Glasen
schlägt.
Unterm Strich bleibt für mich festzuhalten, dass D.O.
Hasselmann nach „Im Langboot“ mit „Die Höllenfahrt der Acheron“ sogar noch eine
Steigerung gelungen ist. Meine Bewertung lautet erneut „sehr lesenswert“.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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Jean-LucBannalec
Bretonische Geheimnisse ; Kommisar Dupins siebter Fall
Erscheinungsdatum: 26.06.2018 ; Rezensionsdatum: 31.08.2022
Verlag: KiWi ; Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 400 ; ISBN 13: 978-3462052015
|
Bei dem Autor handelt es
sich um Jörg Bong, deutscher Staatsbürger, der die Tatsache,
dass er sich in seine Wahlheimat verliebt hat - was ja durchaus
verständlich ist - dadurch unterstreicht, dass er nicht unter
seinem Namen publiziert - wozu man stehen will, wie man will. Gleich zu
Beginn des Buches ist ein gewisses Durchhaltevermögen des Lesers
durchaus gefordert, indem dieser die zahlreichen Personen und Akteure
und deren Namen und Rollen permanent memorieren muss, um
Jörg Bong bzw. dem Plot zu folgen. Nach 70 Seiten sind das -
gefühlt - fast die gleiche Anzahl an Namen und Personen. Not so my
cup of tea - wenn hier dieser englische Ausdruck erlaubt ist. Nachdem
dann Kommissar Dupins Mitarbeiter Inspektor Riwal in der Lage
war, einem Gremium von 10 - 12 Wissenschaftlern (allesamt
Universitätsprofessoren, Mittelalterhistoriker, Inhaber einer
Professur für Archäologie u.ä.m) quasi aus dem Stand
einen diese belehrenden Vortrag über exakt deren - durchaus
ausgefallene Spezialwissensgebiete - zu halten, tat ich das, was ich
ganz selten mit einem Buch mache: ich hörte auf zu Lesen und
klappte es ein letztes Mal zu. Im Büchertauschschrank möge es
jemanden in die Hände fallen, der mehr damit anzufangen
weiß. Vielleicht erhält Jean-Luc Bannalec und sein Dupint
noch eine Chance, denn auf meinem Schreibtisch liegt ungelesen noch
"Bretonische Nächte - Kommissar Dupints elfter Fall", aber nur
vielleicht; denn wenn dem Autor "schon" im 7. Band scheinbar "die Luft
ausgegangen" ist, wie ist das dann im 11.Band !?
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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Zeitverschwendung
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Dietmar Bittrich
Müssen wir da auch noch hin?
Erscheinungsdatum: 22. März 2019 ; Rezensionsdatum: 24.06.2022
Verlag: dtv ; Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 208 ; ISBN 13: 978-3423217880
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In meiner Jugend
hörte ich öfters den Spruch "Reisen bildet". Ich bin mir
fast sicher, dem im selben Jahrzehnt geborenen Dietmar Bittrich ging es
damals auch
so und er würde dem auch heute noch zustimmen. Dies
wenngleich sein durchaus gelungenes Werk wohl eher den Tielt "Reisen
nervt" verdient hätte. Amüsant beschreibt er all die vielen,
möglichen Erschwernisse einer Reise und insbesondere die vielen
möglichen und tatsächlichen Eigenarten und Absonderlichkeiten
der Mitreisenden. Auch wenn das Buch so ab dem 3. Drittel der insges.
39 Geschichten etwas "abflacht" und der Esprit verpufft, ist es
insgesamt doch kurzweilig zu lesen und insbesondere empfohlen auf einer
Reise. Ob es "unterm Strich" nun Lust aufs Reisen oder Lust aufs
Daheimbleiben macht, sei jedem Leser überlassen. Sollten Sie sich
für Ersteres entscheiden, wünscht der Rezensent Ihnen, dass
es Ihnen nicht so ergeht, wie dem wie dem ruder- und
fotografierfreudigen Paar auf der Umschlagillustration.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
(insbes. wenn man gerade Urlaub plant)
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Zeitverschwendung
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Caren Benedikt
Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen
Erscheinungsdatum: 2.3.2020 ; Rezensionsdatum: 23.05.2022
Verlag: blanvalet ; Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 528 ; ISBN 13: 978-3764507077
Titelfoto: eigenes Foto
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Vorbemerkungen: Liest man anlässlich eines Aufenthaltes auf Rügen (nach Wellenglitzern von Marie Merburg)
dieses Buch von Petra Mattfeldt (veröffentlicht unter ihrem
Pseudonym Caren Benedikt), dessen
Handlung ebenfalls auf dieser Ostseeinsel spielt, sorgt dies
insofern für einen Lesegenuß, als man auf den Straßen
in Binz promenieren kann,
deren Namen in dem Roman genannt sind.
Und weilt man gar mit dem
Buch am Strand und hat dabei einen Blick auf genau das Gebäude,
welches auf dem Cover abgebildet ist, so reicht das schon für eine mindestens um eine Stufe
bessere Bewertung als würde der Rezensent dasselbe Buch z.B. im
bayerischen Wald lesen.
Zu was ganz Besonderem zählt dann, wenn eine liebe Bekannte dem
Rezensenten kurz nach dessen Rückkehr aus Rügen von ihren
verwandtschaftlichen Verbindungen zu Rügen im Allgemeinen und
speziell zum Kurhaus, das im Roman das Grand Hotel ist,
berichtet.
Zum Inhalt: Hauptakteurin ist Bernadette von Plesow. Als Kind in ärmlichen
Verhältnissen aufgewachsen, verlässt sie ihre Eltern,
heiratet einen reichen Mann und bekommt mit ihm vier Kinder: Alexander,
Constantin, Maximilian (dessen Tod im 1. Weltkrieg neben ihrer
Verwitwung einen weiteren großen Schicksalsschlag für
Bernadette darstellt) und Josephine. Bernadette leitet in diesen sog.
"Goldenen Zwanzigern" das Grand Hotel an der Strandpromenade in
Binz. Eines der dort tätigen Zimmermädchen, Marie, spielt
eine weitere Hauptrolle in dem Buch.
Wenn es ein Merkmal für einen Roman ist, sich von z.B. einer
Kurzgeschichte dadurch zu unterscheiden, dass die Charaktere sich im
Laufe der Handlung verändern, dann mag "Das Grand Hotel" und
mögen insbesondere Marie und Josephine gute Beispiele
dafür sein.
Die politische Entwicklung in dieser Zeit, die Deutschland und
große Teile der gesamten Welt einige Jahre später ins
Verderben führen sollte, wird im Buch zwar angedeutet, nimmt aber
keine herausragende Rolle ein. Die gesellschaftliche Entwicklung,
Inflation und Reparationszahlungen mit Ausgelassenheit und
Ausschweifungen zu begegnen, kommt insbes. an der 2.
Handlungsstätte, der Hauptstadt Berlin, und dem dortigen -
von Bernadettes Sohn Constantin geleiteten Hotel Astoria - und
seinem angegliederten Variete zum Ausdruck. Dort ist es laut, schrill,
schnell und die unbändige Lust auf Leben steht im Vordergrund.
Neben "Das Grand Hotel - Die nach den Sternen greifen" hat Petra Mattfeldt auch "am 15. März 2021 und
" am 21.03.2022 veröffentlicht.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
(insbes. wenn man auf Rügen weilt)
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Marie Merburg
Wellenglitzern
Erscheinungsdatum: 16.03.17 ; Rezensionsdatum: 10.05.22
Format: Kindle, ASIN:
B01EVA7JL2
Seitenzahl als Printausgabe: 432
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Anlässlich eines
bevorstehenden Urlaubs auf Rügen kam ich zu diesem Buch. Dem Band
1 von 5 Bänden dieser Reihe. Locker-flockig, meist kurzweilig und
humorvoll erzählt die Autorin (die auch unter dem Namen Janine
Wilk Kinder- und Jugendbücher publiziert) darin vom Schicksal der
Sophie Lehmann aus Freiburg, die sich gerade von ihrem Mann Felix
getrennt hat und auf Rügen in ihrem Segellehrer Ole ihre neue
große Liebe findet. Geht man das Buch ohne allzu
große Erwartungen an, so wie ich das getan habe, ist es durchaus
eine entspannende Lektüre und man wird nicht enttäuscht.
Ist man - im Gegensatu zum Rezensenten - weiblichen Geschlechts, mag
das umso mehr zutreffen. Einen Punkt Abzug gibt es meinerseits, weil
manche Dialoge in Anbetracht der Umstände der sie begleitenden
Ereignisse dann doch etwas zu künstlich wirken; und einen weiteren
Punktabzug gibt es, weil ich mir etwas weniger Liebesgeflüster und
etwas mehr Lokalkolorit - wenngleich klar ist, dass ein
belletristisches Buch kein Reiseführer sein soll und sein darf -
erhofft
hatte. Mein Gesamturteil "lohnt sich", wenn man es wie oben
bereits gesagt "locker, flockig" mag und insbesondere wenn man gerade
auf Rügen weilt. Wünscht man sich gleichfalls Rügen, aber etwas mehr Tiefgang empfiehlt sich " Das Grand Hotel" von Caren Benedikt.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
(insbes. wenn man auf Rügen weilt)
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Oliver Döring
Der Jogger - Hauptkommissar Funkes erster Fall
Erscheinungsdatum: 14. Februar 2015 ; Rezensionsdatum: 25. Jan. 2022
Format: Kindle, ASIN: B00TNPQJMQ
Seitenzahl als Printausgabe: 779
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Oliver Döring
gelingt es mit seinen Andeutungen in einzelnen Kapiteln durchaus, einen Spannungsbogen aufzubauen. Der Preis
dafür ist aber, dass vieles einfach zu lang ist, dass er die 779
Seiten des Buchen füllt, indem er eine Unzahl handelnder Akteure
mit teilweise komplizierten Verflechtungen in die Geschichte einbaut
und zuweilen nicht davor zurückschreckt auch noch das kleinste
Detail, das für keinen Leser von Bedeutung ist, zu erwähnen,
zu beschreiben. Beispiele gefällig? O. Döring schreibt nicht
"Funke klingelte", sondern er schreibt "Funke betätigte den quadratischen Klingelknopf links von der Tür" (Seite 274) oder er schreibt nicht "Frohloff öffnete die Tür zum Garten", sondern er schreibt "Frohloff öffnete die grün lackierte Gartenpforte, indem er den schwarzen Knauf nach unten drückte." (Seite 409)! Auch die Dialoge der Akteure sind zum Teil langatmig und gestelzt.
Jedes Kapitel wechselt die Szene; ein Handlungsstrang jagt den
nächsten und viele Kapitel beginnen mit dem Namen einer Person und
der Leser fragt sich zumeist "Äh... wer war das jetzt noch mal?".
Zudem viele Details aus des Autors Heimatstadt und Funkes Wirkungskreis
Lübeck. Letztlich ist es dieses Verzetteln was hier einer
über meine Einstufung "es gibt Besseres" hinausgehenden Einstufung
(wie "lohnt sich" oder gar "sehr
lesenswert") entgegensteht. Von daher lass ich momentan mal
dahingestellt, ob es für mich und diese Rezensionsseite noch zu
einem
2. Fall des Kommissars Funke kommen wird. Keinesfalls werden es 8 (so
viele sind bisher erschienen).
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Thomas Mann
Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
Erscheinungsdatum: 1954 ; Rezensionsdatum: Dez. 2021
Format: Kindle, ASIN: B00E6H0AAS
ISBN 10: 3596902819 ; Seitenzahl als Printausgabe: 428 ; Verlag: S.Fischer
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Was
für ein Klassiker!!! Welch eine Sprache!! Satzbauten mit
zahlreichen Schnörkel und Verschachtelungen und Einschüben
und einer Wortwahl wie sie heute von keinem Autor mehr gewählt
würde .
In unserer vergleichsweise sprachverarmuteten Zeit muss man viele
Sätze in der Tat zweimal lesen, um ihre Bedeutung ganz zu
verstehen. Von 1910 bis 1913 hat der Literaturnobelpreisträger von 1929
Thomas Mann an diesem Werk gearbeitet - ohne es zu vollenden, um
dann von 1950 bis 1954 weiter daran zu schreiben. Leider wieder ohne es
zu vollenden, aber das mindert nicht den Gesamtwert dieses Romans des
1955 verstorbenen Schriftstellers. Eine sehr vergnügliche Szene
ist die Musterung des Felix Krull. Einer der beeindruckendsten
Charaktere ist Professor Kuckuck und eine sehr lesenswerte Passage des
Romans, ist die, in der er auf der Zugfahrt von Paris nach Lissabon im Speisewagen dem Felix Krull, pardon, inzwischen dem Marquis de Venosta (!) die Schöpfung und das Universum erklärt.
Übrigens gibt es aktuell eine recht gute Verfilmung aus 2020/21. Das Drehbuch dazu stammt u.a. von Daniel Kehlmann, von dem hier auch Tyll , Beerholms Vorstellung und Die Vermessung der Welt rezensiert
sind. Natürlich muss der Film an einigen Stellen vom Original
abweichen, etwas mehr klamaukähnliche Szenen einbauen
u.ä, aber das ist unterm Strich sehr gekonnt gemacht.
Es gibt viele Druckausgaben des Werks: das von mir hier gewählte
Titelfoto oben links ist das der Ausgabe von 1954 des Verlages
S.Fischer; das stimmungsvollere oben rechts daneben stammt aus einer
neueren Veröffentlichung.
Aus dem Werk von Thomas Mann ist hier auch rezensiert: Der Zauberberg
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Philip Plickert (Hrsg.)
Merkel
Erscheinungsdatum: 13. Juli 2021 ; Rezensionsdatum: 02.10.2021
Format: Taschenbuch ; ISBN 10: 3959725140 ; Verlag: FBV ; Seitenzahl. 350
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24 Autoren fassen 16 Jahre Merkel ebenso gnadenlos wie interessant und kenntnisreich zusammen und
zeigen zumeist nachvollziehbar auf, dass sie bzw. wir es eben nicht
geschafft haben (um dieses berühmt gewordene Zitat aus 2015 zu
verwenden). Z.B. beschreibt Wolfgang Ockenfels eindrucksvoll, dass
Merkel mit ihrer Entscheidung in 2015 die Grenzen zu öffnen, eine
Völkerwanderung eingeleitet hat, die einen jahrelangen
unbearbeiteten Stau an Asylanträgen verursachte, aufgrund dessen
die Chancen für berechtigte Asylbewerber, die vor politischer oder
religiöser Verfolgung fliehen, schwinden und dass man besser den
Millionen Armutsflüchtlingen das Verbleiben in ihrer Heimat durch
wirksamere Entwicklungshilfe ermöglichen sollte. Ralp
Georg Reuth betrachtet die Familiengeschichte der Angela Merkel
kritisch, indem er viel über ihren Vater, Horst Kasner (ein
evangelischer Theologe, der 1954 aus Hamburg in die DDR
übersiedelte) berichtet und wie dieser in der DDR einen
Studienplatz für Naturwissenschaft für seine Tochter
besorgte, während Kindern von systemkritisch eingestellten
Pastoren, wie etwa denen von Joachim Gauck, der Besuch einer
Universität verweigert wurde. Sehr interessant auch der Vergleich
des Dominik Geppert, zwischen Merkel und Thatcher. Am eindrucksvollsten
ist Thilo Sarrazins Kapitel, das dieser 11 Jahre nach seinem Buch
"Deutschland schafft sich ab" verfasst hat. Merkel
hat dieses Buch, welches Sarrazin 5 Jahre vor (!) der großen
Flüchtlingswelle geschrieben hatte, nicht gelesen, aber
bezeichnete es als "nicht hilfreich". Desweiteren hervorzuheben
ist wie Michael Wolfssohn aufzeigt, dass Merkel 2015 viel zu weinig
zwischen Kriegs- Bürgerkriegsflüchtlingen, politsches Asyl
Suchenden, Wirtschaftsflüchtlingen und unser Sozialsystem
Ausnutzenden unterschieden hat und stattdessen alles in den Topf
"Menschen in Not" geworfen hat. Eine letzte besondere Erwähnung gilt zudem Necla Kelek und ihren
Ausführungen darüber, dass es vielen Migranten um die
Durchsetzung von Gruppenrechten geht, dass es einen hohen Anteil
Integrationsverweigerer gibt, die ihren Taditionen und Gebräuchen
verhaftet bleiben und eine Sonderstellung für ihre Religion und
Lebensweise beanspruchen; desweiteren Gruppen, die ihre Ethik, Sitten und
Wertvorstellungen hier zur Norm machen wollen, sich selbst ausgrenzen
und in gegengesellschaftlichen Strukturen leben.
Anm.: Zuwanderung ist aufgrund der Demographie in Deutschland unstrittig
notwendig. Was ich mir daher noch gewünscht hätte, wäre ein Beitrag gewesen, der die Berechtigungen gem. des
Asylbewerberleistungsgesetzes mit den Anforderungen und Voraussetzungen des
Fachkräfteeinwanderungsgesetzes vergleicht.
Fazit: liest man das Buch, kommt Angela Merkel noch schlechter weg,
als auf dem Titelfoto. Oder - um es mit einem Zitat aus der Allgemeinen
Zeitung, Mainz, auszudrücken: "Das Buch ist ein Tornado, der
Muttis Garten verwüstet".
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Meine
Bewertung:
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Für jeden politisch Interessierten
ein Muss
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sehr lesenswert
für alle dazwischen
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lohnt sich - auch für nicht politisch Interessierte
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Andreas Schäfer
Das Gartenzimmer
Erscheinungsdatum: 21.07.2020 ; Rezensionsdatum: 26.09.2021
Format: gebundenes Buch ; ISBN 10: 3832183906 ; Verlag: DuMont
Schöffling & Co
Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Zeh-adler-engel.htm (c) Dieter Wunderlich
Schöffling & Co
Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Zeh-adler-engel.htm (c) Dieter Wunderlich
Schöffling & Co
Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Zeh-adler-engel.htm (c) Dieter Wunderlich
; Seitenzahl: 352
3-89561-054-2, 444 Seiten
Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Zeh-adler-engel.htm (c) Dieter Wunderlich
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Eine
liebe Freundin sorgte mit dem Geschenk dieses Buches dafür, meine
durch einen Unfall verursachte Rekonvaleszenszeit kurzweiliger werden
zu lassen. Das Buch erzählt aus dem Leben des Architekten Max
Taubert und seiner Frau Charlotta, des Bauherrenpaars Adam und Elsa
Rosen und der späteren Hauseigentümer Frieder und Hannah
Leckebusch sowie sehr vieler Anderer. Davon sind primär der
verstorbene Sohn von Adam un Elsa, Richard, der Sohn von Frieder und
Hannah, Luis, die Hauhälterin der Leckebuschs, Maria, und deren
Tochter, zugl. Freundin von Luis, Ana, zu nennen. Desweiter spielen
Xenia, die Partnerin von Frieder nach dessen Trennung von Hannah sowie
eine ganze Reihe weiterer Personen ein Rolle, von denen hier Josi und
Monika, die Zwillingskinder von Max und Lotta, der Architekturredakteur
Julius Sander, der Verfechter Rassenlehre, Alfred Rosenberg, Liese, die
Haushälterin von Elsa und ihr Sohn Kurt zu nennen wären. Der
Autor spannt den Bogen der Ereignisse und die Geschichte der von Max
Tauber gebauten Villa in Berlin-Dahlem über mehr als ein
Jahrhundert; von 1908 bis 2013. Und er tut dies nicht chronologisch: er
springt in dieser bewegeten Zeit mit u.a. 2 Weltkriegen zwischen den
Jahrzehnten hin und her. Damit fordert er dem Leser einiges ab; um
nicht zu sagen, er mutet ihm einiges zu. Die Zeitsprünge und die
Vielzahl der Akteure erfordern konzentriertes Lesen. Wer das nicht mag
oder nicht kann, bleibt so irritiert zurück wie der Berlin-Kenner,
der Berlin-Liebhaber vermutlich begeistert bis zur letzten Zeile
durchhält.
Die Umschlagillustration ist sehr gelungen. Hierzu verweise ich auf www.gordon.de.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich (insbes. für Berlin-Fans)
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es gibt Besseres (für alle Anderen)
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Zeitverschwendung
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Juli Zeh
Adler und Engel
Erscheinungsdatum: 2001 ; Rezensionsdatum: 28.7.2021
Format: Kindle ; ISBN 10: 9783442729265 ; Verlag: btb
Schöffling & Co
Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Zeh-adler-engel.htm (c) Dieter Wunderlich
Schöffling & Co
Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Zeh-adler-engel.htm (c) Dieter Wunderlich
Schöffling & Co
Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Zeh-adler-engel.htm (c) Dieter Wunderlich
; Seitenzahl der Printausgabe: 444
3-89561-054-2, 444 Seiten
Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Zeh-adler-engel.htm (c) Dieter Wunderlich
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" Eigentlich"
lese ich jedes Buch, das ich begonnen habe zu, zu Ende. Und
" normalerweise" verbietet es sich, ist es geradezu ein "No go",
eine Rezension über ein Buch, das man nicht zu Ende
gelesen hat, zu schreiben. Bereits anfangs, bei den ersten Kapiteln, keimte der
Wunsch in mir, von o.a. "eigentlich" mal abzuweichen. Noch widerstand
ich der Versuchung. Gegen Buchmitte war ich gar froh darüber. Aber
nach einem "Lesefortschritt 66 %" war es mir dann doch zuviel, zu wirr,
zu skurril, zu anstrengend. Ja, ich war fast erschöpft und
mein E-Book zuzuklappen, kam mir vor, als sei eine Last von mir
genommen. Harte Worte eines Hobbyrezensten über die Arbeit einer
so bekannten, renommierten Schriftstellerin. Aber dazu unten mehr.
Juli Zeh erzählt in diesem ihrem Erstlingswerk die
Lebensgeschichte von Max , der zunächst zum anerkannten Juristen
für Völkerrecht aufsteigt um dann - u.a. nachdem sich seine
Jugendfreundin Jessie während eines Telefonats mit ihm erschoss
und infolge seiner Rauschgiftsucht - tief zu fallen. Begleitet wird er
dabei von Clara, eigentlich Lisa Müller, ihres Zeichens eine Art
Seelentrösterin o.ä. nächtens bei einem Radiosender und
zugleich Psychologiestudentin. Neben Jessie, die die Tochter
des Drogenbarons Herbert war, spielen der Professor von Clara, genannt
"Schnitzler", die Sektretärin von Max, Maria, die Dogge Jacques
Chirac, Shershah, der der Sohn des iranischen Botschafters in
Äthiopien ist, Claras Tontechniker Tom, Jessies Bruder Ross, der
renommierte Völkerrechtler Rufus, das Kriegsverbrechertribunal in
Den Haag, die UCK, Serbien, Albanien und ... wesentliche Rollen. Alles
klar?
Shershah, der Sohn des iranischen Botschafters in Äthiopien,
Quelle: https://www.dieterwunderlich.de/Zeh-adler-engel.htm (c) Dieter Wunderlich
Juli Zeh macht, während sie o.a. Akteure handeln lässt,
massenhaft Zeitsprünge, wechselt die Szenen jeweils
unangekündigt, unerwartet; nicht von Kapitel zu Kapitel sondern
von Absatz zu Absatz. Sie macht das allersdings geschickt;
lässt den Leser nicht zweifeln, wo und wann er sich
befindet, aber dennoch.... es strengt an. Zuweilen wird das
wettgemacht, durch sehr berührende, kunstvolle Formulierungen. So
um nur wenige Beispiele zu nennen (Kap.14, erste Sätze): " Durch
das kleine quadratische Treppenhausfenster sehe ich den Mond, er liegt
in Wolkenwirbeln versunken wie auf dem Grund einer Sahneschüssel.
Die Sonne hat ihm einen zerwühlten, nassgeschwitzten Himmel
hinterlassen und ist aufgestanden, um ihm für ein paar Stunden
das Bett zu überlassen." oder (Kap. 15) " Am
Horizont ist jetz ein heller Streifen, die Nacht hebt ihren
fetten schwarzen Arsch, mit dem sie auf der Landschaft sitzt, langsam
vom Rand der Schüssel ab" oder (drittes und letztes Zitat aus Kap.19 "... und der Tag Schrittchen für Schrittchen nach Westen davonkriecht."
Schön! Und u.a. deshalb schreibe ich diese Rezension,
obwohl das Buch nicht zu Ende gelesen wurde. Und dennoch: Hätte
ich Adler und Engel als gedrucktes, gebundenes Buch, stünde
es jetzt nicht im Regal im Wohnzimmer, sondern im
Büchertauschschrank neben dem Marktplatz..
Es ist gut zu wissen, dass Juli Zeh gerade erst 27 war, als dieser ihr
Debütroman erschien, dass er geschrieben wurde als "Funktelefone"
und "Kosten für Ferngespräche" eine Rolle spielten und
dass sie sich danach mit " Nullzeit" und " Unterleuten" und " Über Menschen"
so enorm gesteigert hat. Ich will nicht soweit gehen, hier von
Zeitverschwendung zu schreiben, aber es gibt Besseres; speziell von
Juli Zeh.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres;
insbesondere von Juli Zeh
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Zeitverschwendung
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Thomas Mann
Der Zauberberg
Rezensionsdatum: 13.07.2021
Verlag: Fischer-Taschbuch ; Erscheinungsdatum: 1.4.91 ; Seitenzahl: 1002 ; ISBN 10: 3-596-29433-9
Umschlagillustration: "Neige,
Opio"; Foto von Jacques-Henri Lartigue, 1945
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Nach vielen Jahren und
ein Stück weit müde und abgeneigt von der Masse statt Klasse (Ausnahmen
bestätigen auch hier die Regel) des gegenwärtigen, aktuellen Literaturangebots,
widmete ich mich wieder diesem zwischen 1913 und 1924 entstandenen Klassiker
der Bildungsromane. Dass ich mich aktuell nach einem Fahrradunfall ebenso wie
der Vetter von Hans Castorp, Joachim Ziemßen, in der Rekonvaleszenz befinde und
ebenfalls wie einige der weiteren Insassen des Lungensanatoriums in Davos, das
in dem Buch beschrieben wird, auf die Heilung eines Pneumothorax hinarbeite,
motivierte mich zusätzlich. Durch die Unfallfolgen dazu gezwungen, mich wie
Hans und Joachim in eine Art „Liegekur“ zu begeben, hatte ich somit Zeit und
Muße, mich wieder den über 1000 Seiten und dem Schreibstil dieses großen
Literaten zu widmen. Thomas Mann schreibt nicht – um nur ein Beispiel zu nennen
– „Am Abend sank die Temperatur“; er schreibt (Zitat aus dem ersten Kapitel)
„Da ein Wind sich aufgemacht hatte, wurde die Abendkühle empfindlich“. Insgesamt ist er ein
Fest, dieser Roman. Ein Fest der Worte, der Gedanken, der Sätze. Welch ein
Reichtum in unserer sprachverarmuteten Zeit. Sätze über fast eine Buchseite,
die jedem Gymnasiasten viele rote Korrekturen einbrächten; aber welcher
Gymnasiast könnte solche Sätze formulieren? Ein Feuerwerk an Bildung eines
großen Schriftstellers (von dem hier auch " Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" rezensiert ist). Seinerseits damals animiert durch eine
Tuberkulosererkrankung seiner Frau Katia, führt Thomas Mann den Leser an der
Seite von Hans Castorp, der statt der geplanten 3 Wochen sieben Jahre auf dem
Zauberberg bleiben muss und will, durch eine morbide Sanatoriumsgesellschaft,
bevor diese - wie ganz Europa - im Chaos des 1. Weltkrieges versinkt.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Guillaume Martin
Sokrates auf dem Rennrad
Erscheinungsdatum: 24.02.2021 ; Rezensionsdatum: 08.06.2021
Format: Kindle; ISBN 10: 3957260531 ; Verlag: Cavadonga ; Seitenzahl der Printausgabe: 208
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Ohne jeden Zweifel ist der 1993 in Paris geborene Guillaume
Martin ein ausgezeichneter Sportsmann, ein hervorragender Radrennfahrer! Die
Tour de France 2017 beendete er als 23. der Gesamtwertung. Die Tour in 2018 als
21., 2019 wurde er Gesamtzwölfter und in 2020 erreichte er seine bis dahin
beste Gesamtplatzierung und wurde Elfter. Das sagt ganz, ganz viel. Dass er
zudem an der Universität Nanterre ein Philosophiestudium erfolgreich abschloss
ist umso anerkennenswerter.
Für mich war es reizvoll zu erfahren, ob er darüber hinaus
gar noch ein guter Schriftsteller ist und ob es ihm gelungen ist, zwei derartig
unterschiedliche Themenfelder wie Leistungssport und Philosophie in einem Buch
sinnvoll zu verweben. Seine - letztlich
doch sehr schräge - Idee war es, berühmte Philosophen unterschiedlichster Epochen
und Herkunft unter Außerachtlassung ihrer Lebenszeit vor Jahrhunderten oder
Jahrzehnten (Aristoteles, Platon, Sokrates, Nietzsche, Immanuel Kant, Karl
Marx, Diogenes, Siegmund Freud, Heidegger, Jürgen Habermas, Heraklit,
Marc-Aurel, Machiavelli, Spinoza, (und gar
Albert Einstein (!) den er auch zu den Philosophen zählt) soz. wiederauferstehen zu
lassen und zu simulieren, sie seien in der Jetztzeit Mitglieder eines
Tour de France -Teams !! Das Cover veranschaulicht diese verrückte Idee recht gut. Der
Gedanke insges. ist jedoch sehr, sehr gewagt. Letztlich ein Experiment, das
nicht so originell ist, wie es zunächst erscheinen mag und das weder zum
Etappensieg und schon gar nicht zum Gelben Trikot führt. Gar nicht passend fand ich zudem, daneben
noch die Namen ehemaliger Radrennfahrer - speziell deutscher - zu verballhornen (z.B. Jaques Anque pil,
Rudi Alti ch, Erik Za del, Jens V ogt, Jan Ullri g, …).
Dass G. Martin in einem Nachwort seine Überlegungen zu
erklären – man könnte auch sagen zu rechtfertigen – versucht und gar selbst von
„haarsträubender Fiktion“ (!) spricht, versöhnt mich auch nicht mit ihm und macht
das Buch auch nicht zu einem kurzweiligen Lesegenuss.
Ich komme als Gesamtfazit zu "Es gibt Besseres"
und ich verweise zum Beleg dafür alle Literatur- und zugleich
Radsportinteressierte auf Benjo Maso " Der Schweiß der Götter" und
insbes. auf Wilfried de Jong " Ein Mann und sein Rad"
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Juli Zeh
Über Menschen
Erscheinungsdatum: 22.03.2021 ; Rezensionsdatum: 10.05.2021
Format: Kindle; ASIN:
B08MCCT78N ; ISBN 978-3-630-87667-2 ; Verlag: Luchterhand ; Seitenzahl der Printausgabe: 417
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Vorbemerkung: Von
Juli Zeh stammen u.a. auch die hier ebenfalls rezensierten Werke
"Unterleuten", "Schilf", "Leere Herzen" und "Nullzeit". Das Besondere an "Über
Menschen" ist auf den ersten Blick seine herausragende Aktualität.
Konkret seine Bezüge zur aktuellen Corona-Pandemie. Näher am
Puls der Zeit kann ein Roman nicht sein! Wie schafft es eine Autorin in
einen am 22. März 2021 veröffentlichten Roman so viele
Aspekte einzubauen, von denen sie 12 Monate vorher keine Ahnung hatte; keine Ahnung haben konnte? Diese
Einschätzung sei hier erlaubt, da Juli Zeh ansonsten nicht nur
Schriftstellerin, Juristin und Richterin an einem
Landesverfassungsgericht, sondern zudem hellseherische Epidemiologin
sein müsste.
Inhalt und Bewertung: Dora, Marketingfachfrau, flieht aus der Hauptstadt; flieht vor dem Lockdown und vor ihrem
Partner Robert, der übergangslos vom Greta-Thunberg-Anhänger
zum überzeugten Corona-Mahner und zum fanatischen Verfechter aller Corona-Schutzmaßnahmen mutierte.
Mit der Wandlung des Robert zeichnet Juli Zeh eine derzeitige
Entwicklung in unseren Medien und in unserer gesamten Gesellschaft nach: Die
Klimakatastrophe ist nicht mehr DAS Nr.1-Thema.
Dora flieht also aus Berlin nach Brandenburg, genauer in die
Prignitz im nordöstlichen Zipfel des Landes, noch genauer - und dann
fiktiv - nach Bracken. Ihr Leben wird ab da bestimmt, durch ihre
Kontakte mit den an der Zahl wenigen, in ihren Strukturen um so
vielfältigeren Nachbarn. Allen voran Gote, der sich selbst als
Dorfnazi bezeichnet, mit seinen Kumpels beim Saufen im Garten
das
Horst-Wessel-Lied singt, wie sich später zeigt, gar in eine
Messerstecherei verwickelt war und von daher jemand ist, mit dem Dora
beim
besten Willen nicht in Kontakt kommen will. Und mit dem sie in Berlin
auch nie in Kontakt gekommen wäre (Zitat aus Kap. 50: "... die sich auf Tinder niemals
begegnet wären. Dafür hätte der Algorhitmus gesorgt.").
Anders in Bracken. Und dann
zeigt sich, dass Gote nicht nur in dieses o.a. Raster passt, dann
kommen doch auch ganz andere Charaktereigenschaften in ihm zum
Vorschein. Das Besondere an
"Über Menschen" - neben der oben schon erwähnten
Aktualität - ist es somit, dass es Juli Zeh gelingt, das
Entstehen von Nähe zwischen zwei Menschen ungeachtet ihrer ansonsten miserablen Übereinstimmungswerte zu schildern. Das Buch ist
somit auch ein Plädoyer dafür, in anderen Menschen nicht nur das zu
sehen, was einem als Erstes auf- und einfällt; ihnen auch eine Chance zu
geben, aus der Schublade, in die man sie zunächst gesteckt hat,
wieder ein Stück weit raus zu kommen.
Fazit: Dennoch hat das Werk hat nicht ganz die Klasse von dem hier ebenfalls rezensierten "Unterleuten".
Ein Grund liegt darin, dass sich viele Kernaspekte
aus "Unterleuten" in "Über Menschen" wiederholen. Zu nennen
wären die Stadtflucht aufs Land, nach
Brandenburg, das Trügerische an der Landidylle, die verschrobenen
Mit-Dorf-Bewohner, die Buchtitel (einmal in einem Wort, hier in zwei Wörtern, aber stets ausgesprochen zweideutig) u.a.m. Punktabzug auch deshalb, weil es überfrachtend wirkt, in
"Über Menschen" neben Corona auch noch das Thema black lives
matter und George Floyd einzubauen.
Des Weiteren ragt "Unterleuten" durch das
was es zu einem - über das vorliegende Buch hinausgehenden -
Gesamtkunstwerk macht (die zusätzlichen - realen und doch fiktiven - Websites und die Rolle des Manfred Gortz) über vergleichbare Literatur hinaus. Diese ganz besonderen, zusätzlichen
kreativen Merkmale fehlen in "Über Menschen". Vielleicht ein Tribut zugunsten der Aktualität.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Dirk Prüter
Urlaub mal anders - Mit dem Rad von Kön nach Formentera
Erscheinungsdatum: 17.01.2013 ; Rezensionsdatum: 05.04.2021
Verlag: BookRixEdition; Format: Kindle; ASIN: B00B23DNRQ; Seitenzahl der Printversion: 221
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Reiseberichte in Buchform gibt es wie Sand am Meer.
Da hat sich Dirk Prüter, der in 2011 mit seiner Frau Ute mit dem Rad von Köln gen Süden fuhr, wohl
gedacht "Das kann ich auch". Ergo: schrieb er das Buch "Urlaub mal
anders - Mit dem Rad von Köln nach Formentera". Im Nachhinein
wirkt es fast wie eine Entschuldigung für das was dann kommt, wenn
er gleich zu Beginn berichtet, dass er kein Schriftsteller, sondern
Energieanlagenelektroniker ist (später nennt er Informatiker als
seinen Beruf), der bisher statt Bücher
Bedienungsanleitungen geschrieben hat. Ich unterstelle mal, dass er
darin besser war. Meine Kritikpunkte betreffen:
- das unermüdliche Sich-Verlieren in die belanglosesten u. zugleich ekligen Details: Sätze wie "wo wir unsere Wasserflaschen auffüllten und uns selbst entleerten" [Pos.397] oder " ..Zwischenstopp auf eine Entleerung der Gedärme"
[Pos. 457] oder "...bot sich die Möglichkeit in einem Dixiklo Dinge zu verrichten" [Pos. 2346] oder gar "in intimer Atmosphäre ... entleerte ich in aller Ruhe meinen Darm" [Pos. 1722] will ich nicht lesen. Sie gehören ebenso wenig in solch ein
Buch wie seine Lederhose [Pos. 1045] oder seine Sandalen [Pos. 1584]
auf ein Fahrrad gehören!
-
die Rechtschreibung (vielleicht wäre das auch dem Lektorat u./o. dem Verlag anzukreiden): "Der Himmel war Wolken verhangen" [Pos. 291]; "Meine Frau stand vor mir mit Angler grünen Regenhose" [Pos. 298] oder "Beläge der Felsenbremse" [Pos.1750].
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die Satzstellung:
z.B. wenn er über Klopapier (Der Leser weiß ja inzwischen,
dass Toiletten ein Lieblingsthema des Autors sind) schreibt: "...konnte ich auf dem Boden der Nachbarkabine liegend bewundern" [Pos. 380] und man sich fragt, wer oder was lag denn jetzt auf dem Boden oder "Die ersten Kilometer ging es einen Etang auf Schotter entlang" [Pos. 2606] und man sich fragt, warum der Untergrund des Weihers eine Rolle spielt,
- der Hang gewisse Themen überzubetonen,
z.B. - neben o.a. Punkt 1 - das Wetter. Natürlich weiß ich, dass bei einer Radreise
das Wetter ein ganz wesentliches Thema ist, aber es in dieser
Ausführlichkeit jeden und jeden Tag zu beschreiben, das muss
wirklich nicht sein und nervt den Leser,
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die buchhalterische - oder sollte ich sagen - kriminalpolizeiliche Genauigkeit, wenn er um nur ein Beispiel zu nennen, schreibt "wachte ich um 7.15 Uhr auf" [Pos.1473] oder wenn er jedes, wirklich jedes, An- / Ausziehen der Regenjacke für erwähnenswert erachtet,
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die vielen Allgemeinplätze wie z.B. "...ging es langgezogene Hügel mühsamer herauf als herab..." [Pos. 1486]. Welch eine revolutionierende Erkenntnis!
-
die sachlichen Fehler wie "400 Meter Höhenunterschied auf 2 Kilometer" [Pos. 1611] (Anm.: das wären 20% Steigung, die es in der beschriebenen Umgebung nicht gibt) und
"eigentlich" ist ja auch der Titel falsch, weil das Paar in Barcelona
die Fähre bestieg (hört sich halt besser an, wenn man
Formentera als Ziel angibt) und
- das Titelfoto, das nun auch nicht "der Renner" ist.
Fazit: ein Reisebericht in Buchform sollte
deutlich mehr sein als eine Abschrift eines sauber und chronologisch
geführten Tagebuches. Andere machen es vor. Beispielhaft wird auf
die hier ebenfalls rezensierten Werke von Elena Errat und Peter Materne
" Rad-Abenteuer Welt" oder - aus dem Bereich Wandern - auf " Auszeit in Wanderstiefeln"
von Meike Moshammer verwiesen. Gleichwohl Respekt für die
sportliche Leistung von Ute und Dirk Prüter bei aller o.a. Kritik
an dessen schriftstellerischen Fähigkeiten!
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich zu lesen
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es gibt - für an Radfernreisen Interessierte -
viel, viel Besseres
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Zeitverschwendung für alle Anderen
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Katharina Lankers
Schritt für Schritt zur eigenen Mitte - Mein Jakobsweg
Erscheinungsdatum: 2.5.2020 ; Rezensionsdatum: 27.3.2021
Format: Kindle; ASIN : B086ZQD6SZ ; Seitenzahl der Printversion: 262
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Animiert durch das hier ebenfalls rezensierte Buch von Meike Moshammer „ Auszeit in Wanderstiefeln - 650 km von der Haustür bis zu den Alpen“
las ich Katharina Lankers Buch „Schritt für Schritt zur
eigenen Mitte“ über eine noch längere (800 km),
ungleich schwierigere, dafür umso bekanntere Wanderstrecke.
Primär getrieben von einer sie nicht glücklich machenden
Beziehungen begab Katharina Lankers sich auf den langen Weg von St.
Jean de Pied de Port in den französischen Pyrenäen nach
Santiago de Compostela, d.h. sie wanderte den berühmten Jakobsweg,
den Camino Francés (sehen Sie dazu auch „ Hape Kerkeling - Ich bin dann mal weg - Meine Reise auf dem Jakobsweg“).
Katharinas Suche nach ihrer „inneren Mitte“, nach
Ausgeglichenheit, ihre Zerrissenheit zwischen einerseits „allein
sein wollen, um ihren Gedanken nachzuhängen“ und
andererseits „Gesellschaft haben wollen, um ihre Gedanken
reflektiert zu bekommen“ (und das alles vor dem Hintergrund ihrer
Zweifel über ihre Beziehung) sind DIE beherrschenden Themen des
Buches, die viel Anderes überlagern. Dicht gefolgt werden diese
Gedankengänge von ihrer penetranten Abneigung gegen Smartphones
und WiFi, die sich gleichfalls wie ein roter Faden durch das Buch
zieht. Für meinen Geschmack sind diese beiden Themen in dem Buch
zu dominant; sie sind einfach „too much“. Wenn man zu dem
Buch greift, sollte man daher folgendes wissen: Den einigermaßen
ausgeglichenen und in sich ruhenden Leser rührt die Autorin
entweder zum Mitleid oder aber sie nervt ihn so, dass er dann doch
nicht mehr in sich ruht. In einer Herberge findet sie, die promovierte
Mathematikerin, ein Exemplar der Zeitschrift „Psychologie
heute“ und der Leser wünscht ihr, sie möge einen
für sie relevanten, hilfreichen Artikel darin finden, um zu ihrer
so oft zitierten inneren Mitte zu finden.
Die Kritik an der von der Autorin gewählten Themengewichtung und
an der allzu oft allzu blumigen Sprache soll jedoch nicht über der
Anerkennung stehen, die man ihr für ihre Leistung zollen sollte.
Auch weil sie gerade nicht - wie z.B. o.a. Hape Kerkeling - die
Pilgerunterkünfte mit bis zu 80 Personen in einem Raum, mit extrem
Schnarchenden direkt im Bett neben ihr, auf Kopfkissen, deren
Bezüge weiß Gott wie lang nicht gewaschen wurden, gemieden
hat. Nein, sie hat das durchgehalten, ggf. gar auf dem Fliesenboden in
der Küche geschlafen, um sich den Gerüchen, dem Lärm,
dem Geschwätz zu entziehen.
Lobend zu erwähnen sind auch die Grafiken vor jedem Kapitel, die
dem Leser Orientierung geben, wo sich die Autorin gerade befindet, und
sehr positiv finde ich auch die Abrundung am Schluss des Buches mit
vielen wertvollen Hinweisen, Daten und praktischen Tipps incl.
Packliste. Für Alle, die auch den Jakobsweg gehen wollen, ist
dieses Buch wegen der zahlreichen Sachinformationen ein absolutes Muss.
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Meine
Bewertung:
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Für am Fernwanderweg "Jakobsweg" Interessierte ein Muss
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sehr lesenswert für Alle mit Ambitionen für einen Fernwanderweg
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lohnt sich zu lesen
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Meike Moshammer
Auszeit in Wanderstiefeln - 650 km von der Haustür bis zu den Alpen
Erscheinungsdatum: 2019 ; Rezensionsdatum: 26.02.2021
Format: Kindle; ISBN-e-book: 978-3-947824-07-6 ; Verlag: Wenn-Nicht-Jetzt-Verlag; Seitenzahl der Printversion: 292
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Sehr sympathisch und gut nachvollziehbar schildert die
Autorin ihre Motivation für diese und ihre Erlebnisse auf dieser Fernwanderung.
Nach 7 vorangestellten Tagesetappen ab ihrem Wohnort westlich von Frankfurt führt
sie sie u.a. über Rothenburg ob der Tauber, Dinkelsbühl, Donauwörth, Augsburg
und Landsberg am Lech und viele andere Orte mehr, bevor sie nach rd. 4,5 Wochen
in Füssen ankommt.
Wer
glaubt, allein zu wandern und die Gedanken dabei (oft immer dieselben
wie „Werden meine Füße heute wieder Blasen
kriegen?“ oder „Brauch
ich die Regenjacke?“ oder „Wie weit ist es denn
noch?“) seien nicht genug
Stoff für ein fast 300 Seiten dickes Buch und ein solches sei
daher zwangläufig langweilig, den kann ich eines Besseren
belehren. Mir war es beim Lesen keine Sekunde langweilig! Auch wenn -
was natürlich
ist - das Spektakuläre, das Sensationelle fehlt; schließlich
ist der Weg weder
im Himalaya noch in der Arktis oder im südamerikanischen Dschungel
angesiedelt,
weshalb der Leser auf Sherpas, Erfrierungen sowie auf Giftspinnen
und Würgeschlangen verzichten muss. Aber: dennoch passiert auf dem
Weg von Meike Moshammer jeden und jedenTag etwas Erwähnenswertes.
Und das ist der Grund, warum ich dieses Buch so gerne las. Auch wenn
der Rezensent sich bei Ankunft am Tagesziel eher auf ein Weizenbier
freuen
würde, als die Autorin, die stets ihren heißgeliebten Aperol
Spritz ersehnt,
kann er deren tägliche Vorfreude auf ihr Getränk und den
damit verbundenen
Rückblick auf den Tag nur allzu gut verstehen.
Nachvollziehbar beantwortet Meike
Moshammer auch die
Frage, die sich mir bei solchen Unternehmungen stellt: Unterkünfte
vorab
reservieren, um "auf der sicheren Seite" zu sein oder nicht - zugunsten
spontaner,
anderer situationsabhängiger Entscheidungen wie z.B. abweichende
Streckenführung
oder andere Etappenlänge. Ich würde wie sie
entscheiden. Noch einen Pluspunkt beim Sympathiefaktor
erhält die
Autorin von mir, weil sie sich nicht scheut, auch über ein Thema
wie „Wo kann
ich das dringend notwendige nächste Pipi machen?“ zu
schreiben. Text-Einschübe mit geschichtlichen, geologischen,
architektonischen und weiteren Sachinformationen wie Hoteladressen und
Bewertungen der Unterkünfte sind für den/diejenigen, der/die
es Meike Mooshammer
nachmachen will/wollen, wichtig und hilfreich. Für diejenigen sei
hier auch ein
Satz gegen Ende des Buches zitiert: „Nicht zu lange das Für
und Wider abwägen -
einfach machen!“. Stimmt.
Last not least runden zahlreiche Bilder, leider in schwarz-weiß - zumindest in meiner
E-Book Version - , Rankings der Etappen, der Unterkünfte, der
Städte und eine Packliste das Werk und die Beschreibung von 650 km in 4,5 Wochen (vom
23.4. bis 23.5.) mit Etappenlängen zwischen 14 und 34 km ab.
Noch was zum Titel: der stimmt genau genommen gar nicht,
denn Frau Moshammer hat alles mit Halbschuhen statt mit Stiefeln
erwandert.
Aber das mindert natürlich nicht das Leseerlebnis, sondern
erhöht nur die
Leistung der Autorin. Fazit: gut zu lesen, anschaulich und
ausführlich beschrieben, unterhaltsam und informativ,
inspirierend, empfehlenswert.
Von Meike Moshammer stammt auch „Als Frau alleine über die
Alpen: Auf dem E5 von Konstanz über Bozen nach Verona“, was zwei Jahre zuvor erschienen
ist.
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Meine
Bewertung:
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Für am Fernwanderweg "Romantische Straße" Interessierte ein Muss
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sehr lesenswert für Alle mit Ambitionen für einen Fernwanderweg
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lohnt sich zu lesen
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Wolfram Fleischhauer
Fatal Tango
Erscheinungsdatum: 13.03.2012 ; Rezensionsdatum: 22.02.2021
Format: Kindle; ASIN: B006LMNE18; Sprache Englisch;
Herausgeber: amazon crossing; Seitenzahl der Printausgabe: 459
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Die
junge Berliner Ballettschülerin Giulietta Battin verliebt sich in
den begnadeten Tangotänzer Damian Alsina, der nach einem für
alle unerklärlichen Verhalten sowohl gegenüber seiner
Tangopartnerin Nieves als auch Giuliettas Vater gegenüber spurlos
verschwindet. Giulietta scheut kein Risiko, ihn wieder zu finden.
Ähnlich wie auch in dem Werk "Die Frau mit den Regenhänden"
liegt ein Reiz der Lektüre dieses Buches in seiner
Vielfältigkeit, die es nicht ermöglicht, es
ausschließlich einem einzelnen Genre zuzuordnen: es hat ganz viel
von einem Liebesroman, es geht aber auch um
jüngere Geschichte - speziell Argentiniens - und um tragische
Schicksale zweier Familien; viele Szenen spielen in den Themen Ballett
und Tango und im Verlauf hat es zunehmend mehr von einem
Politkrimi incl. deutscher Geschichte, womit hier die ehemalige DDR und
deren Stasi gemeint ist.
In deutscher Sprache trägt das Buch
den Titel "Drei Minuten mit der Wirklichkeit ".
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Michael Klonovsky
Der Ramses-Code
Erscheinungsdatum: 1.1.2003 ; Rezensionsdatum: 3.2.2021
Verlag: Aufbau Taschenbuch Verlag ; ISBN 10: 3746619114
Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 474
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Die Rezensionen hier zu den ebenfalls von diesem Autor geschriebenen Büchern "Radfahren", "Land der Wunder" und "Lebenswerte"
liesen es naheliegend erscheinen, auch sein Buch "Der Ramses-Code"
zu lesen und zu rezensieren. Klonovsky beweist erneut seine
Vielfältigkeit, indem er sich auch dem "Ägythophilen"
widmet, indem er sich auch eines Stoffes über Jean-François
Champollion annimmt. Jean-François Champollion war ein französischer
Sprachwissenschaftler, der mit der Entzifferung der ersten Hieroglyphen
auf dem Stein von Rosette den Grundstein für die wissenschaftliche
Erforschung des dynastischen Ägyptens legte. Und der Autor
schildert in diesem seinem Werk, das Liebesroman,
Sachbuch und Biographie zugleich ist, dessen Leben. Es geht darin um
Sprachen und Schriftzeichen, um das Koptische, das Hebräische, das
Altägyptische, das Arabische und natürlich insbesondere um die
Hieroglyphen. Und es geht um Napoleon. Lesen Sie dieses Buch; es lohnt sich.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Heinz Helfgen
Ich trampe zum Nordpol
Erscheinungsdatum: 1.1.1957 ; Rezensionsdatum: 27.01.2021
Verlag: Bertelsmann
Format: gebundenes Buch ; Seitenzahl: 278 ; Quellenangabe Foto: eigene Aufnahme
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Logische Konsequenz aus meiner begeisterten Rezension zu Heinz Helfgens Buch "Ich radle um die Welt"
war es, endlich auch mal sein danach erschienenes Werk "Ich
trampe zum Nordpol" zu lesen. "Danach erschienen" heißt in
diesem Fall: im
Jahr 1957! Wenngleich mich Hobbyradler "Ich radle um die
Welt" noch mehr beeindruckt hat , so lohnt es sich sehr, sich dieses
alte Werk als gebundenes Buch in einem Antiquariat zu besorgen und zu
lesen, wozu ich - nachdem es nun seit 4 Jahren in meinem Bücherregal steht - in diesen Tagen endlich mal die Zeit fand.
Und um
noch Eines vorwegzunehmen: dem Rezensent sei es nachgesehen, dass er sich
veranlasst sieht, einen Satz aus der Rezension von "Ich radle um die Welt"
wortwörtlich zu übernehmen: "Es ist
schier unglaublich was Heinz Helfgen geleistet, was Heinz Helfgen erlebt und dass Heinz
Helfgen das überlebt hat."
Zum
Titel: "Ich
trampe..." ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck; es sei
denn, das englische Wort war inhaltlich damals anders belegt als heute,
denn natürlich stand Heinz Helfgen nicht mit ausgestrecktem Daumen
an
der Landstrasse. Vielmehr soll es wohl bedeuten "aufs
Geradewohl", ohne feste Buchung und ohne Kenntnis des
Ablaufs, der
Route, der jewiligen Transportfahrzeuge u.ä.m. So geht es
zunächst mit einer Autofahrt los, dann folgen als Transportmittel
ein
Buschflugzeug mit Heinz Helfgen als Pilot, später dann das
aus Deutschland mitgebrachte Kautschuk-Schlauchboot und ganz im Norden
ein Hundeschlitten. Ein Großteil
der Handlung spielt sich nördlich des Polarkreises im
äußersten Alaska an der Beringsee, in der Nähe der
Datumsgrenze ab, wo im Sommer die Sonne 36 Tage nicht untergeht und wo sie im Winter nur eine halbe Stunde täglich scheint. Und das Ganze mit Sicht bis Sibirien, denn die kleine, zu den USA gehörende Diomedesinsel ist von der großen, zu Russland gehörenden, Diomedesinsel nur 4 km entfernt.
Besonders
interessant sind die Begegnungen des Autors mit den
Buschpiloten, den Goldgräbern, den Walrossjägern und insbesondere natürlich mit der Kultur der Eskimos, über die er sehr respektvoll, fast liebevoll, schreibt.
An
einer Stelle sagt der Autor "Was ich mir vornehme, führe ich
auch durch" und der Leser, 65 Jahre danach, kann dem nur zustimmen.
Sein Durchhaltevermögen wird an vielen Stellen sehr deutlich,
insbes. vielleicht in der Sequenz, in der Helfgen sein Zelt verlies
und in einen Blizzard geriet, der ihn erst 71 Stunden später in
sein Zelt zurückkommen lies. Nicht verhungert, nicht erfroren zu
sein, zeugt von seinem eisernen Willen.
58 Originalfotos in schwarz-weiß vermitteln zusätzliche visuelle Eindrücke.
Sicherlich lohnt sich nach "Ich radle um die Welt. Von Düsseldorf bis Burma, 1954", "Ich radle um die Welt. Birma, Indochina, Japan, USA, Grüne Hölle, 1955" , "Ich radle um die Welt" [Ausgaben von 1954 und 1955 in einem Band], 1988", diesem hier rezensierten Buch "Ich
trampe zum Nordpol. Abenteuerlicher Bericht einer Ein-Mann-Expedition
mit Auto, Buschflugzeug, Hundeschlitten und Schlauchboot, 1956" auch
noch "Zwischen Gefahr und Geheimnis, 1960", "Spur entlang der Wüste, 1961", "Höllenfahrt ins Paradies, 1964" und "Gelber Monsun, 1968".
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Meg Wollitzer
Die Ehefrau
Erscheinungsdatum: 2003 ; Rezensionsdatum: 7.1.2021
Verlag: Dumont, 2. Auflage 2013
Format: Taschenbuch ; ISBN 978-3-8321-6432-4
Seitenzahl: 270
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Der
Roman besteht zu 100 % aus den Erinnerungen der Joan Castleman, Ehefrau des
Schriftstellers Joe Castleman, auf deren beider Reise
nach Helsinki, wo Joe der renomierte Helsinki-Literaturpreis verliehen werden soll und wird. Ausführlich
memoriert Joan, wie sie ihren Mann als seine Studentin
kennen gelernt hat, wie er sie verführt hat und seine damalige, erste
Frau mit ihr betrogen
hat, wie sie 3 Kinder kriegen, wie sie sich ein Leben lang in der Welt der Literatur
und
Schriftsteller bewegten und all diese Erinnerungen werden wach
gehalten, nachdem sie sich entschieden hat, sich nach 46 Ehejahren auf dieser Reise von
ihrem Mann zu trennen.
Zuweilen schreibt Meg Wollitzer über viele Buchzeilen hinweg lange Sätze, die mein Gymnasiallehrer mir so nicht hätte durchgehen lassen und doch liest sich der Text meist
flüssig. Oft verwendet die Schriftstellerin auch eine sehr bildreiche, kunstvolle
Sprache. Egal ob Meg
Wollitzer über die Studentin schreibt, die später Joe Castlemans Ehefrau wird
oder über die Untreue amerikanischer Ehemänner oder darüber, dass es in Joes erstem Roman autobiographisch um einen Leiter eines Literaturkurses und
dessen sexuelle Beziehung zu einer Studentin geht, es geht oft um Sex, manchmal ein bisschen zu
viel, oft zu nah, manchmal zu
real (s. z.B. S. 151). Hat sich Meg Wolitzer dabei zu sehr in die
Gefühlswelt ihrer Protagonisten versetzt? Auch eine weitere
Frage stellt sich dabei: ist das ein Frauenroman? Gehört er zu diesem Genre der Literatur von Frauen über Frauen für Frauen? Die Antwort lautet: ja. Manche
Aussagen, manche Szenen .... hätte sie ein Mann geschrieben,
würden sie als
sexistisch gelten. Es ist auch deshalb ein Frauenroman, weil
zunehmend deutlicher wird, welche Null, menschlich und
schriftstellerisch Joe neben
seiner Ehefrau ist und weil auch andere Paare so dargestellt werden,
dass die
Frauen stets besser wegkommen als ihre Männer und weil sie,
Joan, Sympathien auf sich zieht, die ihre Wurzeln darin haben,
dass sie zu ihm, zu diesem wirklich beschissenen Charakter hält,
(fast) ihr ganzes Leben lang.
Die Zuordnung zu diesem Genre ist - das möge man dem
männlichen Rezensenten bitte glauben - nicht der Grund
dafür, dem Roman ein höhere als die hier vergebene Bewertung
zu verweigern. Nein, der Grund dafür das Buch nicht als besonders
unterhaltsam und lohnenswert zu bezeichnen, liegt darin, dass
es im Vergleich zu dem Riesenangebot anderer literarischer
Meisterleistungern mir dann doch etwas zu sehr kleinklein und zu
langatmig ist.
Anm.: Der Roman wurde - obwohl in ihm eine deutliche Differenzierung zw. Literaturpreis in Helsinki und Nobelpreis in Stockholm enthalten ist - unter dem Titel "Die
Frau des Nobelpreisträgers" sehr erfolgreich verfilmt
.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Kurt Keller
Bis alles in Scherben fällt
Erscheinungsdatum: 1999 ; Rezensionsdatum: 22.12.2020
Verlag: Manusript in center tv-Projekt "Zeitzeugen erzählen"
Format: Broschüre ;
Seitenzahl : 204 ; Quellenangabe Foto: eigenes Foto
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Noch nie habe ich ein Buch über die Zeit des 2.
Weltkrieges und danach gelesen, das mich so beeindruckt hat; das mir die
Grausamkeiten dieses Krieges so deutlich werden ließ.
Der 1925 geborene Autor war begeistertes Mitglied –
wenn man liest, was er schreibt, kann man es ihm nicht verdenken – der
Hitler-Jugend. Sodann musste er im Juni 1944 als 18-Jähriger (!) in der
Normandie die ersten schrecklichen Kriegserfahrungen sammeln. Diese führten dazu, dass - um es milde auszudrücken
- seine Begeisterung für den Nationalsozialismus rapide nachließ, und dass er
schließlich – traumatisiert von dem, was er erleben musste - einen
Fluchtversuch, zurück in die saarländische Heimat, unternahm. Hieraufhin wurde das
Todesurteil über ihn ausgesprochen. Doch statt der Exekution wurde er einem
Himmelfahrtskommando an der Ostfront zugeteilt. Dies wiederum führte ihn schließlich in
Kriegsgefangenschaft nach Sibirien, die auch nach Ende des Krieges 1945
fortdauerte. Was er dort erleben musste, übersteigt das, was sich ein nach dem
Krieg in der Bundesrepublik geborener Deutscher vorstellen mag.
Er flieht aus Sibirien und wird erneut gefangen
genommen. Nach unvorstellbarem Leid kehrt er im November 1949 - mehr als 4 Jahre nach Ende des 2.
Weltkrieges - mit nur noch 46 Kilogramm Körpergewicht heim zu seinen
Eltern nach Homburg im Saarland. Der Charakter von Kurt Keller wird mglw.
besonders an der Stelle deutlich, an der er schreibt, dass dieser einmalige Tag
ihm Entschädigung für die Jahre des Leidens in Sibirien schenkte. Mehr Bescheidenheit
und Dankbarkeit geht nicht.
Gestatten Sie mir noch 3 Schlussbemerkungen:
a) Ich bin froh, dass ich Gelegenheit hatte, dem
inzwischen 95-jährigen Kurt Keller zu Weihnachten 2020 schriftlich alles Gute
zu wünschen und er mir sehr dankbar geantwortet hat.
b) Die Zuordnung zur Rubrik Sachbuch / non fiction, also nicht zu
Belletristik / fiction erfolgt hier aus voller Überzeugung.
c) Kurt Keller hat auch das Buch „Von Omaha Beach bis Sibirien:
Horror-Odyssee eines Deutschen Soldaten“ verfasst.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Khaled Hosseini
Drachenläufer
Erscheinungsdatum: 2004 ; Rezensionsdatum: 19.11.20
Verlag: BvT Berliner Taschenbuchverlag
Format: Taschenbuch ; ISBN 978-3-8333-0149-0
Seitenzahl der Printausgabe: 386
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Im
Zentrum des Buches steht Afghanistan, seine Geschichte, seine Kriege
und inbesondere die Beziehung zweier Freunde, die Anfgang der1960er
Jahre in Kabul zur Welt kamen und gemeinsam aufwuchsen: Da ist
einerseits Amir, Sohn des geschäftstüchtigen Baba, Sunnite
und zum Volk
der Paschtunen gehörend und da ist andererseits Hassan, Sohn von
Ali,
der bei Baba als dessen Diener arbeitet, Schiite und zum Volk der
Hazara gehörend.
Dritter Hauptaktuer ist Rahim Khan, Freund von Ali und Baba. Drastische
Ereignisse, beginnend mit ihren Müttern, der Frau von Ali,
Sanaubar und der von Baba, Sophia Akrami, verbinden und trennen Amir
und Hassan miteinander bzw. voneinander.
Der Leser schwankt im ersten Teil des Buches
zwischen Mitleid mit dem jungen Amir, ob seines Schicksals, seinem Leid
unter seinem Vater Baba u.a.m. und andererseits verachtet man
seine
Feigheit und sein Benehmen gegenüber Hassan, seinen allzu oft
deutlich werdenden fiesen Charakter, wenngleich Amir selbst
extrem darunter leidet. Die Wege der Akteure trennen sich, als Ali und
sein Sohn Hassan das Haus von Baba und Amir verlassen müssen und
diese
später aus Afganisthan nach Pakistan flüchten und nach USA
auswandern müssen. Es ist
Rahim Khan, der viele Jahre später die Vergangenheit wieder
aufleben lässt und dramatische Ereignisse einleitet, indem er von
Amir den Mut einfordert, den dieser als Kind nicht hatte; ihn
auffordert, sein Schuld zu tilgen und Amir damit in eine ungeheuer
große Verantwortung zwingt. Amir, jahrelang von Schuldgefühlen verfolgt,
stellt sich dieser Aufgabe . Er erlebt mit seiner Reise aus den USA
zurück nach Afganisthan Schreckliches und gerät in nahezu
ausweglose Situationen.
Man liest
und lernt viel über die wechselhafte Geschichte des Landes, über authentische geschichtliche Ereignisse, über die
Sitten und Gebräuche und die Greuel und Schrecken der Kriege in und um
Afghanistan werden sehr viel plastischer als dies in einem Geschichtsbuch oder Sachbuch zum
Ausdruck kommt.
Abgerundet wird das Werk mit einem kurzen
Abriss über die Geschichte Afganisthans, mit zum Weiterdenken
animierenden Fragen und mit einem Interview mit dem Autor, in dem
er schildert, was ihn zu dem Roman bewogen hat und in dem deutlich
wird, wieviel Autobiographisches darin verabeitet wurde. Zudem
drückt Khaeld Hosseini darin die Hoffnung aus, dass seine
Geschichte den Leser berührt: Was mich betrifft, hat sich diese
sein Hoffnung voll und ganz erfüllt. Ein bewegendes Buch, eine
ergreifende Geschichte!
Kritisch
anzumerken ist, dass die Namen von z.B. Speisen und Gebräuchen, Traditionen
der Kultur usw. oft nur in der Landessprache widergegeben werden; hier
wäre ein Verzeichnis mit Übersetzungen oder Erklärungen dem Leser
dienlich gewesen.
Noch was: im 2. Teil des Buches spielt neben den oben schon
genannten Akteuren Suhrab die entscheidenste Rolle. Sie fragen sich,
wer Suhrab ist? Nun, dann lesen Sie "Drachenläufer", denn das Buch
ist sehr lesenswert.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Richard David Precht
Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens
Erscheinungsdatum: 15. 06. 2020 ; Rezensionsdatum: 11.11.20
Verlag: Goldmann Verlag
Format: Kindle ; ASIN:
B07ZTGNX3
Seitenzahl der Printausgabe: 200
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Ein
Rat vorweg: Geben Sie nicht auf, wenn Sie sich schon zu Beginn des
Buches mit Biopolitik, Synkopen, komputationale Genetik und mit
Ketten von Trilobiten, Graptolithen, Ammoniten und Foraminiferen
auseinandersetzen müssen. Das Buch ist halt eine umfassende
Betrachtung, mehr noch eine ethische Bewertung der Entwicklung der
Künstlichen Intelligenz (KI) und zwar eine sehr kritische.
Richard David Precht geht dabei hart ins Gericht mit Vordenkern in Sachen KI wie z.B. dem Autor, Erfinder, Futurist und Leiter der technischen Entwicklung bei Google, Ray Kurzweil oder dem
schwedischen Philosophen Nick Bostrom oder dem Apple-Mitgründer Stephe Wozniak sowie Elon Musk, der
maßgeblich an der Gründung von PayPal und dem privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX sowie dem Elektroautohersteller
Tesla beteiligt war bzw. ist. Für Precht allesamt Hightech-Visionäre
und Technofundamentalisten mit Scheuklappen. Dies wird - ebenfalls schon ganz zu Anfang des Buches - klar, wenn er schreibt (Zitat) "Die Futuristen der digitalen Welt ... kennen bislang weder Rohstoffmangel noch Müllberge, keine Umweltzerstörung und
keine als CO2-Deponie missbrauchte Atmosphäre. Kein arktisches Eis
schmilzt in ihrer perfekten Zukunft, keine Dürren schicken
Abermillionen Menschen auf die Reise, keine Millionenstädte am
Äquator versinden in den Fluten."
Erfreulich
deutlich positioniert Precht sich auch im weiteren Verlauf des Buches
zu Umweltfragen, indem er auch z.B. über Europas Elektronikschrottberge
von Agbogbloshi in Ghana schreibt oder ausführt (Zitat) "Wenn
Donald Trump aus dem Klimaabkommen von Kyoto und aus dem Atomabkommen
mit dem Iran aussteigt und ein Tropen-Nazi wie Jair Bolsonaro in
Brasilien den Regenwald abbrennen lässt, nützt auch kein
alternative Empfehlung einer Superintelligenz." Auch wenn er - um ein weiteres Beispiel, dem uneingeschränkt zuzustimmen ist, zu zitieren - schreibt "Die
seit den fünfziger Jahren unausgesetzt propagierte Idee, dass jeder
Bürger ein eigenes Auto fahren soll, ist ausgereizt und ad absurdum
geführt."
Bei
weitergehender Lektüre wird Prechts Bewertung der KI stets kritischer und
es stellt sich die Frage, warum er dieses Buch nicht "Künstliche Intelligenz versus Sinn des Lebens" betitelt hat.
Geradezu gnadenlos prangert er GAFA (Anfangsbuchstaben der 4 der wertvollsten Unternehmen der Welt, also Google, Apple, Facebook und Amazon) an und sieht darin eine Zerstörung der freien Marktwirtschaft.
Das
Vorwort mit Aussagen zur aktuellen Corana-Pandemie (Zitat: "Das Virus weckt die Welt aus ihrem technotopischen Schlummer.") und ein sehr
umfangreiches Quellenverzeichnis runden das umfängliche Werk
ab.
Warum
ordne ich das Buch keiner höheren Kategorie als der der hier
gewählten zu? Da sind 2 Aspekte zu nennen: Zum Einen,
weil mich der Autor trotz seiner - zweifelsohne hochintelligenten -
Denkkonstrukte nicht recht davon
überzeugen konnte, KI für falsch oder gar verwerflich zu
betrachten (und in der Folge ihren o.a. Vorreitern wirklich jede gute
Absicht abzusprechen und hierbei bin ich weit davon entfernt
anzunehmen, dass es diesen primär nicht um Gewinnmaximierung geht).
Es ist doch wie bei jeder Technik: Es kommt darauf an, was man damit
macht. Ein Auto kann mich im günstigen
Fall schnell von A nach B bringen, aber es kann im ungünstigsten
Fall spielende Kinder überfahren. Warum sollte es bei KI
anders sein? Die Darstellung alternativer Szenarien, bei denen die
Ethik nicht auf der Strecke bleibt, kommt mir zu kurz.
Zum
Zweiten weil - wie eingangs bereits
erwähnt, das Niveau
des Buches ein sehr hohes ist; für die
Lektüre "so eben zwischendurch" sind Ausführungen
über Anthropomorphismus und Anthropozentrismus nicht geeignet ist und
somit diejenigen Leser dieser Rezension, die nicht die
erforderliche Zeit und
Muße haben, sich darin wirklich zu vertiefen, eher zu
anderer
Literatur greifen sollten. Wer z.B. zur gleichen Thematik ein vom
Genre gänzlich anderes Buch lesen will, das zwar auch zum Nachdenken
anregt, dabei aber in erster Linie viel Anlass zum Lachen gibt, dem sei
das hier ebenfalls rezensierte "Qualityland" von Marc-Uwe Kling empfohlen.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Mechthild Borrmann
Der Geiger
Erscheinungsdatum: 20.08.2012 ; Rezensionsdatum: 26.10.2020
Verlag: Goldmann Verlag
Format: Taschenbuch ; ISBN 13: 9783426199251
Seitenzahl: 304
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Das Buch handelt, beschreibt die unvorstellbaren
Repressalien in der Sowjetunion und die damaligen Grausamkeiten der
Stalin-Diktatur unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg, also Ende der 1940er Jahre.
Hauptpersonen darin sind der begnadete Geiger Ilja, Erbe und Besitzer einer
Stradivari und - in einem 2. Handlungsstrang - seine Frau Galina, die beide 1948
aus ihrem damaligen Leben geradezu herauskatapultiert werden. Ein weiterer, damit 3. Handlungsstrang beschreibt die
Ereignisse, die die Enkel der damals so vom Schicksal Geschlagenen rund 60
Jahre danach erleben, d.h. dieser spielt 2 Generationen später. Der Roman ist fesselnd, spannend, mitreißend geschrieben und
der Leser hofft mit Ilja und Galina auf ein Ende ihrer Gefangenschaft und
Verbannung in Sibirien. Einer
höheren Bewertung des Buches steht entgegen, dass es für
den Leser gegen Ende zunehmend schwerer wird, das von der
Schriftstellerin
aufgebaute, generationsübergreifende komplizierte Konstrukt an
Beziehungsverflechtungen zu durchschauen.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Robert Goddard
Die Schatten der Toten
Erscheinungsdatum: 03.01.20 ; Rezensionsdatum: 30.09.20
Verlag: dotbooks
Format: Kindle ; ASIN: B0836F48GK
Seitenzahl der Printausgabe: 631
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Im umgangssprachlichen Sinne ein episches Werk. Läge es als
gedrucktes, gebundenes Buch vor mir, so läge da - mit seinen 631
Seiten - ein Riesenwälzer. Das Buch beinhaltet ein kompliziertes
Geflecht mehrere Generationen übergreifender, verwandtschaftlicher
Beziehungen und Konflikte in der Zeit der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts. Der eingangs abgebildete Stammbaum erleichtert einen
Überblick über die Beziehungen der Hauptakteure; reicht
jedoch nicht für den Durchblick, weshalb dem Leser angeraten sei,
sich tunlichst zusätzlich eigene Aufzeichnungen über Namen,
Orte und Daten zu fertigen (aber wer will das schon, wenn er/sie einen
Roman liest?).
Kern der Geschichte ist, dass James - einer der Erben - nachdem er
angeblich vor einigen Jahren Selbstmord begangen hat, plötzlich
auftaucht, u.a. seine frühere Geliebte Constance (die inzwischen
verheiratet und Mutter einer Tochter ist) kontaktiert, von ihr
die Erwiderung seiner andauernden Liebe erwartet und von seinen
Verwandten Adelstitel, Land und Erbe einfordert.
Meine hauptsächliche Kritik an dem Buch erwächst aus der
extremen Unwahrscheinlichkeit , dass die oben Genannten und weitere
Akteure - wie z.B. der langjährige Hausarzt der Familie - allesamt
ernsthaft und anhaltend zweifeln, ob James James ist.
Das vom Autor gewählte Stilmittel des ständigen Wechsels der
Perspektive des Erzählers (einmal neutral, dann aus Sicht von
Constances Ehemann) lockert zwar auf, nimmt aber dem Buch unterm Strich
nichts an Langatmigkeit, um nicht zu sagen Langweiligkeit. Fazit: es
gibt viel bessere Bücher, mehr noch: dieses hier ist
Zeitverschwendung.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Marc-Uwe Kling
Qualityland
Erscheinungsdatum: 7. Auflage 22.09. 2017 ; Rezensionsdatum: 21.09.2020
Verlag:
Ullstein eBooks
Format: Kindle; ASIN
B071436DMF
Seitenzahl der Printausgabe:
385 Seiten
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Wenn Sie mit Ihrem PKW mit Tempomat über die Autobahn fahren, Ihr
Navigationsgerät Sie vor Staus voraus warnt und anzeigt, wo die
nächsten Restaurants sind, Sie Ihrer Alexa, Siri oder Mercedes
oder wem auch immer sagen, welche Musik Sie hören wollen und
gleichzeitig per Handyapp zuhause die Rolladen runter lassen,
dann.... ja, dann leben Sie in einer Welt mit einem
Digitalisierungsgrad von ca. 1 % dessen den uns Marc-Uwe Kling in
Qualityland präsentiert. Entwicklungen wie die oben
skizzierten, hat er konsequent und tabulos weiter gedacht. Die analoge
Welt ist in jeder Hinsicht vergangene Welt. Das Land heißt wie
das Buch, die Städte heißen Digital, Profit, Growth und
Quality-City; die Menschen werden nach ihrem Level beurteilt und
eingestuft. Ein humaner Roboter, ein Android, kandidiert für die
Präsidentschaft (interessanterweise verspricht er ein
bedingungslosen Grundeinkommen, d.h. dass es ein solches auch in dieser
Science fiction der anderen Art noch nicht gibt).
Etwas verwirrend ist, dass es das Buch in einer hellen und in einer
dunklen Ausgabe gibt, wobei sich die jeweiligen Zwischenkapitel
unterscheiden.
Die Ideen von M.U. Kling sind phantastisch und gleichzeitig in gewisser
Weise logisch. Mit fortschreitendem Verlauf mag er aber beim Schreiben
etwas zu tief in die Glaskugel - oder ins Glas - geguckt haben. Gegen
Ende wird es langatmig, der Klamauk gewinnt überhand und
schließlich ist alles einfach "too much", was letztlich einer
besseren Bewertung entgegensteht. Schade.
PS: Wenn Sie mal was lesen wollen zum "100% gleichen Thema" in einem zu "100% anderen Genre" dann lesen Sie "Künstliche Intelligenz" von Richard-David Precht.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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lohnt sich
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Zeitverschwendung
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Kristin Hannah
Die Nachtigall
Erscheinungsdatum: Auflage: 4 am 19. September 2016 ; Rezensionsdatum: 11.08.20
Verlag: Aufbau Digital;
Format: Kindle ; ASIN B01CYE6RTC
Seitenzahl der Printausgabe: 603
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Es geht in diesem packenden Roman der 1960 in Südkalifornien
geborenen Autorin primär um das Schicksal zweier ungleicher
Frauen, der Schwestern Vianne und Isabelle, während der Besatzung
Frankreichs durch das deutsche Militär im 2. Weltkrieg. Sehr
plastisch, ergreifend und fesselnd wird dem Leser vermittelt, welche
ungeheuerlichen Belastungen für die einheimische Bevölkerung
damit einhergingen. Häuserbeschlagnahmen, um deutsche
Offiziere dort unterzubringen, Lebensmittelrationierungen und
-bezugsscheine, Denunziationen, Kollaboration, Antisemitismus und
Deportationen sind nur wenige Stichworte, hinter denen sich die
Grausamkeiten, die man sich heute kaum noch vorstellen kann und
vorstellen mag, gegenüber der einheimischen Bevölkerung
verbergen und die Isabelle zu einer sehr mutigen Zugehörigen der
Resistance machen. Andererseits wird hie und da auch deutlich, dass
sich auch hinter Hitlers Soldaten grausame Schicksale verbargen.
Ebenso ist interessant und anmerkenswert, welche Rolle Charles de
Gaulle damals spielte, wenn man berücksichtigt, dass er
später gemeinsam mit Konrad Adenauer die
deutsch-französische Freundschaft voran trieb. Auch wenn mit
Isabelle und Vianne und mit deren Freundin Rachel die Schicksale dieser
Frauen vorrangig das Geschehen prägen, so ist das Werk von Kristin
Hannah, das zum Welterfolg wurde, kein reiner Frauenroman.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Wolfram Fleischhauer
Die Frau mit den Regenhänden
Erscheinungsdatum: 01.01.1999 ; Rezensionsdatum: 17.06.2020
Verlag: Droemer-Knaur
Format: gebundenes Buch ; ISBN 978-3-426-19784-4
Seitenzahl: 489
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Das Buch beginnt mit unterschiedlichen
Handlungssträngen zu unterschiedlichen Zeiten. Zu nennen sind - in 1867 handelnd
- u.a. die Bergung der Leiche eines
Kindes aus der Seine und die Vorbereitungen des Strafverteidigers Antoine Bertaut
auf die Verhandlung vor den Geschworenengericht zum Einen und - in 1992 spielend - die Szenen in der
historischen Bibliothek in Paris, wo der Ich-Erzähler Bruno, ein deutscher
Architekturstudent, erstmals die ihn bezaubernde
Gaetane sieht, zum Zweiten. Die Örtlichkeit (= Paris) bleibt im Folgenden konstant.
Die Handlungsstränge wachsen erst sehr spät im Buch zusammen.
Wenn Bruno von seinen Recherchen
über Napoleon III. in den Pariser Archiven berichtet, erhält der Leser einen
ganz guten Nachhilfeunterricht in Geschichte. Anschaulicher als mein Geschichtsunterricht
in der Schule. Jedoch: Selten liest man ein Buch mit im Folgenden so vielen
unterschiedlichsten Szenen in unterschiedlichsten Milieus mit ständig neuen
Facetten: Die Schilderung verschiedenster Kriege in der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts, die ausführlichen Darstellungen zu Kaiser Maximilian von
Österreich, zugleich Kaiser von Mexiko, die Ausführungen über Malerei und deren
Repräsentanten wie Magritte, Manet (man bekommt Lust das Gemälde der
Erschießung des Kaisers in der Kunsthalle Mannheim mal wieder zu sehen),
Gauguin, James Ensor u.v.a. Nebenhandlungsstränge mehr, fordern den Leser schon
etwas.
Stets ist es die Frage, was die schöne
junge Frau in der Bibliothek im Jahr 1992 mit der grauenvollen Tat in der
Vergangenheit verbindet, die zum Weiterlesen animiert.
Aber: Es dauert lange, gar bis über
Seite 330 hinaus, bis der Leser die Zusammenhänge zwischen den Ereignissen in
den 1860er Jahren und denen in den 1990er Jahren zunächst erahnt, dann erkennt,
und bis sich das verbindende Element immer mehr herauskristallisiert.
Letztlich hat der Roman mit all seinen Schilderungen über Geschichte, Architektur,
Zeitgeist und Lebensumstände in der 2. Hälfte des 19.Jahrhundert etwas von
einem Drama und Historienroman,
mit dem Verbrechen im Hintergrund und den
Ermittlungen hierzu etwas von einem Krimi,
mit all den Nennungen der Stadtviertel, Straßen
und Plätzen etwas von einem Paris-Reiseführer,
mit seinen erotischen Szenen und den Gedanken
Brunos über die lange rätselhaft bleibende Gaetane etwas von einem Liebesroman und mit seinem Schluss gar etwas von einem Sachbuch in Angelegenheiten der Medizin
u. der Virologie.
Und trotz all dieser Zutaten entstand
daraus kein Eintopf, eher ein Sterne-Menue. Fazit: Ein ungewöhnliches, ein
anspruchsvolles, ein sehr lesenswertes Buch.
Von Wolfram Fleischhauer stammt u.a. auch "Fatal Tango".
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Tracey Chevalier
Das Mädchen mit dem Perlenohrring
Erscheinungsdatum: 05.08.2019 ; Rezensionsdatum: 28.05.2020
Verlag: Atlantik
Format: Kindle ; ASIN B07W6Y3YV9
Seitenzahl der Printausgabe: 219 Seiten
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Griet, 17-jährige Tochter eines in Delft ansässigen
Kachelmalers, muss in 1664 Geld zum Lebensunterhalt der 5-köpfigen
Familie beisteuern; nicht zuletzt, weil ihr Vater infolge eines Unfalls
erblindet ist und somit nicht mehr arbeiten kann. Sie kommt als
Dienstmagd in den Haushalt des Kunstmalers Johannes (Jan) Vermeer, der
mit seiner Frau Katharina, deren Mutter Maria Thins und einer Reihe von
Kindern in einem anderen Stadtteil von Delft wohnt. Die ungewohnte
Umgebung, die Eigenarten der Familienmitglieder und der anderen
Dienstmagd dort, machen es Griet sehr schwer. Es entwickelt sich ein
eigenartiges, dann spannendes, schließlich gar prickelndes
Verhältnis zwischen Griet und dem Maler. Dieser ist gar nicht so
wohlhabend, wie es zunächst den Anschein hat. Vielmehr ist er und
seine Familie von einem einzelnen Mäzen abhängig, der
wiederum mit Griet nicht die besten Absichten hat. Von der Dienstmagd
wird Griet schleichend zur Gehilfin des Malers und schließlich zu
seinem Model. Und zwar hinter dem Rücken der eifersüchtigen
Ehefrau Katharina, aber mit Duldung, gar Förderung, durch deren
Mutter, des Malers Schwiegermutter. Nachdem Katharina herausfand, dass
Griet ihrem Mann Model sitzt und dabei gar noch ihre Perlenohrringe
trägt, eskaliert die ohnehin spannungsgeladene Situation.
Der Film aus 2003, der möglicherweise bekannter ist als das Buch,
weicht in seiner Handlung von diesem ihm zugrundeliegenden Roman
kaum ab. So wie auch das hier zusätzlich eingefügte Foto von Scarlett Johansson kaum von dem
Originalgemälde von Jan Vermeer abweicht. Sofern man erst nach dem
Film zum Buch greift, hat man natürlich beim Lesen dessen Bilder
und Szenen vor dem geistigen Auge. Das macht das Lesen plastischer,
aber nicht weniger lohnend.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Martin Suter
Der Koch
Erscheinungsdatum: 26.01.2010 ; Rezensionsdatum: 30.04.2020
Verlag: Diogenes ; Seitenzahl : 320 Seiten
ISBN-13: 978-3257239997
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Der
Roman ist das Produkt aus einerseits – wie sollte es anders sein
– ganz viel Phantasie des Autors; und andererseits fundierter
Recherche incl. profunder fachlicher Beratung.
Letzteres umfasst Themen wie die Kultur, Heimat und Geschichte der
Tamilen, die Liberation Tigers of Tamil Eelam (kurz LTTE, auch Tamil
Tigers genannt), die für die Unabhängigkeit des von Tamilen
dominierten Nordostens Sri Lankas kämpften; es geht um die Distrikte
Kilinochchi und Jaffna und um die Progrome von 1983 gegen die tamilische
Minderheit und um die Rekrutierung von Kindersoldaten durch die Tamil
Tigers, um nur einige Aspekte zu nennen.
Und es geht zunächst um die Atmosphäre und Hierarchie in
einem Zürcher Sternerestaurant. Um die Hauptakteure Maravan und
Andrea zwischen Chef de Cuisine, Sommeliers, Gardemanager, Annonceur
u.a., die da hantieren mit Cloches, Rotationsverdampfer u.ä. und
ihren Gästen marinierte Waldbeeren mit knusprigen
Blätterteig-Arlettes als dreilagige Millefeuilles servieren.
Aber es geht auch viel um die Küche Maravans, um die ayurvedische
Küche, um Molekularküche ja insbesondere gar um aphrodisische
Küche. Die Handlung dreht sich um spezifische Essenszutaten wie Curryblätter,
Kokosöl, Korianderschaum, Bockshornklee, Alginat, Xanthan und
AgarAgar. Es werden Chapatis, Urd-Linsen-Cordons, gefrorene
Safran-Mandel-Espumas, Churaa Varai, Niemblütenpachadi und –
man lese und staune - gar Spargel-Ghee-Phallen sowie glasierte
Kichererbsen-Ingwer-Pfeffer-Muschis zubereitet.
Nach flottem Start kommt es - spätestens im 3. Drittel des Buches
– doch und trotz o.a. vielfältigen Aspekten zu Längen
und der Leser braucht etwas Durchhaltevermögen.
Daran ändert auch nichts, dass Martin Suter seinen Roman neben
o.a. würzigen Zutaten zusätzlich „anreichert“ mit
so unterschiedlichen Beilagen und aktuellen Ereignissen wie die
Finanzkrise 2008/2009, die Fußball-EM in der Schweiz 2008, dem
Schweizer Bankgeheimnis, dem Atomprogramm des Iran, illegalen
Waffenexporten, den Aktivitäten der o.a. Befreiungstigern LTTE und
gar dem 15fachen Mord in Winnenden bei Stuttgart am 11. März 2009.
Und – als hätte der Autor in 2010 die in 2020 aktuelle
Corona-Pandemie vorausgesehen – findet auch noch die
Schweinegrippe ihren Platz im Buch. Zu viel meinen Sie, geehrter Leser?
Zu überladen und zu wild gemischt? Nun, da will der Rezensent
nicht widersprechen. Denn es drängt sich in der Tat der Verdacht
auf, dass Suter da noch viele Notizschnipsel auf seinem Schreibtisch
hatte, die er unbedingt in das Geschehen noch
„reinwurschteln“ wollte. Und dies steht letztlich einer
besseren Bewertung im Wege.
Im Anhang des Buches sind die Rezepte der von Maravan zubereiteten Menüs enthalten.
Fazit und Vergleich mit den hier ebenfalls rezensierten Werken von Martin Suter: Der Koch ist besser als „Lila, Lila“ oder
„Allmen und die Libellen“, hat aber bei Weitem nicht das
Niveau von z.B. “Small World“, „Ein perfekter
Freund“, „Der Teufel von Mailand“, „Die dunkle
Seite des Mondes“ oder „Der letzte Weynfeldt“ und
liegt damit im „Suterschen Gesamtwerk“ so mittendrin, in
etwa gleichauf mit „Die Zeit, die Zeit“. Von daher: ja, Lesen lohnt sich, aber es gibt Besseres, auch von Martin Suter.
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meine Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Martin Suter
Lila, Lila
Erscheinungsdatum: 10.11.2009 ; Rezensionsdatum: 19.04.2020
Verlag: diogenes ; Seitenzahl : 352 Seiten
ISBN-13: 978-3257234695
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Zu
Beginn des Buches wird der Leser mit mehreren Handlungssträngen
und einer Vielzahl von Akteuren schon etwas gefordert: Das sind Peter
Landwei und „seine“ Sophie im Roman von Alfred Duster -
eine Geschichte in der Geschichte - und da sind im Roman von
Martin Suter insbesondere der antriebslose Kellner David Kern, seine
Stammgäste und Kumpels, allen voran Ralph Grand, die Dekorateurin
und zugleich Schülerin Marie Berger, ihre
Männerbekanntschaften nicht abgeneigte Mutter Myrtha, die
Verlagsmitarbeiterin Karin Kohler und es dauert etwas bis mit Jacky aus
dem Männerheim der nächste Hauptakteur in Szene tritt.
David Kerns Geltungsbedürfnis und der Zufall, ein Romanmanuskript
in einem antiken Möbelstück zu finden, führen dazu, dass
David sich als Schriftsteller ausgibt und sich so erfolgreich für
Marie interessant macht. Ab dann nehmen die Dinge ihren Lauf. David,
dessen Verhalten man zunehmend weniger gutheißen kann, wird ein
Star; er bleibt Hauptperson in der Story, wenngleich nicht mehr
Hauptakteur des Geschehens, weil diese Rolle zunehmen von Jacky Stocker
ausgeübt wird, was – ebenfalls zunehmend – zu
Konflikten mit Marie führt.
Im Vergleich zu den hier ebenfalls rezensierten Büchern von Martin Suter „Der letzte Weynfeldt“, „Die dunkle Seite des Mondes", „Der Teufel von Mailand“, "Die Zeit, die Zeit" sowie „Allmen und die Libellen“ und „Small World“
nimmt „Lila, Lila“ nicht den Spitzenplatz ein. Grund
hierfür ist zum einen, dass alles doch etwas zu vorhersehbar
bleibt, also Überraschungen und Wendungen ausbleiben. Zum
anderen der Eindruck, dass Suter sich nicht so recht entscheiden
konnte, ob er die Verlogenheit des Literaturgeschäfts aufzeigen
oder eine traurige Liebesgeschichte erzählen möchte.
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meine Bewertung:
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Zeitverschwendung
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Carsten Jensen
Rasmussens letzte Reise
Erscheinungsdatum: 26.07.2010 ; Rezensionsdatum: 03.04.2020
Verlag: Knaus ; Seitenzahl : 488 Seiten
ISBN-10: 3813503313 ISBN-13: 978-3813503319
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Es ist schon erstaunlich: liest man ein Buch nach vielen Jahren
ein zweites Mal kann man durchaus zu einer anderen Einschätzung kommen als damals.
Aber dazu später mehr. Zum Anfang des Romans wird etwas Kopenhagener Lokalkolorit vermittelt,
z.B. wenn der Autor Carsten Jensen von der Havnegade und vom Kongens Nytorv
schreibt. Ohne zu googlen und ohne Wikipedia kommt der Rezensent, den es noch
nie nach Dänemark geführt hat, da nicht weiter.
Obendrein werden dann noch ein paar nautische, zumindest
seemännische Kenntnisse gefordert, wenn „die Kvaesthusbro achteraus gleitet“.
Der Landrattenrezensent kommt hier – natürlich auch wieder nur nach
entsprechender Recherche - zu dem Schluss, dass ein Kai, ein Pier, eine
Anlegestelle (?) im Hafen von Kopenhagen rückwärtig aus der Sicht gerät.
(Verbesserungsvorschläge hierzu sind ausdrücklich gewünscht). Klüverbaum,
Galeassen, Jollen und Bramsegel sowie Schanzkleid u.ä gehören natürlich auch
zum kleinen Seemann-Einmaleins.
Hat man sich in diese Dinge eingedacht, ist man gerüstet für die
2. Grönlandreise des Jens Erik Carl Rasmussen. Er wurde 1841 in Dänemark
geboren. Anl. dieser 2. Reise, die 23 Jahre nach seiner ersten stattfand, ist
er am 1.10.1893 zwischen Orkney und Shetland im Atlantik ertrunken. Er – der somit
nur 52 Jahre alt wurde - gilt als erster Künstler, der die Inuit-Kultur und das
raue Wesen der grönländischen Natur in seinen Werken festhielt. Sein Talent als
Maler - was ein wesentlicher Aspekt im Buch ist - hat er in sich und haben
andere in ihm schon in seinem jugendlichen Alter erkannt. Im Buch spring die
Handlung kapitelweise zwischen damals und heute, zwischen Jungend und
Erwachsenenalter, zwischen der ersten Grönlandreise und der Jetzigen, hin und
her. Im weiteren Verlauf gewinnt der Rückblick, gewinnen die Erinnerungen an
Raum und noch später verschwimmt vieles. Dabei wird immer deutlicher, welch
gequälter Geist in Carl steckt. Sein egozentrischer Charakter, sein Missmut und
seine Selbstzweifel, sowie Enttäuschungen, Depression und
Orientierungslosigkeit nagen an Carl und der Leser hat zunehmend weniger
Sympathie und Verständnis für diesen Mann; so ging es jedenfalls mir beim
Lesen. Gegen Schluss wird das Buch immer etwas surrealer; aber ein Roman über
das Meer, über das Leben der Eskimos im Eis, mal ohne Dunkelheit mal ohne
Licht, ist halt kein Sachbuch.
Zurück zu der Eingangsbemerkung: Als ich das Buch vor ca. 10
Jahren zum ersten Mal las, wirkte alles
- die Personen, die Landschaft, das Wetter, die Erlebnisse - so traurig,
so deprimierend und ich kam zu dem Schluss das Carsten Jensens Buch ein Buch
ist, wie wohl die Palette des Malers ausgesehen haben mag: Umbrabraun, grau;
kein Ultramarinblau, kein Karminrot! Mein Urteil fiel damals negativer aus als
heute. Am besten gefiel mir noch die Passage – und das gilt auch noch heute so
- als Carl Rasmussen einen französischen Maler mit dänischer Frau trifft. Unschwer
ist dieser Franzose als Paul Gauguin zu erkennen, auch wenn Carsten Jensen
diesen Namen nicht nennt. Und auch beim 2. Lesen komm ich zu dem Schluss: Hätt'
ich die Wahl zwischen einem Gauguin oder einem Rasmussen an meiner
Wohnzimmerwand, so wäre meine Wahl genauso eindeutig, wie die zwischen einem
Aufenthalt auf Gauguins Tahiti oder Rasmussens Eiswüste auf Grönland. Auch könnte
ich sich sagen: so eindeutig wie die zwischen dem lebensbejahendem
Selbstbewusstsein a la Gauguin und der lebensverneinenden Selbstzerstörung
Rasmussens.
Anmerkung: Wissen Sie was ein Qivitoq ist? Nein,
dann lesen Sie „Rasmussens letzte Reise“, denn es lohnt sich schon. Brauchen
Sie hingegen etwas was Geist und Gemüt erheitern soll, dann meiden Sie dieses
Buch.
Abschließend möchte ich noch auf die gelungene Gestaltung des Umschlages
hinweisen: Das Bild dieses bedrohlichen Meeres, das unter einem schwarzen
Himmel auf einen schwarzen Strand trifft: Wie das Bild, so die Stimmung im Buch. |
Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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Zeitverschwendung
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Emma Wagner
Weil ich von dir träumte
Erscheinungsdatum: 10.09.2019 ; Rezensionsdatum: 25.03.2020
Verlag: Tinte & Feder
Der Rezension zugrundeliegendes Format: Kindle; ASIN: B07QDND1RH; Seitenzahl als Druckausgabe: 488 Seiten
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Das
Buch, das - ich weiß gar nicht mehr wie und wieso - auf
meinem Kindle-eBook gespeichert ist, startet mit der Schilderung eines
Alptraums von einem Brand. Sodann beginnt der erste Handlungsstrang in
New York, wo die Künstlerin Justine, nachdem sie auch einen Alptraum in der Nacht zuvor hatte, bei
einer Vernissage, zu der sie von Ihrem Vater begleitet wird und wo
sie vergeblich auf ihren Freund Dean wartet, von einem
geheimnisvollen Raphael angesprochen wird. Ein bisschen zu viel
für den Anfang? Nun denn, ebenfalls noch im 1. Kapitel
springt die Autorin für den 2. Handlungsstrang zeitlich 30
Jahre zurück und räumlich von New York nach Korsika in die
Küche von Oma Sofia, deren Tochter Maria und deren beiden
Töchter Therese und Litizia, der Cristo,
der ein uneheliches Kind ist und von Giorgio Bonaceri und dessen
Frau Ludovica adoptiert wurde, einen Heiratsantrag macht und wo
neben Therese,
deren Verlobter gestorben ist, auch noch ein Edmond eine Rolle
spielt, der ein leibliches Kind von Cristos Zieheltern ist. Wuff !!
Ja, es ist in der Tat ein bisschen sehr viel für den Anfang! Aber
wer anderer Meinung ist, sollte wissen, dass da ja auch noch
Commissaire Dubois ist, der Letizia nachts auflaufert und dass zum
Zeitpunkt Litizias größter Bedrängnis
urplötzlich Matteu erscheint,
dessen Onkel nach Amerika ausgewandert war und den Letizia liebt,
obwohl sie sich doch gerade Cristo versprochen hat. Der Leser, der noch
durchhält sei daran errinnert, dass wir noch immer im 1. von 9
Kapitel sind. Das 2. beginnt dann damit, dass Justine - wieder 30 Jahre
später - sich mit dem ominösen Raphael in Korsika
trifft und als dann auch noch dessen Verwandte -
zunächst in Form seines kleines Bruder Jaques - ins
Spiel kommen, wird es dem Rezensenten endgültig zu viel und die
Lektüre wird - sorry, Frau Wagner - beendet, um sich wieder
besserer Literatur zuzuwenden.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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Zeitverschwendung
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Juli Zeh
Leere Herzen
Erscheinungsdatum: 13.11.2017 ; Rezensionsdatum: 22.03.2020
Verlag: Luchterhand
Der Rezension zugrundeliegendes Format: Kindle; ASIN: 3630875238 ; Seitenzahl als Druckausgabe: 301 ; ISBN 978-3630875231
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Nach
den hier ebenfalls rezensierten Büchern von Juli Zeh, dem -
wie ich es bezeichnen möchte - Gesamtkunstwerk "Unterleuten"
sowie "Nullzeit" und "Schilf" ist "Leere Herzen" das vierte von mir gelesene Juli-Zeh-Buch.
Die Autorin lässt es entspannt, fast familiär idyllisch
angehen: Da ist Britta mit ihrem Mann Richard und der
7jährigen Tochter Vera und da ist Janina mit ihrem Mann Knut und
ihrer ebenfalls 7jährigen Tochter Cora. Die beiden Paare treffen
sich zu einem gemeinsamen Abendessen und tauschen sich u.a. über
ihre beruflichen Tätigkeiten und Pläne aus. Erste Zweifel an
der Idylle kommen dem Leser, wenn er langsam erkennt, fast möchte
man sagen "erkennen muß", worauf das Geschäftsmodell
der von Britta betriebenen psychotherapeutischen Praxis mit dem
Firmenname "Die Brücke" beruht. Und es wird immer klarer:
Leere Herzen ist ein Psychothriller!
Der 2017 entstandene Roman spielt in den Jahren 2025 - ca.2030, wie
aus einzelnen Anmerkungen ("Merkel ist über siebzig")
geschlussfolgert werden kann. Aus der heutigen AfD ist die BBB
("Besorgte Bürger Bewegeung") geworden, die die Kanzlerin stellt;
eine Frau Wagenknecht (!) ist Innenministerin. Und aktuelle politische
Themen sind Frexit, freeflandern und katalonienfirst. Rechtsradikale
erschlagen Migranten; Nordafrikaner erschlagen priviligierte
Gymnasiasten; das bedingungslose Grundeinkommen wird von jungen
Männern genutzt, ihre Zeit auf den Parkbänken zu
verbingen; in den Innenstädten werden gerade die letzten
arabischen Lokale geschlossen und Negativzinsen sind normal. Soviel zum
Umfeld.
Die in der heutigen Zeit unvorstellbaren Methoden der Brücke mit
Suizidgefährdeten, die von Brittas Partner Babak aus
dem Darknet gefischt werden und das was Britta und Babak und ihre
"Patientin" Julietta erleben und erleiden, tragen ebenfalls dazu bei,
dass die Lektüre für Zartbesaitete immer weniger lesens-/
empfehlenswert wird; ganz anders für nicht so schwache
Gemüter. Letzlich ein Apell von Frau Zeh an politikverdrossene
NIchtwähler sich für die Grundlagen und gegen die Gefährdungen der Demokratie einzusetzen, wie er heftiger kaum sein könnte, was auch schon im Vorwort "Da. So seid ihr.“ zum Ausdruck kommt, aber natürlich erst nach der Lektüre verständlich wird.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Rosie M. Clark
Das Salzmädchen
Erscheinungsdatum: 15.01.2019; Rezensionsdatum: 10.03.2020
Verlag: Tinte & Feder
Format Kindle; ASIN: B07GR5J2VV ; Seitenzahl als Druckausgabe: 301 ; ISBN 2919807293
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Es
ist die Geschichte von Ella. Eine junge Frau, die als Kind adoptiert
wurde. Ihre Adoptivoma gibt ihr - ganz kurz vor ihrem
Tod - rätselhafte Hinweise auf Ellas leibliche Mutter
und auf Mallorca. Diese sind Anlass für Ella, auf die
Baleareninsel zu reisen, wo sie u.a. den Olivenbauer Miguel bei
einem mysteriösen Zwischenfall auf einem Markt kennen lernt und in
den sie sich anschließend verliebt. Über einen Ring, den sie
schon lange trägt und dessen Bedeutung sie nicht kennt, baut sich
- leider recht nur allmählich und insgesamt recht langsam - ein
Spannungsbogen auf. Dieser steigt an, als sich herausstellt, dass
es über das Symbol auf dem Ring eine Verbindung zu dem
Vater von Miguels hübscher Freundin gibt. Aber bis dahin, bis zu
diesem Punkt fordert die Autorin schon etwas Durchhaltvermögen vom
Leser. Nach erneut eher seichten, klischeehaften, stellenweise
kitschigen Passagen nimmt das Buch gegen Ende wieder Fahrt auf. Die
Geschichte ist verträumt, romantisch, emotionsgeladen und
stellenweise schön zu lesen; dennoch muss ich
resümieren, dass es bessere Bücher im Genre gibt.
Insbesondere wer sich etwas mehr Lokalkolorit, Informationen
über Landschaft, Orte und Gebräuche auf Mallorca
wünscht, sollte besser zu dem hier ebenfalls rezensierte
Buch von Heinrich Breloer und Frank Schauhoff mit dem Titel "Mallorca, ein Jahr " greifen. |
Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Giovanni di Lorenzo
Verstehen Sie das, Herr Schmidt
Erscheinungsdatum: 2012 ; Rezensionsdatum: 10.03.2020
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Seitenzahl: 263 Seiten
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Giovanni
di Lorenzo ist Journalist, Chefredakteur der Wochenzeitung "Die
Zeit", Mitherausgeber des Berliner Tagesspiegels, Moderator der Talkshow "3
nach 9" bei Radio Bremen und
Autor! Bis
ins Jahr 2009 veröffentlichte das Zeit-Magazin seine Reihe „Auf eine
Zigarette mit Helmut Schmidt“ und das Buch darüber war ein Bestseller. Die
22 Gespräche umfassende Fortsetzung hiervon ist „Verstehen Sie das, Herr
Schmidt?“ und dieser Herr Schmidt, von 1974 bis 1982 Bundeskanzler der
Bundesrepublik Deutschland, wird in diesem Buch aus dem Jahr 2012 seinem Ruf
als elder statesman mehr
als gerecht.
Obwohl
das Buch weniger als 10 Jahre alt ist, denkt man „Wie doch die Zeit
vergeht!“, wenn man heute über Waldsterben, Abwrackprämie, die
Minister Karl-Theodor Freiherr von
und zu Guttenberg und Philipp
Rösler usw. liest. Wenngleich es aus heutiger Sicht somit natürlich politische Literatur gibt, die - weil aktueller - es eher lohnt zu
lesen, so bleibt dieses Büchlein dennoch lesenswert.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Heinrich Breloer u. Frank Schauhoff
Mallorca, ein Jahr
Erscheinungsdatum: 1995 ; Rezensionsdatum: 01.02.2020
Verlag: Kiepenheuer&Witsch; Seitenzahl: 320 ; ISBN 13: 978-462-30936-2
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Aus
Anlass eines bevorstehenden Mallorca-Aufenthalts griff ich wieder zu
diesem Buch, das schon so lange im Regal steht. Auch das verschwommene
Aquarell auf dem Einband machte mir Lust, das Buch wieder zu lesen.
Es handelt von einem Fernsehjournalisten, Michael Weidling, der anl.
eines Interviews mit Kanzler Kohl in der Bonner Zeit unserer Republik
plötzlich einen Blackout erleidet und infolgedessen keinen
vernünftigen Satz mehr zustande bringt. Dies zeigt ihm, dass er
eine Auszeit benötigt. Die nimmt er sich, indem er Mallorca bucht
und zwar von Oktober bis Oktober, also für ein Jahr.
Zunächst im Haus
von Bekannten im Norden (er muss begreifen, dass Lluc Alcari nicht
Llucmajor ist), lernt er insbesondere mit Toni und Tomeu schnell
Einheimische kennen, die zu Freunden werden. Sie bringen ihm die Teile
der Insel, die
nicht jeder Tourist kennt, näher; also das Landesinnere und die
Menschen, die dort
leben. Es geht auch viel um Sitten und
Gebräuche, ums Essen und auch um die mallorquinische Sprache.
Nachdem Michael den Sommer in einem Häuschen am Meer im Süden
(Ses Covetes) verbracht hat, gelingt es ihm sogar, ein
Haus in der Nähe von Randa zu kaufen, es zu
renovieren und sein Glück wird vollkommen, als sich auch die von
ihm angehimmelte Mar zu ihm bekennt. Nach einem Jahr kehrt er - mit dem
Wissen, dass er vom Rheinland in 3 Stunden in seinem neuen Refugium
sein kann - zurück in den Beruf.
Fazit: ein machmal zwar etwas kitschiges und klischeehaftes Buch mit meist idealisierten Handlungsabläufen; aber manchmal
auch ein
informatives Buch, das nett und kurzweilig zu
lesen ist und evtl. Anregungen für eigene
Ausflüge/Radtouren
enthält. Und ein bisschen Spanisch lernt man auch noch dabei. Mann
sollte aber auch stets bedenken, dass das Buch nunmehr bereits 25 Jahre
alt ist.
Meine geteilte Bewertung: lohnt sich bedingt zu lesen. Nämlich
speziell vor oder
während eines Aufenthaltes auf der Insel, um noch etwas von der
Atmosphäre zu erleben bevor Mallorca "zum 17. Bundesland" wurde.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich bedingt
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Christoph Brumme
111 Gründe, das Radfahren zu lieben
Erscheinungsdatum: 01.05.2014 ; Rezensionsdatum: 16.01.2020
Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf ; Seitenzahl: 277 ; ISBN 13: 978-3862653607
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Um es ausnahmsweise mal vorweg zu nehmen: Freunde klassischer
Literatur übers Radfahren, wozu die hier rezensierten Bücher ...
zu zählen sind, sowie fesselnder Radreiseberichte, wofür die hier ebenfalls
rezensierten ...
besonders
hervorzuhebende Werke darstellen, werden sich mit diesem Buch und dem
Schreibstil des Autors und Ukrainekenners schwer tun und in der Folge
von dem Buch enttäuscht sein.
Die Gründe liegen darin, dass der Autor häufig etwas verwirrt daherkommt und es zuweilen danach aussieht, dass er
zusammenhanglos und ohne roten Faden was runterschreibt. Auf Etappe 4,
Seite 70/71, lässt er z.B. unter der
Überschrift / dem Grund 23 "Weil man als Radfahrer die wahren Feinde erkennt" (!)
seinen Frust über sein Jobcenter raus.
Dann sind da die vielen Textpassagen, die
wohl noch aus dem Philosophiestudium des Autors stammen und die er nach
Lust und Laune als
Füllsel gebraucht. Sowas erwartet der am Radfahren, an Radreisen
interessierte Leser nicht und braucht er nicht. Die Gründe
27 und 88 sind nur 2 Beispiele von vielen hierfür. Die
Ausführungen über Anthropologie, Carlos Castaneda,
Dostojewski und Borderline auf Seite 219 kann der geneigte Leser
vermutlich auch nach 3-maligem Lesen dem Kontext nicht zuordnen.
Zuweilen kommt man nicht umhin, zu vermuten, dass der Autor nicht nur
beim Radfahren sondern auch beim anschließenden Schreiben zu viel
Marihuana genascht und/oder zu viel an der Wodkaflasche genuggelt hat.
Quelle für Erstere Vermutung: Grund 78 auf Seite 196. Quelle für
zweite Vermutung: Zahlreiche im Buch. Grund 92 ab Seite 227 wird hier nur als ein Beispiel solcher Kapitel genannt.
Negativ ist auch anzumerken, dass Brumme davon erzählt, dass er
viel fotografiert habe und dass er sich habe fotografieren lassen, aber
keines dieser Fotos in dem Buch abgebildet ist. Die Fotos hingegen, die
in dem Buch enthalten sind, sind mehr oder weniger nichtssagend, ohne
Bezug zu der jeweiligen Etappe und den durchaus anerkennenswerten 6
Fahrten von Berlin an die Wolga, die dem Buch zugrunde liegen. Das mag
ja Verlagsvorgaben o.ä. - und
damit nicht dem Autor - geschuldet sein; mich hat`s gestört und zu
meiner Gesamtbewertung beigetragen.
Apropos Verlag: Im Vorwort führt C. Brumme aus, dass das Buch auch
den Titel tragen könnte "Wie ich ein glücklicher Mensch
wurde": Ich kann ihm nur zustimmen; das hätte in der Tat besser
gepasst.
Um noch einen positiven Touch einzubringen: Vielleicht hat
man mehr davon, das Buch nicht wie einen belletristischen Roman
an einem
Stück zu lesen, sondern sich stattdessen täglich einen Grund
einer Etappe herauszupicken. Auch wenn man dann 111 Tage braucht. Dann
kann es als
"philosophischer Denkanstoßgeber" durchgehen und dann kann der
eine oder andere Gedanke des Autors möglicherweise beim Leser
seine Wirkung entfalten (Daher hier auch der Rubrik Sachbuch
zugeordnet).
Dennoch kommt das Buch über eine Einstufung "Es gibt besseres"
(ergänzend ist hinzuzufügen: speziell im Genre
Radreiseberichte - siehe oben)" nicht hinaus.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Hans Rath
Und Gott sprach: Du musst mir helfen
Band 3 der Jakob Jakobi Trilogie ; Erscheinungsdatum: 21.10.16 ; Rezensionsdatum: 30.12.19
Verlag: Rowohlt Taschenbuch ; Seitenzahl: 288 ; ISBN 13: 978-3499271427
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Nach Band 1 „Und Gott sprach: Wir müssen reden!“ und Band 2 „Und Gott
sprach: Der Teufel ist auch nur ein Mensch!“ ist auch Band 3 der
Jakob-Jakobi-Trilogie von Hans Rath mit dem Titel „Und Gott sprach: Du musst
mir helfen!“ sehr kurzweilig und mit vielen amüsanten Dialogen gespickt.
Der
Erzählstrang schließt zunächst an Band 1 an und führt im Verlauf
u.a. dazu, dass Gott glaubt, wer sich in Band 2 so erfolgreich dem
Teufel
widersetzt hat, habe das Zeug zu einem neuen Messias. Sie merken:
Natürlich
geht es auch in diesem Band der Trilogie wieder höchst skurril zu. Um
nur 3 von vielen Szenen zu skizzieren, z.B. wenn ...
- Jakob Jakobi mit
Logik und Rhetorik gespickte Unterhaltungen im Ganovenmilieu führt; selbst Skinheads,
die ihn mit Messern bedrohen, erfolgreich
„philosophisch-juristisch-psychologische“ Vorträge
hält oder
- überrascht
ist, dass der Teufel an seiner Wohnungstür klingelt während er gerade mit
Gott telefoniert oder
- mit einem syrischen Flüchtling über dessen
Sprachkompetenzniveau C1 im Vergleich zu C2 spricht, nachdem ihm selbst
gerade die Schneidezähne ausgeschlagen wurden.
Wessen Begeisterung für das Phantastische hierfür
nicht ausreicht, der
sollte halt zu einer anderen Art Buch greifen. Wer aber erkennt, dass
zwischen
all dem Ulk und Schabernack und all der Ironie ganz oft Lebensweisheit, Hintersinn und Tiefgang stecken (sei es zu den Themen
Tierschutz, Migrantenintegration, Veganismus, Seelsorge, soziale
Schichtung in
unserer Gesellschaft u.a.m.), der wird das Buch nach der Lektüre
mit einem
Schmunzeln ins Regal stellen und darauf hoffen, dass Hans Rath
möglicherweise
gerade über Band IV der Jakob-Jakobi-Reihe mit dem Titel
„Und Gott sprach: …“
brütet. Denn besonders lobenswert ist, dass in dieser Reihe das Niveau nicht –
wie das bei Fortsetzungen leider so oft der Fall ist – von Band zu Band
abfällt.
Und last but not least ist anzumerken, dass die Idee des Autors (pardon:
die Idee Gottes, oder war es Abel Baumann?), die 10 Gebote auf ein neues Gebot
„Du sollst nicht gleichgültig sein“ zu verdichten, jeden Lesern ansprechen
sollte. Ich persönlich kann mir dieses Gebot z.B. auch als Kernaussage einer
Predigt von der Kanzel einer katholischen Kirche recht gut vorstellen.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Hans Rath
Und Gott sprach: Der Teufel ist auch nur ein Mensch!
Band 2 der Jakob Jakobi Trilogie ; Erscheinungsdatum: 30.10.15 ; Rezensionsdatum: 23.12.19
Verlag: Rowohlt Taschenbuch ; Seitenzahl: 304 ; ISBN 13: 978-3499268601
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In meiner vorausgeganenen Rezension zu "Und Gott sprach: Wir müssen reden"
(Band 1 der Jakob JakobiTrilogie)" hatte ich ja bereits die
Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass der Autor nicht sein ganzes Pulver
dort verschossen hat , sondern sein Ideenreichtum für einen
weiteren Band, möglicherweise für 2 weitere Bände
ausreichen wird. Hans Rath hat mich nicht enttäuscht. Der
Folgeband ist nicht - wie das so oft bei solchen Reihen der Fall
ist - die Verwertungsstelle für alles was nicht gut genug war, um
in Band 1
seinen Platz zu finden; nein er ist mehr. Band 2 bleibt
natürlich im Genre, ist mit derselben Art von speziellem,
schwarzen Humor geschrieben, die man mögen muss, um das Buch gut
zu finden. Er knüpft blasphemisch an die Thematik an, bleibt
auch beim Hauptakteur, dem Psychotherapeuten Dr. Jakob
Jakobi; kehrt aber einen weiteren Hauptaktuer sozusagen um
180 Grad um. Es ist vielleicht nicht zwingend, aber auf jeden
Fall besser, vor Band 2 Band 1 gelesen zu haben.
Dann versteht man besser, dass Abel Baumann jetzt Anton
Auerbach ist und sich neben dem Namen auch so einiges Andere an ihm
total geändert hat, während Jakob Jakobi von ähnlichen
Zweifeln und Ängsten wie in Band 1 geplagt wird. Es macht
Spaß zu lesen, wie mittelalterliches Denken und religiöse
Gebräuche dieser Zeit (Stichwort Exorzismus) in die
heutige Zeit transferiert werden, wobei strenggläubigen, nicht mit
Humor gesegneten Katholiken von der Lektüre wohl doch eher
abzuraten ist. In meiner persönlichen Bewertungsskala eine Stufe
tiefer als Band 1, da Band 2 so ab der Buchmitte doch etwas langatmig
wirkt. Dennoch: für meinen Teil gilt: Band 3 "Und Gott sprach: Du
musst mir helfen!" wird auch gelesen.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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Zeitverschwendung
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Hans Rath
Und Gott sprach: Wir müssen reden!
Band 1 der Jakob Jakobi Trilogie ; Erscheinungsdatum: Nov. 2013 ; Rezensionsdatum: 4.12.19
Verlag: Rowohlt Taschenbuch ; Seitenzahl: 288 ; ISBN 13: 978-3499259814
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Es beginnt damit, dass der finanziell angeschlagene und vom
neuen Mann seiner Exfrau soeben zusammengeschlagene Psychotherapeut Dr. Jakob
Jakobi – beim durch den K.O. notwendig gewordenen Krankenhausaufenthalt - auf
einen Zirkusclown trifft, der sofort sein Patient werden will und der
dabei überzeugt von sich behauptet, er sei Gott. Skurril hoch drei, hört sich das an.
Zu skurril um weiterzulesen, meinen Sie? Da kann ich Sie nur warnen, denn Sie
werden sich wundern, wie tiefsinnig, zugleich lustig, und wie lesenswert die Geschichte noch
wird.
Dass
Abel Baumann – so der Name des neuen Patienten mit
seinem schier unglaublichen Wahn – nach Lust und Laune die Rolle
eines
Chefarztes, die eines Flugkapitäns einer Passagiermaschine
ausfüllen kann , auch schon mal im Hochsicherheitstrakt eines AKW
festgenommen wurde und tatsächlich wundersame Dinge bewirken kann,
steigert
nur die Lust weiterzulesen, um zu
erfahren, wer er wirklich ist. Zur weiteren Spannung trägt dann auch bei, dass
Baumann zwischendurch immer mal wieder was aufblitzten lässt, was Zweifel daran
säht, ob es sich bei dem, was er erzählt denn „nur“ um einen erneuten
psychotischen Schub handelt. Bei allem Amüsement der Episoden, die Jakob und
Abel erleben, kommt immer wieder auch der ernste Hintergrund der Szenen zum
Vorschein. So z.B. bei dem Zusammentreffen von Jakob Jakobi mit Abel Baumanns leiblichen
Sohn im Kloster, um nur ein Beispiel zu nennen. Und wer Therapeut und wer zu Therapierender
ist wird zunehmend in Frage gestellt.
So unterschiedliche Themen wie Religion, Kriminalistik,
Psychologie, Familienliebe, Investmentbanking, Gesellschaftskritik und vieles
andere mehr treffen hier auf ganz, ganz viel
Phantasie des Autors, der uns diese Zutaten nicht als gerührter Eintopf, sondern
als gelungenes Menü, präsentiert
Klar macht
das Lust, auch „Und Gott sprach: Der Teufel ist auch nur ein Mensch! (Die
Jakob-Jakobi-Bücher, Band 2) sowie „Und Gott sprach: Du musst mir helfen! (Die
Jakob-Jakobi-Bücher, Band 3)“ zu lesen und darauf zu hoffen, dass das Pulver
des Hans Rath nicht im Band 1 verschossen ist, sondern für eine Trilogie reicht
. Aber da bin ich mir fast sicher.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Thomas Tuma
Der moderne Mann
Erscheinungsdatum: 26.8.16 ; Rezensionsdatum: 21.11.19
Verlag: Gabal ; Seitenzahl: 120 ; ISBN 13: 978-3869367286
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50 Kolumnen aus dem Handelsblatt, Düsseldorf, sind
in diesem Büchlein auf 120 Seiten zusammengefasst.
Hauptprotagonist ist Herr K., der laut seiner Frau von Beruf "Senior
Consultant Key Account Irgendwas" ist und als solcher im mittleren
Management eines mittleren Unternehmens tätig ist.
Bravourös gelingt es Thomas Tuma, die teilweise
überspitzten, ausufernden, mit Anglizismen durchsetzten
Modernisierungsbemühungen im heutigen Büroalltag aufs Korn zu
nehmen. Die Lektüre lässt an manche Anekdote des eigenen
- im Falle
des Rezensenten vergangenen - Büroalltags denken und ruft
Charaktere und Episoden in (verklärte) Erinnerung.
Und der meist gestresste Herr K. muss zudem abends und an
den Wochenenden auch noch von Frau und Kindern so einiges
einstecken.
Wenn man bedenkt, dass dieses Büchlein für sage und
schreibe 1 Euro (das entspricht nach einer Radtour 2 Schluck Weizenbier
im Biergarten) in Buchhandlungen ausliegt, dann lohnen sich
Kauf und
Lektüre allemal. Mir hat es Spaß gemacht.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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D.O. Hasselmann
Im Langboot
Erscheinungsdatum: 3.6.19 ; Rezensionsdatum: 2.10.19
Verlag: TWENTYSIX
Format: Kindle ; ASIN: B07SNFXH5K
Seitenzahl der Printausgabe: 261
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Im
Jahr 1841 heuert der junge schwedische Matrose Alexander Holmes in
Liverpool auf dem Segelschiff William Brown an. Es soll Menschen
über den Atlantik bringen, wo diese sich eine bessere Zukunft als
in dem von Hungersnot und Armut geprägten England erhoffen.
Schon
die ersten Szenen, in denen der Steuermann Francis Rhodes "auf die
Bühne tritt", lassen den Leser erkennen, welch schlechter,
ausschließlich von
Profitgier und dem Streben nach Ruhm geprägter Charakter
da daherkommt. Früh erkennt Alexander Holmes, dass es Rhodes´ Fehler ist, nicht die damals übliche Route zu
nehmen, die von England nach Süden an Spanien und den Kapverden
vorbei geführt hätte, um dann nach Westen in Richtung Karibik
zu segeln. Er ist sich sicher, dass die von Rhodes geplante
kürzere, wesentlich weiter nördlich verlaufende Route
in Richtung Neufundland viel zu gefährlich ist und sorgt
willentlich und insgeheim für einen nach Süden abweichenden
Kurs, um eine Kollision mit einem Eisberg zu verhindern. Die
unmenschliche Strafe, mit der Rhodes Alexander Holmes
daraufhin belegt, stellt den vorläufigen Höhepunkt dessen
Unfähigkeit und Grausamkeit dar. Wer glaubt, eine Steigerung der
Leiden der Passagiere und des Versagens seitens des Kapitäns und
des Steuermanns Rhodes sei unmöglich, wird wiederholt eines
Besseren belehrt. Es kommt schließlich - schauen Sie das
Cover des Buches - wie es kommen musste! Der Spannungsbogen beim
Lesen besteht immer mehr darin, dass man insbesondere Rhodes alles
erdenklich Böse und umgekehrt dem Gutmenschen Holmes, der als alle
zunehmend in Panik geraten und immer hysterischer werden, Ruhe und
Zuversicht bewahrt, nur das Beste wünscht.
Der Roman endet mit einem Kapitel im Gerichtssaal und es schließt
sich der Kreis, indem sich das geflügelte Wort "Vor Gericht
und auf hoher See ist man in Gottes Hand" bestätigt..
Dirk Hasselmann schildert in diesem Roman sehr kenntnisreich das Leben der damaligen Zeit -
zunächst in
Dublin und Liverpool - und dann natürlich die unendlichen Leiden der
Auswanderer an Bord des Schiffes. Sein Schreibstil macht es dem Leser leicht, sich
in die Zeit und die Akteure hineinzuversetzen.
So ganz nebenbei lernt eine Landratte wie der Rezensent,
der zwar Bug und Heck unterscheiden kann, aber bei Backbord und
Steuerbord schon ins Grübeln kommt, was ein Fockmast, was eine
Bramrah, was ein Dollbord und was ein Bugspriet ist und dass man am Sextant die Alhidade (!) entsperren muss.
Für
"Im Langboot" spreche ich eine
uneingeschränkte Kaufempfehlung aus.
Kritisch anzumerken ist allenfalls, dass manche Dialoge etwas gestelzt
anmuten, insbesondere wenn die jeweiligen Akteure auch in Situationen
größter Gefahr, größter Anspannung wohlfeil,
wortreich und druckreif (!) formulieren, was dann diesen Situationen
nicht angemessen erscheint.
Sollte Dirk Hasselmann ein weiteres belletristisches Buch schreiben - in diesem oder
einem anderen Genre - so ist der Kauf schon vorgemerkt. Zunächst
aber: Lesen Sie dieses Buch; denn ... es ist sehr lesenswert.
Anm.: Zwischenzeitlich ist das oben erwähnte weitere Buch erschienen. Lesen Sie "Die Höllenfahrt der Acheron"
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Doris Iding
Alles ist Yoga
Erscheinungsdatum: 2010 ; Rezensionsdatum: 23.09.2019
Verlag: Schirner Verlag, Darmstadt
Seitenzahl der Printausgabe: 176
ISBN-13: 978-3-8434-4694-5
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Yoga-Bücher
gibts fast so viele wie Yoga-Matten; und davon gibt´s sehr viele.
Die meisten widmen sich der richtigen Ausführung der Asanas. Diese
körperliche Ausrichtung des Yoga passt besser zu unserer
westlichen Welt. Das Buch hier von Doris Iding ist insofern anders als
die meisten Yoga-Bücher, denn die Integration verschiedener
spiritueller Traditionen in unseren Alltag bildet seinen Kern. In
kurzen, zuweilen sehr kurzen, voneinander unabhängigen Kapiteln
wird dem Leser jeweils eine Geschichte - die Autorin nennt sie
Lebensweisheiten - präsentiert. Die Geschichten, manche lange
überliefert, andere aus dem Alltag der Autorin, regen zum
Teil zum Nachdenken, zum Teil auch zum Schmunzeln an;
manche mehr, manche weniger, das bleibt jedem überlassen. Manche
enden sehr aprupt und lassen den Leser möglicherweise auch allein
zurück. Ich persönlich fand es ganz amüsant im Kontext
von Yoga, Ashrams und Gurus eine Beschreibung von Himmel und Hölle
zu lesen, die sich von der, die Bestandteil meines christlichen
Religionsunterrichts in der Kindheit war, so gut wie nicht unterscheidet.
Das
Büchlein lohnt sich für jeden, der an Hintergründen zum
Yoga interessiert ist oder sich in puncto Achtsamkeit und
Gelassenheit noch was anlesen möchte.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Sebastian Fitzeck
Flugangst 7a
Erscheinungsdatum: Auflage1 : 25. Oktober 2017 ; Rezensionsdatum: 22.09.19
Verlag: Droemer eBook;
Seitenzahl der Printausgabe: 401 Seiten
Format Kindle; ASIN: B072NBZS2J
|
Ein
Psychiater wird auf einem Flug von Buenos Aires nach Berlin
damit erpresst, 600 Passagiere in den Tod stürzen zu lassen,
um seine entführte, schwangere Tochter zu retten. Der
seelische Ausnahmezustand von "Fitzecks Opfern", dem Vater und seiner
Tochter, könnte kaum größer sein. Der Autor versteht
es, den Leser an das Buch zu binden, indem er nahezu jedes der
insgesamt 76
Kapitel mit einem Paukenschlag enden lässt und man so ständig
wissen will, wie es danach weitergeht. Obwohl S. Fitzek zuweilen zu
lange an einem Thema festhält bzw. einem Aspekt zu viel Raum
überlässt, wie z.B. die Geburtswehen der Tochter, wird
der Spannungsbogen durch o.a. Schreibtechnik gehalten. Im Verlauf des Romans verwischen sich die Konturen zwischen Täter
und Opfer mehr und mehr. Nach und nach ergeben sich unerwartete Wendungen und eröffnen sich dem
Leser neue Beziehungsgeflechte zwischen den Akteuren
Einer besseren Bewertung steht entgegen, dass die
Story passagenweise dann doch etwas zu skurril, zu langatmig und
zu weit hergeholt erscheint.
Ausgesprochen postiiv hingegen ist anzumerken, wie interessant, amüsant und
sympatisch sich der Autor in den abschließenden
Anmerkungen und Danksagungen präsentiert. Summa Summarum: Der hier auch rezensierte Roman Die Therapie von Sebastian Fitzek ist besser. |
Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Melanie Metzenthin
Im Lautlosen
Erscheinungsdatum: 11.07.2017 ; Rezensionsdatum: 14.08.2019
Verlag: Tinte und Feder
Seitenzahl der Printausgabe: 516
ISBN-13: 978-1542045964 ; ASIN: B06XWB6HG6
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Genial
verpackter Geschichtsunterricht über die Zeit von 1926 bis 1945.
Der Schwerpunkt dabei liegt auf der Psychiatrie in dieser Zeit und
dem Widerstand einiger Psychiater gegen das Naziregime und das damals
sog. "unwerte Leben". Die Autorin, die selbst Fachärztin
für Psychiatrie ist und im.übrigen unter dem Pseudonym
"Antonia Fennek" auch Psychothriller schreibt, hat hervorragend
recherchiert und bindet ihre Ergebnisse geschickt in die aus 3 Teilen und 61
Kapiteln bestehende Handlung ein.
Zuweilen erscheinen die Dialoge der Akteure etwas zu detailliert und
wirken daher etwas holprig, aber das schmälert den Gesamteindruck
nur gering.
Jedem, der den Krieg nur aus Geschichtsbüchern, allenfalls noch
- wie ich - aus Erzählungen des Vaters und der
Großväter kennt (und Personen anderer Gruppen als diese Beiden werden wohl kaum zum
Kreis der Leser dieser Rezension gehören), wird das Buch
unter die Haut gehen. Mich hat es teilweise sehr belastet, das
Schicksal von Paula und Richard und ihren Familien und Freunden zu
lesen.
Vermutlich kommt der Folgeband, der in Zeiten des
Wirtschaftswachstums/-wunders spielt, beschwingter daher; aber das ist
momentan Spekulation. |
Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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Zeitverschwendung
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Karsten Dusse
Achtsam Morden
Erscheinungsdatum: 10.06.2019 ; Rezensionsdatum: 27.7.2019
Verlag: Heyne
Seitenzahl der Printausgabe: 416
ISBN-13: 978-3453439689
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Schon
das gelungene Buchcover sagt – wie auch der Titel – viel über die
dieses Buch prägende Kombination von „an und für sich“ nicht
Kombinierbarem aus. Wer
mordet, ist nicht achtsam; wer Kieselsteine stapelt, setzt kein Kreuz
obendrauf und lässt kein Blut runtertropfen. Karsten Dusse aber
kombiniert Symbole und Wörter auf eine sehr gelungene Art. Er tut es -
zunächst jedenfalls, aber davon später mehr – sehr gekonnt und voller
schwarzen Humors, was das Buch aus der Reihe vergleichbarer Bücher
positiv heraushebt.
Der
von seinem Beruf gestresste Wirtschafts- und Strafrechtsanwalt Björn
Diemel, des Geldes und seiner Karriere zuliebe stets bereit, den Spalt
zwischen Recht und Gerechtigkeit noch ein Stück breiter zu machen und
sein Rechtsempfinden permanent gegen viel Geld einzutauschen, belegt
auf Drängen seiner Frau und um seine Ehe zu retten ein
Achtsamkeitsseminar.Weil
sein Mandant ein brutaler Krimineller ist, sitzt Björn bald ganz tief
in der Patsche. Aber sein Achtsamkeitstraining rettet ihn mehr als
einmal.
Soweit
und so gut; nicht richtiges Handeln, nicht gerechtes Tun mit
Achtsamkeit zu rechtfertigen, liest sich kurzweilig, ist unterhaltsam
und sorgt beim Leser für manchen Schmunzler und stellenweise herzhaftes
Lachen. Besonders gelungen ist , dass Achtsamkeit als Lebensphilosophie
ernst genommen wird, nicht lächerlich gemacht wird, sondern gekonnt
satirisch überspitzt wird. Jedoch
so ca. ab der Mitte wird das Buch leider zunehmend langatmig, ja
langweilig. Der Lese-Spaß sinkt enorm, weil sich das Hauptmotiv, der
oben beschriebene Reiz der Orientierung an Achtsamkeit, zwischenzeitlich
doch stark abgenutzt hat und weil der Übergang des Hauptprotagonisten
von geschliffenen Rechtsanwalt, der sein Rechtsempfinden stets ein wenig
mehr strapazierte zum Schwerkriminellen nicht glaubwürdig rüberkommt.
Im
weiteren Verlauf überzieht der Autor zunehmend. Es wird einfach „too
much“. Und letztlich langweilig, wenn nicht gar mühsam (So muss es auch
der Korrekturleser empfunden haben; wie sonst erklärt sich ein Fehler
wie „Standrand“ statt „Stadtrand“ auf S. 287). Fazit:
Spätestens ab Buchmitte war „der Drops eigentlich gelutscht“, will
heißen: war das Potential des Themas, der Reiz der Kombination
Unkombinierbarens, erschöpft, um der Erschöpfung des Lesers Platz zu
machen. Eigentlich schade. Vielleicht wären 200-250 Seiten statt 416
genug gewesen.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Henning Mankell:
Die schwedischen Gummistiefel
Erscheinungsdatum: 8.12.2007 ; Rezensionsdatum: 27.7.2019
Verlag: dtv
Seitenzahl der Printausgabe: 480
ISBN 978-3-423-21705-7
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Wir
waren zusammen in Urlaub, mein Schwager und ich, als er stets mit diesem
Buch auf den Knien da saß. Nachdem er es ausgelesen hatte, empfahl er es
mir. Und ich kann nun sagen: Es war eine gute Empfehlung, denn es hat sehr zum Nachdenken angeregt.
Die Hauptperson der Handlung ist der Ich-Erzähler Frederik und man kommt nicht umhin, in ihm den Autor Mankell zu sehen. Es
geht viel ums Älterwerden und ums Sterben und man gewinnt zunehmend den
Eindruck, dass Mankell hier seine ganz eigenen Gedanken zu seiner
Person und zu diesem Thema verarbeitet hat. Das traurige, melancholische Buch, war das letzte Buch, das
Mankell vor seinem Tod fertigstellen konnte
Mankells
Schreibstil in diesem Buch (von ihm ist hier auch "Die rote Antilope" rezensiert) mag zuweilen befremden: Viele kurz aneinandergereihte
Hauptsätze, wo jeder Grundschullehrer seinen Schülern empfehlen würde,
auch mal einen Relativsatz oder anderen Nebensatz einzufügen.. Und
dennoch…. es liest sich gut. Ich bin gewöhnlich sehr zurückhaltend, wenn
es darum geht, den in Rezensionen so oft gebrachten Ausdruck „Man kann
das Buch einfach nicht aus der Hand legen“ zu gebrauchen; aber dieses
Mal möchte ich ihn verwenden: Man kann das Buch einfach nicht aus der
Hand legen.
Übrigens
ist es ist keinesfalls zwingend, den chronologisch ersten Band „Die
italienischen Schuhe“ gelesen zu haben, um „Die schwedischen
Gummistiefel“ zu verstehen. Ich habe „Die italienischen Schuhe“ erst
nach „Die schwedischen Gummistiefel“ gelesen und kann - abweichend von
anderen „Serien“ - hier konstatieren, dass in diesem Fall die
Fortsetzung eindeutig das bessere Buch ist.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Catalina Ferrera:
Spanische Delikatessen
Erscheinungsdatum: 26.02.18 ; Rezensionsdatum: 10.05.19
Verlag: Droemer e-book
Format: Kindle; Seitenzahl der Printausgabe: 304 ; ASIN: B06Y1626KY
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Hier
präsentiert uns eine Autorin, deren Name für dieses Buch
nicht typischer sein könnte als er ist (wen wundert's, er ist ja
auch ein Synonym, und zwar für Eva Siegmund) einen netten, flott
und leicht zu lesenden Barcelona-Krimi. Bevorzugt dann zu
lesen, wenn man sich womöglich gerade auf einer Reise in die
katalonische Hauptstadt befindet oder schon dort weilt. Schon das Cover mit Gaudis letztem Meisterwerk, der
berühmten Sagrada Familia, und dann der Roman voller Lokalkolorit machen Lust
darauf, vor Ort all die genannten Viertel und Plätze (Passeig del Born, die Altstadt Ciutat Vella, die
Stadtviertel Barceloneta, El Besos, Barri Gotic und El Raval, ... )
aufzusuchen und die beschriebenen Delikatessen mit Tapas und einem Tempranillo sowie einem
Hierbas danach zu genießen.
Nur beim
Schinken, beim Jamon, wird der Leser des Buches sicher vorsichtig zurückhaltend sein, denn ein
solcher spielt in dem Roman eine wichtige Rolle. Nicht
etwa ein Jamon Serrano oder ein Jamon Iberico wie man meinen
sollte, da der Schinken doch in einem Feinkostgeschäft
von der Decke hängt; nein - sonst wäre es ja auch kein
Thema für einen Krimi - einer aus Menschenfleisch
hängt dort und zwar noch mit dem Aufdruck "100% carne humane".
Das makabre, widerliche, abstoßende Teil ruft natürlich die Mossos d`Esquadra (die Geschwaderjungs, die Polizei von Katalonien) auf den
Plan. Die besteht neben dem ortsansässigen Alex aus Karl, einem
Deutschen irischer Abstammung, der seiner spanischen Frau, zugleich Schwester von Alex,
zuliebe mit ihr und ihrem gemeinsamen Sohn in Barcelona lebt. Halb aus Leidenschaft zu seinem
früheren Beruf in Berlin und halb um seinem Schwager zu helfen ist
er bereit, an der Aufklärung der Herkunft des mysteriösen
Schinkens mitzuwirken und Alex zu helfen.
Anfangs wirkt dieser Einstieg gemäß dem Karl von Alex als
Praktikant eingestellt wird, ein wenig gekünselt. Aber wenn man
darüber mal hinweg ist und das einfach akzeptiert, findet man in
die Geschichte gut rein. Man wünscht dem ungleichen Ermittlerpaar
Erfolg bei der Aufklärung eines so myteriösen Falles.
Insbesondere in der 2. Hälfte des Romans, nachdem ein Geständnis vorliegt und der
Fall scheinbar aufgeklärt ist, wird's richtig spannend
. Denn Karl Lindberg glaubt - seinem kriminalistischen
Instinkt folgend - nicht daran, dass der Geständige der
Mörder ist und setzt seine Ermittlungen daher fort.
Historisches zum aktuell ja noch andauernden Konflikt zwischen
Katalonien und Spanien ergänzen die Krimihandlung und Rezepte am Ende runden ihn ab.
Das Buch macht Laune, anschließend auch die
Fortsetzungsbände
"Spanischer Totentanz" und "Spanischer Feuerlauf" zu lesen.
Bleibt zu hoffen, dass Eva Siegmund, excusa Catalina Ferrera, nicht
alle ihre guten Ideen in den ersten Band gepackt hat.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Martina Borger und Maria Elisabeth Straub:
Im Gehege
Erscheinungsdatum: 24.01.2006 ; Rezensionsdatum: 28.02.2019
Verlag: Diogenes
Format: Taschenbuch ; Seitenzahl : 384 ; ISBN13: 978-3257235050
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Ähnlich wie bei Volker
Klüpfel und Michael Kobr hat man es hier mit einem Autorenpaar zu
tun. Allerdings sind diese Beiden hier weiblich und viel weniger
bekannt. Schade; nicht, dass sie weiblich sind, sondern dass sie
weniger bekannt sind.
Eigentlich wird eine simple und alltägliche Geschichte
erzählt. Jon Ewermann, Lehrer an einem Hamburger Gymnasium, Anfang
50, Ehe kinderlos und mit den Jahren fade geworden, gewisse
vorübergehende Verhältnisse mit anderen Frauen, die daraus
resultieren. Soweit, so schlecht. Eines Tages tritt Julie in sein
Leben und alles ändert sich. Sie ist anders als alle anderen
Frauen, sie ist schön und geheimnisvoll. Jon überschätzt
sich enorm und ist zu allem entschlossen, was ihm eine gemeinsame
Zukunft mit Julie möglich machen könnte. Er geht
hierfür über Leichen. Der Leser ahnt schon, das wird kein
Happy End haben. Obwohl sich die Geschichte im Folgenden lang hinzieht,
wird sie nicht langweilig; der Leser bleibt gespannt, weshalb meine
Bewertung lautet "lohnt sich".
Ach
ja, der Titel: die Autorinnen fügen dem Roman Hamburger
Lokalkolorit in Form realer Ortsangaben und Straßennamen hinzu
und das Gehege ist ein Park mit Wildgehege in Hamburg-Niendorf.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Daniel Kehlmann:
Ruhm
Erscheinungsdatum: 1.11.2010 ; Rezensionsdatum: 28.01.2019
Verlag: rowohlt
Format: Taschenbuch ; Seitenzahl : 208 ; ISBN13: 978-3499249266
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Neun Geschichten, Episoden, Kapitel - wie auch immer man es nennen mag
- sind es. Ist es trotzdem ein Roman? Die Frage bleibt; auch wenn
der Leser, der zunächst an eigenständige, abgeschlossene
Geschichten glaubt, bald merkt, dass diese subtil miteinander verwoben
sind. Verwoben und verquickt, weil sich die Wege der Akteure kreuzen.
Der Leser fragt sich, wo und wie und mit wem wird mir die oder der
wieder begegnen. Und wenn es dann geschieht, erhellt es
natürlich den Blick auf das Gesamte. Aber insgesamt ist das zu
wenig, um von einem wirklich guten Roman zu sprechen.
Ein schaler Beigeschmack - um einen kulinarischen Vergleich zu ziehen -
stellt sich auch dadurch ein, als man zunehmend den Eindruck hat, es
weniger mit einem Menü, sondern eher mit einem Resteessen zu
tun zu haben. Will heißen: Der Autor hatte Ideen, Gedanken,
Phantasien, Schnipsel einer Story, die für einen wirklichen Roman
zu wenig her gaben, andererseits noch gut genug waren, um irgendwie
verwertet zu werden und sie uns dann in "Ruhm" serviert; ... oder
sollte ich eher sagen, "hingestellt" ? (Ein Aspekt, den man leider auch
bei vielen Serienromanen erkennen muss: Das erste, das zweite Buch
verkaufen sich gut; also wird alles, was nicht gut genug war, darin
verwertet zu werden, aber auch nicht in der Ideenbox vergammeln soll,
in einen dritten und vierten Band der Reihe gepackt). Hinzu kommt, dass
einige Charaktere schlicht langweilen, wenn ihr Teil am Ganzen sich
über 26 Seiten erstreckt, wie das mit dem Internetforenfreak
Wollwitz und dessen konstruiertem Bloggerslang in dem Kapitel "Ein
Beitrag zur Debatte" geschieht.
Mein Fazit "Es gibt Besseres; speziell auch von Daniel Kehlmann, insbesondere sein Historienroman, zugleich Doppelbiographie "Die Vermessung der Welt" ist im Vergleich ein Bravourstück.
Von Daniel Kehlmann sind hier auch rezensiert: Tyll , Beerholms Vorstellung , Die
Vermessung der Welt .
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
(speziell von Daniel Kehlmann)
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Zeitverschwendung
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Martin Suter:
Die Zeit, die Zeit
Erscheinungsdatum: 23.10.13 ; Rezensionsdatum: 23.01.19
Verlag: Diogenes
Format: Taschenbuch ; Seitenzahl : 304 ; ISBN13: 978-3257242614
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Man
nehme ein wenig Krimi, eine Prise Science fiction und eine Portion
Philosophie. Als Story nehme man zwei unterschiedliche Männer, die
sich einander nähern, weil sie an eine schier unmögliche Lösung glauben.
Das Ergebnis dieser Zutaten - insbesondere unter Hinzugabe des Autors Phantasie - liest
sich flott und spannend.
Die
Nachbarn Thaler und Knupp haben beide ihre Ehefrauen verloren und
trauern; jeder auf seine Weise. Während Thaler sich eher
hoffnungslos allem ergibt, scheint Knupp eine Lösung
gefunden zu haben. Er glaubt, den Verlust rückgängig machen
zu können, indem er die Zeit zurückdreht. Mehr noch: nach
seiner festen Überzeugung gibt es gar keine verstreichende Zeit,
sondern nur voranschreitende Veränderungen. Ergo: man
muß - so seine Überzeugung - nur Veränderungen rückgängig machen und man befindet sich wieder an dem gewünschten Zeitpunkt.
Trotz
dieser oder wegen dieser gewagten Theorie gewinnen die Akteure des
Romans zunehmend
des Lesers Sympathie. Ihr eigentlich doch unmögliches Projekt,
die Nichtexistenz der Zeit zu beweisen und dadurch
ihre Ehefrauen von den Toten zu erwecken, schreitet voran; es finden
sich Mithelfer; es finden sich nicht alltägliche Lösungen und
das Vorhaben scheint gar von Erfolg gekrönt zu werden. Suter nimmt
die Leser mit, indem er es versteht, sie dazu zu bringen, dass diese
den Protagonisten diesen Erfolg wünschen und hoffen, dass Thaler
und Knupp die Ausnahmesituationen,
in die sie gebracht werden, meistern. Die Dinge spitzen sich zu! ... und am Schluss ...!? Lesen Sie selbst! Denn:
Die Zeit, die Sie in "Die Zeit, die Zeit" investieren, ist gut genutzte Zeit.
Warum dann keine bessere Bewertung als "lohnt sich"? Warum kein "sehr empfehlenswert" oder gar mehr?
Nun, es sind zum Einen gewisse Längen in der Mitte des
Romans; aber es ist primär der Schlus: Er
ist nicht das furiose Finale, auf das man hofft. Er ist abrupt und
er lässt den Leser nicht nachdenklich, sondern eher unbefriedigt
zurück. Einen weiteren kleinen Minuspunkt gibt der Rezensent
aufgrund folgender Einschätzung/Fragestellung: Wenn das
"Hier" und das "Jetzt" für den Raum und die Zeit stehen,
vernachlässigt Suter das "Hier", d.h. man fragt sich, warum
handelt es sich bei dem Raum um die Wohnsiedlung, um Teile der
Straße und nicht um einen kleineren Raum wie z.B. das Haus oder
um einen größeren Raum wie z.B die Stadt. Aber der Titel ist
ja auch "Die Zeit, die Zeit" und nicht "Die Zeit u. der Raum".
Von Martin Suter sind hier auch rezensiert: Der letzte Weynfeldt, das sehr gute Buch Die dunkle Seite des Mondes sowie Small World und Ein perfekter Freund und Der Teufel von Mailand.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Dave Eggers:
Der Circle
Erscheinungsdatum: 14.08.14 ; Rezensionsdatum: 11.01.19
Verlag: Kiepenheuer & Witsch eBook
Format: Kindle eBook ; ASIN: BOOK11SS3E; Seitenzahl der Printausgabe: 552
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Kennen Sie Michel Houellebecq
und sein hier ebenfalls rezensiertes Buch „Unterwerfung“? Man ist beim Lesen geneigt zu
sagen „Nein, so kann sich das nicht entwickeln, so wird das nicht
kommen." Und dann kommen Einem Zweifel und man schränkt ein:
"Zumindest in allzu naher Zukunft nicht“ ergänzt man dann,
weil man erkannt hat, dass es in der Gegenwart eben doch schon so
manches Anzeichen für eine Entwicklung dahin gibt. So
ähnlich wird es Ihnen ergehen, wenn Sie „Der Circle“
lesen und dabei unweigerlich Amazon, Google, Apple, Facebook,
Instagram,Twitter und
weitere Unternehmen dieser Art in ihrer heutigen Form und ihren
heutigen Praktiken und Geschäftsideen mit der dann gar nicht mehr
so utopischen Welt des Circle vergleichen. Geht es bei
„Unterwerfung“ um die Ausbreitung des Islam, so
geht es beim Circle um die Entwicklung der Digitalisierung, um
schwindenden Datenschutz, um die Aufgabe alles Persönlichen und
letztlich gar um falsch verstandene Demokratie. Mit dem Vergleich soll
keinesfalls gesagt werden, Eggers habe sich von Houllebecq
inspirieren lassen; schließlich ist "Der Circle" in englischer
Fassung schon zwei Jahre vor "Unterwerfung" erschienen. "Honi
soit qui mal y pense" es sei umgekehrt gewesen.
Natürlich könnte man daher auch weiter zurückgehen und - statt auf Michel Houllebecq und 2015 - auf Georges Orwell und sein 1949 erschienenes „1984“ zurückgreifen; auch hiervon
scheint mir „Der Circle“ die mehr oder weniger logische Fortschreibung
eines aktuellen, brisanten Themas zu sein.
Soviel zu Einordnung; nun zum
Inhalt: Die 24-jährige Mae Holland hat einen Job in einem
kalifornischen Internetkonzern angetreten, der zuvor nahezu alle
Unternehmen der vorgenannten Art vereinnahmt hat und alle dort
Registrierten samt sämtlicher ihrer Daten unter einer einzigen
Internetidentität zusammengefasst und der damit jegliche
Anonymität im Netz beseitigt hat. Der
Circle spielt in einer Welt, in der es keines Hackerangriffs zur
Gewinnung von Daten mehr bedarf, weil eh alle Daten öffentlich
zugänglich sind. Die Bewahrung von Persönlichem, von
Geheimnissen und Intimen sind in dieser Welt ein Affront gegenüber
den Mitmenschen, der nicht geduldet wird. Mae
verinnerlicht all das, macht es immer mehr zu ihrer Überzeugung
und wird so beim Circle immer mehr zur Vorzeigemitarbeiterin; sie macht
mächtig Karriere und treibt den Wahn, Alles müsse transparent
sein, auf die Spitze. In ihrer Denke könnte der Circle auch
Regierungen und Parlamente ersetzen.Die Bedenken einiger Weniger aus
ihrem privaten Umfeld ignoriert sie. Wie jedoch wird sich die Begegnung
mit einem mysteriösen Kollegen entwickeln? Wird sie alles
durcheinander bringen?
Es
ist eine Phantasiewelt, aber wohl kaum eine phantastische Welt; auf
jeden Fall aber ist "Der Circle" ein phantastisches, empfehlenswertes
Buch. Dies obwohl Dave Eggers - m.E. völlig unnötig -
glaubte, der Handlung noch einen Schuss Erotik (schon wieder muss der
Rezensent an Houllebecq denken) beimischen zu müssen, was die
literarische Qualität des Buches mindert, weil der Roman dadurch
passagenweise ins Triviale abgleitet. Zweite kritische Anmerkung: Bei
allem Verständnis dafür, dass der Autor den Leser dazu
anregen will, die Fortsetzung der Entwicklung für sich selbst zu
Ende zu denken, ist mir der Schluss dann doch zu abrupt.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Walter Mosley:
Der weiße Schmetterling
Erscheinungsdatum: 1992; Rezensionsdatum: 27.12.18
Verlag: btb
Taschenbuch: 255 Seiten; ISBN-13: 978-3442720934
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Der
Roman spielt in den 1950er Jahren in Los Angeles und dort im von
Säufern, Raub, Schlägereien, Prostitution und Morden
geprägtem Milieu. Der Ich-Erzähler ist ein Farbiger, der noch
im 2. Weltgkrig war und nun mit dubiosen Geschäften sein nicht
gerade üppiges Einkommen verdient. Er ist so ein Art V-Mann der
offensichtlich überforderten Polizei und versucht mit ihr die
Morde an 4 Frauen des Milieus aufzuklären .
Mit
fortschreitender Story wird dies leider immer etwas wirrer und es
fällt dem Leser schwer, Walter Mosley zu folgen. Auch die
Entscheidung der Übersetzer den Slang des Amerikanischen, dessen
sich die Akteure bedienen im Deutschen nachzubilden, nachzuahmen,
verliert mit zunehmendem Lesefortschritt, ihren Reiz.
Letzlich
mündet der Roman in der Erkenntnis, dass die damalige, dortige
Polizei von Recht wohl ebenso wenig hält wie der Teil der
Bevölkerung LAs, dem die Romanfigurgen angehören.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Heinrich Kuhlmann:
Rechtspfleger Grothjahn
Erscheinungsdatum: 1935; Neuauflage: 2008 ; Rezensionsdatum: 27.12.18
Verlag: Bund deutscher Rechtspfleger, Landesverband Hamburg
Gebundene Ausgabe: 201 Seiten; ISBN-13: keine
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Ganz
ganz zufällig fiel mir dieses Buch in die Hände und animiert durch die
hier ebenfalls rezensierten Bücher „Heute keine Schüsse“ von Brigitte
Krächan sowie „1913“ von Florian Illies begann ich mit der Lektüre;
spielt doch die Handlung ebenfalls zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Sehr
schnell stellte sich heraus, dass neben der Zeitachse das
erzählerische Moment der jeweiligen Hauptprotagonisten eine
weitere Parallelität mit „Heute keine Schüsse“
darstellte. Ansonsten aber hat „Rechtspfleger Grothjahn“
ein andere, besondere Geschichte: Der bereits 1935 erschiene Roman, der
so gar nicht in die damalige Zeit passt, beschreibt das Leben des
Heinrich Grothjahn ab seiner Schulentlassfeier im Jahr 1897 bis in das
Jahr 1933.
Sein
Berufswunsch, Musiker zu werden, wozu seine wallende Künstlermähne
gepasst hätte, lässt sich nicht realisieren; stattdessen schlägt
Heinrich eine Beamtenlaufbahn ein und strebt als „Einjähriger“ (ein
Schulabschluss, den wohl heute kaum ein Jugendlicher noch kennt, der
aber den Rezensenten an seine eigene Schulzeit und die Schwierigkeiten,
diesen zu erreichen, denken lässt) das Ziel an, „Hilfsschreiber am
Gericht“ zu werden. Humorvoll wird seine Karriere in diesem Metier, das
aus heutiger Sicht natürlich sehr beschaulich anmutet, beschrieben.
Zudem finden das Private, Heinrichs Familie, seine Liebe zu Grete, die
Wirren und Leiden des Krieges und seine spätere glückliche Ehe mit
Armide sowie die Entwicklung des Berufsstandes, der Weg zum
Rechtspfleger als Beamten des gehobenen Dienstes, ihre angemessenen
Plätze auf den rund 200 Seiten.
Wie
schreibt Heinrich Kuhlmann im Jahr 1935 doch so schön in seinem Epilog
über Heinrich Grothjahn: „Es wird noch mal die Zeit kommen, in der man
seiner gedenkt.“ Der Bund der Rechtspfleger hat das im Jahr 2008 getan,
indem er das Buch neu herausgab und damit u.a. mir die Möglichkeit
geschaffen, es im Jahr 2018 auch zu tun. Daher meine Anerkennung und
mein Dankeschön an Volker Laedtke vom Bund der Deutschen Rechtspfleger.
Der Roman sollte für Justizbeamte ein Muss sein und ist darüber hinaus
auch anderen Staatsdienern sehr zu empfehlen.
Auch
die Tuschezeichnung von Marlies Schaper auf dem Titel, die verschiedene
Personen vor einem Hamburger Justizgebäude darstellt, soll hier nicht
ungelobt bleiben, da sie einen so guten Eindruck der damaligen Zeit
vermittelt.
Schade, dass ein Buch
nicht merkt, dass man es aus der hintersten Ecke eines
Büchertauschschranks gekramt hat (soviel zum „ganz zufällig“ eingangs)
und dass man ihm nach der Lektüre einen besonderen Platz im Bücherregal einräumt.
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Brigitte Krächan:
Kalte Rache - Ein Fall für Schmalenbeck und Paulsen
Erscheinungsdatum: 4.7.17 ; Rezensionsdatum: 12.12.18
Verlag: dot.books.com
Gebundene Ausgabe: 275 Seiten; ISBN-13: 978-3-95824-990-5
Rezensiert auf Basis des Formats Kindle Edition; ASIN: B073FRSTZH
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Wenn ich "Kalte Rache" mit "Heute keine Schüsse"
vergleiche, stellt sich mir die Frage "Wie kann eine Autorin nur so
unterschiedliche Bücher schreiben?". Damit meine ich nicht nur das
Genre, sondern insbesondere die Qualität, denn "Kalte Rache" ist
trivial.
Es geht in dem Büchlein um den mysteriösen Tod eines Erben
einer großen Kaffeerösterei im Milieu von
Transsexualität und SM-Praktiken. An der Aufklärung des
Mordes müht sich ein ungleiches Pärchen zweier
Kriminalbeamter ab. Authentisch wirkt dabei allenfalls die
männliche Hälfte. Der Chef der Beiden wird zur Witzfigur
degradiert.
Ich las das Buch halt zu Ende; permanent in der Erwartungshaltung,
dass sich meine Meinung darüber vielleicht doch noch zum Positiven
wendet. Und zweitens, weil ich mich der Autorin aufgrund ihres hier ebenfalls rezensierten, hervorragenden Werks "Heute keine Schüsse" irgendwie verpflichtet
fühlte. Aber "Kalte Rache" ist ganz sicher kein Buch, das man sich -
nachdem man es als e-book zu Ende gelesen hat - als gebundenes Buch
fürs Regal wünscht und dem man dann - bevor man es dort abstellt - noch einmal liebevoll über
den Einband streichen möchte. Meine Bewertung lautet "Es gibt Besseres" und ich
möchte betonen, auch von dieser Autorin!
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Meine
Bewertung:
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Brigitte Krächan: Heute keine Schüsse
Erscheinungsdatum: 24.04.2018 ; Rezensionsdatum: 26.10.2018
Verlag: tredition
Gebundene Ausgabe: 400 Seiten; ISBN-13: 978-3746917757;
Rezensiert auf Basis des Formats Kindle Edition; ASIN: B07D74X9ZX
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Als ich Gelegenheit hatte, auf einer Buchmesse mit der Autorin zu
sprechen und sie mir ihre Idee zu dem Buch und die für deren
Umsetzung erforderliche enorme Recherchearbeit schilderte, wusste
ich natürlich noch nicht, wie hervorragend sie diese Idee umgesetzt hat und mit welch großartigem Werk ich es
hier zu tun haben werde. Es sei mir erlaubt, diese
Einschätzung und Einstufung nicht als Fazit bzw. Resümee der
Rezension am Schluss zu ziehen, sondern einleitend voran zu stellen.
Nun aber der Reihe nach: Noch unter dem Eindruck von Florian Illies "1913"
schien es mir sehr logisch, geschichtlich unmittelbar
anschließende Literatur zu lesen und was passte da besser als
dieser Roman, der exakt die Zeit von 1914 bis 1933 beschreibt. Hierbei
ist "beschreiben" insofern wörtlich zu verstehen, als das von
Brigitte
Krächans Hauptprotagonist, dem Galeriegehilfen Walter
Schachtschneider, in dieser Zeit geführte Tagebuch den roten
Faden,
den Plot, wie man heute sagt, darstellt. Der
Schreibstil in Tagebuchform ist natürlich nicht der für einen Roman
typische; es sind oft nur kleine, aus wenigen Zeilen bestehende
Einträge pro Kalendertag; zuweilen auch - für sich allein genommen - eher
unbedeutende Details; aber sie sind wie Puzzlesteine, d.h. sie als Teile des Ganzen ergeben in ihrer Zusammensetzung das Gesamtbild.
Zunächst geht es in dem Tagebuch um den Krieg, den man später den 1. Weltkrieg nennen wird und den Walter qualvoll erleben musste. Das Buch hat meine
Vorstellung hierüber verändert. Meine beiden
Großväter waren in diesem Krieg, aber zu gemeinsamen
Lebzeiten in den 1960er/1970er Jahren, war ich zu jung um zu
verstehen, was sie nach meiner Erinnerung manchmal und widerwillig davon erzählten.
Ein hochsympatischer Gutmensch ist der Tagebuchschreiber Walter, der
uns hier über diese schlimme Zeit berichtet. Und weil er nach dem
Krieg in einer Kunstgalerie arbeitet, erfährt der Leser
gewissermaßen en passant sehr viel über z.B. Im- und
Expressionismus, über Dadaismus, den blauen Reiter, das Bauhaus
usw... Die zusätzliche Auflistung all der Namen der Künstler,
die mit diesen Stilrichtungen einhergehen, würde den Rahmen dieser
Rezension sprengen; im Buch bereichert sie selbstverständlich das
Werk. Kritisch
möchte ich hierzu anmerken, dass bei der Nennung der Namen
der Künstler, die ihr Leben in diesem schrecklichen Krieg lassen
mussten (August Macke, Franz Marc, ...) sich der saarländische
Rezensent von der saarländischen Autorin gewünscht
hätte, dass hier auch der Saarländer Albert Weisgerber
erwähnt wird.
Historisch konsequent setzt sich das Tagebuch mit dem schwierigen Start
der Weimarer Republik, den dennoch sog. goldenen Zwanzigern, der
Machergreifung der Nationalsozialisten 1933 und dem
anschließenden Untergang der jungen Demokratie fort.
Mein Bewertung lautet "Geschichts- und zugleich Kunstunterricht der
ganz besonderen Art und somit für an guter Literatur, an
jüngerer Geschichte und an Kunst aus dieser Zeit Interessierte ist
das Buch ein absolutes Muss".
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Meine
Bewertung:
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Für Geschichts- / Kunst- und Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Benjo Maso: Der Schweiß der Götter
Erscheinungsdatum: 01.10.2011 ; Rezensionsdatum: 08.10.2018
Verlag: Covadonga , 280 Seiten
ISBN-13: 978-3936973600
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Ein
äußerst detail- und
faktenreiches (weshalb es hier unter der Rubrik Sachbuch eingereiht
ist) Werk
über die Geschichte und Hintergründe des Radsports. Es geht
primär um die Tour de France, aber auch um viele
andere große Radrennen wie Giro d´Italia, Vuelta,
Mailand-Sanremo, Paris-Roubaix
oder Lüttich-Bastogne-Lüttich, um nur einige zu nennen. Das Buch reicht weit in die
Vergangenheit zurück und daher sollte man wissen, dass
man sich schon bis auf Seiten jenseits der 200 durchlesen muss,
bevor man auf Namen der jetzt auch nicht mehr so jungen Vergangenheit wie
Jan Ullrich oder Lance Armstrong trifft. Wer also jüngere
Informationen will, wird anderweitig schneller fündig werden.
Es belegt auch, dass
die „Ungereimtheiten“, die den Profiradsport in den 80er-90er Jahren und
zu Beginn dieses Jahrtausends dermaßen
in Verruf gebracht haben,
ihre Wurzeln schon in den Jahren ganz zu Beginn des letzten
Jahrhunderts haben. Da sind - zuvor in Trinkflaschen versteckte -
Nägel, die im Rennen auf die Straßen gestreut wurden und den
Konkurrenten mehr als nur einen platten Reifen bescherten, nur
eines von vielen Beispielen. Auch informiert das Buch
über die Anfänge des Sponsorings, die Entwicklung zum
Mannschaftssport, die
Ausbildung der Teamhierarchien (Wasserträger, Edelhelfer,
Domestiken,
Kapitäne,… ). Hierüber Bescheid zu wissen,
ist sehr hilfreich dabei, die
Taktiken der heutigen Teams zu verstehen.
Zuweilen mag es
etwas langweilen, sich auch durch Details der TdF vor dem
2. Weltkrieg durchzuarbeiten; für das Verständnis der
Gepfogenheiten, Sitten und Taktiken heute ist das aber wie gesagt
durchaus hilfreich. Man erfährt auch viele kleine,
weitgehend vergessene Anekdoten: um wieder nur ein Beispiel zu
nennen, die wonach die erste Trikotwerbung, die nicht von einem Fahrradhersteller
gesponsert wurde, Nivea lautete.
Fotos und eine umfassende
Bibliographie komplettieren das Werk.
Wer
jedoch ein spannendes,
fesselndes Buch erwartet, dem sei von Kauf und Lektüre abgeraten ,
dazu ist
dieses Werk mit zu vielen Daten, Fakten, Zahlen und Details befrachtet
und es
ist - wie oben schon erwähnt - doch eher ein Sachbuch. Ein
Kapitel im Buch ist mit "Schön, aber langweilig"
überschrieben; ich will nicht soweit gehen, das zum
Resümee des gesamten Buches zu erheben, aber so in die Richtung
geht mein Fazit dann doch.
Allen
Fans der o.a. traditionellen
Radrennen, aber auch neu aufblühender wie z.B. die
Deutschlandtour, sei die
Lektüre empfohlen. Allen die mit dem Radsport nicht so viel am Hut
haben,
vielleicht weil sie von den Dopingsündern doch allzu sehr
enttäuscht waren, sei
andere Lektüre empfohlen. Ich leg das Werk jetzt erst mal
zur Seite; aber mit dem festen Vorhaben, es im Frühjahr 2019 als
Stimulator auf die dann in Brüssel startende Tour 2019 erneut zu
lesen.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Fernando Aramburo: Patria
Erscheinungsdatum: 2 Auflage 16.01.18 ; Rezensionsdatum: 11.03.18
Verlag: Rowohlt , 768 Seiten
ISBN-13: 978-3498001025
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Es
geht in dem Buch um das Baskenland, spezieller um die ETA (die "Euskadi
Ta Askatasuna"), die von 1960 bis 2011 das Ziel eines von Spanien
unabhängigen, sozialistisch geprägten baskischen Staates
verfolgte, der die spanischen Regionen Baskenland und Navarra sowie das
französische Baskenland umfassen sollte. Soviel zum inzwischen
historischen Hintergrund. Vor
diesem geht es um die Angehörigen insbesondere zweier
Familien über 3 Generationen. Sie leben in einem fiktiven Dorf in
der Nähe von San Sebastian. Durch die Entwicklungen, durch die
Politik, durch das Streben nach einem unabhängigen Baskenland,
frei von – wie die ETA es nannte - der spanischen Besetzung,
durch die damit einhergehende Gewalt und ein dadurch ausgelöstes
ganz tragisches Ereignis werden sie von Freunden zu erbitterten
Feinden. Die politischen Konflikte wirken derart in den Alltag hinein,
dass sie Familien und Freundschaften, ja Leben, zerstören.
Und
nicht nur zwischen den Familien, auch innerhalb dieser resultieren aus
dem Terror der ETA tiefe Spalten und schwere seelische Verletzungen.
Zuweilen „richtig starker Tobak“, was die Akteure
durchmachen müssen.
Der Autor beschreibt dies alles sehr einfühlsam und lässt den
Leser die Gefühle und Gedanken der Akteure spüren,
nachempfinden. Da ist nichts Schrilles, alles geschrieben, wie mit
Weichzeichner gezeichnet. Und doch geht es so richtig unter die Haut. Zahlreiche
Zeitsprünge (nahezu von jedem der zahlreichen Kapitel zum
nächsten), Episoden, die keiner chronologischen Ordnung
folgen und häufige Wechsel der Erzähler und ihrer
Perspektiven: Bei so manchen Autor verwirrt sowas den Leser ungemein;
nicht so bei Fernando Aramburu. Diese seine Stilmittel sind trotz ihrer
Häufigkeit nicht nur kein Problem, sondern machen den besonderen
Reiz des Buches aus, denn der Autor nimmt den Leser hierbei ganz
behutsam mit und unterstützt ihn, das Gesamtbild zu erkennen.
Dass der Text zuweilen Ausdrücke in baskischer Sprache (Euskera)
enthält, macht das Buch noch stimmungsvoller; kritisch ist
jedoch anzumerken, dass man für eine Übersetzung stets im
Glossar am Ende des Buches nachschlagen muss, was den Lesefluss
unterbricht. Hier wären Fußnoten am unteren Rand jeder
betroffenen Seite die bessere technische Lösung gewesen.
Auch vor dem aktuellen (2018) Hintergrund des Konfliktes in Katalonien,
wenngleich dieser - da ohne Waffengewalt - nicht 1:1 vergleichbar
ist, ist der emotional mitreißende Roman sehr lesenswert. Ich
gehe gar darüber hinaus und urteile, das Buch ist für alle
Literaturinteressierte ein Muss.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Daniel Kehlmann: Tyll
Erscheinungsdatum: 09.1017 ; Rezensionsdatum: 20.02.18
Verlag Rowohlt, 480 Seiten
ISBN-13: 978-3498035679
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Der Autor so phänomenaler Werke
wie z.B. „Die Vermessung der Welt“ legt uns hier ein Buch vor, das so
irgendwie, irgendwo zwischen historischem Roman und Märchen anzusiedeln ist. Er
bedient sich dabei umfassend - was natürlich das gute Recht eines jeden
Romanschriftstellers ist - seiner dichterischen Freiheit. Das äußert sich
u.a. darin, dass er geschickt historisch belegte Ereignisse und tatsächlich
damals lebende Personen mit Erfundenem verknüpft. Das kennt man so auch
aus anderen Romanen. Kehlmann geht hier aber noch viel weiter (und man fragt
sich „muss das sein?), indem er den Hauptdarsteller und Namensgeber des Buches,
Tyll Ulenspiegel, rund 3 Jahrhunderte - später leben lässt, als man
allgemein das Leben des Narren Gauklers Till Eulenspiegel (nämlich im 14.
Jahrhundert) datiert.
Der Narr und Überlebenskünstler
Tyll Ulenspiegel im Buch lebt nämlich
zur Zeit des 30jährigen Kriegs (1618 bis 1648). Eine Zeit in der Angehörige des fahrenden
Handwerkes - und dazu gehörten Narren ebenso wie Scherenschleifer, Obsthändler,
Heiler und Bartscherer - beraubt und umgebracht werden durften, ohne dass die
Täter dafür verfolgt wurden (s. S. 173). Dies um hier nur eine der harmloseren Varianten der
Grausamkeiten dieser Zeit zu nennen. Insgesamt brachte der 30jährige Krieg noch
weit Schlimmeres zustande, was Kehlmann ausführlich beschreibt.
Das Buch ist in 8 Abschnitte
eingeteilt. Die Zusammenhänge zwischen diesen erschließen sich dem Leser nicht
leicht; auch weil sie nicht chronologisch sind. In Teilen wirkt das manchmal
konfus.Aber das war nur ein Aspekt
dafür, warum ich mich beim Lesen sehr schwer tat und durchaus
Durchhaltevermögen brauchte, um das Buch nicht halbgelesen ins Regal zu
stellen. Insgesamt gesehen kann ich nicht nachvollziehen, warum das Buch auf
den Bestsellerlisten erscheint und von renommierten Zeitungen so gute Kritiken
bekam. „Die Vermessung der Welt“ und auch z.B. „Beerholms Vorstellung“ bewerte
ich weit höher. Ich will nicht eben so weit gehen und das Buch der niedrigsten
Kategorie meiner Bewertungsskala, die da lautet „Zeitverschwendung“ zuordnen;
aber über die Kategorie „es gibt Besseres“ kommt es bei mir nicht hinaus.
PS: Von Daniel Kehlmann sind hier auch rezensiert: Ruhm, Die Vermessung der Welt, Beerholms Vorstellung
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Herbert Genzmer: Das perfekte Spiel
Erscheinungsdatum: 31.05.2016 ; Rezensionsdatum: 10.01.18
Rezensiert auf Basis des Formats Kindle Edition,
Amazon-ASIN: B01GEF3W8G
Printausgabe dotbooks Verlag, 356 Seiten
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Auf
das Buch wurde ich über den Autor, den Linguist Herbert
Genzmer, aufmerksam. Auf den Autor wurde ich über sein
Sachbuch "Hören, Sprechen, Lesen, Schreiben - Unsere Grammatik;
die Schönheit der Sprache" aufmerksam. Auf dieses Sachbuch
wiederum wurde ich über Herbert Genzmers facebook-Seite gleichen
Titels aufmerksam. Vergleichbar z.B. mit dem leider zu früh
verstorbenen Dietrich Schwanitz, der sowohl das außerordentlich
gute Sachbuch "Bildung - Alles was man wissen muss" als auch Romane wie
"Der Campus" geschrieben hat, so hat
offensichtlich auch Herbert Genzmer die Befähigung, beide Sparten gut
zu bedienen.
Das perfekte Spiel erzählt das Leben des Felix Gidden von
seiner Zeit als Kind im Waisenhaus in der Kriegs-/Nachkriegszeit bis
kurz vor seinem Tot im Altenheim. Felix Gidden ist ein
Kleinkrimineller in Düsseldorf, als er Opfer einer Verwechslung
wird, was sein Leben für immer verändern wird. Um zu
beweisen, dass er nicht die Person ist, für die man ihn hält,
reist er nach Istanbul und dort lernt er einen Mann kennen, der ihn in
die hohe Kunst des richtigen Fälschens und Betrügens
einweist. Nun beginnt für Felix das perfekte Spiel.
Regional gesehen erzählt der Roman nicht nur von
Düsseldorf einschl. der Städtchen am Unterrhein und von
Istanbul sondern - in weitem Bogen - auch von Izmir, von Cordoba und
anderen Städten in Südspanien, von Barcelona, der Provence,
von Mallorca u.a.m. Bei Felix Gidden und seinem Umfeld ist stets Spiel,
was in Wahrheit Lüge, Betrug und gar Mord ist; dennoch gelingt
es Einem als Leser nicht so recht, ihn dafür zu verurteilen oder
gar zu hassen. Der Roman ist so facettenreich und vielfältig, dass
er sich mir - will ich nicht wie Felix Gidden der Lüge den Vorzug
geben - wahrscheinlich erst beim zweiten Lesen vollkommen erschliesen wird.
Dass man anfänglich nicht leicht in das Buch hineinfindet
liegt auch daran, dass sich die Zeitsprünge zwischen den
Passagen, die von dem jungen Felix Gidden in den 50er Jahren
erzählen einerseits und den Buchseiten, auf denen ein alter Malnn
einem Arzt sein Leben erzählt andererseits nicht - wie das
vlt. bei anderen Romanen der Fall ist - durch plakative
Überschriften der Jahreszahlen des Geschehens oder
ähnliche stilistische Mittel verdeutlicht werden. Hier braucht der
Leser etwas Zeit um den roten Faden dennoch zu erkennen.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Donna W. Cross: Die Päpstin
Erscheinungsdatum: 2009 ; Rezensionsdatum: 10.01.18
Rezensiert auf Basis des Formats Kindle Edition,
Amazon-ASIN: B004TTN2GM
Printausgabe Taschenbuch: Verlag Aufbau, 585 Seiten
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Ein
fesselnder historischer Roman, der sehr anschaulich erzählt, wie
eine junge Frau unter schwierigsten Umständen im frühen
Mittelalter bis ins allerhöchste Kirchenamt gelangte. Die Autorin
malt ein sehr stimmungsvolles Bild, so dass sich der Leser in diese
grausame Zeit sehr gut reinversetzen kann. Gegen unglaubliche
Widerstände hat Johanna von Ingelheim sich Bildung erworben.
Frauen waren nichts wert, damals im 9. Jahrhundert, und
es war gar eine Sünde, wenn sie etwas lernen wollten. So ist
Johanna denn als Mönch Johannes Anglicus einen sehr steinigen
Weg gegangen.
Ein
phantastisches Buch. Zudem ein großartiges Buch, denn bei aller
Phantasie, die die Schriftstellerin investieren musste und investiert
hat, ist mit der Päpstin möglicherweise ja doch historische
Wahrheit verbunden. Letzerem widmet sich die Verfasserin in einem
ausführlichen Nachwort zu dem Roman auf interessante Weise.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Florian Illies: 1913 - Der Sommer des Jahrhunderts
Erscheinungsdatum: 2015 ; Rezensionsdatum: 17.12.17
Rezensiert auf Basis des Formats Kindle Edition,
Amazon-ASIN: B0081VLFXG
Printausgabe: Verlag: S. Fischer, 320 Seiten
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Leichte
Kost ist es nicht, dieses ungewöhnliche Buch. So viel ist m.E.
unstrittig. Strittig hingegen kann durchaus die Frage diskutiert
werden, ob es "nur" eine enorme Fleißarbeit ist, die Florian Illies
uns hier präsentiert oder ob aus der zweifelsohne immensen
Recherchearbeit auch ein Meisterwerk resultierte. Klar hingegen ist
wiederum: hätte man mir in meiner Schulzeit deutsche Kunst- und
Kulturgeschichte so nahegebracht, wie das hier geschieht, mein
Interesse daran wäre damals expotenziell gestiegen.
Aber der Reihe nach: Der 1971 geborene Florian Illies - auch Autor von "Anleitung zum
Unglücklichsein"
und "Generation Golf" - schildert in 12 Kapiteln (eines für
jeden Monat dieses Jahres 1913) und in zahlreichen, unterschiedlich
langen Anekdoten ganz viel aus Kunst und Kultur in diesem letzten
Vorkriegsjahr und schafft so eine Jahreschronik in Form einer
abwechslungsreichen, interessanten Collage.Gekonnt
verknüpft er historische Fakten mit seiner Phantasie,
was dazu führt,
dass die hier vorgenommene Zuordnung zu der Kategorie Sachbuch (Grund:
es gibt keinen fortlaufenden Handlungsstrang, wie in einem Roman)
durchaus hinterfragt werden kann. Wer glaubt,
erst in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts sei es "so richtig
rund gegangen" wird hier eines Besseren belehrt. Man fühlt
die Atmosphäre in dieser Zeit, in diesem Jahr - zumindest
die in den hier beschriebenen gesellschaftlichen Kreisen.
Es ist kaum zu glauben, wieviele bekannte Persönlichkeiten 1913
gelebt haben und sich auch begegnet sind. Man fragt sich, wie das
vergleichsweise heute ist: hätte ein Autor in - angenommen - 2117
genauso viele, genauso interessante, ihre Zeit prägende Personen
als Quellen.
Spannend beim Lesen ist, jeweils die Nahtstelle zu finden, zwischen
Realem, historisch Belegtem oder Belegbarem einerseits und der schriftstellerischer
Freiheit andererseits. Nur ein Beispiel dazu: Hiter und Stalin halten sich in 1913 in Wien auf. Hitler lebte
vom Februar 1910 bis zum Mai 1913 in einem Männerwohnheim im
Stadtviertel Brigittenau und Stalin schrieb von Anfang Januar bis
Mitte Februar in der Schönbrunner Schlosstraße an seinem
Werk "Der Marxismus und die nationale Frage"; ... aber trafen sie sich auch wirklich beim Spazierengehen im Schlosspark Schönbrunn?
Meine Bewertung lautet auf jeden Fall "sehr lesenswert" und für Kunst-/Geschichtsinteressierte ein Muss.
PS: Von Florian Illies sind hier auch resensiert: "Anleitung zum Unglücklichsein"" und "Liebe in Zeiten des Hasses"
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Gerhard Drokur: Letzte Etappe Mont Ventoux
Format: Kindle Edition;
Amazon-ASIN: B00UZDQP9C
Printausgabe: Verlag Der kleine Buchverlag ; Seitenzahl der Print-Ausgabe: 286
Erscheinungsdatum: 02.03.15 ; Rezensionsdatum: 17.09.17
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Wenn man jüngst "Ventoux" von Bert Wagendorp und zuletzt "Vom Glück auf zwei Rädern"
von Robert Penn gelesen hat, wenn man zudem selbst passionierter Rennradfahrer ist und
wenn man schließlich noch erfährt, dass der Autor
gleichaltrig ist und dann auch noch aus einer Gemeinde stammt im
nächsten Umkreis derer, wo man selbst seine Jugend verbracht hat
(fast müsste man sich ja kennen), ist es klar und konsequent, dass
man dieses Buch lesen muss. Da bedarf es nur noch der
Vollständigkeit halber der Anmerkung, dass zudem der
Hauptprotagonist des Romans (wohl wie der Autor auch) beruflich Controller ist und man selbst im
Berufsleben u.a. damit auch beschäftigt war. Soviel dazu, warum
eine Affinität zu dem Buch sich bei dem Rezensenten geradezu zwangsläufig ergab.
Damit aber genug des Hurrageschreis, denn insgesamt folgt im Buch auf
Licht immer auch viel Schatten. Neben so mancher Unlogik im Geschehen
stört insbesondere die Art der Dialoge. Sie sind
ausgesprochen
hölzern, gestelzt, künstlich und sehr, sehr antiquiert
(Welche junge
Frau heutiger Zeit spricht - um nur ein Beispiel zu nennen - einen
jungen Mann, der ihr hilft einen Platten zu reparieren, mit "Mein Herr"
an).
Im Kap. 7 erklärt der Autor anhand von Laktatabbau,
Hämokritwerten, EPO usw. recht verständlich wie Doping durch
Erhöhung des Anteils der roten Blutkörperchen funktioniert,
macht andererseits aber einen so groben handwerklichen Fehler, das Fahren
auf der Rolle mit Indoorcycling im Fitnesscenter gleichzusetzen; schwer
nachvollziehbar.
Diese Aspekte - Ungereimtheiten im Ablauf, antiquierte Dialoge,
handwerkliche Fehler - sind schade und letzlich der Grund
dafür, warum ich die Lektüre des Buches nicht
unbedingt empfehle.
Daran
ändert letzlich auch die Tatsache nichts, dass der Autor die
Handlung des Romans, "den
Plot" wie man heute sagt, immer wieder verlässt, um
detailliert Radstrecken zu beschreiben. So werden nicht
nur der Weg von Heidelberg nach Besancon, sondern auch viele andere
Strecken so genau beschrieben, wie
es sonst wohl nur ein Sachbuch bzw. ein spezifischer
Radreiseführer könnte, was durchaus Lust macht, diese
Strecken nachzufahren.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Robert Penn: Vom Glück auf zwei Rädern
Format: amazon Kindle ; ASIN: B012U7RKFI
Verlag: Haffmans & Tolkemitt ; Seitenzahl der gebundenen Ausgabe: 224
Erscheinungsdatum: 21.12.12 ; Rezensionsdatum: 11.08.17
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Dieses
Buch ist ein ganz spezielles Buch: es ist für Radliebhaber, für
Radfreaks, für an der Geschichte des Fahrrads und an den
technischen Details dieses meist benutzten Verkehrsmittels der Welt
Interessierte. Da der Rezensent sich zu dieser Spezies von Menschen durchaus hingezogen,
wenn nicht zugehörig, fühlt, war die Grundlage für eine positive Bewertung gelegt.
Roter
Faden ist, dass der Autor weder Kosten noch Mühen, in dem
Fall insbesondere Reisen, gescheut hat, um sich sein ganz spezielles
Traumrad zusammenzustellen. Robert Penn reiste aus seinem heimischen Wales an
die
verschiedensten Orte, um für jedesTeil seines Rads das feinste Stück zu
ergattern. Seien es die
Felgen, die Speichen, der Rahmen, der Sattel, die Komponenten wie
Schalthebel,
Kurbel, Ritzelpaket, die Kette u.v.a.m. ; kein Teil wird ausgelassen, keine
Herstellerfirma ist entfernt genug, jedes Teil ist wichtig genug, etwas
über seine Entstehungsgeschichte und über die besten
Hersteller zu erfahren. Selbstverständlich werden dem Leser dabei
so bekannte Namen wie Bianchi, Campangola,Colnago, Raleigh, Ritchey,
Peugeot, Pinarello, Schwinn u.v.a.m begegnen.
Daneben lässt Robert Penn kleine Anekdoten seiner eigenen
Weltumrundung
einfliesen, bei der er in drei Jahren 40.000 km zurücklegte. Und
auch die eine oder andere Anekdote aus der Welt des Rennradsports,
sei es mit Fausto Coppi, sei es mit Hugo Koblet, hat in dem Buch ihren
Platz gefunden.
Breiten
Raum nimmt die Geschichte der Erfindung und Entwicklung des Rades
ein. Aus deutscher Sicht interessant, dass auch Freiherr von
Drais mit seinem Laufrad, seiner Draisine, und seiner Fahrt von
Mannheim nach Schwetzingen genannt wird. Sodann wird die weitere
Entwicklung über das Hochrad, das Veloziped von 1860 mit erstmals
Pedalkurbel (damals noch am Vorderrad) bis zur heutigen
Carbonrennmaschine erzählt.
Abgerundet
wird das Werk durch zahlreiche Lektürempfehlungen und
nützliche Links. Somit ist es gerade aus Anlass des 200.
Jahrestages der Erfindung des
Fahrrads (orientiert man sich an o.a. Freiherr von Drais und 1817) im
Jahr 2017 eine
empfehlenswerte Lektüre. Der Autor hat meine Erwartungshaltung
mehr als erfüllt. Nach der Lektüre sieht man auch sein
eigenes Rad/seine eigenen Räder mit anderen Augen. Daher lautet
meine
Bewertung "sehr lesenswert" bzw. für für die eingangs
erwähnte "Gattung" gar "ein Muss".
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Meine
Bewertung:
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Für "Radnarren" ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Bert Wagendorp: Ventoux
Format: Gebundene Ausgabe;
ISBN 13: 978-3442754755
Verlag: btb-Verlag. ; Seitenzahl: 320
Erscheinungsdatum: 27.06.16 ; Rezensionsdatum: 01.08.17
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Wer das Radfahren mag, wird dieses
Buch mögen; wer zudem die Provence mag, wird diesem Buch einen Ehrenplatz auf dem Bücherregal einräumen; wer dort den - schon
von Francesco Petrarca beschriebenen - Mont Ventoux schon mal mit dem Rad
bezwungen hat, wird dieses Buch lieben.
Es
handelt von den Beziehungen 5
junger Männer untereinander, insbes. aber von denen zu der
wunderschönen Laura, in die während ihrer gemeinsamen
Jugend alle fünf verliebt waren und von der Renaissance dieser
Beziehungen rund 30 Jahre später - als die sechs um die 50 Jahre
alt sind. Beim Lesen der Erlebnisse von
Laura, Bart, Joost, Andre, David und Peter in den frühen 80er
Jahren komme ich auch
„als ü60er“ nicht umhin, mich an die
eigene Jugend zu erinnern und Parallelen zu ziehen. Fast möchte ich sagen, den Buchuntertitel
„Ein Sommer, der das Fieber des Lebens in sich trug“ zu fühlen. Umso mehr
Parallelen zieht man, wenn man die schwierigen Auffahrten von Bedoin und
Malaucene und die einfachere von Sault incl. der Abfahrt vom Gipfel zum Chalet
Renard aus eigener Erfahrung kennt. Zurück zum Inhaltlichen: Nicht obwohl,
sondern gerade weil 30 Jahre zuvor dabei etwas so Schlimmes geschah, treffen
sich die sechs nach 30 Jahren wieder in Bedoin und fahren noch einmal auf den
Ventoux. Für diesen gemeinsamen Kurzurlaub und die Fahrt hinauf hat sich der
Autor ein überraschendes Ende einfallen lassen.
Für den deutschen Leser weniger
einnehmend dürfte die Portion niederländischen Lokalkolorits (Schilderungen von
Landschaften und Städten und Beschreibungen von Dialekten) sein, die Wagendorp
dem Buch einverleibt hat, aber das ist eher nebensächlich. Zumal dies durch den
Schreibstil des Autors und sein geschicktes Wechseln zwischen 1982 und 2012,
seinem gekonnten Springen zwischen Ernstem und Amüsantem mehr als kompensiert
wird.
Fazit: Das Buch ist für mich - neben z.B.
„Radfahren“ von Michael Klonovski - ein weiterer
Beleg dafür, dass eine Aussage einer der Protagonisten der Handlung, die da lautet „Radsportler
schreiben nicht und Schriftsteller fahren kein Rad“ nicht stimmt. Somit kann ich „Ventoux“ von
Bert Wagendorp sehr empfehlen. Es ist - wenn nicht meiner höchsten
Bewertungsstufe „Für Literaturinteressierte ein Muss“ – so doch als „Für
literaturinteressierte Radfahrer ein Muss“ einzuordnen.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Juli Zeh: Schilf
Format: Kindle Edition;
Amazon-ASIN: B008MV24WQ
Printausgabe: Verlag Schöffling u. Co. ; Seitenzahl der Print-Ausgabe: 385
Erscheinungsdatum: 01.08.12 ; Rezensionsdatum: 25.07.17
|
Nach dem Gesamtkunstwerk "Unterleuten"
und nach "Nullzeit" (siehe hierzu jeweils meine Rezensionen ) nun mein drittes Juli Zeh-Buch. Leider das am wenigsten Gelungene. Wenn schon die physikalisch-philosophischen
Fachsimpeleien zwischen den beiden befreundeten Physikern (Oskar und
Sebastian) weder überzeugen
noch begeistern, so tut es die Tatsache, dass der
schräge, zum Extremen neigende,
Kriminalkommisar (Titelfigur Schilf) sich daran
auch beteiligen muss, umso weniger. In der Summe
wird das Buch zunehmend unglaubwürdiger, zu skurril, grotesk.
Die Story zwischen Quantenphysik und Hirntumor wird zunehmend
anstrengender, die Charaktere werden zunehmend grotesker; das
Lesevergnügen leidet. Leider können die gelungene Sprache, die wunderbaren Sätze, die poetischen Bilder, mit
denen Juli Zeh Geschehendes in malerische Worte und
Zusammenhänge setzt , ihre herrlichen Beschreibungen von Landschaften und alltäglichen,
natürlichen Ereignisse sowie die vielen gelungenen Metaphern, denen sie sich gekonnt bedient, das Vorgenannte nicht kompensieren. Schade. Ich weiß aus den eingangs genannten Werken, dass die Autorin zu viel Besserem befähigt ist.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Juli Zeh: Nullzeit
Format: Kindle Edition;
Amazon-ASIN: B008MV6ZAI
Printausgabe: Verlag: Schöffling u. Co. ; Seitenzahl der Print-Ausgabe: 321;
Erscheinungsdatum: 01.08.12 ; Rezensionsdatum: 28.04.17
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Angeregt durch Juli Zehs phantastisches Gesamtkunstwerk (siehe hierzu meine Rezension) "Unterleuten"
las ich ihren früher entstandenen Roman "Nullzeit".
Auch wenn die Autorin einen ihrer Hauptprotagonisten (Theo) sich echauffieren und sagen
lässt (Zitat) "... woher nehme ein Mensch, der es
künstlerisch zu nichts gebracht habe, das Recht, die Arbeit eines
anderen zu beurteilen? Auch der lobende Kritiker finde sich selbst
wichtiger als den von ihm beurteilten Autor" (Zitatende), wage ich mich, auch in diesem Fall meine kleine Tradition, Gelesenes zu rezensieren - ganz ohne Anmaßung
- fortzusetzen. Mit profunden Kenntnissen über die Technik
des Sporttauchens und der hierzu benötigten Gerätschaften
kreiert Juli Zeh gekonnt eine spannende Dreiecksgeschichte
über den Tauchlehrer Sven auf Lanzarote und seine
Schüler, das verhaltensanomale Pärchen Jola und Theo. Der
Leser wird gezielt verunsichert, schwankt zwischen Jola und Sven,
schwankt zwischen Lüge und Wahrheit ebenso wie zwischen Hass und
Liebe, registriert wie alles und Alle immer unberechenbarer werden und
ahnt, dass am Ende alle verlieren.
Wenngleich sich die Autorin mit "Unterleuten" noch gesteigert hat, so ist "Nullzeit" sehr lesenswert (was hingegen für "Schilf" leider nicht attestiert werden kann).
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Juli Zeh: Unterleuten
Format: Kindle Edition; Seitenzahl der Print-Ausgabe: 641
Seiten
Verlag: Luchterhand; Erscheinungsdatum: 8. März 2016
Amazon-ASIN: B0196UB3SC; Rezensionsdatum: 07.02.17
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Roman, Thriller, Sozialstudie, Gesellschaftsroman,
wie auch immer man diesen Buch nennen
will, für mich ist es über all das hinaus ein phantastisches, multimediales Gesamtkunstwerk.
Denn es ist mehr als nur ein Buch, aber darüber später mehr.
Das Buch beschreibt in 6 Teilen
die Schicksale von Bewohnern eines kleinen, brandenburgischen Dorfes namens
Unterleuten rd. 20 Jahre nach dem Mauerfall. In schöner Natur gelegen, von
Vögeln seltener Art (s. Titelbild)
besucht, ist nichts in Unterleuten so idyllisch, wie man meint, wie es
sein könnte. Zudem ist nichts anonym, denn alle in Unterleuten sind „unter
Leuten“. Der Focus liegt auf dem komplexen
Geflecht von Beziehungen und Ereignissen rd. um die Dorfbewohner. Es brodelt
heftig. Zum Teil aus aktuellen Begebenheiten, was auch die großstadtmüden, hinzugezogenen
Wessis einbezieht; zum Teil aus lang in die DDR zurückreichenden Zeiten, was
die Alteingesessenen betrifft. Und jeder erlebt und erzählt aus seiner
Perspektive. Brandbeschleuniger für Entstehen und Wiederaufleben von
Streitigkeiten und Konflikten, von Aggressivität und Zerwürfnissen ist die
geplante Errichtung eines Windparks. Jeder lebt hierbei seine Rolle und jeder
findet diese richtig. Moral bleibt zurück hinter Familienverbünden und
Eigeninteressen. In der Dorfgemeinschaft entwickeln sich egoistische Hassfiguren.
Es ist reizvoll zu spekulieren,
wie viel Autobiographisches (vermutlich jede Menge) die Autorin, die – wie man
lesen kann – selbst von Leipzig in ein brandenburgisches Dorf gezogen sei, hier
verarbeitet hat.
Wesentlicher aber ist folgendes:
Wenn ich eingangs sagte, es sei mehr als nur ein Buch so begründet sich das
damit, dass Juli Zeh hier wirklich im wahrsten Sinne dieses Wortes ein
Gesamtkunstwerk geschaffen hat. Zum Einen
hat sie zusätzlich - reale und doch fiktive - Websites kreiert: für die
Gemeinde Unterleuten http://www.unterleuten.de/
(incl. Flurkarte), für die „Windkraftfirma Ventodirect“ http://www.ventodirect.de/ (incl.
Kontaktformular), für das Unterleutener Dorflokal
„Märkischer Landmann“ http://www.maerkischer-landmann-unterleuten.de/ (incl.
Speisekarte), für den „Vogelschutzbund Unterleuten“ http://www.vogelschutzbund-unterleuten.de/ (incl. Foto
eines der Hauptakteure im Roman). Auf diese Internetseiten sei hier nicht nur
verwiesen, sondern auch verlinkt, damit der Leser sich davon überzeugen möge, wie täuschend echt
diese wirken und wie Fiktion zur
Wirklichkeit wird. Zum Zweiten hat wohl Juli Zeh unter dem Synonym Manfred
Gortz ein weiteres Buch („Dein Erfolg“) geschrieben, das im Roman häufig
zitiert wird und dessen reale Autorenschaft im Dunkeln bleibt. Natürlich hat
auch dieser „Autor“ eine Website zum Buch
http://www.manfred-gortz.de/ (incl.
Impressum; auch Youtube-Videos von ihm finden sich im Netz), was das
Verwirrspiel komplett macht.
Beides – o.a. Internettäuschungen
und zusätzliches Buch – sind ergänzende Aspekte, absichtlich integrierte
„Fakenews“, wie man heute sagt, was ich so elegant kreativ bisher noch bei
keinem Autor gesehen habe. Alles zusammen macht dies „Unter
Leuten“ m.E. zu einem Geniestreich, für den ich gerne in meiner persönlichen
Skala die Bewertung „Für
Literaturinteressierte ein Muss“ vergebe. Eine Bewertung die "Nullzeit" und "Neujahr" nicht und "Schilf" bei weitem nicht erreichen.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Thomas Gottschalk: Herbstblond
Format: Gebundene Ausgabe; Seiten: 368;
Verlag: Heyne; Erscheinungsdatum: 27.04.15;
ISBN 13: 978-3-45320-084-5;
Rezensionsdatum: 07.02.17 (überarbeitet 12.11.24)
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Wieder
mal war es mehr Zufall als gezielter Entschluss meinerseits, der mich
zum Leser ausgerechnet dieses Buches werden ließ. Im ersten Teil
schildert Thomas Gottschalk locker-flockig in Sonnyboy-Manier, die man von ihm von
Bühne und Fernsehen kennt, wie er vom Jugendlichen zu dem
bekannten Showmaster wurde. Wie er im fränkischen Kulmbach
aufwuchs, zunächst zum Radio kam, dann zum Fernsehen und er
erzählt natürlich über „Wetten dass
...?“. Nun denn, als
etwa Gleichaltiger erinnere ich mich gern mit ihm an die Zeit als Quick
die bevorzugt gelesene Illustrierte und Peter Stuyvesant die
bekannteste Zigarettenmarke war. In bemerkenswerter Weise macht er kein Hehl daraus,
dass ihm der Erfolg weitgehend eher in den Schoß gefallen ist,
als er Ergebnis harter Arbeit war. Im 2. Teil des Buches lässt er
diesen Aspekt gar noch deutlicher werden (S. 257, 346).
Während der erste Teil auch mit „Wie ich wurde, was ich
bin“ überschrieben sein könnte, könnte der zweite,
der nachdenklichere, Teil auch mit „Wie es weiterging und wohl
weitergehen wird“ betitelt sein. Hier erzählt Gottschalk mit
viel Selbstreflexion von seinem Leben im Allgemeinen (manchmal gerade
zu Intimes, z.B. aus seinen Aufenthalten im Beichtstuhl u.ä.) und
dem in Amerika
im Speziellen. Es ist unglaublich mit wie vielen Promis dieser
Welt - nicht nur aus dem Showgeschäft - er Kontakte hatte
und hat. Deutlich wird in seinen Ausführungen zur
Karriere, zur Familie, zum Geld und gar zum Thema Religion
auch: ein Thomas Gottschalk ist nicht nur ein Spaßfreak und
bunter Paradiesvogel, auch einer wie er macht sich Sorgen; z.B.
um Quotenmisserfolge, um den tragisch in der Wetten dass-Sendung
verunglückte Samuel Koch, ums Altwerden und gar um Hoffnung,
Glaube
und Liebe.
Anmerkung: Als sehr gelungen empfinde ich, dass sich der Musikkenner
und -liebhaber für Songtitel aus seiner (und damit auch meiner)
Zeit als Kapitelüberschriften entschieden hat.
2. Anmerkung: Zwischenzeitlich liegen die Folgebände "Herbstbunt" (2022) und "Ungefiltert" (2024) vor.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Doris Dörrie: Und was wird aus mir?
Format: Taschenbuch; Seiten: 432; Verlag: Diogenes;
ISBN 13: 978-3-25723-777-1; Rezensionsdatum: 12.01.17
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Ein
Autor bzw. eine Autorin muss sich schon sehr viel (oder halt auch gar
nichts) einfallen lassen, damit ich ein Buch, nachdem ich mich bis zur
Hälfte durchgequält habe, nicht zu Ende weiterlese. Doris
Dörrie hat das mit „Und was wird aus
mir?“ geschafft. Apropos „geschafft“: Insbes.
die 16-jährige japanische Pornodarstellerin hat es nach ihrem
Freitod (Sturz vom Hochhaus) zwar nach Kalifornien (als Gespenst oder
Medium einer von der Schauspielerin zur esoterischen Hellseherin oder
Wunderheilerin o.ä mutierten Person), nicht aber in mein
(Leser-) Herz „geschafft“. Und damit greife ich
nur eine Person und nur eine Geschichte von ganz verschiedenen Personen
und Geschichten, die da nebeneinander herlaufen und für die das
ähnlich gilt, heraus.
Wie sicher viele andere lasse ich mich beim Griff zum Buch gerne von
der Innenklappe des Schutzumschlages zum Lesen animieren. Hier jedoch
stimmt dieser „Waschzettel“ gar nicht. Da wird eine
Story erzählt von einem zunächst erfolgreichen deutschen
Regisseur in Hollywood, dessen spätere Filme aber floppten, so
dass er sein Ansehen verlor und was sich in der Folge daraus ergab. Von
Rigoletto und dessen Buckel und von Esoterik und Geistern usw.
kein Wort. Im Buch nehmen Letztere aber durchaus großen Raum ein.
Insofern fühlte ich mich auch noch in die Irre geführt.
Doris Dörrie mag Filme drehen und Opern inszenieren und mglw. auch
Bestseller schreiben können. Letzteres hat sie mit diesem Buch
gewiss nicht. Mich wundert übrigens nicht, dass das Buch gebraucht
im Internet ohne Versandkosten für 0,01 € (!) zu haben ist.
Ich kann leider nur den geringsten Wert auf meiner persönlichen
Werteskala vergeben: Zeitverschwendung.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Joachim Meyerhoff: Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
Format: Taschenbuch; ISBN 13: 978-3-46204-681-6; Seiten: 352
Verlag: Kiepenheuer und Witsch - KiWi-Taschenbuch; Erscheinungsdatum: 8. Januar 2015;
Gelesen als E-Book; Format: Kindle Edition; Dateigröße: 2312 KB; ASIN: B00AJCIKJC
Rezensionsdatum: 20.12.16
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„Wann wird es endlich wieder so,
wie es nie war- Alle Toten fliegen hoch“ ist Band 2 der Reihe (Band 1 war „Alle
Toten fliegen hoch - Amerika“ und ist
hier ebenfalls rezensiert). Was die zeitliche Chronologie betrifft, ist Band 2 nur
bedingt die Fortsetzung von Band 1. Während Band 1 vorwiegend die Zeit des
Erwachsenwerdens beschreibt, spielt Band 2 zu etwa drei Viertel zeitlich davor.
Die spätere Zeit als Austauschschüler in Wyoming wird, ebenso wie der tragische
Einschnitt ins Familienleben zwar erwähnt;
aber der Autor, zugleich Ich-Erzähler Josse, schildert zunächst die Zeit
seiner Kindheit. In dieser lebt er mit seinen Eltern und seinen beiden Brüdern seltsamerweise in der Mitte einer riesigen Psychiatrieklinik
- dem Landeskrankenhaus für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig, dem
sein Vater als Direktor vorsteht. Er wächst dort zwischen Hunderten von
„Verrückten“ - wie er es nennt - auf und mag das sogar.
Zwar gelingt es Meyerhoff ganz
gut das Familienleben incl. seiner Beziehung zu seinen Eltern und seinen beiden
Brüdern in dieser seltsamen Umgebung zu
schildern; aber mir ist das streckenweise doch etwas zu detailbeladen und zu
langatmig. Um nicht zu sagen … langweilig. Dieser Eindruck begründet sich
darin, dass keine auch so kleine unbedeutende Kindheitserinnerung unbedeutend
genug zu sein scheint, um nicht doch noch Einzug ins Buch zu finden. Selbst der
Lappen mit dem sein Vater sich den Po abputzt, hat das im Kapitel „Vierzig
Kugeln Sorgfalt“ noch geschafft. Spätestens da fragte ich mich, was veranlasst
den Autor zu glauben, dass seine Erzähllust noch mit der Leselust des
Buchkäufers übereinstimmt. Und es kam Zweifel auf, ob ich das wirklich lesen
will. In dem Kapitel „Sehnsucht nach Schreien“ beschreibt Meyerhoff detailliert
die verschiedensten Schreiformen der Anstaltsinsassen in lauen Sommerabenden.
Er ordnet sodann den Schreien Vokale und den vokalen Gefühle zu und ich weiß
nicht, ob ich mich über sein Talent, das so zu beschreiben oder über die
Eltern, die ihrem Kind dieses Umfeld zumuteten, mehr wundern soll.
Aber an dieser Stelle sei mir ein
kleiner Exkurs in die Psychologie nachgesehen;
zumal der von der Psychiatrieklinik ausgehend, so fachfremd nun ja auch
nicht ist: Demnach bezeichnet Sucht das
unabweisbare Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand und diesem Verlangen
werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Also: So wie die Raucher
wissen, dass Rauchen tödlich sein kann und doch rauchen, so wusste ich beim
Lesen von „Wann wird es endlich wieder so wie es nie war“, dass es viele, viel bessere
Bücher gibt und konnte doch nicht mit dem Lesen aufhören. Wenn ich somit Band 2
der 3-teiligen Reihe als nicht gutes Buch einstufe, bewerte ich es negativ;
wenn es mich aber süchtig nach Lesen macht, bewerte ich es positiv. Und genau
diese beiden gegensätzlichen Sichtweisen werden m.E. dem Band gerecht. Das Dilemma zwischen einerseits dem Wortwitz des
Autors, seiner guten Sprache und seiner Fähigkeit,
Komik und Tragik so gekonnt zu verknüpfen und der langatmigen Aneinanderreihung
der Jugenderinnerungen, dem fehlenden Spannungsbogen sowie zu viel Lapidarem andererseits besteht durch alle Kapitel.
Meine Bewertung lautet zusammengefasst "Komik und Tragik gekonnt
verknüpft, aber zuweilen zu detailbeladen" und sie muss letztlich
irgendwo zwischen „sehr lesenswert“ und „es gibt Besseres“ angesiedelt werden;
aber zur Lektüre von Band 3 „Ach, diese
Lücke, diese entsetzliche Lücke (Alle Toten fliegen hoch - Band 3)“ werde ich
mich voraussichtlich so bald nicht entscheiden können.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Michael Klonovsky: Lebenswerte
Format: Taschenbuch gebunden ; Seitenzahl: 170
Verlag: Lichtschlag ; Ausgabe. 2009 ;
Rezensionsdatum: 05.12.16 (überarbeitet am 5.2.21)
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Unbeachtet seiner jüngsten politischen Aktivitäten nahm ich dieses vor längerem erworbene und schon mehrfach
gelesene Buch wieder zur Hand und genoss es erneut.
Schon optisch und haptisch ein
Genuss! Zum Ersten: ziert doch mit „Le Ballon“ ein Gemälde des von mir so geschätzten
Felix Valloton den Buchdeckel. Ein
Maler, den auch Martin Suter (oder sein Verlag detebe) ausgewählt hat, um das
Cover von „Der letzte Weynfeldt“ (dort ist es „Nackte Frau vor dem
Salamander-Ofen“ ) zu schmücken. Zum Zweiten: Wie das Büchlein in
der Hand liegt! Ohne überflüssigen papiernen Schutzumschlag mit seinen 12 x 20
cm und den 170 Seiten dazwischen; fachmännisch bedruckt und kunstvoll gebunden,
mit dem am Kopf des Buchblockes befestigten schmalen Stoffband als Lesebändchen: So
müssen Bücher aussehen! Allenfalls noch etwas dicker, würde man sich wünschen.
Und damit kommen wir zum
Inhaltlichen und zum „Beschränkenmüssen“. 31 Werte aus einem breiten Spektrum, die
das Leben für den Autor lebenswert machen, wurden von ihm subjektiv ausgewählt
und beschrieben. Er ist mutig; sowohl
bei der Auswahl als auch beim Weglassen. Weggelassen hat er z.B. Familie,
Arbeit und Freunde sowie Schönheit und
Reisen (und begründet dies in seinen Vorbemerkungen).
Die getroffene Auswahl ist - neben
Optik und Haptik - das Dritte, was mich für den Band einnimmt: Es ist kein
Lebenswert dabei, dem ich die Existenzberechtigung an dieser Stelle absprechen
will. Es sind - wie schon ausgeführt - mutige
Nennungen dabei: so erklärt der Autor auch Brüste, High Heels und Orgasmen zu
seinen Lebenswerten. Widersprucherhebende Feministinnen seien darauf hingewiesen, dass M. Klonovsky auch „Frauenverehrung“
als einen seiner 31 Werte benannt u.
begründet hat. Zudem macht er in den
Vorbemerkungen aus seiner Machosicht kein Hehl.
Eine herausragende Rolle nimmt
für mich der „Lebenswert Radfahren“ (Seiten 124 – 128) ein, weshalb natürlich
auch das hier ebenfalls rezensierte Buch „Radfahren“ von Michael Klonvovky zu meinen Lieblingsbüchern zählt.
Neben der Auswahl, neben der
gelungenen Beschränkung auf die 31 sind es natürlich der Schreibstil, sein
Geschick zu pointieren, seine Süffisanz und der Esprit des M. Klonovsky, die
dafür sorgen, dass mit dem Büchlein über Lebenswerte so viel Lesenswertes daher
kommt, weshalb es weiterhin einen Logenplatz auf meinem
Bücherregal haben wird.
PS 1: Zwischenzeitlich gibt es wohl
eine Neuauflage aus dem Jahr 2014 (Verlag: Manuscriptum; ISBN-13:
978-3944872018), die noch um einige Lebenswerte erweitert wurde.
PS 2: Ebenfalls hier rezensiert sind o.a. "Radfahren" und "Land der Wunder" und "Der Ramses-Code".
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Joachim Meyerhoff: Alle Toten fliegen hoch, Teil 1: Amerika
Format: Taschenbuch ; ISBN 13: 978-3-462-04436-2 ;
Seitenzahl: 320 ; Verlag: Kiepenheuer und Witsch;
Erscheinungsdatum: 14.02.13 ; Rezensionsdatum: 01.12.16
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Wie schon auf Seite 7 nachlesbar stammt der Buchautor - wenngleich nicht dort
aufgewachsen, so doch dort geboren - aus meiner Heimatstadt. Warum er diesen seinen
Geburtsort als „seltsam“ bezeichnet, bleibt ebenso
schleierhaft wie die Wahl der Titel für die Bände seiner
Trilogie. Damit aber schon genug der negativen Kritik, denn insgesamt
war die Lektüre recht gut investierte Zeit.
Joachim Meyerhoff schildert gekonnt und pointiert, sensibel und
selbstironisch, wortgewandt und aus autobiographischer Sicht eine
Epoche seiner Adoleszenz, insbes. das Jahr als Austauschschüler in
Wyoming, USA. Er „malt“ dabei schöne, gut
nachvollziehbare Bilder sowohl seiner leiblichen Familie zuhause
in Norddeutschland als auch seiner Gastfamilie in Laramie sowie
der sonstigen Menschen, die der jugendliche Ich-Erzähler dort
kennenlernt und die ihn in seinem Abnablungsprozess vom
Elternhaus begleiten und prägen. Der lebensältere
(männliche?) Leser wird - wie der Rezensent, auch ohne
Austauschschüler gewesen zu sein - nicht umhin kommen, gewisse
Parallelen zu seiner eigenen Zeit zu erkennen. Der Autor arbeitet die
Charaktere der Personen und die Stimmungen und Situationen fein heraus.
Lustiges und Tragisches wechseln sich ab und man erfährt so
nebenbei einiges über den american way of life.
Joachim Meyerhoff, der wohl primär als Schauspieler bekannt
ist, verfügt über einen sehr guten Erzählstil mit
einer ordentlichen Portion Humor und ist daher auch ein durchaus
weiterzuempfehlender Schriftsteller. Deshalb stehen auch „Wann
wird es endlich wieder so, wie es nie war (Alle Toten fliegen hoch,
Band 2)“ und „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche
Lücke (Alle Toten fliegen hoch, Band 3)“ auf meiner
Leseliste. Vielleicht versteh' ich dann auch die Buchtitel.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Kerstin Rech: Sankt Martin
Format: Kindle ; amazonspezifische Produktinformationsnumme ASIN: B00M23D85C ;
Seitenzahl Printausgabe 188;
Verlag: Südwestbuch;
Rezensionsdatum: 27.11.16
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Krimis sind nicht das Genre, das bei mir ganz oben auf der
Leseagenda steht. Dennoch habe ich den einen oder anderen Regionalkrimi schon
gelesen und auch schon so oder so rezensiert. So, d.h. positiv, z.B. „Kobr/Kluepfel, Milchgeld“ oder so, d.h. negativ, z.B. „Cay
Rademacher, Mörderischer Mystral“.
Dieses Mal waren es
nicht die Berge im Allgäu und auch nicht der Lavendel der Provence, die mich
animierten. Dieses Mal war es die Heimat und somit ein Saarland-Krimi (getreu
dem Motto „Warum denn, lieber Rezensent, in die Ferne schweifen, denn das Gute
liegt so nah“). Der zweite und
entscheidendere Anstoß etwas von Kerstin Rech zu lesen, war jedoch ihre Lesung
über Kriminalfälle im Saarland ganz anderer Art, nämlich ihr Sachbuch „Spektakuläre Kriminalfälle im
Saarland“. Und ich muss sagen, nach so tragisch Ernstem tat es gut, sich etwas
leichtere Kost in Form von Erfundenem zuzuführen.
Die Handlung spielt zwischen Saarbrücken, Blieskastel und
Homburg in Mühlweiler. Einem fiktiven Dorf, das ich mir zwischen den realen und
im Roman genannten Dörfern Blickweiler, Breitfurt, Altheim, Webenheim und
Wolfersheim (alles Stadteile von Blieskastel) nur allzu gut vorstellen kann. Zu
wünschen wäre Blieskastel die Prosperität, die die kleine Stadt im Roman
genießt und die nicht nur in einem Blieskasteler Bahnhof auf der
Eurocity-Strecke Bratislava - Paris zum
Ausdruck kommt.
Warum auf dem Titelbild des Buches die Saarschleife
abgebildet ist, die ganz im Nordwesten des Saarlandes liegt, während die
Handlung im Bliesgau und somit im äußersten Südosten spielt und es sich daher sowie
aufgrund des Romaninhaltes vielmehr angeboten hätte, neblige Bliesauen
abzulichten, weiß wohl nur der Verlag; es ist vermutlich der Annahme
geschuldet, dass es für einen Hamburger oder Münchner so einfacher ist, die
maßgeblichen Synapsen für die Verbindung von Region und Buch zu aktivieren. Das finde ich persönlich schade (nicht nur
wegen der Leser aus Merzig oder Mettlach, die sich das Buch kaufen und nichts
über das saarländische Wahrzeichen zum Lesen kriegen).
Eine alte Frau, die es vor langer Zeit nach Mühlweiler
verschlagen hat, sorgte zu ihren Lebzeiten dafür, dass ein Mythos sich aufrecht
hielt, der mit dem 11.11., dem St. Martinstag, zusammenhängt. Demnach wird alle
100 Jahre ein(e) Verstorbene(r) aus dem
Jenseits ins Diesseits zurückkehren und für seinen/ihren Tot Rache nehmen. Als
dann ein nicht gelittener Dorfbewohner, der am St. Martinstag den Bettler mimen
sollte, vor St. Martins Pferd, noch ehe er einen halben Mantel dankbar in
Empfang nehmen kann, blutüberströmt mit einem Messer in der Brust tot zusammenbricht,
ist die Grundlage für den vermeintlichen Übertritt des Mythos zum Realen
gelegt. Kerstin Rech gelingt es durchaus, einen Spannungsbogen aufzubauen, eine
Liebschaft zwischen Polizist und Tochter des Opfers glaubhaft und vorstellbar
einzuweben, die Charaktere der Akteure nachvollziehbar zu beschreiben und beim
Leser für Unterhaltung zu sorgen. Was mir nicht so gefiel, waren die Dialoge,
die zum Teil etwas gestelzt, künstlich, aufgesetzt, naiv, in Kinderbuchmanier
daherkommen. Letztlich aber kein Grund das Buch nicht an einem kalten, nebligen
Novemberabend, am besten natürlich am 11.11. einen Jahres, zu lesen und vor dem
Zubettgehen, noch mal unter dem Bett nachzuschauen, ob da wirklich kein
Verstorbener zurückgekehrt ist. Wenn ja, dann wird aus dem gemütlichen
Leseabend doch noch ein sehr ungemütlicher Abend.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Kerstin Rech: Spektakuläre Kriminalfälle im Saarland
Format: Taschenbuch ; Verlag: Geistkirch ;
ISBN-13: 978-3-946036-43-2 ; Seitenzahl: 208 ;
Rezensionsdatum: 18.11.16
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Wieder war es eine besuchte Lesung, die mich animierte. Diesmal die Homburger
Lesezeit und dabei wieder das angenehme Format des ergänzenden Projekts „VLV-VIPs
lesen vor“ (das mir auch den Anstoß
gab, „Narziß und Goldmund“ von Hermann Hesse zu lesen und hier zu rezensieren).
Die aus dem Saarland stammende Autorin Kerstin Rech beschreibt insgesamt 4
spektakuläre Fälle, über die seinerzeit auch bundesweit berichtet wurde. Drei
davon verbindet der Rezensent mit persönlichen Erinnerungen, was das Buch
natürlich für mich besonders lesenswert machte.
Im Einzelnen geht es um den Mord an einem Polizisten im saarländischen
Bexbach (1945). Zum Zweiten um den Mord an 4 Soldaten in einem Munitionslager
der Bundeswehr im saarländischen Lebach (1969). Der dritte Fall beschreibt die
grausame Entführung eines Mitarbeiters und Neffen des Besitzers der
Karlberg-Brauerei in Homburg (1976). Und der vierte und jüngste Fall die
schreckliche Entführung des 5-jährigen Pascal in Saarbrücken-Burbach (2001).
Insbesondere der Fall des kleinen Pascal macht sehr traurig. Aber
auch der etwas länger zurückliegende Fall des entführten Gernot Egolf ging mir
soz. unter die Haut: zum einen wegen der offen bleibenden Frage, ob sein
grausames Ende durch bessere Polizeiarbeit hätte verhindert werden
können; zum anderen wegen der im Vergleich zum Fall Pascal noch größeren,
räumlichen Nähe: denn er ereignete sich nicht nur in dem Land, nicht nur in der
Stadt, einzelne Geschehnisse spielten sich gar in der Straße, in der ich
wohne, ab.
Positiv hervorzuheben ist, dass die Autorin - wie es sich für ein
Sachbuch gehört - die Fälle akribisch beschreibt und dabei auch die sich
anschließende Reaktion des Rechtsstaats einbezieht, sich aber was
ihre Bewertungen betrifft, eher zurückhält und dies dem Leser
überlässt. Der in der Historie des Rechts gel. auftretende Widerspruch zwischen
Recht und Gerechtigkeit wird insbesondere beim Fall Pascal deutlich: Während
ersteres (in Form des Richterspruchs) stattfand, bleibt das Zweite mehr als
fraglich.
Meine Bewertung des Buches lautet: insbesondere für Saarländer, sehr
lesenswert, lohnt sich aber auch für andere Interessierte. Es sei denn, man
verfügt über schwache Nerven; denn denjenigen, die zum Buch greifen, um
Entspannung zu erfahren, sei von der Lektüre abgeraten und sie seien stattdessen
auf das Eine oder Andere hier rezensierte und für diesen Zweck besser geeignete
Buch verwiesen.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
für Saarländer
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lohnt sich
für alle Anderen
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Marlo Morgan: Traumreisende
Format: Taschenbuch ; Verlag: Goldmann ; ISBN-13: 978- 3442448791
Seitenzahl : 347 Seiten ;
Rezensionsdatum: 02.11.16
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Im Australischen Outback wird
eine Ureinwohnerin, eine Aborigine, Mutter von Zwillingskindern. Die Babys
werden der jungen Frau nur einen Tag nach der Geburt durch die Frau des
Geistlichen der örtlichen Missionsstation grausam weggenommen und voneinander
getrennt. Über die Kapitel 1 bis 26 des Buches hinweg wird das schwere
Schicksal geschildert. Kapitelweise abwechselnd beschreibt die Autorin wie
Beatrice und Geoff getrennt voneinander, ohne Kenntnis voneinander, unter
schwierigsten Bedingungen und ohne geliebt zu werden, aufwachsen.
Handlungsstrang und
Kapitelinhalte ändern sich ab Kap. 27, als Beatrice sich entschließt den Weißen
den Rücken zu kehren und ihre Wurzeln zu suchen, drastisch! Ab dann wird das
Buch schwerer zu lesen, der Anteil des Spirituellen und Mystischen nimmt
plötzlich viel Raum ein und das Buch ist ab dann weniger unterhaltsam, dafür mehr
zum Nachdenken anregend, vielleicht gar lehrreich. Denn die Autorin schildert
nun detailliert die Kultur, die Lebensweise und Lebenseinstellungen, die Sitten
und Gebräuche der australischen Ureinwohner; und zwar der wenigen, die sich nicht der
westlichen Lebensweise angepasst haben, sondern Traditionen verpflichtet
weiterhin - in den Norden des Kontinents zurückgezogen - im Busch ein
Nomadenleben leben. Der Rezensent ist zunächst geneigt, bereits die erste
Aborigine, die Beatrice kennenlernt, als skurril zu charakterisieren, als
unglaubwürdig dargestellt, zu bezeichnen. Dies begründet sich darin, dass sie einerseits
„eine Wilde“ ist, die zum Überleben mühelos ein Opossum mit einem Stein
erschlägt oder eine Schlange tötet, um ihre abgezogene Haut wenig später als
Filter für schmutziges Wasser zu verwenden (um nur 2 Beispiele zu nennen); andererseits aber in der Lage ist,
hochphilosophisch zu rezitieren. U.a. irritieren dabei ihre, mal mehr, mal
weniger offensichtlichen, Versuche, das Volk der Aborigines nicht nur als
unterdrücktes, sondern auch als das bessere Volk darzustellen. Spätestens als
sie beim Hervorheben der Kultur ihres Volkes diese auch deshalb über die Kultur
der Eroberer stellt, weil es nie ein Alphabet oder eine Schriftsprache
entwickelt hat, war ich geneigt, das Buch nicht zu Ende zu lesen. So auch an
der Stelle als Beatrice zu der Erkenntnis kam
bzw. gebracht wurde, es sei (Zitat von S. 182) „bedeutsam zu einer
Kultur zu gehören, wo die Menschen nicht Farmer, Kaufleute und Anwälte sind,
sondern Künstler, Dichter, Musiker und Magier“. ABER: Würde ich als Leser dann nicht genau den
Fehler begehen, den die Aborigines so sehr beklagen? Nämlich den, dass der
weiße Mann alles wofür die Ureinwohner des Kontinents stehen als falsch, dumm
und böse einstuft. Also hielt ich durch.
Auf Seite 301 in Kap. 46
vollzieht sich erneut eine drastische Wende, als Beatrice nach Jahren im Busch
in die Zivilisation zurückkehrt.
Besonders hervorzuheben sind m.E.
die „10 Du sollst …“. Die 10 wichtigsten Gesetze für ein Aborigine, die im Text
anlassbezogen erwähnt und am Ende des Buchs zusammenfassend dargestellt und erläutert
sind. Auch Christen, auch Westeuropäern täte es gut, sich so manches davon zu Eigen
zu machen. Der Respekt für die Autorin, die Milde der „10 Du sollst …“ lässt mich
denn auch nicht kritisch fragen, wieso Bea in Kap. 47, im letzten Kapitel, bei
ihrem Engagement für Aborigines in ausländischen Gefängnissen ausgerechnet (unwissentlich)
auf Geoff trifft. Stattdessen ist der Leser hier so weit, dass er beobachtet
ohne zu urteilen, dass er liest ohne zu bewerten. Und das ist schön, das ist
Verdienst der Autorin zum Einen und Verdienst des Lesers, doch zu Ende gelesen
zu haben, zum Anderen.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Simon Winchester: Der Mann, der die Wörter liebte
Format: Taschenbuch ; Verlag: dtb ; ISBN-13: 978-34427266431 ;
Seitenzahl : 284 Seiten ;
Rezensionsdatum: 25.10.16
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Aufmerksam wurde ich auf dieses
Taschenbuch (mal wieder so ein Flohmarktschnäppchen für einen Spottpreis) durch
sein Cover. Das ansprechende Foto schöner alter, in Leder gebundener Bücher auf
einem massiven Holzregal erinnerte mich an
„Alles was man wissen muss“ von Dietrich Schwanitz oder an „Bücher, Alles was man lesen muss“
von Christiane Tschirnt. Sein Titel „Der
Mann der die Wörter liebte“ wiederum erinnerte mich an andere Bücher zum Thema
Sprache, wie z.B. das vor vielen Jahren gelesene „Den Leuten aufs Maul“ von
Eike Christian Hirsch oder „Wortstoffhof“ von Axel Hacke. Und damit lag ich
nicht falsch: denn es geht im Buch primär um Bücher und sekundär um Sprache
oder umgekehrt.
Speziell geht’s um die Entstehung
des äußerst umfänglichen Oxford English Dictionary (OED), des umfangreichsten
Wörterbuchs der englischen Sprache. Es bildet den gesamten englischen
Wortschatz seit dem 9. Jahrhundert einschließlich aller in diesem Zeitraum bekannten und sich ändernden Wortbedeutungen,
-varianten und -verwendungen ab. Die 2.
Auflage in 20 Bänden, ist 1989 erschienen und enthält etwa 600.000 Schlagwörter
mit rund 2,5 Millionen Nachweisen. Die 3. Auflage ist in Arbeit.
Das Buch von Simon Winchester
schildert die Entstehung der ersten Auflage. Und schon die belief sich, misst
man die Strecke der von Hand gesetzten Lettern auf den Druckplatten, auf 285
Km. Zeitlich betrachtet ist damit nicht weniger gemeint als die Jahre von 1857 - 1928. Im Mittelpunkt der wahren
Geschichte, die hier erzählt wird,
stehen 2 Männer: James Murray, der damalige
OED-Projektleiter und insbesondere William C.
Minor.
Murrays Begeisterung für Sprache
und Worte kommt vlt. am Deutlichsten zum
Ausdruck, als er am Sterbebett seiner ersten Frau saß und (Zitat von Seite 51) "…registrierte
sogar, während seine dahinsiechende und treugeliebte Maggie mit dem Tod rang,
mit amüsierter Distanziertheit, dass sie in ihrem nächtlichen Delirium in den
breiten schottischen Dialekt ihrer Kindheit verfiel…“. Sogar in solch einer
Situation denkt er an Sprache und Worte.
Minor wurde 1834 in Ceylon
geboren (war fast gleich alt mit Murray, der 1837 geboren wurde) und verstarb 1920 in Hartford, Connecticut,
Vereinigte Staaten. Von Beruf war er Militärarzt
bei der US-Armee, erlebte ganz Schreckliches im
Amerikanischen Bürgerkrieg (dessen Schilderung einen gewissen Raum in dem Buch
einnimmt), was ihn traumatisierte, zu einer Paranoia führt und verbrachte in
der Folge den größten Teil seines Lebens in einem psychiatrischen Krankenhaus
(damals noch Irrenhaus genannt), nachdem er in einem Anfall von
Geisteskrankheit einen unschuldigen Menschen getötet hatte. Er war über viele
Jahre der eifrigste und wohl auch beste freiwillige Mitarbeiter von James
Murray, letztlich gar der bedeutendste
Mitarbeiter am Oxford English Dictionary. Murray waren
Hintergründe und Schicksal des W.C. Minor nicht bekannt. Somit war seine Überraschung
groß, als er ihn nach über 20 Jahren Briefwechsel das erste Mal besuchen
wollte, am Bahnhof von einer Kutsche abgeholt wurde, in ein großes Gebäude
geführt wurde und sich dort einem stattlichen Mann vorstellte, den er für Minor
hielt, ja halten musste, der aber in Wirklichkeit
der Leiter der Irrenanstalt war.
Dieses Ereignis, das außer im
Klappentext schon früh im Buch geschildert wird, findet später statt, als anderes
was danach beschrieben wird; d.h. Simon Winchester mutet dem Leser zuweilen -
insbes. in der Buchmitte - recht viele
Zeitsprünge zu, was auch den unterschiedlichen Quellen, denen er sich bedienen
muss, geschuldet ist. Da sollte man unbedingt durch und das Buch nicht zum
Stapel „Les‘ ich später mal fertig“ legen. Denn dann würde man nicht nur das
sehr tragische Ende des W.C. Minor, nach einer unvorstellbaren Handlung an sich
selbst in geistiger Verwirrung, versäumen; man würde dann auch keinen Eindruck
davon bekommen, welch immenser Aufwand mit der Erstellung eines umfassenden
Wörterbuchs verbunden ist und welche Sisyphusarbeit das bedeutete.
Sinnvoll abgerundet wird das Werk
(als solches muss man das Taschenbuch bezeichnen dürfen; man stelle sich nur
den Rechercheaufwand vor, den S. Winchester investieren musste ) durch mehrere interessante Anreicherungen:
Da sind zum Einen zwei Originalfotos
der Protagonisten und da sind zum Anderen die jedem Kapitel vorangestellten
Originaldarstellungen aus dem OED (tlw. in unterschiedlichen Schrifttypen und
Sprachen) zu einem Wort, das im Folgenden Kapitel eine Rolle spielt.
Insbesondere dadurch wird deutlich, welch immenser Aufwand hinter jedem Wort
steht und warum sich die Erstellung der ersten Ausgabe über Jahrzehnte
erstreckte. Drittens folgen auch aktuelle medizinische Erkenntnisse zu
unterschiedlichen Geisteskrankheiten.
Auch die in solchen Werken übliche Danksagung an
Mitarbeiter, Zulieferer, Gönner, Unterstützer usw. ist hier eine besondere, in
der die Wertschätzung des Autors für deren Arbeit glaubwürdig und sympathisch rüberkommt.
Meine Bewertung: nicht nur für
Sprachwissenschaftler „sehr lesenswert“.
PS: Wieder so ein Buch, irgendwo
zwischen Belletristik, weil von hohem Unterhaltungswert, und Sachbuch, weil es
auf wahrer Historie beruht; ein „literarisches Sachbuch“, wie es einleitend
auch bezeichnet wird. Ein Sachbuch in Romanform. Wegen seines hohen
Wahrheitsgehalts entscheide ich mich, es hier als Sachbuch einzuordnen.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Hermann Hesse: Narziß und Goldmund
Format: Kindle ; Verlag: Suhrkamp ;
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 264 Seiten ; Rezensionsdatum: 18.10.16
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Aktuell
animiert durch eine Lesung widmete ich mich diesem (1877 geborenen
und 1962 verstorbenen) Klassiker und Literaturnobelpreisträger
(1946) unter den deutschsprachigen Literaten und seiner Ende der
Zwanziger Jahre entstandenen, also fast 90 Jahre alten, Erzählung.
Schon ewig hatte ich von Hesse nichts gelesen; um ehrlich zu sein: es
muss in der Schulzeit gewesen sein; und dort war es - vermutlich aus
Gründen, auf die ich noch komme - nicht "Narziß und
Goldmund", sondern nach meiner Erinnerung "Steppenwolf".
Das Buch
"Narziß und Goldmund" erzählt eine im Mittelalter spielende
Geschichte, in deren Zentrum
zwei so unterschiedliche, gar
gegensätzliche, Freunde stehen: der Eine,
Narziß, ein
Mensch des Geistes,
der Andere, Goldmund, ein Mensch der Sinne; der Eine der Denker, der
Andere der
Träumer und die Erzählung reicht von Beider Jugend in einem
Kloster, über Goldmunds ausgedehnte Wanderjahre bis dessen Tod.
Und bis dahin hören sie nie auf, den jeweils so ganz
Anderen trotz ihrer so gegensätzlichen Lebensentwürfe,
was die gesamte Erzählung prägt, zu bewundern, gar zu
lieben.
Die Geschichte an sich und die
Sprache des Autors, seine
Erzählkunst, begeisterten, ja faszinierten,
mich und ... das Buch
überraschte mich - und damit komme ich auf die
Eingangsbemerkung zur Schulzeit zurück - was den großen
Anteil Erotik betrifft: Goldmund lies - um es im heutigen Jargon
flapsig auszudrücken - in seinen Wanderjahren "nix anbrennen"
und Hesse schildert das in manchen Passagen recht detailliert. Letzlich
ist das aber nur Mittel zum Zweck und zwar dem, die
Gegensätzlichkeit der Beiden noch zu unterstreichen. Hesse
arbeitet die Stärken und Schwächen beider Charaktere fein
heraus ohne je die eine oder andere Seite zu favorisieren. Denker
vs. Träumer, Kopf vs. Bauch, Ratio vs.Emotion
= Remis, also unentschieden. Entschieden hingegen bin ich in meinem
Urteil: Sowohl sprachlich als auch inhaltlich handelt es sich um ein
Meisterwerk und somit ist das Buch - auch heute noch - mehr als
lesenswert.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Helmut Schmidt und Peer Steinbrück: Zug um Zug
Format: gebunden; Verlag: Hoffmann und Campe; Erscheinungsdatum: 2011;
ISBN 13: 978-3-455-50197-1 ; Rezensionsdatum: 05.06.16
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Gekauft für 1 Euro im Bücher-Flohmarkt; gelesen und danach
seinen Wert auf das Vielfache angesetzt. Gerade durch den Abstand von rd. 5
Jahren zwischen Entstehen und Lesen wird dieses Buch über Gespräche zweier
charismatischer Politiker verschiedener Generationen so wertvoll. Welche
Weitsicht diese beiden Strategen in ihren im Sommer 2011 geführten Gesprächen an
den Tag legten, wird eben nur in der Retrospektive deutlich. Die
Integrationspolitik, die Finanzpolitik sind nur 2 Beispiele. Schade, dass beide
heute in der aktuellen Politik keine Rolle mehr spielen. Der Eine zwangsläufig,
weil er im Nov. 2015 verstarb; der Andere, weil er nach meiner Erinnerung über
Nebeneinkünfte und Sponsorengelder für ein Schachturnier u.ä. stolperte.
Politiker solchen Geistes und Formats und solcher Intellektualität wünschte ich
mir mehr.
Auch wenn ich kritisch anmerken möchte, dass die echte
Dialogbereitschaft Beider in dem Buch manchmal etwas ausgeprägter sein könnte,
indem deutlicher auf die unmittelbar vorausgegangene Aussage des jeweils anderen
eingegangen würde, so lautet meine Bewertung und zugleich Empfehlung „sehr lesenswert“! Und die wird auch durch
den falsch aufgestellten Schachtisch auf dem Titelbild in keinster Weise
getrübt.
Den Kaufpreis stellte ich oben an den Anfang; mit dem
Kaufpreis will ich diese Rezension schließen: 1 Euro (das ist kaum mehr als der
Schaum auf meinem Weizenbier in einer durchschnittlichen deutschen Kneipe) für
so viel Wissen! Welche Werteverschiebung gegenüber den 60er/70er-Jahren!
PS
am Rande (eigentlich Quatsch: das PS ist immer am Rande, nämlich
am Unteren, aber diesen "weißen Schimmel" erlaube ich mir hier,
weil es "wirklich" nur eine Randnotiz ist): selbst an das von mir vor
kurzem rezensierte Buch von Kai Twilfer "Schantall, tu ma die Omma
winken" fühlte ich mich erinnert, als Peer Steinbrück auf S.
135 das Bildungs- und Sprachniveau deutscher Kinder beklagt, wenn er
von einer 5jährigen erzählt, die im Zoo am Schafstall
von ihrer Mutter zu hören kriegt "Jakkeline, mach
dem Mäh ma ei".
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Kai Twilfer: Schantall, tu ma die Omma winken
Verlag: Schwarzkopf und Schwarzkopf; Erscheinungsdatum: Feb. 2013;
ISBN 13: 978-3-86265-219-8 Rezensionsdatum: 04.06.16
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Ziemlich
spät und durch Zufall kam ich auf den Band, von dem es inzwischen
Folgebände gibt. Der Text ist in Teilen durchaus humorvoll
und das Buch daher nicht unbedingt langweilig - auch wenn sich
eigentlich Klischee an Klischee reiht. Der Autor beschreibt die Welt
einer typischen Vertreterin einer bildungsfernen Gesellschaftsschicht
(die mit 2 bis 4 Büchern im Regal, wovon 2 das örtliche
Telefonbuch und der Versandhauskatalog sind) zwischen Jobcenter unter
Ibiza.
Durchaus
zuftreffend wird auf S. 102 die "überaus pragmatische Begabung der
Schantall genannt, Dinge und Zusammenhänge, für die unsereins
gerne mal einen Nebensatz an den kunstvoll arrangierten Hautpsatz
hängt, in zwei, drei Worten zu erklären." Das Dumme ist
nur, dass der Autor ("unsereins") es eben unbedingt ganz anders machen
will als sie und dabei unerträglich lange Sätze mit zig
Adjektiven und Nebensätzen produziert. Das ist manchmal einfach zu
viel, zu gestelzt und überfrachtet; und daher holprig zu lesen.
Und noch eine kritische Anmerkung bzw. rhetorische Frage:
Hat Kai Twilfer möglicherweise bei Peer Steinbrück (!)
abgekupfert, wenn er 2013 mit "Schantall, tu ma die Omma winken"
sein erstes und 2014 mit "Schantall, tu ma die Omma Prost sagen" sein 2. Schantall-Buch veröffentlicht, während Steinbrück in dem hier ebenfalls rezensierten Werk "Zug um Zug" ( Erscheinungsjahr 2011! ) auf S.
135 das Bildungs- und Sprachniveau deutscher Kinder beklagt, indem er
von einer 5-jährigen erzählt, die im Zoo am Schafstall
von ihrer Mutter zu hören kriegt "Jakkeline, mach
dem Mäh ma ei"?
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Heinz Helfgen: Ich radle um die Welt
Originalversion: Bertelsmann-Verlag Gütersloh, erschienen 1954-1955; 2 Bände
Neuausgabe Version 1988: Verlag: BVA,
Bielefeld;
ISBN 13: 978-3-87073-032-3; Rezensionsdatum: 13.02.16
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Animiert nicht zuletzt durch den
sehr, sehr guten und auf dieser Website ebenfalls rezensierten Radreisebericht von Elena Erat u. Peter
Materne „Radabenteuer Welt“ kam ich zu
diesem, sehr viel früher entstandenen, Werk des Politikwissenschaftlers Dr. Heinrich
„Heinz“ Johann Helfgen. In den Jahren 1951 bis 1953 durchreiste er mit einem
3-Gang-Tourenrad und 3,80 DM zum Start in der Tasche Österreich, Jugoslawien, Griechenland, die
Türkei, Syrien, Irak, Iran, Pakistan, Indien, Ostpakistan (das heutige
Bangladesch), Birma, Thailand, Kambodscha, Vietnam, Japan, die USA, Kuba,
Jamaika, Aruba, Venezuela und Brasilien. Er hat damals in einer Zeitungskolumne
in 157 Folgen darüber berichtet; seinerzeit angeblich mit großer
Resonanz und u.a. deshalb hat er sein 1954
bzw. 1955 entstandenes 2-bändiges Buch in den 80er Jahren
überarbeitet. Zunächst lag mir nur diese neuere
Fassung (zwischenzeitlich als E-Book) vor. Erst danach konnte ich
über ein Internetantiquariat auch die beiden 1955 bzw. 1956
veröffentlichten Originale der Erstfassung erwerben
Um das Fazit vorwegzunehmen: Es ist
schier unglaublich was Heinz Helfgen geleistet, was Heinz Helfgen erlebt und dass Heinz
Helfgen das überlebt hat.
Des Weiteren ist es verwunderlich,
dass der Rezensent - Saarländer, genau wie der Autor und zur Schule gegangen in
einem Nachbarort von Helfgens Geburtsort -
nie zuvor von ihm gehört hat. Aus der Retrospektive erscheint es mir
wünschenswert, das Buch eines so großen Saarländers wäre seinerzeit vom Kultusministerium des so
kleinen Saarlands oder seinen Lehrern z.B. in den Geographieunterricht eingebunden
worden. Ich hätte es als Jugendlicher gewiss in ähnlicher Weise wie Karl May
verschlungen.
Eventuellen Bedenkenträgern, die sich
daran stören könnten, dass ich Helfgen hier als „großen“ Saarländer bezeichne
und die dies damit begründen könnten, dass der Autor im Jahr 1928 der NSDAP
beigetreten ist, sei neben dem Verweis auf sein Geburtsjahr 1910 gesagt, dass
Helfgen 1934 wg. eines Zeitungsartikels, in dem er am mittlerweile herrschenden
System Kritik übte, ein Jahr inhaftiert war.
Zurück
zum Buch: Wenngleich der
Autor alles sehr plastisch beschreibt, leidet die E-Book-Version
darunter, dass Bilder fehlen und die Originalausgabe darunter,
dass es so wenige Bilder sind. Mehr noch: man denkt beim Lesen
an bewegte
Bilder, d.h. an eine Verfilmung. Vielleicht – auch wenn mir der
Unterschied
zwischen Humboldt und Helfgen sehr wohl bewusst ist - im
Stil von Daniel Kehlmanns „Die Vermessung
der Welt“. Mein Apell lautet: „Regisseure,
Filmproduktionsgesellschaften, werdet aufmerksam! Das wird garantiert
ein Kassenschlager.“
Eine Parallele zu Karl May habe ich
oben schon kurz erwähnt. Bekanntermaßen hat der allerdings alles nur erfunden
und Helfgen hat es erlebt. Woher ich das weiß? Ich weiß es natürlich nicht und
die Frage nach dem Wahrheitsgehalt der Abläufe und Schilderungen stellt sich
mit fortschreitendem Verlauf der Erzählungen immer mehr. Ich komme für mich zu
einem Schluss, mit dem ich als Leser sehr gut leben kann; der lautet: hie und
da hat der Autor vielleicht ein wenig geschummelt, hat er vielleicht das Eine
oder Andere etwas aufgepeppt und damit „dicke Arme“ gemacht. Zuweilen
präsentiert er dem Leser einen Weltenradler in James-Bond-Manier und trägt
dabei gewiss zu dick auf. Das ist ihm keinesfalls zu verdenken und es trübt den
positiven Gesamteindruck nicht. Die Leselust wird dadurch an keinem Punkt vermiest;
zumal historische Fakten nicht verfälscht werden.
Aus letzterem resultiert die Frage,
ob der Reisebericht in erster Linie Sachbuch oder Unterhaltungsliteratur ist, d.h. welcher Rubrik meiner
Rezensionen er hier eigentlich zuzuordnen
ist. In Anbetracht meiner o.a.
Spekulation des Hinzuerfundenen und einer dem Autor nachgesagten Karl-May-Nähe sowie
des ausgezeichneten Unterhaltungswertes entscheide ich mich für die Belletristik.
Dass das Werk dabei auch so viele nachprüfbare Daten und Fakten zu Ländern,
Regionen, Flüssen, Sitten, geschichtlichen Ereignissen und Persönlichkeiten
enthält, steht dem schließlich nicht entgegen.
Ich
kann die Lektüre sehr empfehlen.
Anmerkung: Das Buch "Ich trampe zum Nordpol" von Heinz Helfgen ist auf dieser Website ebenfalls rezensiert !
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr, sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Herbert Rosendorfer: Absterbende Gemütlichkeit
Verlag: dtv, erschienen 1.1.15, ISBN 13:
978-3-423-13294-7, 256 Seiten;
Rezensionsdatum: 03.01.16
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Nachdem ich "Die große Umwendung" eher enttäuschend
empfand, hat mich dieser Band mit dem 2015 verstorbenen Autor Herbert
Rosendorfer, den ich ansonsten sehr schätze und von auch dem
"Briefe in die chinesischen Vergangenheit" und "Ein Liebhaber ungerader Zahlen" stammen, wieder versöhnt . Zwölf Geschichten aus Bayern, d.h. von dort wo jemand der (Zitat) "im Verdacht steht, mit der ökologischen Bewegung der Grünen zu sympatisieren, von Glück sagen kann, wenn man ihm nichts nachweisen kann." (s. S. 215).
Mal amüsant wie in "Verlustreiche Ferienreise", mal mutig wie in
"Ewige Wache", wo Rosendorfer den Stammtisch ehemaliger SS-Fanatiker
beschreibt, mal makaber wie in "Ruhe in Frieden" und dabei alles aus
"dem richtigen Leben". Dazwischen - wie es sich für Rosendorfer
gehört - hie und da ein Prise Juristerei und so entstand mit "Absterbende Gemütlichkeit" ein
weiteres gelungenes Bändchen dieser rosaeingebundenen
dtv-Reihe .
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Michael Klonovsky: Land der Wunder
Verlag: rororo; Seiten 544; ISBN 13: 978-3-499247-96-5
;
Verlag: Manuscriptum Waltrop; Seiten 544; ISBN 13: 978-3-944872-26-1
;
Rezensionsdatum: 03.01.16 (überarbeitet am 5.2.21)
|
Motiviert durch sein hervorragendes Buch „Radfahren“
las ich
Michael Klonovskys Roman „Land der Wunder“. Im Mittelpunkt
stehen die
Veränderungen in Deutschland zur Zeit der Wende, genauer gesagt
die Veränderung
der Menschen der ehemaligen DDR; noch genauer gesagt, die Karriere
– oder
sollte man es eher als Metamorphose bezeichnen – des Johannes
Schönbach. Am Anfang des Veränderungsprozesses steht der
junge Philologiestudenten
Ende der 80er Jahre, der sich mit den politischen Verhältnissen in
der zu Ende
gehenden DDR nicht arrangieren kann und will. Am Ende steht der
Münchner Geschäfts- und Lebemann, dem die Vergangenheit auf
ganz außergewöhnliche
Weise wieder begegnet. Die Stationen dazwischen reichen vom von
der Uni
verwiesenen Studenten, über die eines Gabelstaplerfahrers, wo
Johannes dem
Alkohol verfällt, über
die eines
Toilettenmannes in einem Schwimmbad und über die eines Korrektors
bei einer
Tageszeitung, wo er es – noch zu DDR-Zeiten – nicht lassen
kann, die Artikel
auch inhaltlich zu kritisieren, obwohl er eigentlich doch nur
Druckfehler
finden soll, über die eines Redaktionsmitgliedes bei eben dieser
Zeitung, was
ihm mit der Wende und dem Einzug der Wessis in die Chefetage der
Zeitung verdankt
war, über die eines Chefreporters bei einem Münchner
„Peoplemagazin“, womit
einherging, dass er zumindest teil- und zeitweise seine früheren
Werte und
Normen über Bord warf bis zu der eines Multimillionärs am
sog. „Neuen Markt“ zur Zeit des Börsenbooms Ende der
90er Jahre. Statt durch Einträge in die Kaderakte wird
sein Leben dann durch Maßanzüge und Essen in
Sternerestaurants geprägt. Nur ein
Stellenwert bleibt unverändert: Der des anderen Geschlechts;
weshalb der Autor den Lebensweg des Johannes Schönbach mit
einem gehörigen Schuss Verbalerotik würzt.
Parallelen
der Biographie Schönbachs
mit der des Autors sind absolut unübersehbar: Wie die Romanfigur
stammt auch Klonovsky aus der DDR , wie Schönbach
war auch er dort – gezwungenermaßen – als
Hilfsarbeiter tätig und wie Schönbach kam auch er
nach München, wo er u.a.Chef vom Dienst bei Focus war. Und wer
trotzdem
zweifelt, dem sei gesagt – und damit schließt sich der
Kreis zum o.a. Buch „Radfahren“ - dass wie Klonovsky so auch
Schönbach zum Amateurrennradfahrer avanciert und sich u.a. nach Alpe d’Huez hinaufquält.
Auch dieses gemeinsame Hobby, das von Schönbach,
Klonovsky und des Rezensenten, lassen Letzteren zu dem Urteil kommen, dass
„Land der Wunder“ ein besonders empfehlenswertes Buch ist! Klonovskys
Sätze sind oft lang, hintergründig und tiefsinnig und meist genial formuliert. Ein Beispiel: Klonovsky schreibt nicht "Er zweifelte nicht an seiner sozialistischen Einstellung" ; Klonovsky schreibt: "Des Zweifels Blässe kränkelte seinen Sozialistenschädel nicht an." (Seite 49). Und auch seine Vorliebe für
recht ausgefallene Fremdwörter ("
seine anagogische Höhle" ; "Mit diesem Kompendium sublimster
Torturen ... " ; "Megärisch streckte sie die Hand ... aus "
; " sie arbeitete in subalterner Rolle ... " ; " ... wandte
sich ... an den fülligen Häresiarchen" ; "trübten ...
Tränensäcke den chevaleresken Gesamteindruck" usw.) unterscheiden
den Roman auffallend von ansonsten vergleichbarer
Gegenwartsliteratur leichterer Kost und sollten keinesfalls von der
Lektüre abschrecken - ganz im Gegenteil. Daher lautet meine
Bewertung "sehr lesenswert".
Hier ebenfalls rezensiert sind - neben "Land der Wunder" - auch das o.a. Buch "Radfahren" und "Lebenswerte" und "Der Ramses-Code".
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Daniel Kehlmann: Beerholms Vorstellung
Taschenbuch ISBN-13: 978-3-499-24549-7 ; 249 Seiten ; Verlag: rororo
Rezensionsdatum: 31.12.15
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Klar
war es "Die Vermessung der Welt" und nicht zuletzt die sich etwas
ähnelnden Bucheinbände, die mich dazu verleiteten von
Daniel Kehlmann auch dessen sehr viel früher entstandenen Roman "Beerholms Vorstellung" zu lesen.
Der junge Beerholm wird nach seiner
Geburt (seine Eltern hat er nie gekannt und zumindest seinen Vater wollte er auch nie kennenlernen)
von Pflegeeltern aufgezogen. Prägendstes Erlebnis seiner Kindheit ist ein Blitz, von dem seine
Adoptivmutter
Ella Beerholm, die er Mama nannte, erschlagen wird. In der Jugend, in einem Schweizer Nobel-Internat, wird er zufällig von einem Mitschüler mit einem
Kartenspielertrick konfrontiert. Das ist DAS Ereignis schlechthin; es wird
sein gesamtes Leben prägen. Ein Leben, das - nachdem es lange von
der Mathematik - bis
zum Schluss von der Magie bestimmt sein wird; hieran können auch
eine
Unterbrechung in Form eines Theologiestudiums, das ihn immerhin
bis zu den niederen Weihen eines Priesters führte und eine
Zeit, in
der sich der
Erzähler zu Exerzitien in einem Kloster aufhielt, nichts
ändern. Vielmehr
hat diese Zeit und damit die Religion wohl gar den Ausschlag dafür
gegeben, zu
erkennen,
dass er ohne Zauberei nicht sein kann. Aber Zauberei allein reicht
ihm
nicht aus. Als er längst schon ein weltweit angesehener Zauberer
ist, lässt ihn das weiter unzufrieden sein. Er will mehr: Beerholm
will Magier werden, jenseits von Tricks und Täuschung, die
ein Nur-Zauberer braucht. Und als er es schließlich ist, zu sein
scheint, wirklich oder im Traum, wer weiß das schon, der Leser
ebenso wenig wie Beerholm, ist er nicht nur weiter unzufrieden, da wird
er wahnsinnig und steuert auf sein tragisches Ende.
Beeindruckend ist in erster Linie natürlich wie das Buch
geschrieben ist; wie geschickt der Autor Mathematik, Religion und Magie
miteinander verknüpft. Zuweilen hatte ich den Eindruck, der Erzähler spricht mich, den Leser,
mit Du an, bis sich herausstellt, dass er seine Worte an
die von ihm magisch erschaffene imaginäre Sie, an Nimue,
richtet. An die Hüterin des Sees, aus welchem Artus
das Schwert Excalibur erhielt, an die Ziehmutter und die Lehrerin
oder Geliebte des Zauberers Merlin. Spätestens dann war es
Kehlmann gelungen, mich in seine Perspektive bzw. in die
seines Protagonisten und dessen Geschichten zu versetzen.
Nicht
weniger beeindruckend wie es geschrieben ist, ist wann Daniel
Kehlmann es geschrieben hat: nämlich als er gerade mal
22 Jahre alt war. Kehlmann war schon damals Magier: Magier der Sprache,
der Worte, der Bilder, der Träume. Und er hat damals den
Grundstein dafür gelegt, dass man ihn heute mit Gabriel Garcia
Marquez in einem Atemzug nennt. Sehr beeindruckend.
Eine fesselnde Geschichte, die ich jedem, der auf der Suche nach
zeitgenössischer und dennoch interessanter, hochwertiger Literatur
ist, als "sehr lesenwert" empfehlen möchte.
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Von Daniel Kehlmann sind hier auch rezensiert: Tyll , Ruhm, Die
Vermessung der Welt |
Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Hanni Münzer : Solange es Schmetterlinge gibt.
Als E-Book gelesen ; ASIN B016UV08GI (amazonspezifische Produktinformationsnummer)
Taschenbuch: ISBN-13 978-1519110992 ; 422 Seiten ; Verlag: Create Space Independent Publishing Platform
Rezensionsdatum: 23.12.15
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Das Buch hat bei Weitem nicht das Niveau von Honigtot.
Ein Eintopf kann ja durchaus hervorragend gut sein; solange wir uns im kulinarischen Bereich bewegen; begeben wir uns hingegen in den literarischen, so geht das Schnippeln in viele kleine Stückchen und das Rühren und Vermischen nicht gut.
Angeblich - so die Autorin im Vorwort - soll das Buch eine Brücke schlagen von der ausgezeichneten Familiensaga "Honigtot" zu deren geplanter Fortsetzung "Marlene" (angekündigt für Sept. 2016). Ich erkenne aber keine überleitenden Gedanken, die dem Bild einer Brücke entsprächen. Dass sich für den Leser und die verschrobenen Grundschullehrerin Penelope sehr
spät herausstellt, dass Marlene eine frühere Freundin der
skurrilen, hobbyphilosophischen, hobbypsychotherapeutischen, kiffenden
Hausbewohnerin Trudi war, reicht mir als Brücke nun wirklich
nicht aus.
Ich frage mich, um meinerseits ein Brücke von der Literatur zur Malerei zu
schlagen, wären Paul Cezanne, Claude Monet, George Braque, Edward
Hopper, Pablo Picasso und viele andere die großen Künstler
geworden, die sie wurden, hätten Sie ihre Skizzenbücher und
Notizen statt ihrer Gemälde veröffentlicht. Zurück zur
Literatur: Wäre "Der Zauberberg" ein
solches geniales Werk geworden, hätte Thomas Mann, alles was ihm
beim Schreiben grad so einfiel, irgendwie und irgendwo reingequetscht?
Ich verstehe Hanni Münzer insoweit nicht: warum den gewonnenen Leser, ja Fan, nach Honigtot nicht mit freudiger Erwartung auf "Marlene" warten lassen, statt ihn mit diesem in weiten Teilen klischeeüberladenen Gedankensammelsurium
zu vergraulen und den Eindruck zu vermitteln, die Luft sei bei
ihr raus. Es ist wirklich schade, zu erfahren, wie in
diesem Buch Banalitäten und Unglaubwürdiges
langweilig aneinandergereiht und Puzzlesteine, die nicht zueinander -
ja mehr noch, die nicht ins Bild - passen, mit Gewalt in dieses
hineingedrückt werden (So sind
das SGB II undHartz IV ein solches nicht ins Bild passende Puzzleteil,
auf dem eine Türkin vom allwissenden, gutaussehenden,
promovierten, durchtrainierten Kriminologen und Hobbypsychologen Jason
an das "Jobcenter, sprich ARGE" verwiesen wird und so ist die
Argonautensage ein anderes, wenn Jason als Namensvetter von Iason
bezeichnet wird und er ganz sicher auch, um das goldene Vlies zu
stehlen als Einziger die gefährliche Brandung der Plankten
überwunden hätte. Das sind nur 2 von vielen Beispielen).
Ich
habe durchgehalten, aber es hat sich mir bis zum Schluss nicht
erschlossen, was Hanni Münzer uns mit dieser Story und diesen
Schnipseln denn nun wirklich nahe bringen wollte. Sie
riskiert ihren Ruf und gerät stattdessen in den Verdacht eine von
vielen Wald-und-Wiesen-Schreiberlingen zu sein; das hat sie nicht verdient!
Nur
deshalb vermeide ich die in meiner persönlichen
Skala negativste Bewertung "Zeitverschwendung" und
entschließe mich zu "Es gibt Besseres". Ob das reicht, im
Herbst 2016 "Marlene" zu lesen? Schaun mer mal.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Cay Rademacher: Mörderischer Mistral
Verlag: Du Mont, erschienen: Mrz. 2015, 272 Seiten
Rezensionsdatum: 10.12.2015
Verlag: Goldmann -Taschenbuch ; Seitenzahl: 355 ; ISBN 978-3-8321-6316-7
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Leider
nicht so schön, nicht so stimmungsvoll wie der Bucheinband das
verspricht. Die Story etwas "abgelutscht" und sie bedient - ebenso wie
die Charaktere - auch wirklich jedes Klischee. Echtes
Provence-Gefühl im Sinne von "Da will ich bald wieder hin", wie
das bei Peter Mayle z.B. durchaus der Fall ist, kam bei mir beim Lesen
nicht auf. Ebenfalls vermisste ich einen Spannungsbogen. Am meisten
störte mich aber die Sprache. Rademacher hält es
wahrscheinlich für eingängig und blumig, nahezu jedem
Substantiv ein Adjektiv voranzustellen, immer wieder Vergleiche
einzubauen und dabei Sätze zu produzieren, wie den auf Seite
57 (nur ein Beispiel): "Über
dem halbrunden Portal wölbte sich ein Giebel, dessen zwei Glocken
wie ein Scherenschnitt vor dem Himmel standen. Eine helle
Madonnenstatue segnete von einer Nische der Seitenwand die leere Luft
und verschwendete ihr gütiges Lächeln auf eine Fliege, die
träge Runde brummte." (Wow!) Ich verschwendete
beim Lesen eher meine Zeit als mein gütiges Lächeln, mir tat
die Fliege leid, weil sie im Gegensatz zur Luft nicht mit einem
Adjektiv bedacht wurde; und wenn bei mir was brummte, war es mein
Schädel beim Lesen solcher Konstrukte. Sie sind nicht
überzeugt? Ok, dann noch ein Zitat von S. 180: "Neben
der Route departementale erhob sich in trotziger Würde die Ruine
eines einst prachtvoll Bauernhauses. Die gelben Steinwände waren
vom wilden Wein überwuchert, durch die geschwärzten,
zersplitterten Balken des Dachstuhls zwängten sich die Äste
einer Eiche, wie die Finger eines Gefangenen im Kerker". Wenn
es ein Manko des Rezensenten sein sollte, dass er beim Anblick von
Ästen noch nie an die Finger eines Gefangenen im Kerker gedacht
hat, dann kann dieser (der Rezensent, vlt. nicht der Gefangene) ganz
gut damit leben. Der avisierte Band
II zu dieser Reihe um den Korruptionsermittler Roger Blanc wird keines
der nächsten Bücher sein, die ich lesen werde! Vom Band
I schau ich mir allenfalls gelegentlich den Einband noch mal an, auf
dem sich tiefviolette Lavendelbüsche in geometrischer Ordnung an
einen sanften Hügel schmiegen und geradewegs auf einen
knorrigen Baum am nahe Horizont zulaufen, der der Hitze trotzt
und hinter dem sich ein blaues Firmanent erhebt, das nur durch
ganz leichte Wölkchen weiter oben eine etwas dunklere Färbung
erhält. Sorry, Herr Rademacher, das war frech.
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Ingeborg Seltmann: Horst allein zu Haus
Verlag: rororo, erschienen: Sept. 2015 , 384Seiten
ISBN: 978 3 499 26953 0
Rezensionsdatum: 25.11.15
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Der erste Band "Mehr Zeit mit Horst"
machte einfach Lust auf den Zweiten "Horst allein zu Haus". Und ich
kann sagen: die Erwartung wurde erfüllt. Natürlich gibt es
den einen oder anderen Rückgriff auf "Mehr Zeit mit Horst", aber
das ist normal, denn schließlich soll ja auch der Leser, der nur
den neuen Band zur Hand hat, in die Story reinfinden. Es ist jedenfalls
nicht so (was sonst bei Folgebänden häufig zu kritisieren
ist), dass Gedankengut, das nicht gut genug war, in den ersten Band
einzufliesen und - nach dessen Erfolg - in der Annahme, für
einen zweiten Band wird es schon noch gut genug sein, nun wieder aus
dem Papierkorb gekramt wurde; nein, da ist auch ganz viel neuer Esprit
bei der Autorin entstanden und eingefossen.
Die Story beider Bücher ist eigentlich schnell erzählt:
Lehrer Horst König geht in den Ruhestand, will diesen gemeinsam mit seiner
Frau Gaby verbringen, die aber - trotz ihres miesen Chefs - ihren Job
in der Filiale einer großen Buchhandelskette noch nicht aufgeben
will bzw. kann und somit zwischen ihrer Famile, zu der neben Horst ihre
3 Kinder, nun auch ein Enkelkind und im weiteren Sinne die
Partner(innen) der Kinder und ein Schwiegerelternpaar gehören, und
sich selbst hin- und hergerissen ist. Das zwischendrin noch ein
ihr nachstellender Liebhaber früherer Jahre aufkreuzt, trägt
nicht gerade zu Gabys Seelenheil bei.
"Horst allein zu Haus" ist - wie der Vorgängerband -
witzig ohne Klamauk zu sein und sehr kurzweilig zu lesen; die Story ist
lebensnah und realistisch (schreib' ich das, weil ich mich in
ähnlicher Lebenslage befinde?). Nicht verschönernd
schildert Ingeborg Seltmann den Fortgang und die Entwicklungen. Dabei
gelingt es ihr, dass ich als Mann - obwohl kein ehemaliger Pauker, aber
halt in ähnlicher Lebenssituation - mich natürlich in die
Rolle Horsts, aber eben auch in die der Ich-Erzählerin,
seiner Frau Gaby, nur allzu gut hineinversetzen und diese
nachvollziehen kann. D.h. die Autorin erreicht durchaus beide
Geschlechter. Apropos Autorin: Ingeborg Seltmann ist Ines Schäfer.
Ergo: Ich muss unbedingt auch mal was von Ines Schäfer lesen.
Meine Bewertung für "Horst allein zu Haus" und "Mehr Zeit mit Horst"
liegen im obersten Bereich der hier gewählten
Kategorie; und sind nur deshalb nicht noch höher angesiedelt, weil
die grobe 5er-Skala ja auch noch Raum lassen muss, für z.B. "Die
Buddenbrooks" oder "Der Zauberberg". Und wenn jemand dafür
Verständnis hat, dann ist es: Gaby König !
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Ingeborg Seltmann: Mehr Zeit mit Horst
Verlag: rororo , erschienen: April 2014 , 304Seiten
ISBN 13: 978- 3- 499- 23224- 4
Rezensionsdatum: 11.11.15
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Amüsant
und witzig ist dieses Buch, wobei das auf keinen Fall mit billigem Klaumauk gleichgesetzt werden darf. Sympathisch: die Hauptdarstellerin Gaby
König (Buchhändlerin, bald sechzig, 3-fache Mutter und bald
Oma); lebensnah: die Story (Gaby leidet unter ihrem Filialleiter, der leidet unter der Zentrale); nachvollziehbar: der Horst (ausgestattet mit deutlich weniger Empathie als seine Gaby) wechselt in den
Ruhestand und will den gemeinsam mit seiner Gaby genießen;
begnadet: die Autorin; macht Lust auf mehr: das Ende (Gaby wird 60 und
Horst ist im Ruhestand). Eine Fortsetzung,
die ich ganz bestimmt auch lesen werde: "Horst allein zu Haus".
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Lilli Gruber: Das Erbe
Verlag: Droemer-Knaur, erschienen am 01.08.2013, 344 Seiten
ISBN: 978-3-426-27621-1
Format: Von mir als e-Book gelesen ;
Rezensionsdatum: 18.10.15
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Anlässlich
eines bevorstehenden Südtirolaufenthalts war ich auf der Suche
nach Literatur über dieses wunderschöne und - wie ich dann
eingängig erfuhr - auch so geschichtsträchtige - Stück
Erde. So wie das Land jenseits des Brenner, so sollte das
Buch jenseits der üblichen Bildbände und
Wanderführer (weil ich davon schon eine ganze Reihe im Regal
stehen habe) liegen. Dabei stieß ich auf "Das Erbe" von Lilli
Gruber. Mit zunehmender Begeisterung über den Erzählstil und
für die Familie, die den Mittelpunkt der Handlung darstellt und
aus den unmittelbaren Vorfahren der Autorin besteht, wollte ich auch
mehr über die Schriftstellerin wissen. Erst dann erfuhr ich, dass
Dietlinde (so ihr richtiger Vorname) Gruber zum
Einen eine in Italien und darüber hinaus sehr bekannte
Journalistin, Fernsehmoderatorin und Auslandskorrespondentin und zum
anderen erfolgreiche (bei den Wahlen zum Europäischen Parlament
konnte sie in der italienischen Hauptstadt Rom das Duell ihrer Partei,
des Linksbündnisses L’Ulivo, gegen Berlusconis Forza Italia
klar für sich entscheiden) Europapolikterin ist. Sehr gute Grundvoraussetzung dafür bringt sie mit; zu nennen sind zum Einen ihre
Vita (geboren 1957 in Bozen, Muttersprache deutsch, perfekt
viersprachig, Literaturstudium in Venedig, verheiratet mit einem in
Paris lebenden Franzosen und selbst wohnhaft in Rom und Brüssel)
und nach meinem Eindruck zum Zweiten die Gene ihrer
Urgroßmutter Rosa sowie deren Töchter incl. der
Großtante
Hella, zwei der Hauptdarstellerinnen des Buches. Sehr nachvollziehbar
schildert Lilli Gruber deren Schicksal, den italienischen Faschismus
zum Einen, den deutschen Nationalsozialismus zum Anderen, die
Unterschiede zwischen Beiden, die Zerrissenheit der Südtiroler,
deren Orte auf Druck "der Welschen" von Brixen zu Bressanone, von
Kurtatsch zu Cortaccia und die selbst gar auf behördliche
Anordnung von Hella zu Elena,
von Jakob zu Giacomo wurden, was schließlich in der von
Hitler und Mussolini aufgezwungenen Option gipfelte. Das alles
erzählt Lilli Gruber und unterstreicht es durch
Hinzuziehen von Originaldokumenten wie Rosas Tagebuch,
zahlreichen Briefen der Familenmitglieder und schriftlicher
Darlegungen Anderer. Sehr schön abgerundet wird das Buch durch
eine Ahnentafel und Originalfotos der Familienmitglieder. "Das
Erbe" animiert zum Lesen auch von "Der Sturm" (erschienen im
September 2015).
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Wilfried de Jong: Ein Mann und sein Rad
als e-Book gelesen ;
Rezensionsdatum: 20.09.15
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Ein
beeindruckendes Buch! Man muss nicht unbedingt eine Campagnola
am Geräusch erkennen, man muss nicht unbedingt seinen
Rädern Vornamen geben, man muss nicht mal unbedingt ein
Rennradfahrer sein, um es gut zu finden. Wenn man aber passionierter
Radfahrer ist, kann man es nur super finden. In zwanzig mitnehmenden
Geschichten bringt uns der Autor den jeweiligen "Darsteller" sehr nah.
Manchmal (nur) zum Schmunzeln; meist aber dürften dem Leser die
Stories und das Erlebte/das Geschilderte so richtig nah gehen. Der
infolge des Afghanistankrieges beinamputierte amerikanische Fahrer in
"Hotel neuf" oder der italienische Motorradfahrer in "Kurve" sind nur 2
Beispiele. Wegen der gelungenen Komposition, der (ähnlich wie bei
Michael Klonovsky in Radfahren) eine
gehörige Prise (Radfahrer-)Philosopie beigemischt ist, lautet
meine Bewertung " Für Literaturinteressierte ein Muss" (und das
findet sich nicht so oft auf dieser Website)
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Iris Alanyali: Die blaue Reise
Verlag rororo ; ISBN13: 978-3-499-62134-5 ;
256 Seiten ;
Rezensionsdatum: 07.07.15
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Wer
glaubt, dass viel passiert in dem Buch von Iris Alanyali wird dann enttäuscht
sein, wenn er Action und Spannung erwartet; hingegen hoch zufrieden sein, wenn
er unter "passiert" versteht, dass die Autorin nahezu ihr gesamtes
bisheriges Leben in sympathischer und humorvoller Art und Weise
erzählerisch vorüberziehen lässt. Wenn sich Erinnerungen und Anekdoten - so
unbedeutend jede einzelne für sich genommen auch sein mag - so zu einem Gesamtbild
, zu einer Biographie, zusammenfügen, wenn das Wechselspiel zweier
Kulturen so gekonnt und abwechslungsreich beschrieben wird, dass der Leser am
Schluss nicht nur ihre Familie und Freunde , incl. deren Ansichten,
Gewohnheiten und Traditionen, kennt, sondern auch viel über die Türkei gelernt
und über eine mustergültige Integration erfahren hat. Wenn das auch eines
der Ziele war, die die Autorin beabsichtigte, dann hat sie dieses Ziel
ebenso vorbildlich erreicht, wie ihr persönliches (eine Unterstellung des
Rezensenten), das Beste zweier Welten für sich selbst zu erkennen, mitzunehmen
und zu genießen (wenn ich lese, dass sie zwischenzeitlich in den USA lebt, fügt
sie den 2 Welten möglicherweise damit eine Dritte hinzu).
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Frank Schätzing: Breaking News
Verlag Kiepenheuer und Witsch ; ISBN 13:
978-3-462-04527-7 ;
965 Seiten ;
Rezensionsdatum: 04.07.15
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Nach "Der Schwarm" wieder ein opulentes Werk von Frank Schätzing, in dem Realität - nach tiefgreifender
Recherche - und Fiktion - mit viel schriftstellerischer Phantasie - gekonnt verwoben
werden. Nicht immer leicht zu lesen; wegen mehrerer Handlungsstränge und vielen
Zeitsprüngen, die vier Generationen umfassen. Nicht einzuordnen, ob Roman, Actionthriller,
Krimi, Familiensaga, Geschichts - oder
Sachbuch; eben von allem etwas und vor allem sehr gekonnt miteinander
verflochten. Abgehackte Sprache im Krimi, Telegrammstil im
Actionthriller, authentisch
im Bezug auf das Reale, unterhaltsam was die Schilderung der Charaktere
und Familienmitglieder betrifft.. Hilfreich und lehrreich zum Verstehen
der Geschichte
Israels, zum Verstehen der Konflikte zwischen Israel und seiner
Nachbarn zum
Einen sowie im Innern zum Anderen. Ein Buch das dafür sorgte, dass
ich ein
völlig neues Verständnis erhielt von Israel, von seiner Siedlungspolitik, von Likud, PLO,
Hamas, Intifada, Gaza, Tel Aviv, Jerusalem, Hisbollah, Ariel Sharon, Mahmmut
Abbas , Jom Kippur Krieg , ja gar vom Judentum insgesamt.
Lesen Sie neben "Breaking News" auch "Der Schwarm" und sehen Sie auch die Rezension zu "Lautlos".
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Michel Houllebecq
Unterwerfung
Erscheinungsdatum: ; Rezensionsdatum: 30.03.15
Verlag: Dümont ; Format: Taschenbuch ; Seitenzahl: 272 ; ISBN 978 3 832 19795 7 ;
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Auf
Zehenspitzen kommt sie daher, die Islamisierung, wie
Michel Houllebecq sie beschreibt. Keine Revolution, nicht der ganz
große Terror, schon gar kein Krieg; nein,
schleichend und ohne flächendeckend sichtbar den Boden der
Demokratie verlassend, somit ohne staatliche Gegensteuerung.
Freiwillig unterwirft sich Frankreich und - wie am Rande erwähnt -
unterwerfen sich auch andere westliche europäische Staaten.
Hätte man das Buch vor Jahren noch als Science
fiction eingestuft und eine solche Entwicklung als unvorstellbar
eingestuft, so ist vieles des Beschriebenen heute – wenngleich
noch immer Fiktion, denn schließlich spielt die Handlung in 2022
- doch so nah ; und wäre auch in Deutschland - wo partiell (
wie jüngst über eine Grundschule in Neu-Ulm berichtet)
"Du Christ" als Schimpfwort gilt, und wo ein Karnevalsumzug in
Braunschweig wegen islamistischer Terrorgefahr verboten
wird, gar nicht mehr so ganz und gar unwahrscheinlich wie
vor wenigen Jahrzehnten.
Hat man solche Veränderungen (also Unterwerfung statt
Auflehnung) der Gesellschaft und der sie ausmachenden
Individuen, der sie prägenden Presse (Stichwort: kollektives
Schweigen) nicht schon schon sehr oft erlebt? Ja, man hat!
Ob
die mehrfach zwischengestreuten Ausflüge
ins Pornographische sein müssen, da kann man sicher geteilter
Meinung sein (Aber das sei – habe ich mir sagen lassen
– typisch für das enfant terrible Houllebecq).
Verzichtbar
wäre es auf jeden Fall, dass er die männliche Hauptperson François
neben deren Berichte über ihre Aktivitäten in diesem Bereich
und Empfindungen in diesen Körperregionen auch noch über die zu anderen Anlässen empfundenen Schmerzen
in den Zehen berichtet lässt, wo man sich denn nun wirklich fragen
muss, ob des Lesers Interessen damit getroffen werden.
Letzlich sind solche Passagen ursächlich dafür, dass
ich mich nicht in ein "Je
suis Houllebecqu" hineinsteigern kann und will und die mich
hindern, das Buch mit einer über "lohnt sich" bis "lesenswert" noch hinausgehenden Gesamtbewertung zu versehen.
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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John Williams: Stoner
Verlag: dtv, (2. Auflage, 2015) ; ISBN13: 978-3-423-14395-0
;
Rezensionsdatum: 26.02.15
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Mir
scheint, es gibt nur Stoner-Fans und Stoner-Hasser. Ich begebe
mich mir aufgrund des folgenden, ambivalenten Nebeneinander von
gegensätzlichen Gefühlen und Gedanken in die große Nische dazwischen:
Bewerte ich Sprache und Schreibweise, zweifelsfrei ein grandioses Buch,
ein literarisches Meisterwerk. Kleiner Belege hierfür
gefällig? Zitat „Als William Stoner sehr jung war, hatte er
die Liebe für einen vollkommenen Seinszustand gehalten, zu dem
Zugang fand, wer Glück hatte. Als er erwachsen wurde, sagte er
sich, die Liebe sei der Himmel einer falschen Religion, dem man mit
belustigter Ungläubigkeit, vage vertrauter Verachtung und
verlegener Sehnsucht entgegen sehen sollte.“ Ein Satz
über den man schon mal ein Stündchen nachdenken kann bzw.
muss). Oder wissen Sie – vorausgesetzt, Sie wissen was eine
falsche Religion ist – was eine verlegene Sehnsucht ist?
Bewerte ich aber den Romaninhalt, so wirkt dieser ausgesprochen
deprimierend. Eine Hommage an das Leben – wie ich in einer
Rezension las – vermag ich keinesfalls darin zu sehen. Vielmehr
schraubt die durchdringende Trostlosigkeit dieser Geschichte, die noch
dunkler als das Cover des Buches daherkommt, die Motivation
zum Weiterlessen immer mehr herunter, bis man sich dann doch dazu
zwingt. So als wolle man Stoner nicht auch das noch antun, seine
Geschichte nicht mit ihm bis zum Ende durchzustehen.
Diese schizophrene Wahrnehmung mag eine Hassliebe aufkommen
lassen, einerseits das Buch nicht zur Seite legen zu wollen und
andererseits sich mit fortschreitendem Verlauf mehr und mehr -
statt dem vorliegenden - nach einem „Gute Laune-Buch“ zu
sehnen, weil man glaubt, sich diese unendliche, graue
Traurigkeit einfach nicht länger antun zu müssen
(Erklärt letzteres möglicherweise warum das Buch bei seinem
Erscheinen in den 60er Jahren kein Erfolg war? Wenn ja, warum ist es
dann ein solcher im Jahr 2015?).
Mein Urteil, meine Bewertung muss daher leider irgendwo zwischen
„Zeitverschwendung“ und „Für
Literaturinteressierte ein Muss“ liegen, auch wenn ich damit mit
einem Fuß im Eiswasser und mit dem anderen im kochenden Wasser
stehe und dabei glaube, im Schnitt im wohltemperiertem Wasser zu
stehen. Daher „lohnt sich“.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Gregor Sieböck: Der Weltenwanderer
Verlag Piper; Reihe: Malik National Geographic, (5. Auflage, Mai 2013)
- ISBN-103-492-40418-9 ; ISBN-139783492404181
Rezensionsdatum: 06.02.15
|
Ohne
jeden Zweifel hat Gregor Sieböck Phantastisches geleistet!
Schon die Idee, von Österreich nach Japan zu wandern, war
phantastisch; dann
auch noch nach Westen statt nach Osten zu gehen umso phantastischer.
Und dann
die Tagesetappen: Marathondistanzen! Zumeist auf unwegsamen
Gelände, zum Teil
auf gefährlichem Terrain, häufig einsam. Hierfür hat er
hohe Anerkennung verdient. Anerkennung
auch seinen Einstelllungen zu Umwelt und Natur und ohne jeden Zweifel
hat er
recht, wenn er Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung
anprangert und
die Notwendigkeit einer ökologischen Wende herausstellt, mehr
Nachhaltigkeit
usw. fordert. Aber muss er es in einem Reisebericht so predigen, muss
er so missionarisch
daherkommen und muss er es so tun, wie er es tut, nämlich so
– sorry -
penetrant. Man fragt sich oft: „Wann schreibt er endlich mal
wieder was übers
Reisen, über die Länder und die Menschen, über Flora und
Fauna, über seine
Erlebnisse und überlässt dem Leser das weitere
Denken?“. In der ersten Hälfte
des Buches wird er einer solchen – von Buchtitel und –cover
geprägten – Erwartungshaltung
durchaus noch gerecht; gegen Ende immer weniger und das Missionarische
und gar das Esoterische treten immer mehr in den Vordergrund. Der Autor
strapaziert und enttäuscht den Leser,
der Reiseliteratur lesen will, damit; dessen Interessenlage wird fast
mit jeder
Seite weniger getroffen. Mit fortschreitendem Verlauf wird Sieböck
in seinem Buchtext
zudem immer etwas sprunghafter; die
Reiseroute wird weniger gut nachvollziehbar. Dennoch: es lohnt sich, dieses
Buch zu lesen. Aber was den Schreib- und Erzählstil angeht, gibt es bessere: zum
Beispiel das von Elena Erat und Peter Materne, die in „Radabentuer Welt“ ihre
Reise mit den Mountainbikes durch 28 Länder beschreiben.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
|
Zeitverschwendung
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Elena Erat u. Peter Materne: Radabenteuer Welt
Als E-Book gelesen.
In Druckform erschienen 1998 bei Der Neue! Verlag, Delmenhorst und
in 2 Bänden in der Sierra-Taschenburch-Reihe (3. Auflage 2007)
Rezensionsdatum: 11.01.15
|
Der
Bericht über die Radreise, die die beiden Autoren in 2 1/4
Jahren auf
45.000 Radkilometern durch 28 Länder in der ganzen Welt
führt, ist ein
ganz besonderer Reisebericht und ein außerordentlich
lesenswerter
Reisebericht. Ich kann ihn uneingeschränkt empfehlen.
Sehr
plastisch, eindrucksvoll und lebhaft erzählen die beiden
Autoren in diesem E-Book
abwechselnd in schönem Schreibstil ihre Erlebnisse auf dieser
ihrer Tour, für die ihnen hohe Anerkennung
zu zollen ist. Sowohl die Strapazen und Widrigkeiten, von nahezu
alltäglich
platten Reifen und gefühlt stets herrschendem Gegenwind
über
Hundeattacken bis zu richtig lebensbedrohlichen Situationen
als auch die vielen
schönen Erlebnisse und Begegnungen finden ihren jeweils
angemessenen Platz auf
den über 800 Seiten. Was das Paar alles erlebt hat, ist mehr als
eindrucksvoll. Die
Schilderungen beschränken sich aber gar nicht mal auf "nur"
Erlebtes: sie werden angereichert durch viele Hintergrundinfos aus
Geschichte
und Kultur, über Bräuche und Sehenswürdigkeiten sowie
eine Reihe Fotos. Zudem ist bemerkenswert: Beim Lesen
des Buches im Jahr 2015 will man zuweilen kaum glauben , dass die Reise
rund 20
Jahre zurückliegt; so aktuell sind noch viele Zustände, Namen
und
Schilderungen, z.B. wenn es um Umweltschutz geht, um nur einen Aspekt
herauszugreifen. Sehr tragisch, dass Peter Materne im Alter von
nur 49 Jahren infolge eines Herzinfarkts sterben musste.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Hanni Münzer : Honigtot
Seiten: als E-Book gelesen ;
ASIN: B00HSE9QDS ;
Rezensionsdatum: 11.05.14
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Noch
selten habe ich eine eingängigere, plastischere Schilderung der
Grausamkeiten der Nazi-Diktatur, der Leiden der Bevölkerung
während des Krieges und schon davor und der Scheuslichkeit
des Holocausts in Romanform gelesen. Hätte ich eine ordentlich
nach Genren sortierte Buchsammlung oder gar -handlung, ich wüsste
nicht, in welches Regal ich das Werk von Hanni Münzer einsortieren
sollte: Historienroman, Liebesroman, Bestseller, Thriller,
Frauenliteratur, Geschichte, gar die Erotikabteilung oder das
Horrorregal kämen in Betracht. Wahrscheinlich
bekäme es einen Top-Platz auf allen Regalen, weil es so viele
Aspekte erfasst , abdeckt und unter die Haut gehend beschreibt .
Der Preis von 3,99 € als E-Book erklärt sich mir nicht. Hier
gilt keinesfalls "Was nix kostet, ist nix". Der 4 Generationen
umfassende Roman mit Deborah und Marlene in den Hauptrollen hat es
wahrlich in sich und ich kann ihn nur empfehlen.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Manfred Poser
Radsport furios
(als E-Book gelesen);
veröffentlicht: 12.02.13 , hier rezensiert: 10.5.14
ISBN-10: 3-944257-11-1 ; EAN: 9783944257112
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Das 2013 erschiene Buch ist die
Neuauflage des 2006 aufgelegten „Radsport kurios“.
Leider beinhaltet meine E-Book-Variante von „Radsport furios“ ein paar
grammatikalische Fehler. Nicht nur deshalb will ich hier nicht so weit gehen
und mit „Für Literaturinteressierte ein Muss“ bewerten, weshalb ich hier den
Zeigefinger nicht ganz links einordne, aber das Buch ist auf jeden Fall für Radsportinteressierte ein Muss.
In nicht weniger als 22 Kapitel widmet sich Manfred Poser nahezu jeder
Disziplin, jeder Anekdote, jedem Aspekt des Radsports. Vieles hat man schon mal
gehört; Poser greift es auf, reiht es
historisch und regional richtig ein. So wie schon das Jahrzehnte umspannenden
Titelbild, so das ganz Buch. Wohltuend auch sein Umgang mit dem leidigen
Dopingthema: er schweigt es nicht tot; es prägt aber auch zum Glück nicht das
Buch, so wie das speziell in deutschen Medien permanent der Fall ist, wenn es um Radsport geht. Ein umfassendes
Quellenverzeichnis listet weitere
Literatur über das Radfahren auf und rundet so das Buch ab.
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meine Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte
ein Muss
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sehr
lesenswert
|
lohnt
sich
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es
gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Jonas Jonasson
Die Analpabetin, die rechnen konnte
448 Seiten (als E-Book gelesen);
veröffentlicht: 15.11.13 , hier rezensiert: 9.5.14
ISBN-10: 3-641-08308-7; ISBN-13:9783570585122; EAN: 9783641083083
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Da Jonas Jonasson sein
vorausgegangenes Erfolgswerk nicht nur mit einem Relativsatz betitelte, was
schon für sich allein ungewöhnlich genug war, sondern diesem mit dem Hinweis
auf das Verschwinden des Hauptakteurs gar noch einen Zusatz anfügte ("Der
Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand"), wäre es nur
konsequent gewesen, sein neues Werk "Die Analphabetin, die rechnen konnte
und auch sonst noch so allerlei anstellte" (...oder so ähnlich) zu nennen.
Nur der Hinweis aufs Rechnen wird Nombekos (so der Name der weiblichen
Hauptperson) Fähigkeiten nämlich bei weitem nicht gerecht. Man muss sich als
Leser auf weit mehr einstellen und man muss sich einlassen auf den
Stil des Autors, dem er sich treu geblieben ist; dem
zwar der rote Faden fehlt , aber bei dem
sich wie auf einem Faden Anekdoten in kurzer Folge aneinanderreihen,
gewürzt
mit Skurrilem und Kuriosem zum Einen und historischen, politischen und
technischen Fakten
zum Anderen. Und vielleicht liegt der besondere Reiz für den Leser
darin,
beides zu erkennen und zu unterscheiden. Bringt man die Bereitschaft
hierfür
auf und die Fähigkeit dazu mit, dann – und nur dann –
ist es ein tolles
Lesevergnügen. Anderenfalls – und ich muss gestehen, so ging
es mir zuweilen –
kommt doch - mindestens nachdem Nombeko Südafrika verlassen hat
und die beiden
Erzählstränge in Schweden zusammenlaufen - das Gefühl
auf, jetzt würde es aber
allmählich zu kunterbunt und man wünscht sich, das Buch
möge enden, bevor es
denn allzu absurd wird. Jonas Jonasson hat jüngere Geschichte und
Weltpolitik,
hat Apartheid, Perestroika, Menschenrechte und Staatsformen und vieles
andere
ohne Rücksicht auf die Ernsthaftigkeit dieser Themen in diesem
Buch in
knallbuntes Bonbonpapier gepackt und damit auch so was wie ein modernes
und zugleich lehrreiches Märchen
geschrieben. Wer nicht wusste, dass sowohl eine Monarchie als auch ein
Republik
eine Demokratie sein können und wer nicht wusste wieviel
Megatonnen Sprengkraft
eine Petajoule sind, der erfährt es hier in diesem Buch. Ich bin
gespannt auf „Das
Pferd, das immer Schnupfen hatte und doch die Welt regierte“
(oder so ähnlich). Allerdings: ein Verlust an
Substanziellem, wie er zwischen dem Hundertjährigen und der
Analphabetin durchaus zu erkennen ist, sollte sich nicht wiederholen.
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meine Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte
ein Muss
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sehr
lesenswert
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lohnt
sich
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es
gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Richard Häusler
Der satirische Kreuzfahrt-Flüsterer
Verlag: Books on Demand; 212 Seiten (als E-Book gelesen);
veröffentlicht: 08.05.09
ISBN-10: 3837098168 ; ISBN-13: 978-3837098167
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In sehr lockerer Folge
mischt Häusler "echte", eigene Kreuzfahrtreise-Erlebnisse
mit Witzchen und Sprüchen. In Ersteres packt er durchaus reale und
verwertbare Sach-Informationen über die von ihm sog. Alibi-Schiffe
(man muss nur wenige Buchstaben austauschen, um auf den realen Namen zu
kommen) sowie deren Anlaufhäfen und -städte (z.B. informative
Beschreibungen von Barcelona, Valencia, Tunis, Kairo, Istanbul u.a.m.)
; unter Zweitem findet sich vieles zum Lachen, wobei auch die Region
"unter der Gürtellinie" im Grenzbereich zwischen Amüsantem
und Zotigem nicht ausgespart wird. Beides in ein
Buch zu packen, ist bestimmt nicht jedermanns Geschmack; für das
kurzweilige Moment ist damit aber durchaus gesorgt. Wenn man es noch
fertig bringt, sich von dem teilweise unfertig wirkenden Zustand
(Grammatik, Rechtschreibung, Wiederholungen) nicht stören zu
lassen und wenn man auch die Zeichnungen im Kinderbuchstil noch
nachsieht, so finde ich aber die Passagen, die den Weg ins Buch
gefunden haben, ohne dass sie einen wirklichen Bezug zu Kreuzfahrten
haben oder bei denen der Autor halbherzig versucht hat, einen solchen
herzustellen, durchaus störend. So z.B. die nach Sternzeichen
differenzierten Typen von Büromitarbeitern. Kompensiert wird
dieser Negativeindruck dann mit der Tatsache, dass Häusler die
Bucherlöse einem Münchner Kinderheim stiftet. In der Summe
als lockere Lektüre an Bord und bei Bereitschaft beim Feinsinnigen
ein paar Abstriche zu machen durchaus lohnend.
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meine Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte
ein Muss
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Kai Schächtel:
Ich lenke, also bin ich
Verlag: Heyne-Taschenbücher ; 221 Seiten (von mir als E-Book gelesen);
veröffentlicht 8.6.2012.
ISBN-10: 3-453-60183-1 ; ISBN-13: 9783453601833
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Diese drei Vergleiche seien mir hier erlaubt: Wenn Michael Klonovskys Buch "Radfahren"
das geistreichste Buch zum Thema ist, ist Kai Schächteles Buch
"Ich lenke, also bin ich" das Lustigste. Wenn Michael Klonovskys Buch
"Radfahren" das interessanteste Buch zum Thema ist, ist Kai
Schächteles Buch "Ich lenke, also bin ich" das kurzweiligste. Wenn
Michael Klonovskys Buch "Radfahren" einen Ehrenplatz auf meinem Regal
hat (und das hat es), würde ich Kai Schächteles Buch "Ich
lenke, also bin ich" direkt neben dran stellen; ... aber wie geht das
mit einem E-Book? Aber im Ernst: sehr lesenswert! Für Radfahrer,
für Radfahrer wie mich, für überzeugte Radfahrer, wie es
im Untertitel steht und denen Schächtetle hier ein ums andere mal
aus der tiefsten Radfahrerseele spricht. Sie sind kein überzeugter
Radfahrer? Lesen Sie Kai Schächteles Buch "Ich lenke, also bin
ich", die Chancen stehen gut, dass Sie einer werden.
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meine Bewertung:
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Für
Radfahrer ein Muss
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sehr
lesenswert
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Klaus Scherer:
Am Ende der Eiszeit - Die Arktis im Wandel -
Piper-Verlag ; 280 Seiten ; veröffentlicht 12.11.13
ISBN-10: 3-492-05618-0 ; ISBN-13: 9783492056182
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Text momentan in Überarbeitung
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meine Bewertung:
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Herbert Rosendorfer: Monolog in schwarz
dtv- Taschenbuch-Verlag: ; 223 Seiten ; veröffentlicht 1.1.10
ISBN-10: 3-423-13842-4 ; ISBN-13: 9783423138420
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Wieder
ein klassischer Rosendorfer aus dem höchst umfangreichen Werk des
mit dem Literaturpreis der Stadt München ausgezeichneten Autors:
sehr abwechslungsreich durch verschiedenste Themen, Genres und
Zeitbezüge. Wie häufiger in seinem Gesamtwerk mit
autobiographischem Touch zur Juristerei oder zur Kunst und dabei mit
kritischer Distanz zu ihrer modernen Ausprägung. Humor, ebenso
geistreich wie schwarz - und damit dem Titel entsprechend. Das
Bändchen im gewohnten Zartrosa ist in gleicher Weise sehr
lesenswert wie z.B. "Die
große Umwendung" sowie "Das selbstfahrende Bett" von Herbert Rosendorfer. Lesen Sie aber auch meine Rezension "Ein
Liebhaber ungerader Zahlen"
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meine Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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Wätzold Plaum: Die Wiki-Revolution
Verlag: Rotbuch ; 272 Seiten ; veröffentl. Feb. 2012
ISBN-10: 3-86789-152-4 ; ISBN-13: 9783867891523
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Wollen
Sie wissen, wie man so verschiedene Themen wie "Wikileaks", "Die
Entwicklung der realen und der nominalen Lohnstückkosten",
"Stuttgart 21", "Die Erfindung des Buchdrucks", "Die Entwicklung des
Betriebssystems Unix" u.v.a.m in einem
Sachbuch unterbringt? Dann lesen Sie "Wätzold Plaum - Die
Wiki-Revolution". Wollen Sie wissen, wie man zwischen so verschiedenen
Themen einen roten Faden spannt? Dann lesen Sie "
Wätzold Plaum - Die Wiki-Revolution" ein zweites Mal. Was ich
damit
sagen will ist, dass sich die Message des Autors nicht so
schnell ,
letztlich aber doch erschließt. Ersteres weil sein Buch sehr
vielfältig, um nicht zu sagen verworren, schwarzmalerisch beginnt;
Zweites, weil sein roter Faden und seine Vision dann doch
deutlich werden. Eines der Kernthemen ist die Wiki-Republik, die
der Autor probagiert, weil seine Kritik an der bestehenden
repräsentativen Demokratie heftig ist und er andererseits
aber auch die Nachteile
einer direkten Demokratie nicht verkennt. Den Vorwurf, er verharre in
der Theorie kann man dem Autor jedenfalls nicht machen, denn er
lässt seinen von der Kritik am gesellschaftspolitischen Status quo
geprägten kritischen Gedanken im Teil 1 des Buches im Teil
2 sehr praktische Vorschläge folgen, z.B. bis hin dazu, wie
ein - den technologischen Fortschritt, sprich die Verbreitung des
Internets, berücksichtigender - Wahlzettel in seiner
Wiki-Republik gestaltet sein könnte.
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Gianrico Carofiglio: Reise in die Nacht
Verlag: Goldmann ;
285 Seiten
ISBN-10: 3-442-31099-7 ; ISBN-13: 9783442310999
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Ein Rechtsanwalt im süditalienischen Bari in Apulien, Avvocato Guido
Guerrieri, entfremdet sich von seiner einst geliebten Ehefrau und sie
setzt ihn vor die Tür. Soweit eine ganz alltägliche Geschichte. Er
erhält dann den Auftrag, einen mittellosen Schwarzafrikaner, Senegalese
und Strandverkäufer gefälschter Markenartikel, zu verteidigen, den die
Staatsanwaltschaft des fürchterlichen Verbrechens anklagt, einen
kleinen Jungen misshandelt und getötet zu haben. Sodann enthält man
beim Lesen des Romans weitgehende Einblicke sowohl in die labile Psyche
dieses Anwalts, des Avvocato Guido Guerrieri, und in sein seelisches
Tief als auch in die Mechanismen der italienischen Polizei und Justiz.
Der Roman, der „ohne Actionszenen“ auskommt, streift in seinem weiteren
– eher ruhigen, dennoch nie langweiligen - Verlauf auch die feindliche
Gesinnung von Bewohnern des Stiefels denen des nahen Afrika gegenüber.
Im weiteren Fortgang der Geschichte und mit Fortschritt seiner
Recherchen überwindet Guido Guerrieri seine Lebenskrise und der Roman
endet mit seinem flammenden Plädoyer vor dem Schwurgericht. Ob er
Schöffen und hauptamtliche Richter überzeugt? Lesen Sie „Reise in die
Nacht“!
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RitaFalk: Dampfnudelblues
Verlag: dtv ;
253 Seiten
ISBN-10: 3-423-24850-5 ISBN-13: 9783423248501
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Für
„Dampfnudelblues“ gilt meine Rezension zu
„Winterkartoffelknödel“
in gleicher Weise. Die Autorin
ist sich und ihrem Schreibstil treu geblieben. Und das ist gut so. Sie
hat sich gar fortentwickelt, indem die Handlung gegen Schluss
nicht mehr so auseinanderläuft und mit Wiederholungen etwas
sparsamer umgegangangen wird, als das in
Winterkartoffelknödel der Fall war und indem die
Akteure noch an Kontur gewonnen haben. Und das ist
selbtstverständlich auch gut so. Und, .. es ist wieder ganz
schön
was los, sowohl in der Familie Eberhofer als auch in
Niederkaltenkirchen. Leopold ist Vater geworden, die Susi heiraten mag
der Eberhofer Franz noch immer nicht, der Dorffußballverein hat
einen Angolaner verpflichtet und der Rektor der Realschule
……. Ja, liebe Rezensionsleser, lesen Sie
„Dampfnudelblues“ und Sie werden’s dort erfahren, was
mit ihm ist. Diese Empfehlung würde ich nicht aussprechen,
wäre Band 2 der Autorin Rita Falk - wenn man mal wieder weniger
anspruchsvolle, aber abwechslungsreiche Ablenkungslektüre braucht
-
nicht empfehlenswert. Und Kochrezepte von der Oma gibt's
gewissermaßen noch als Zugabe. Also: Finger auf "Lohnt
sich": |
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meine Bewertung:
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Literaturinteressierte ein Muss
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Lawrence Durell: In der Provence
Verlag: insel Taschenbuch;
127 Seiten;
ISBN-13: 978-3-458-34971-6
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Aus Anlass eines erneuten Provenceaufenthalts hatte ich mir dieses Bändchen
gekauft. Das Titelbild zeigt –
wie so viele Provence-Reisebücher – die Abtei von Senanque mit den
obligatorischen (gleichwohl sehr schönen) Lavendelbüscheln. Der Inhalt
unterscheidet sich sodann doch ganz erheblich von konventionellen Reiseführern.
So ist das Büchlein denn auch weniger ein Führer, aber doch ein nützlicher
Begleiter durch diesen so herrlichen Flecken Erde. In sieben Kapiteln
beschreibt der 1990 verstorbene Autor die Städte und ihre Geschichte, die
Bewohner und ihre Bräuche. Ein eigenes Kapitel ist dem Stierkampf gewidmet;
darin werden u.a. die Unterschiede zu dem in der spanischen Tradition
dargestellt. Ein anderes beschreibt den „unermesslichen Geist Caesars“, für den
die „Provinz“ zu seinen Lieblingslandstrichen zählte. Hierin unterstreicht
Durrell die Unterschiede zwischen römischen und griechischen Besatzern.
Tiefsinn und Hintergründigkeit sorgen dafür, dass das Buch von L. Durrell
nicht immer leichte Kost darstellt: Kein Buch für den schnellen Überblick, für
den eiligen Leser, sondern eines auf das man sich einlassen muss, das Muße
erfordert. An einer Stelle (Seite 90) schreibt der Autor „Dieser Bericht
ist zwangsläufig parteiisch und individuell anstatt vollständig; er ist ein
Versuch, sich mit Atmosphäre und Stimmungen auseinanderzusetzen“. Besser als er
es hiermit getan hat, kann ich das Buch nicht beschreiben (weshalb meine
Rezension hiermit endet; nicht aber ohne noch hinzuzufügen, dass ihm dieser
Versuch durchaus gelungen ist).
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meine Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr
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Rita Falk: Winterkartoffelknödel
Verlag: dtv;
233 Seiten
ISBN 10: 3-423-24810-6 ;
ISBN-13: 9783423248105
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"Eigentlich“
wollte ich ja keine Regionalkrimis mehr lesen;
nachdem ich zuletzt von “Rauhnacht“ von
Klüpfl und Kobr und deren Allgäu-Kommissar Kluftinger so enttäuscht war. Aber diese
beiden Autoren waren ja auch mal sehr viel besser, z.B.mit
ihrem Erstlingswerk
„ Milchgeld" oder auch noch mit "Erntedank“
und haben auch nur deshalb nachgelassen, weil sie glaubten, weniger
Gutes reiche für Folgebände allemal. Also, her mit wieder
einem Erstlingswerk: Es war „Winterkartoffelknödel“
von Rita Falk, was mir empfohlen wurde und ich war angenehm
überrascht. Sucht man lockere, leicht lesbare
Ablenkungslektüre, die einem viel Anlass zum Schmunzeln, zuweilen
auch herzhaften Lachen bietet, ist man hier fündig geworden.
Natürlich keine große Literatur, aber diesen Anspruch hat
die Autorin m.E. auch gar nicht. Es sind das Genre, die Provinzpossen,
die das Buch ausmachen und es ist die Sprache in kurzen Sätzen,
die den
Schreibstil prägt. Es ist die Liebe der Autorin zu Bayern,
den dort lebenden Menschen und ihren Einstellungen und
Gebräuchen, die rüberkommt. Obwohl hochdeutsch geschrieben,
ist der regionale bayerische Bezug allgegenwärtig. Genauer ist es
die Gegend um Landshut und noch genauer der Ort Niederkaltenkirchen.
Bitte nicht in google.maps suchen, lieber Rezensionsleser, gibt‘
s nämlich nicht. Aber Rita Falk gibt es eben: und die hat sich
eine Familie ausgedacht, die besteht aus dem Erzähler und
Hauptfigur, Franz Eberhofer, dem Polizist von Niederkaltenkirchen, der
wegen allzu voreiligen Waffengebrauchs in der Landeshauptstadt des
Freistaats aus disziplinarischen Gründen zurück in seine
Heimat versetzt wurde, was aber für ihn wohl keine wirkliche
Strafe darstellt, und aus seiner geliebten, schwerhörigen
und immer auf Rabattangebote fixierten Oma; dazwischen sein Vater,
einer der 68er Generation, der immer (noch) die Beatles hört,
Joints raucht und dafür auf seinem Hof Hanf anbaut, was Franz gar
nicht tolerieren kann und dann ist da noch der Bruder Leopold, Vaters
Liebling, was Franz gar nicht verstehen kann. Drumherum der
Flötzinger, der sog.
Heizungspfuscher des Orts, die Sekretärin in der
Gemeindeverwaltung und zugleich Franz‘ G’spusi Susi,
und - für Franz‘ leibliches Wohl ebenfalls besonders wichtig
- der Dorfwirt und der Metzger, der Simmerl. Während Franz und die
Oma und die anderen Akteure sehr authentisch
„rüberkommen“, hab ich mit dem Bild des Vaters (weil
eher meine Generation?) und des Bruders (weil der Beruf des
Buchhändlers nicht so recht zu dem Charakter passt?) etwas
Probleme. Egal, das Buch liest sich – wie gesagt – locker
leicht und schnell und man kann sich die bayerische Lebensart und
–einstellung nur allzu gut vorstellen. Obwohl die
Handlungsstränge gegen Schluss etwas verzwickt werden, die Autorin
m.E. allzuviele Wiederholungen - wie die Runde mit dem Ludwig -
eingebaut hat, kriegt
dieser Regionalkrimi von mir eine gute Note und in der
Hoffnung, dass die Autorin noch einige Ideen für ihren
zweiten Band „ Dampfnudelblues“ aufgehoben hat,
werde ich auch den lesen. |
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meine Bewertung:
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Literaturinteressierte ein Muss
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sehr
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Daniel Kehlmann:
Die
Vermessung der Welt
Verlag: rororo
; 381 Seiten
ISBN-13:
978 3 499 25503 4
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"Eigentlich" wollte ich mir
dieses Buch mit dem - in tradierter Manier
gezeichneten - Vulkan auf dem Titel schon lange
kaufen, da ich es doch schon so oft auf den
Bestsellerlisten sah. Den Ausschlag für den Kauf
gab dann ein Aufenthalt in einer großen Berliner
Buchhandlung, wo ich es in einer Sonderedition
von rororo in kleinformatiger gebundener Form sah.
So viel Wissen, Unterhaltung und wertvolle
Literatur - dass dem so sein wird, ahnte
ich bereits - so kompakt in der
Manteltasche zu haben, fast so wie ein Brockhaus
auf einem USB-Stick, gab mir ein gutes Gefühl.
Ich sollte nicht enttäuscht werden. Daher nun
aber zum Inhaltlichen: Daniel Kehlmann beschreibt
das Leben des Forschers und Entdeckers Alexander
von Humboldt und des Mathematikers Carl Friedrich
Gauss und deren Bekanntschaft, fast schon
Freundschaft, sowie ihre Erfolge, aber auch ihre
Sehnsüchte, Ängste, charakterliche Schwächen
und Launen; damit holt Kehlmann sie vom Sockel,
lässt sie vom Denkmal für Genies zu Menschen
werden. Während in der ersten Hälfte des Buches
Alexander von Humboldts Reise und Abenteuer
in Südamerika (damals Neuspanien,
Neubarcelona, Neuandalusien) im Vordergrund
stehen , spielt der zweite Teil insbesondere im
preußischen Berlin, wodurch neben
Naturwissenschaften auch Geschichtliches aus der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Roman
einfließt. Daniel Kehlmann vermag interessante
Dialoge verständlich zu beschreiben, ohne
auch nur einmal die direkte Rede zu verwenden.
Insofern ist das Buch nicht nur lehrreich,
sondern auch sehr unterhaltsam und auch für
jeden der Physik, Astronomie, Mathematik,
Geographie und &ndashlogie usw. nicht
zu seinen ersten Interessengebieten zählt, sehr
lesenswert. Insgesamt wird das Buch den vielen
Lorbeeren, die es erhielt, mehr als gerecht. Es
hat mich animiert, mehr von diesem und über
diesen Autor zu lesen. Zunächst wird dies wohl
das Buch von Gunther Nickel (Hrsg.) mit Materialien,
Dokumenten, Interpretationen zu Kehlmanns
Historienroman und Doppelbiographie "Die
Vermessung der Welt" (ISBN 978-3-499-24725-5)
sein.
Lesen Sie neben dieser Rezension zu "Die Vermessung der Welt" auch meine Rezensionen zu Daniel Kehlmanns Büchern "Beerholms Vorstellung", "Tyll" und "Ruhm" |
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meine Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr
lesenswert
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lohnt
sich
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es
gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Elke
Heidenreich
und Bernd Schröder:
Alte
Liebe
Verlag: Fischer-Taschenbuch
; 192 Seiten
ISBN-10: 3-596-18749-4 ; ISBN-13:
9783596187492
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Das Buch erzählt die Geschichte
- nein treffender und dem Titel entsprechend
ausgedrückt - die Liebesgeschichte der seit rund
40 Jahren miteinander verheirateten Lore und
Harry. Ein Paar und eine Ehe mit allen
Sehnsüchten und Ängsten, mit allen Freuden und
Leiden - rund um die Beziehung untereinander und
zur Tochter, zu anderen Verwandten sowie zum
Beruf. Ein Buch also zu Themen, wie sie in vielen
anderen Büchern auch zu finden sind; und
doch ist dieses Buch ein ganz besonderes, ein
ganz besonders lesenswertes Buch. Dies gilt
natürlich primär für seinen Inhalt; gilt damit
primär für das Zusammenhalten und (Wieder-)
Zueinanderfinden von Harry und Lore sowie für
das leider traurige Ende. Aber auch die Tatsache,
dass der Roman zwei Autoren hat, die m.W. selbst
mal ein Paar waren und nun nur noch ein
Autorenpaar sind, ist ja durchaus was Besonderes.
Es gilt weiterhin für den Stil, in dem es
geschrieben ist. In jedem Kapitel setzen die
Autoren Harry und Lore abwechselnd in die Rolle
des Erzählers; ihren jeweiligen Monologen
schließen sich dann die dazugehörenden Dialoge
&ndash stets interessant und amüsant -
an. Die Spekulation, dass hierbei auch
Autobiographisches eingeflossen sein kann, sei
mir erlaubt. Aber auch vom Autorenpaar ganz
abgesehen werden Paare in vergleichbaren
Lebenssituationen und &ndashabschnitten
zahlreiche Parallelen zu eigenen Erfahrungen und
Erlebnissen entdecken und nicht zuletzt dieses
Alltägliche lassen Lore und Harry so sympathisch
erscheinen. Der Beruf Lores ( sie ist
Bibliothekarin ) ermöglicht es Elke
Heidenreich zudem, ihre Rolle als
Literaturkritikerin in diesen Dialogroman
einzuweben. |
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meine Bewertung:
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lesenswert
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Martin Suter:
Allmen
und die Libellen
Verlag: Diogenes-Verlag
; 208 Seiten;
ISBN-10: 3-257-06777-1
;
ISBN-13: 9783257067774
|
Wissen Sie, was ich mich fragte,
als ich zum ersten Mal das im Januar 2011
erschienene Buch zur Hand nahm, dessen Titel (Allmen?)
mir so gar nichts sagen wollte und als ich las,
dass es das erste Buch einer Serie sei? Ich
fragte mich, warum Martin Suter, wenn er Ideen
und Stoff für x Bücher über Allmen (wie ich
inzwischen weiß Herr Johann Friedrich von Allmen)
und seinen Diener Carlos hat, seine Leser mit
einer "Kurzgeschichte" statt
einem Roman "beglückt". Und
ich gab mir die Antwort, dass er sich wohl
gedacht haben mag, warum 500 Seiten für ein Buch
für ca. 24,80 Euro beschreiben, wenn ich
mit demselben Stoff, derselben Kreativität fünf
oder 10 Bücher a 18, 90 Euro füllen kann.
Gemein und niederträchtig, solch ein Gedanke,
gell?
Aber:
Schließlich haben Der letzte
Weynfeldt 320 Seiten, Die
dunkle Seite des Mondes 320 Seiten, Der Koch 320 Seiten, Small World
336 Seiten, Der Teufel von
Mailand 304 Seiten, Ein
perfekter Freund 352 Seiten und Lila,
Lila 352 Seiten usw.
Okay,
okay, das sind natürlich nicht die Kriterien
für die Bewertung eines Buches; trotzdem: Sie
merken schon, ich war etwas sauer und meine
langjährige Zugehörigkeit zur "Suterschen
Fangemeinde" bekam einen Knacks. Nachdem
ich nun "Allmen und die Libellen"gelesen habe, bin ich etwas versöhnt. Der
Lebemann und Privatier Allmen hat meine Sympathie:
nicht zuletzt weil ich seinen Lebensstil auch mal
pflegen möchte; zumindest zeitweise (Nein, nicht
wegen Jojo, eher wegen "Allmen schlief
noch, als Carlos ihm den Tee brachte").
Apropos
Carlos: Die Figur des Schuhputzers aus Guatemala
hat noch Potenzial nach oben. "Allmen
und die Libellen" ist zweifelsohne leichte
Lektüre (und damit meine ich nicht nur das
Gewicht des Büchleins) ; viele Suter-Fans
hätten sich mehr (dto.) erwartet und viele Suter-Fans
werde die Buchreihe von Allmen und seinem Buttler
trotzdem weiter verfolgen. Und ich glaube, ich
gehör´ dazu. Also: Schaun mer mal, was die
Schweizer Version von Holmes und Watson noch so
bieten werden.
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meine Bewertung:
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Ulrich
Wickert:
Vom Glück Franzose zu sein
Unglaubliche
Geschichten aus einem unbekannten Land
Verlag
Heyne; 240 Seiten;
ISBN-10: 3-453-60043-6 ; ISBN-13: 9783453600430
|
Liest man den
Untertitel dieses Buches von Ulrich Wickert, von
dem auf dieser Homepage auch "Zeit zu handeln"
rezensiert ist, so ist man geneigt, zu kontern "Wieso unbekannt? Natürlich kenne ich
Frankreich!" Das wäre voreilig! Wickert
belegt nämlich in dem Band wahrhaft intime
Kenntnisse. Eine sehr , sehr umfängliche und
sorgfältige Recherche muss vorausgegangen sein.
Und so liest man in der Tat Unbekanntes und zum
Teil auch Unglaubliches. Natürlich geht er dabei
auch in historische und regionale Details, von
denen man sich fragt, ob man das wirklich wissen
muss; interessant und kurzweilig zu lesen,
sind aber auch die allemal. Sympathisch finde ich
, dass es keine blinde Liebe zu Land und Leute
ist, sondern dass der Autor ehrlich "rüberkommt"
und sich durchaus auch einen kritischen Blick auf
manches bewahrt hat. Mutig finde ich, wie er
unter Nennung prominenter Namen, Korruption und
Vetternwirtschaft selbst in den obersten Chargen
der Politik anprangert. Dass U. Wickert neben
einem guten Erzähler und fleißigem Rechercheur
sowie intellektuell Gebildetem auch
ein Genussmensch ist, wird dadurch deutlich dass
die Berichte über Gaumenfreuden, seien sie durch
den Käse oder auch nur die Kartoffel verursacht,
ebenfalls ihren Platz gefunden haben. |
meine Bewertung:
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Literaturinteressierte ein Muss
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Martin
Suter: Der
Teufel von Mailand
Diogenes Verlag; 304 Seiten; 2006
ISBN-10: 3-257-06534-5; ISBN-13: 9783257065343
|
Nach -
zuletzt dramatisch - gescheiterter Ehe mit
Frederic bricht Sonia aus ihrem Leben mit zu
vielen Gin-Tonics ohne Tonic und Antidepressiva
aus und arbeitet in ihrem früheren Beruf als
Physiotherapeutin in einem einsam gelegenen Hotel
im Engadin. Ihre einzigen Kontakte zu ihrem
früheren Leben sind - zunächst - die SMS mit
ihrer Freundin Malu. Ihr einziger Vertrauter in
ihrem neuen Leben ist - zunächst - ihr Kollege
Manuel. Sie lebt in Angst vor den Folgen
früherer LSD-Trips, vor der auf sie bedrohlich
wirkenden Bergwelt, vor den mysteriösen Menschen
in ihrem neuen Umfeld und insbesondere davor,
dass ihr früheres Leben sie einholt. Was denn
auch geschieht! Zuerst in Person ihrer Ex-Schwiegermutter.
Gesteigert wird Sonias Angst, die sie Farben
riechen und fühlen lässt, Töne sehen lässt
und Formen schmecken lässt (sie ist nämlich
Synästhetikerin geworden, d.h. sie leidet an
einer unnatürlichen Kopplung physisch getrennter
Wahrnehmungsbereiche) durch mysteriöse
Parallelitäten zwischen dem realen Leben in dem
abgeschiedenen Hotel mit den Ereignissen und
Prophezeiungen einer uralten Teufelssage: Der
Sage vom Teufel von Mailand. Wer ist es, der mit
Sonia diese alte Sage aktuell nachspielt und wie
kann sie sich dem Bösem, dem grausamen Ende,
entziehen?
Wie in "Die dunkle
Seite des Mondes" und in "Ein
perfekter Freund" gelingt es Martin
Suter hervorragend, eine spezifische Stimmung
aufzubauen, die Charaktere der Akteure
herauszuarbeiten und die Spannung während des
Romans zu steigern und lange auf hohem Niveau zu
halten.
Ebenfalls hier rezensiert: "Allmen und
die Libellen" |
meine Bewertung:
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Literaturinteressierte ein Muss
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Pascal Mercier: Lea
Carl-Hanser-Verlag, 256 Seiten, 2007
ISBN-13: 978-3-446-20915-2
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Zwei
Männer treffen sich zufällig in der Provence.
Verbindendes ist zunächst nur, dass sie beide
aus Bern kommen. Der Eine von Ihnen, der
gebürtige Holländer Martijn van Vliet erzählt
- nachdem bei Beiden die ansonsten zwischen
Fremden zunächst zu erwartenden Distanz schnell
verfliegt - dabei dem Anderen, Adrian Herzog,
seine tragische Lebensgeschichte. Herzog hört zu;
geduldig, interessiert, teilnehmend, gepackt. Der
Bericht erstreckt sich über Tage! Van Vliet
kommt ihm dabei immer näher. Herzog nimmt im
Buch ausschließlich die Rolle des Erzählers ein.
Er erzählt van Vliets Geschichte; er ist nicht
der Redner gegenüber van Vliet. Nur hie und da
entlässt ihn Pascal Mercier aus dieser Rolle;
dann darf er kurz von sich selbst erzählen und
der Leser bemerkt, dass auch Herzog eine
Biographie, ein Leben vor diesen Gesprächen mit
van Vliet hat und dass auch er seine
Problemsituationen durchlebt hat und es nicht
immer einfach hatte. Aber im Mittelpunkt stehen
van Vliet und dessen Verzweiflung über das
Schicksal seiner Tochter Lea und das damit so eng
verbundene Eigene. Die Tochter, die er nicht
wollte, weil er die Verantwortung scheute, die
mit dem Vatersein verbunden ist, weil er sich
dieser Verantwortung nicht gewachsen fühlte. Lea,
deren Mutter früh starb, wird Violinistin,
zunächst begeistert, dann besessen; sie erreicht
Berühmtheit und dann zerbricht sie, an sich und
an ihrer unerfüllten Liebe zu ihrem Lehrer, nach
van Vliets Meinung möglicherweise auch an ihm,
an ihrem sie so liebenden Vater, der alles für
sie tut, der seine Existenz für sie ruiniert.
Und doch muss er erkennen, dass er ihr nicht
helfen kann. Und Adrian Herzog? Wird er zumindest
van Vliet noch helfen können? Das Ende ist
zwangsläufig. Und das Buch ist .. brillant
erzählt. Für meinen Geschmack: eindeutig
fesselnder und damit besser als "Nachtzug nach Lissabon".
(c)
EL 23.08.2010
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Michael Klonvosky
Radfahren
Erscheinungsdatum: 01.04.2006, Rezensionsdatum 23.01.2010
Verlag: dtv-taschenbücher, 128
Seiten, ISBN 9783423342896
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Wenn Sie ein Buch über das
Radfahren gekauft haben und Sie lesen darin schon
in den Vorbemerkungen ein Zitat von Schiller,
dann über Platon auf S. 23, über Kant auf S. 25
und über Aristoteles und über Thomas Mann auf S.
26, über Albert Camus auf S. 54, über Hegel,
Heidegger und Niklas Luhmann auf S. 62, dann
legen Sie es auf gar keinen Fall beiseite, weil
Sie glauben, sich verkauft zu haben, sondern
vergegenwärtigen Sie sich den Untertitel, den
Sie vielleicht überlesen haben: "Kleine
Philosophie".
Lassen Sie sich auch nicht
schrecken von Sätzen wie diesem auf Seite 25:
"Mein Quasi-Masochismus schlägt abends in
Hedonismus um, wobei ein Hedonismus, der
unmittelbar auf der Selbstkasteiung fußt,
letztlich nur das alte Motto "Nach getaner
Arbeit ist gut ruhn" etwas überhöht",
sondern lesen Sie weiter! Unbedingt! Es lohnt
sich, denn Sie haben ein Buch von Michael
Klonvovsky vor sich.
Der Autor versteht es,
Radfahren und solch Tiefsinniges in Einklang zu
bringen. Ich kann ihm sogar folgen! Oder sollte
ich besser sagen "ihm nachempfinden"?
Denn vielleicht, nein wahrscheinlich sogar,
fährt er so gut Rad, dass ich ihm gerade eben
nicht folgen könnte.
Daher Beispiele fürs
Nachempfinden: Wie bei ihm, so macht auch bei mir
ein gutes Abendessen, nach einem Tag auf dem Rad,
aus einem guten einen gelungenen Tag. Wie er, so
ärgere auch ich mich über die hupenden
Autofahrer. Wie er, so denke auch ich, wenn ich
mich einen Berg hoch quäle, über die vor
Jahrmillionen gelegten genetische Grundlagen
dafür nach und so wie er stolz ist, einen Berg
der Hors Categorie gefahren zu sein, so war
auch ich es auf dem Mont Ventoux; wie er, kam ich
zum Radfahren, weil meine Knie das Laufen nicht
mehr mitmachen wollten. Vielleicht sind es diese
vielen Parallelen, die mir das Bändchen als so
gelungen erscheinen lassen und vielleicht ist
Beides bei Ihnen ganz anders (keine Parallelen,
kein Gefallen an dem Büchlein)!?
Für mich
jedenfalls gilt: ein Buch, das ich mitnehmen
werde, wenn ich "reif bin, für die Insel"
(natürlich nur, wenn man dort ausgiebig Rad
fahren kann; aber warum sollte ich sonst auf
diese Insel?). Und wenn es mir wider Erwarten
dort mal dreckig gehen sollte und ich was zum
Träumen brauch, dann lese ich - zugegeben aus
maskuliner Sicht "Die Frau in Rot
" ab S. 96.
Last but not least: ein Buch
übers (Renn-) Radfahren bei dem Doping zwar
erwähnt wird, aber zum Glück mal nicht im
Mittelpunkt steht.
Und noch ein allerletztes Lob:
Die Analyse der Unterschiede zwischen Armstrong
und Ullrich könnte treffender nicht sein.
PS: Hier ebenfalls rezensiert sind "Land der Wunder" und "Lebenswerte" und "Der Ramses-Code" |
Für Literaturinteressierte ein Muss
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Martin Bettinger: Die
Liebhaber meiner Frau
Conte Verlag Piper , 216 Seiten; ISBN-13:
9783941657038
Rezensionsdatum 21.12.09
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Rund 3 Jahre nach "Engelssterben"
stellt Martin Bettinger, von dem auch der Roman "Der Panflötenmann" stammt,
sein neuestes Werk "Die Liebhaber meiner
Frau" vor. Ein gutes Buch!
Ich komme zu
diesem Schluss, weil für mich ein Aspekt, der
aus einem Roman einen gelungenen Roman macht (neben vielen anderen, zu denen unbedingt
gelungene Dialoge gehören) der folgende ist:
Wenn man, nachdem man die letzte Seite gelesen
hat, zum Anfang zurückblättert, um sich zu
erinnern, um die Charaktere vom Beginn noch mal
mit denen zu vergleichen, die der Roman in seinem
Verlauf aus ihnen gemacht hat. So ging es mir
auch mit Blum; genauer: Christoph Blum. Der ist
verliebt in Laura, seine Frau; nicht im wahren
Sinne seine Frau, sondern nur in seiner Denke;
nur aus seiner Sicht, also nicht wirklich.
Wirklich hingegen sind deren Liebhaber, wirklich
und erlebbar ist auch die Szenerie im Höfchen,
der Straße in der Laura mit ihrem Sohn, dessen
Patenonkel Hottsch, dem alten Wilhelm, der
Vermieterin und Christoph Blum leben und in die
Simon, der 4. (!) Liebhaber hinzu stößt;
wirklich bedauernswert ist Blum, der wiederholt
durchs 2. juristische Staatsexamen gefallen ist und
seine Brötchen als Eisverkäufer verdient. Und
wirklich bemerkenswert ist, welche Entwicklungen
sich sodann vollziehen. Dabei ist man als Leser
immer etwas auf Blums Seite, sogar wenn er Lauras
E-Mails löscht, sofern er deren Inhalt als nicht
gut für Laura bewertet und auch wenn er,
animiert vom schließlich nur scheinbar
lebenstüchtigeren Simon, seine Eiskäufer übers
Ohr haut. Sollten sich am Ende gar seine Träume
vom Rechtsanwalt Blum, von Laura als seiner Frau
erfüllen?
Martin Bettinger - so scheint es - mag sie alle, seine von ihm erdachten
Romanfiguren, schildert und behandelt sie
irgendwie liebevoll und hält für jeden der
Hauptdarsteller unter ihnen einen passenden
Schluss bereit.
Bleibt nur noch die Frage an den
Autor: Wann folgt "Blum-Band2"? |
meine Bewertung:
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Für
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Martin Suter: Ein
perfekter Freund
Diogenes Verlag ,
352 Seiten; ISBN 13: 9783257233780
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Stellen bei "Small World" die
Rechercheergebnisse des Autors bezüglich der
Alzheimer Krankheit das Gerüst dar, an dem die
Romanhandlung sich hoch hangelt, so sind es in
"Ein perfekter Freund" die Auslöser
von BSE und Kreuzfeld-Jakob. Über Interviews mit
Lokomotivführern, die keine Chance hatten,
Selbstmörder nicht zu überfahren und über die
Witwe eines dieser Selbstmörder kommt Fabio
Rossi den Machenschaften einer Lebensmittelmafia
auf die Schliche und erreicht der Autor, dass
auch ich keine Lust mehr auf Schokoriegel habe (Mal
sehen wie lange das anhält). Wenn in wieder
einmal gelungener Sprache und dem spannendem
Erzählstil, wie ich ihn schon aus " Der letzte
Weynfeldt" und
"Die dunkle
Seite des Mondes" kenne
und beschrieben habe, dann auch noch eines meiner
Hobbies, nämlich Tai Chi, eine Rolle spielt, ist
es nicht verwunderlich, dass ich das Buch als
"sehr lesenswert" empfehle.
Ach ja: Der
Titel? Bleibt die Frage: war er es, der
Lucas, der perfekte Freund oder war er exakt das
Gegenteil? Lesen Sie selbst!
PS: ... und wenn Sie einen Roman, in dem
Synästhesie eine Rolle spielt, lesen wollen,
dann lesen Sie "Der Teufel
von Mailand".
(c) EL 17.10.2009 u. (PS) 25.08.2010
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Martin
Suter: Small
World
Verlag Diogenes,
336 Seiten; ISBN: 9783257230888
Rezensionsdatum: 16.04.19
|
Martin Suter wagt sich, das
Thema Alzheimer in einem Roman zu verarbeiten.
Wie insbes. bei "Die dunkle Seite des Mondes"
recherchiert er auch hierfür wieder sehr
gründlich, beschreibt einleuchtend die immer
deutlicher werdenden Symptome, die Grausamkeit
der Krankheit und gegen Ende des Buches auch das
Thema Medikamentenzulassung und -wirkung. Das
Buch liest sich in der ersten Hälfte sehr
flüssig und fesselt. Die 2. Hälfte ist eher
langgezogen. Die Beziehung der Hauptperson, des
erkrankenden Konrad Lang (= Koni), zu der
Schweizer Industriellenfamilie Koch, insbesondere
zu Thomas Koch (= Tomi), die über 4 Generationen
hinweg beschrieben wird, ist in der 1. Hälfte
auch noch gut nachvollziehbar, wird aber in der 2.
Hälfte immer skurriler. Die aufopfernde Pflege,
durch die Schwiegertochter Simone der
millionenschweren alten Dame der Familie und
insbesondere die ganz gegen Ende deutlich
werdende absolut ungewöhnliche, wahre Beziehung
der Romanpersonen zueinander, die sich durch die
Wortspiele mit Konitomi und Tomikoni andeutet,
wirken dann doch allzu konstruiert. Gleichwohl
lautet mein Urteil &bdquosehr lesenswert&ldquo
und damit schneidet das Buch in meiner
persönlichen Kritik sogar noch etwas besser ab
als "Der letzte
Weynfeldt" ohne
jedoch an "Die dunkle
Seite des Mondes"
heranzureichen.
(c) EL 16.04.2009
PS: Ebenfalls hier rezensiert: Der Teufel
von Mailand, Allmen und die
Libellen |
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Martin Suter:
Der
letzte Weynfeldt
Verlag Diogenes
272 Seiten; ISBN 13: 9783257066302 ; Rezensionsdatum: 14.2.2009
|
Das Buch spielt im Zürcher
Milieu des reichen Erben Adrian Weynfeldt, der
zum Zeitvertreib - und nicht etwa weil es nötig
hätte - seinem Beruf als Kunsthändler, -auktionator
und -ausstellungssveranstalter nachgeht;
ansonsten seine beiden Bekanntenkreise pflegt und
den all diese Tätigkeiten insbesondere deshalb
nicht aus- und erfüllen, weil ihm die Frau an
seiner Seite fehlt. Bis Lorena in sein Leben
eintritt und es gehörig verändert: zunächst -
wie sich herausstellt - mit gar nicht ehrbaren
Absichten. Die Frage ist es sodann, ob sich ihre
Absichten beim näheren Kennenlernern ändern. So
nebenbei lernt man beim Lesen des Buches auch
noch was über den Maler Felix Vallotton (siehe
Umschlagbild); mich hat das Buch angeregt, mich
näher mit ihm zu beschäftigen. Der Roman hat
jedoch bei Weitem nicht die Klasse von "Die dunkle
Seite den Mondes". |
meine
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Die Heimkehr;
Bernhard Schlink
384 Seiten; Diogenes Taschenbücher
ISBN13: 978325723722
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Ein vielfältiges Buch, will man es
nicht gar als etwas wirr bezeichnen, was mit
meinem Respekt, den ich Bernhard Schlink
entgegenbringe, nicht vereinbar wäre.
Vielfältig u.a. deshalb, weil der Buchtitel, die
Heimkehr, in vielen Facetten beleuchtet wird: da
ist der Soldat, der aus dem Krieg heimkehrt,
genauso wie Odysseus, der von seiner Odyssee
heimkehrt; für meinen Geschmack etwas zu viel
rein gepackt: von dem kleinen Jungen bei seinen
Schweizer Großeltern, von Rechtsphilosophie
über die deutsche Wiedervereinigung , vom (Liebes-)
Leben eines Lektors über die Kriegswirren im 2.
Weltkrieg, vom Mutter-Sohn-Verhältnis zur
Kommune eines amerikanischen Professors in den
Bergen, der zudem noch der Vater des Erzählers
ist. Ein Roman, der nicht das Niveau von Liebesfluchten oder gar
von Der Vorleser erreicht. Trotzdem ... |
meine
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Tim Binding, Cliffhanger
marebuchverlag ,
350 Seiten; ISBN: 978-3-86648-089-6
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Eigentlich ist er ein
richtiger Mistkerl, ein Satan, dieser Al
Greenwood, Taxifahrer in Südengland und Ich-Erzähler
in diesem Roman. Er liebt allenfalls sein Taxi
und seine beiden Edelkarpfen in seinem Hausteich.
Andererseits kommt bei ihm auch immer wieder
Menschliches, Verständliches durch; für
Sympathie mit ihm reicht das zwar noch lange
nicht, allenfalls für etwas Nachvollziehbarkeit
des Schicksals eines Mannes, der eine Erziehung
&bdquogenosssen&ldquo hatte, die u.a.
darin bestand, ihm die Kinderhand in die Autotür
zu halten und diese dann zuzuschlagen und dessen
außereheliche Tochter Mirinda (die liebt er auch,
aber dieses Gefühl muss er verstecken), ohne
dass jemand von seiner Vaterschaft weiß, bei
ihrer Mutter und deren Mann in unmittelbarer
Nachbarschaf aufwächst. Eine Nachbarschaft die
aus skurrilen Menschen mit Sorgen und Nöten
besteht, die sie mit Alkohohl ertränken und mit
Cannabis vergessen wollen und die sie in
Aggressivität und Depressionen führen.
Konstellationen die letztlich dazu führen, dass
Al seine Frau Audrey ( oder war es jemand anderes,
womöglich gar seine Tochter?) von den Klippen
ins Meer stößt! Serviert wird dem Leser das
Leben dieses Taugenichts (ein Scheißleben würde
Al es nennen) von dem Autor mit viel Humor,
wodurch die Szenerie durchaus nicht mehr so
düster erscheint, wie es nach meiner o.a.
Beschreibung den Anschein hat (übrigens: nicht
nur der Autor hat Humor, auch Al hat ihn,
wenngleich etwas derber). Hinzu kommt
südenglischer Lokalkolorit, so dass man sich (war
man mal dort) das Taxi, die heckenumsäumten
Straßen, die Klippen gut vorstellen kann und
weil Al und Audrey neben den fleischlichen
Genüssen (zumindest in einer Schlüsselstelle am
Beginn des Buches) auch den mit der
Nahrungsaufnahme verbundenen leiblichen Genüssen
nicht abgeneigt sind, erinnert man sich auch
wieder an Scones mit Clotted cream. |
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Marc
Buhl, drei
sieben fünf
Verlag: Eichhorm,
280 Seiten; ISBN: 978-3-8218-5782-4
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Es
war weniger das Thema DDR- und Stasi-Vergangenheit,
das mich motivierte, dieses Buch zu lesen,
sondern die Ankündigung im Klappentext, dass der
Roman auch den Unterschied zwischen Recht und
Gerechtigkeit zum Inhalt habe; ein Thema, das
mich aus unterschiedlichen Gründen in meiner
Biographie interessiert. Etwas enttäuschend,
dass sich dieses Thema im Buch allenfalls
oberflächlich wiederfand, nämlich in dem Aspekt,
dass die Vertreter des DDR-Staates nach damals
für sie geltendem Recht handelten (Die
Radbruchsche Formel hätte etwas mehr Tiefgang
verdient). Auch enttäuschend, dass man sich,
bevor das Buch etwas an Güte gewinnt, durch
Sätze kämpfen muss, wie z.B. dem Folgenden (Zitat
Anfang): Wie ein Schattenriss stand eine Kuh
gegen den Horizont und verdeckte die Sonne mit
ihrem ruhigen, massigen Rücken, dessen Rand
aufglomm wie flüssiges Gold. Sie hob ihren
Schwanz und pisste einen kräftigen Strahl, in
dem das gleißende Licht gebrochen wurde , so
dass sich ein leuchtender Fächer in den
Regenbogenfarben auffaltete, eingerahmt von
goldenen Tröpfchen, in denen ein Funke der Sonne
glänzte (Zitat Ende). Oh Gott, oh Gott!! Der
Autor müsste mir dankbar sein, dass ich trotz
dieser Sätze auf Seite 70 noch weiterlas und ich
bin ihm dankbar, dass es nicht bis auf Seite 281so
weiterging.
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Martin
Walser,
Tod
eines Kritikers
Verlag: Suhrkamp,
383 Seiten; ISBN-10: 3-518-41378-3
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Ein
Aufenthalt am Bodensee, in Überlingen und der
Brunnen "Bodenseereiter" von Peter Lenk
dort, haben mich dazu gebracht, dieses Buch von
Martin Walser zu lesen. Ein Schlüsselroman,
selbstverständlich, aber selbst verstehen kann
man ihn nicht. Was mag den Autor wohl motiviert
haben, wie groß muss die Verbitterung sein,
solch ein Buch zu schreiben? Ein Buch über
Marcel Reich-Ranicki (Andre Ehrl-König) und
Robert Habermas (Professor Silberfuchs) und
Walter Jens (Rainer Heiner Henkel). Oder nur ein
Publicitygag? Nur allzu offensichtlich sind die
wahren Personen hinter den Erfundenen. Dazu die
meines Erachtens abstrusen Sequenzen, die sich so
gar nicht in das Geschehen einfügen wollen,
insbesondere das &ndash ich muss es so
bezeichnen - Gelabere von Mani-Mani und die
Identität von Erzähler Landolf mit dem, über
den er berichtet, den wegen Mordverdachts
Einsitzenden Hans Lach. Alles für mich wenig
verständlich, wenig nachvollziehbar, so dass ich
das Buch zwar zu Ende lese, aber mit wenig
Begeisterung.
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Nicci
French,
Höhenangst
Verlag: C. Bertelsmann,
383 Seiten; ISBN-10: 3-570-00294-2
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Eine
junge Frau verliebt sich auf der
Strasse und auf den ersten Blick unsterblich in
einen Mann. Da es ihm mit ihr ebenso ergeht,
werden sie ein Paar und heiraten. Ihr
Zusammensein entwickelt sich zu einem Alptraum
als sie Opfer seiner Gewalt wird und ihn
schließlich gar entlarvt, am Chungawat 7
Menschen getötet zu haben. Am Chungawat? Ein
erfundener Berg, aber die Story ist meines
Erachtens nicht ganz frei erfunden: zu auffällig
sind die Parallelen in dem 1999 erschienen Roman
mit den realen Ereignisssen anl. Scott Fischers
tragischer Mount-Everest-Expedition im Mai 1996,
wie sie - wenngleich diese Autoren den Vorwurf
des Mordes an keiner Stelle ihrer Bücher erheben
- Lene Gammelgaard in "Die
letzte Herausforderung", John
Krakauer in "In eisigen Höhen",
Anatoli Boukreev in "Der Gipfel" u.a.
beschreiben. ©
E.L. 12.08.08
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Bernhard Schlink, Das Wochenende
Verlag: Diogenes,
240 Seiten;
ISBN-10: 3-257-06633-3; ISBN-13: 9783257066333
|
Christine
holt ihren Bruder Jörg - nachdem der als RAF-Häftling
über 20 Jahre im Gefängnis saß - am Tor der
Haftanstalt ab und bringt ihn zu ihrem Haus auf
dem Land, abgelegen in einem der neuen
Bundesländer. Sie hat neben ihrer eigenen
Freundin, der melancholischen Margarete, die
Freunde von damals eingeladen; seinerzeit
Weggefährten, mindestens aber Sympathisanten,
die aber im Gegensatz zu Jörg in ein
bürgerliches Leben als Rechtsanwalt, Unternehmer
oder gar Bischöfin gefunden haben. Es herrscht
eine durchaus gespannte Atmosphäre, die
zusätzlich belastet wird durch die Anwesenheit
des jungen Marko, der Jörg zu erneutem Kampf
gegen die Gesellschaft anstachelt; dieses Mal in
Zusammenarbeit mit islamitischen Fundamentalisten.
Eine &ndash wie ich finde &ndash gar
nicht so unrealistische Vorstellung - allerdings
erschreckend phantastisch. Aber Marko ist nicht
der beindruckendste Gast an diesem Wochenende. Da
ist noch ein überraschender Besucher, dessen
Identität eine ganz und gar andere ist, als die
Gäste zunächst vermuten. Und da ist noch ein 2.
Erzählstrang: Lisa, eine der Gäste, schreibt
von Jan, der sich für tot erklären lässt, um
dann ein 2. Leben als Terrorist zu führen. Sie
überlegt beim Schreiben, ob sie die bekannte
Geschichte des Terrorismus in Deutschland
beschreiben soll. Bernhard Schlink erzählt uns
in diesem Band jedenfalls eine unbekannte. Seinem
Stil, dem liebevollen Umgang mit der Sprache,
bleibt er auch in Das Wochenende treu. Schlink
jongliert so ruhig mit den Worten, er wirkt daher
auf mich in Das Wochende ebenso beruhigend wie z.B.
in "Liebesfluchten" oder "Der
Vorleser".
© E.L. 10.08.08
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Pascal
Mercier,
Nachtzug nach
Lissabon
Verlag: btb, Band 73436
496 Seiten; ISBN-13: 9783442734368
|
Es
gibt bei diesem Buch, so scheint es mir nach
Gesprächen mit Bekannten, die das Buch gelesen
haben, nur "himmelhoch Begeisterte" und
Leute, die nichts damit anfangen können. Leider
gehöre ich zu der 2. Gruppe. Ich habe mich
durchgekämpft und von Seite zu Seite darauf
gewartet, dass der Funke, von dem der Autor
zweifelsohne beseelt ist, überspringt. Aber...,
er tat es nicht. Auch nach der letzten Seite
blieb ich ratlos zurück. Nun denn, auch solche
Bücher muss es (ja, das gestehe ich denn schon
zu) geben. Jedenfalls finden ich "Lea"
von Pascal Mercier besser. © E.L. 09.03.08 u. 23.08.10
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Volker
Klüpfel,
Michael Kobr;
Seegrund
Verlag/Reihe: "Piper"
342 Seiten ISBN-13:
9-783- 49204954-2
|
Nach
Milchgeld
und dem Ausflug in die Welt der Sagen in Erntedank
bedienen Klüpfel und Kobr den Leser in
"Seegrund" mit einer Mischung (um nicht
zu sagen mit einem Allerlei, oder gar
Durcheinander) aus einem Rückblick auf dunkle
Jahre der deutschen Geschichte (die letzten
Kriegsmonate) und einigen naturwissenschaftlichen
Aspekten (Schwefelbakterien im blutenden Alatsee
[Anm.: keine Fiktion, sondern Realität]) sowie
erneut einem Schuss Mystischem (gesichtloser
Ketten rasselnder Mönch), dazu noch viel
Zwischenmenschliches, sowohl geschlechter- (Kripo-Kollegin
Friedel Marx), generationen- (die Freundin des
Sohnes) als auch erdteilübergreifend (Essen mit
der Japanerin beim Japaner). Obendrauf &ndash
wie in den vorausgegangen Bänden &ndash viel
Allgäuer Lokalkolorit, viele Gemeinheiten
gegenüber dem Nachbarn Dr. Langhammer (besonders
schön die Szene mit dem Wein in der
schneeverwehten Einfahrt) , einen vorgesetzten
Polizisten, im Vergleich zu dem der Patta vom
Kommissar Brunetti in Venedig eine wahre
Koryphäe ist und einem nicht ganz auf der Höhe
der Zeit agierendem Kluftinger (fragt seinen Sohn,
ob er auch dieses Ebi auf seinem Computer hat,
als er sich mal schlau machen will, was ebay ist),
der sich erkältungsgeplagt durch den Band
kämpft, aber am Ende mal wieder das hellste
Köpfchen von Allen ist. Nun ja, ganz so schlecht
wie man denn nach dieser Aufzählung meinen
könnte, find ich Seegrund nun jedoch nicht; nur
wie gesagt ein bisschen viel reingepackt und
dadurch manchmal etwas langatmig. Den ein oder
anderen Aspekt weniger, dafür vielleicht 20- 30
Seiten weniger (dann wären es immer noch so
viele wie in Milchgeld gewesen), wäre mehr
gewesen. Wie zuweilen bei anderen Autoren auch
habe ich den Eindruck, Gedanken, die in den
ersten Bänden keinen Platz fanden, müssten
damit sie nicht im Papierkorb der Autoren
verenden auf Biegen und Brechen dann in einem der
Folgebände untergebracht werden und da fühlt
man sich als Leser zuweilen etwas ver..äppelt.
Leider haben die Autoren, dieses Prinzip in ihrem
5. Band "Rauhnacht"
nun wirklich übertrieben.Aber Seegrund weist
auch wieder Passagen aus, die zeigen, was die
Autoren wirklich drauf haben, die begeistern.
Stilistisch geschickt gemacht ist zum Beispiel
auch, einen vergangenen Handlungs- und
Erzählstrang in rückwärts gerichteter
Reihenfolge sowie authentische historische
Dokumente einzubauen. Summa summarum weniger gut
als die Bände 1 und 2, aber immer noch gut genug,
um auch auf Band 4 (= Laienspiel; Erscheintermin
März 2008) gespannt zu sein. ©
E.L. 28.12.2007
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meine
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Volker
Klüpfel,
Michael Kobr;
Erntedank
Verlag/Reihe: "Piper/Serie
Piper"
384 Seiten; ISBN: 9-783-49224511-1
|
Nachdem ich
von Milchgeld so positiv
überrascht war und mich über die beiden Autoren
näher informiert hatte, war ihr 2. Band "Erntedank"
für mich fast schon ein Muss. Die Autoren
bleiben sich dabei treu und das ist gut so. Die
Figuren bleiben dieselben, aber das macht es
nicht langweilig, sondern gibt den roten Faden
vor (Anmerkung: Man muss sich beim Lesen
übrigens nicht unbedingt an die Reihenfolge, in
der die Bände entstanden sind, halten; das gilt
allerdings m.E. nicht für den 3. Band = "Seegrund", weil
darin was verraten wird, was der Spannung im 2.
Band (würde man ihn nach dem 3. lesen
abträglich wäre.). In "Erntedank" bauen
Klüpfel und Kobr wieder selbst Gelesenes, selbst
Erlebtes oder Gehörtes, geschickt in ihren
"Allgäuer/Kluftinger-Rahmen" ein.
Inhaltlich geht es im 2. Band in die Welt der
Sagen und Mythen, mit der sich real nicht nur
mancher Ortsname im Allgäu, sondern in der
Fiktion auch der Beginn einer Mordserie, von der
das Buch handelt, erklären lassen.
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meine
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Volker
Klüpfel,
Michael Kobr
;Milchgeld
Verlag/Reihe: "Piper
Boulevard"
320 Seiten; ISBN: 9-783-49226227-9
|
Wieder so
ein Buch, auf das ich - nachdem man es mir
empfohlen hatte - zunächst etwas ablehnend
reagierte, weil ich mir dachte, Venedig hat
seinen Brunetti, Schweden sein Wallander, wozu
glauben 2 Autoren, dass das Allgäu jetzt auch
noch einen kantigen, zugleich liebenswerten,
Kommissar, nämlich seinen Kluftinger, braucht.
Ein (Vor-)Urteil, das ich schnell revidierte.
Mögen die Autoren sich auch immer mal wieder an
Donna Leon anlehnen (die Parallelen sowohl bei
der Sekretärin des Kommissars, als auch bei den
jeweiligen Vorgesetzten, sind schon frappierend),
so schaffen sie es trotzdem (oder vielleicht
gerade deshalb) das Buch sehr lesenswert zu
machen. Insbesondere wenn man die Landschaft des
Allgäu kennt, fällt es einem leicht, die
Heimatverbundenheit, die die Autoren weder
leugnen wollen noch sollen, zu erkennen und -
wenn ich das als Nicht-Allgäuer, aber als
Deutscher (hierzu verweise ich u.a. auf meine
Rezension zu "In meinem
kleinen Land" von Jan
Weiler), sagen darf - zu teilen.
Da erscheinen beim Lesen nicht nur die Wiesen,
Gehöfte und Berge bei Kempten, Memmingen,
Altusried, Oberstdorf ("Der Daumen")
vor dem geistigen Auge, da entdeckt man auch so
viel Menschliches beim "Klufti", das
einen an selbst Erlebtes, sei es im Beruf
bezüglich der Kollegen, sei es im Privaten
bezüglich der Nachbarn oder der Ehefrau,
erinnert und schmunzeln lässt. Ein lesenswertes
Buch, weshalb ich auch Band 2 = "Erntedank" und
Band 3 = "Seegrund"
gelesen habe und Band 4 = "Laienspiel"
lesen werde.
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meine
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Jan
Weiler ;
In
meinem kleinen Land
Verlag. rororo
352
Seiten; ISBN: 9-783-49962199-4
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Angeregt
durch "Antonio
im Wunderland" von Jan
Weiler, las ich dieses Buch und es erinnerte mich
an zweierlei: zum Einen an meine eigenenen
Eindrücke und Abläufe, bei - meist beruflich
bedingten - Zugreisen durch unser Lande, zum
anderen an ein vor vielen Jahren gelesenes, sehr
empfehlenswertes, Buch von Michael Holzach mit
dem Titel "Deutschland umsonst". Zwar
reisen Jan Weiler und ich weitaus komfortabler
als seinerzeit Michael Holzach; gemeinsam haben
wir aber - wenn ich mich bei diesen beiden
Autoren mal einreihen darf - eine Sicht auf unser
Land, die man vielleicht mit einem bayrisch-fränkischen
"Passt scho" ganz gut beschreiben
könnte, wenn man andere, mit Pathos belegte,
Begriffe an dieser Stelle vermeiden will.
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meine
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Für
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sehr lesenswert
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Zeitverschwendung
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Jan
Weiler ;
Antonio
im Wunderland
Verlag Kindler
272
Seiten; ISBN-10: 3-46340-484-2 ; ISBN-13: 978-3-49924263-2
|
Flotter
Schreibstil, sehr intelligent verpackt. Es geht
um die Beziehung des Erzählers zu seinem
Schwiegervater. Sehr schön zu lesen. Liebevoll
beschreibt der Autor seinen - eigentlich doch gar
nicht so liebenswerten - Schwiegervater, den
italienischen Gastarbeiter, Antonio Marcipane,
und dessen italienischen Akzent ebenso treffend
wie den rheinischen seines besten Freundes Benno.
Mit beiden macht der Autor eine Reise ins "Wunderland
USA" zur Rettung von Antonios Heimatstadt
Campobasso.
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meine
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Hape
Kerkeling ;
Ich
bin dann mal weg
- Meine Reise auf dem
Jakobsweg -
Malik-Verlag ; 345 Seiten ; 35 Fotos ,
ISBN-10:
3-89029-312-3 ;
ISBN 13: 978-3-89029312-7
|
Ich hatte
mir vorgenommen, dieses Buch des TV-Entertainers,
der mich in seinem blauen Jeanshemd von den
Regalen in den Buchhandlungen, auf denen die
Bestseller aufgereiht sind, stets aus den oberen
Rängen schwul angrinst, nicht zu kaufen! Sei ihm
doch sein Erfolg als Komiker gegönnt, warum muss
er sich auch noch als Buchautor produzieren,
dachte ich mir. Doch dann bekam ich das Buch
geliehen und siehe da, der Autor wurde mir ein
gutes Stück sympathischer; und ich entdeckte so
Manches zum Nachdenken Anregende; nur zwei
Beispiele: "eine Art Buddhist mit
christlichem Überbau" sagt er auf Seite 20
von sich; oder auf Seite 187: "Gott ist der
Film und die Kirche ist das Kino, in dem der Film
läuft". Das und vieles mehr gefiel mir gut.
Chokes wechseln mit fast Philosophischem und
zurück; eine gelungene Melange aus Lustigem und
Ernstem macht das Buch amüsant, interessant und
kurzweilig. Wenngleich es - nach meinem Geschmack
- besser gewesen wäre, die Szenen "Nahtoderlebnis"
und "Reinkarnation" weg zu lassen und -
bei allem Respekt vor der Offenheit des Autors -
auch die vielen Sequenzen, in den Hape Kerkeling
über sein Verhältnis zu Gott schreibt, etwas
sparsamer einzustreuen, und die Fotos im Buch
statt Schwarz-Weiß in Farbe sein könnten, so
steht der Reisebericht dennoch zu Recht oben auf
den aktuellen Bestsellerlisten und somit lautet
...
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Basitian
Sick ; Der
Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 3 - Noch
mehr Neues aus dem Irrgarten der deutschen
Sprache-
Kiwi - Paperback Kiepenheuer und Witsch ; ISBN 13: 978- 3-
46203742-5
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Eines ist
erstaunlich: Wenn man Folge
1 und Folge
2 gelesen hat, glaubt man,
Alles über mögliche Sprachverwirrungen gelesen
zu haben; aber Bastian Sick entdeckt tatsächlich
noch mehr. Und das Buch hat seinen Untertitel zu
Recht. Auch Folge 3 ist sehr lehrreich und
gewinnbringend (... oder heißt es Gewinn
bringend?). Apropos Rechtschreibreform:
Natürlich widmet sich der Autor auch ihr in
einer der 36 Kolumnen, die der neue Band umfasst.
Dass Bastian Sick in einer anderen, in der er
einerseits begrüßt, dass durch E-Mails und SMS
in Deutschland wieder mehr geschrieben wird,
andererseits beklagt, dass Orthographie und
Zeichensetzung dabei zu kurz kommen, auch
Buchrezensenten im Internet, also Leute wie mich,
kritisch beäugt, war mir Anlass meine Texte,
noch mal zu sichten. In der Hoffnung, dass Punkt
und Kommata richtig gesetzt sind und groß- und
kleinschreibung ;-)) korrekt sind, bin ich
gespannt, ob der Autor auch noch für eine Folge
4 genügend Stoff findet. Mindestens einen Leser
und Rezensenten dafür hat er schon.
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Ulrich
Wickert ;
Zeit
zu handeln
Den Werten einen Wert geben
Hoffmann und Campe; ISBN: 3-455-11253-6
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Der bekannte
ARD-Korrespondent und Tagesthemen-Moderator
(von dem auf dieser Homepage auch "Vom Glück Franzose
zu sein" rezensiert ist)
auf den Spuren so berühmter Männer wie die
Philosophen Immanuel Kant, Jean-Jacques Rousseau
und John Locke oder der Soziologe Max Weber! Mit
einem eindringlichen Plädoyer für mehr Toleranz
(zugleich "keine Toleranz der Intoleranz"),
Verantwortung und Mut zum Handeln. Sehr lesenswert,
sehr wertvoll.
Bezeichnend fand ich, dass ich das Buch in einer
Buchhandlung in Halle als sog. Mängelexemplar
für 3,95 Euro erwerben konnte; ein Betrag, für
den man ansonsten eine mit Werbung vollgestopfte
Illustrierte kaufen kann. Auch eine Form von
Werteverfall in unserer Gesellschaft und
bemerkenswerte
Korrelation zu dem Untertitel, dass ein so wertvolles
Buch sich für seinen wahren Wert
von 20,95 Euro nicht verkaufen lässt und somit
auf dem Wühltisch landet.
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meine
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Basitian
Sick ; Der
Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2 -
- Neues
aus dem Irrgarten der deutschen Sprache-
Kiwi - Paperback Kiepenheuer und Witsch ; ISBN: 3- 462-03606-8
|
Als ich
meine Anmerkungen zu "Der
Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 1" - schrieb,
ahnte ich schon, dass auch Folge 2 interessant,
lehrreich und zugleich unterhaltsam sein wird.
Bastian Sick hätte ich mir als Mitglied der
Gremien, die die Rechtschreibreform berieten und
beschlossen, gewünscht: dann wäre vielleicht
manche Änderung einleuchtender ausgefallen; aber
wahrscheinlich hätten Kulturpolitiker auf ihn
ebenso wenig gehört, wie Wirtschaftspolitiker
auf Wirtschaftsweise. Nur gibt es von denen mehr
als "Sprachweise", wie Sick für mich
einer ist. Und wenn ich ihm nun schon diesen
Titel hier verleihe, dann ist klar, dass ich das
Buch jedem Interessierten nur als "sehr
lesenswert" empfehlen kann. Andererseits
frage ich mich zuweilen aber auch, ob Sick
letztlich vielleicht doch gegen Windmühlen
kämpft, ob die von ihm beklagten Strömungen,
mit denen die Sprache sich verändert, evtl. so
stark werden, dass seine Kolumnen und Bücher in
nicht allzu ferner Zeit die eines Bewahrers,
eines ewig Gestrigen, sein werden, an den man
sich nicht bewundernd, sondern mitleidig
lächelnd, erinnert. Davor kommt aber sicher Folge
3 auf den Büchermarkt;
jedenfalls hoffe ich das.
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Amelie
Fried; Verborgene
Laster und andere Geständnisse
Heyne Taschenbuch; ISBN: 3-453-87129-4
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Die Autorin
gibt sie preis, ihre Laster, so dass sie nicht
länger verborgen sind. Glaubhaft und offen (schließlich
trägt das Buch ja auch auch das Wort
Geständnisse im Untertitel) und ohne jegliches
Stargehabe. So hat mir dieses Buch, obwohl eher
für Geschlechtsgenossinnen der Autorin
geschrieben, durchaus Spaß gemacht. Zwar wirken
manche Sequenzen - wohl gerade weil sie so
ehrlich rüberkommen - so alltäglich, um
nicht zu sagen banal, dass man sich fragt: Ist
das wirklich der Stoff, um ein Buch damit zu
füllen, ist das Literatur? Hier sollte man
jedoch "strafmildernd" berücksichtigen,
dass Amelie Fried die Texte ursprünglich nicht
als Buch geschrieben hat, sondern dass der Heyne-Verlag
hier ihre Kolumnen in einer Frauenillustrierten
in Buchform zusammengefasst hat. Insgesamt 52
kurzweilige unterhaltsame Einwürfe auf 172
Seiten.
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Peter
Mayle; Mein
Jahr in der Povence
Knaur Taschenbuch; ISBN: 3-426-03248-1
281 Seiten
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Aus Anlass
eines bevorstehenden Provenceurlaubs griff ich
Ende 2006 wieder zu diesem Buch, das ich bereits
1993 zum 1. Mal las. Und die Nennung all der
Ortsnamen Menerbes, Bonnieux, Lacoste, L'Isle sur
la Sorgue, Gordes, Carpentras u.a.m. ließen
meine Erinnerungen an diesen schönen Flecken
Erde wieder aufleben. Peter Mayle, in die
Provence gezogener Engländer, beschreibt in
diesem Buch, dem später dann noch "Encore Provence" und "Toujours
Provence" folgen sollten, von Januar bis
Dezember eines Jahres seine Erlebnisse mit dem
Klima der Region, der Sprache und Mentalität und
Gewohnheiten ihrer Bewohner. Beim Letzteren
spielt selbstverständlich das wichtigste Organ
eines Provencalen, sein Magen, eine wesentliche
Rolle und so erfährt man auch viel über die
typische Küche Der Autor beschreibt all dies so,
dass man beim Lesen glaubt, Lavendel zu riechen,
Pastis zu schmecken, das Klack-Klack der Boules-Kugeln
zu hören, an einem mit blau-gelben Tuch
überzogenen Tisch in der Sonne zu sitzen und die
Ockerfelsen von Roussillion im Hintergrund zu
sehen. Alles ist so präsent, dass es an einem
grauen, nebligen Dezembertag viel Vorfreude auf
den nächsten Provenceaufenthalt aufkommen lässt;
auch wenn dieser leider viel kürzer als ein Jahr
dauern wird.
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Tim
Moore:
Alpenpässe
und Anchovis
Verlag Covadonga; ISBN: 3-9366973-05-9
320 Seiten
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Ein Buch,
das insbesondere Radsportfans gerne und
genüsslich lesen werden. Gerne, weil Tim Moore
so trefflich beschreibt wie schön und wie hart
zuweilen das Leben auf einem schmalen
Rennradsattel sein kann und genüsslich, weil er
dies mit so unendlich viel und typisch englischem
Humor tut. Insbesondere seine Vergleiche lassen
einen immer wieder herzlichst lachen. Zuweilen
erinnerten mich Autor und Buch ein wenig an Bill
Bryson, zum Beispiel dessen "Picknick mit Bären"; nur geht
es halt in "Alpenpässe und Anchovis"
nicht ums Wandern, sondern um das bekannteste
Radrennen der Welt, die Tour de France. Genauer
gesagt, es geht darum, dass Tim Moore die Strecke
der Tour abfährt; und dabei betrügt wie die
Profis, wobei der Betrug bei ihm nicht aus EPO
und Blutkonserven und Testosteronpflaster auf den
Hoden, sondern aus Abkürzungen und Auslassen der
schwierigsten Streckenteile besteht. Aber auch
das macht er mit so viel Charme, dass man ihm
nicht böse sein kann. Nebenbei erfährt man auch
viele Fakten über die Historie der Tour.
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Frank
Schätzing: Lautlos
Goldmann-Verlag ; ISBN 13: 978-3-442-45922-3
703 Seiten
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Nachdem ich
"Der Schwarm"
gelesen hatte, las ich den davor geschriebenen
Roman "Lautlos" und ich muss sagen, der
Autor hat sich mächtig entwickelt: Die Klasse
von "Der Schwarm" hat "Lautlos"
bei Weitem nicht. In diesen Politkrimi hat
Schätzing so Unterschiedliches verarbeitet wie
die IRA, Bill Clintons Monicagate, Köln-Düsseldorfer
Lokalkolorit (wobei Lokal hier durchaus
doppeldeutig zu verstehen ist), die Liebe (seine
Liebe?) zum Whisky, Milosevics Rache für das
Amselfeld und dazu noch Technisches, und zwar aus
dem Metier des Hauptakteurs O'Connor, eines
irischen Nobelpreisaspiranten für Physik, der
auch noch für eine Liebesgeschichte mit einer
Mitarbeiterin seines Verlages herhalten muss.
Gegen Ende des Buchs mag man dem Autor nicht mehr
so recht folgen; spätestens als der im Sterben
liegende Verlagslektor noch zum Philosophieren
Lust hat, hab ich mich durch den Rest des Buchs
gequält. Fazit: Wenn Schätzing, dann "Der
Schwarm"! .... oder sein neueres Werk "Breaking News"
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Sebastian Fitzek:
Die Therapie
Knaur-Verlag ; ISBN: 3-426-63309-4
272 Seiten
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Ein
Psychothriller wegen dessen ich am nächsten
Morgen übermüdet und mit dunklen Ringen unter
den Augen zur Arbeit ging; ich konnte nämlich
das Buch, abends mit dem Lesen angefangen,
einfach nicht mehr aus der Hand legen. Die
Geschichte handelt von einem Psychiater, dessen
kleine Tochter spurlos verschwand und der dann -
4 Jahre später- auf einer Nordseeinsel einer
schizophrenen Frau begegnet, die immer mehr in
die Sache zu verwickelt sein scheint oder
tatsächlich ist. Es gelingt dem Autor
vortrefflich die Spannung aufzubauen und lange zu
halten. Der Schluss: man kann ihn mögen, man
muss es aber nicht. Überraschend, ungewöhnlich,
phantastisch (im wahren Sinn des Wortes) ist er
auf jeden Fall. Es bleibt allerdings zu hoffen,
dass der Autor bis zu seinem nächsten Thriller
noch etwas an seinem Schreibstil feilt; er ist
mir in "Die Therapie" manchmal etwas zu
sehr "Klein-Erna-mäßig", zu viele
Klischees und Wiederholungen. Und trotzdem: sehr lesenswert
PS: Von Sebastian Fitzeck ist hier auch rezensiert: Flugangst 7a.
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meine
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Frank
Schätzing:
Der Schwarm
Fischer- Taschenbuchverlag ; ISBN 13: 978-3-596-16453-0;
987 Seiten
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Ich habe mir dieses Buch
gekauft, weil mir die Umschlaggestaltung häufig
aufgefallen war; immer wieder sah ich Leute mit
diesem dicken schwarzen Wälzer vor der Nase: auf
der Parkbank, im Zug, im Cafe, ja selbst in der
Sauna sah ich das Cover mit dem blau leuchtenden
Kreis. Was war da abgebildet? Ein Auge? Eine
Pupille? Gespannt darauf las ich mich durch die
ersten Seiten, auf denen sich die Handlung
zunächst etwas schleppend dahinzieht. Aber nach
und nach baut der Autor den Spannungsbogen immer
mehr auf, so dass ich das Buch nicht mehr aus der
Hand legen mochte. Und spätestens ab Seite 776
wusste ich, was auf dem Titel abgebildet war:
Kein Auge, etwas ganz, wirklich ganz, Anderes!
Spezifisches Wissen, dem eine unglaublich
umfängliche Recherche vorausgegangen sein muss,
über insbesondere das Meer, die Wale darin und
die Tiefseeforschung, aber auch über Biologie
und Geologie, über die Indianer Kanadas und
über die Eskimos und über die Evolution der
Menschheit hat Frank Schätzing in eine spannende
Handlung eingewoben. Man könnte es sich einfach
machen und die 1000 Seiten in 3 mal 5 Worten
zusammenfassen: Das hieße dann "Krieg der
Sterne im Meer" oder "Philosophie im
James Bond-Look" oder "Genwissenschaft
in Jerry Cotton-Manier". Aber mit solchen
Schlagwörtern würde man dem Werk und dem Autor
unrecht tun. Denn da steckt sehr viel mehr drin:
Da ist auch ganz viel Achtung vor der Schöpfung
mit dabei! Wenn Klein-Erna sich fremde
intelligente Wesen als kleine grüne Männchen
vorstellt, dann ist Schätzing zu Klein-Erna so
diametral entgegengesetzt, wie man es sich nur
dann vorstellen kann, wenn man das Buch gelesen
hat. (Anm: von Frank Schätzing stammt - beide hier ebenfalls rezensiert - auch
"Lautlos" und "Breaking News"). |
Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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Tommy
Jaud: Resturlaub
Scherz-Fischr-Verlag ; ISBN 13: 978-3-502-11004-0,
248 Seiten
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Jedem, der lockere, leichte
Lektüre sucht, kann ich dieses Buch (das 2. von
Tommy Jaud nach "Vollidiot") nur
empfehlen. Während einer (!) Bahnreise habe ich
es verschlungen. Einfach super oder "subber"
wie der Hauptakteur, "de Beder",
genannt Pitschi, sagen würde, wenn er nicht grad
in Buenos Aires versucht, seine Herkunft aus dem
fränkischen "Bambersch" zu verleugnen.
248 Seiten bieten 248 mal Anlass, mindestens zum
Schmunzeln, meist zum amüsierten Kichern und oft
genug zum herzhaften Lachen. Was will man mehr
von einem Buch dieses Genres? ... und das meine
ich keineswegs abwertend. Einfach köstlich wie
die kleinstädtische Idylle für Peter Greulich
zunehmend enger wird, wie er versucht in
Argentinien Fuß zu fassen und wie er ... Aber
was erzähl ich das? Lesen Sie "Resturlaub"
doch selbst ! Ich verspreche, es lohnt sich.
Eines noch als Nachtrag: "Sollten Sie, Herr
Jaud, sich mit dem Gedanken tragen, kein 3. Buch
zu schreiben, kann ich Ihnen nur sagen: Des
kannst net machen, weil das geht echt net." |
Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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Zeitverschwendung
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Frank Schirrmacher: Das
Methusalem-Komplott
Karl Blessing Verlag: , ISBN 13: 978-3-89667-310-7,
220 Seiten
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Diskussionen
um die Demographie kennt man spätestens seit
Norbert Blüms "Die Rente ist sicher".
Schirrmacher geht weit hinaus über die
alltäglich gewordenen politischen Debatten über
Alterspyramiden, Renten- und Pflegeversicherung,
Lebensarbeitszeit und all die Statistiken dazu;
er denkt konsequenter vor als Andere und kommt zu
spektakulären Schlüssen. Fast stakkatoartig
schießt Schirrmacher seine Thesen ab, oft kurze
knappe Sätze, so gar nicht die gewundene Sprache
anderer Intellektueller. Ungeschminkt prangert
der Autor die Überalterung unserer Gesellschaft
und den Jugendwahn an; sagt voraus, dass unsere
Gesellschaft daran zugrunde gehen wird uns sieht
Rassismus gegen Alte, gar Euthanasie und
massenhafte Suizide auf uns zukommen. Aus seinem
Buch spricht mehr als Verwunderung darüber, dass
wir in Anbetracht der absehbaren Entwicklungen so
relativ ruhig bleiben; zuweilen scheint es
regelrechte Wut zu sein, die Schirrmacher treibt.
Ich werde mir unbedingt auch sein neues Buch
"Minimum" besorgen.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Heinz Berggruen: Hauptweg
und Nebenwege
Nicolai Verlag: , ISBN: 3-87584-597-8 ,
262 Seiten
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Ein
aufregendes Leben, das Leben des 1914 geborenen
Autors. Vom Journalist zum Kunstsammler geworden,
emigriert und in die Heimatstadt Berlin
zurückgekehrt, kreuzte sich sein Lebensweg mit
dem vieler Großen der Kunstszene. Allen voran
ist wohl Picasso zu nennen. Auch Paul Klee, aus
dessen Oeuvre der Titel des Buches entliehen ist,
spielt in der Sammlung Berggruen, die heute in
Berlin zu sehen ist, eine bedeutende Rolle. In
dem Buch erfährt man viel über die Kunstszene
des 20. Jahrhunderts und das Leben der sie
prägenden Künstler und Sammler und Galeristen.
Kurzweilig reiht Berggruen die Anekdoten, die er
mit ihnen erlebte, anneinander. Für
Kunstinteressierte ein Muss und für
Literaturinteressierte lautet ...
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Meine
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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Uli
Röhm und Wilfried Voigt: Tatort Autobahn
campus Verlag: , ISBN-10: 3-593-37316-5 ,
222 Seiten
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Mit
tiefgehender Sachkenntnis beschreiben die Autoren
Ursachen und Auswirkungen organisierter
Kriminalität in der Speditionsbranche. Der Bogen
reicht von der Hinterziehung von Zöllen, Umsatz-,
Kfz- und anderer Steuern sowie Sozialabgaben
über illegale Beschäftigung ohne
Arbeitserlaubnis, Dumpinglöhnen,
Knebelverträgen bis zur Erpressung usw. Mafia
und Camorra seien - so ein Zitat - angenehme
Zeitgenossen im Vergleich zu den Arbeitgebern
dieser Branche; sicher nicht allen, aber für
viele, denn für die Branche gilt halt auch
- und das wird nachvollziehbar beschrieben -
dass der Ehrliche der Dumme ist. Mutig und
offen werden unter Nennung der Namen der betr. Fa.
deren jeweilige Praktiken geschildert
und angeklagt. Aufwendige Recherchen und sicher
auch die ein oder andere Connection zu Insidern
und Maulwürfen waren hierfür vermutlich
erforderlich. Da ist zum Beispiel der
Zigarettenschmuggel (Hätten Sie geglaubt, dass
ein (!) mit Zigaretten voll beladener LKW, der am
Zoll vorbei geschmuggelt wird, einen Gewinn von
einer Million Euro bedeutet?). Breiten Raum nimmt
auch die Beschreibung der Knebelverträge mit
scheinselbständigen Fahrern ein. Ebenso werden
Steuer- und Sozialabgabenhinterziehung
angeprangert, die ihre Ursachen darin haben, dass
aufgrund eines europaweit verzweigten Netzes von
Schein- und Briefkastenfirmen den Firmeninhabern
letztlich kaum noch nachgewiesen werden kann,
nach welchem nationalen Recht, in welcher Höhe
und in welchen Staat die Abgaben zu entrichten
gewesen wären. Die Nachgiebigkeit von Politik
und Verwaltung wird kritisiert, wenn die von
Ermittlungen und Nachforderungen betroffenen
Firmen und Insolvenzverwalter die
Arbeitsplatzkeule schwingen. Und last not least
die Situation der Fahrer, nach 45 Stunden hinterm
Lenkrad (S. 124), nach 404 Stunden Arbeitszeit am
Monatsende (S. 122) und nach dem Aufessen (!) der
Fahrtenschreibertachoscheibe vor den Augen der
Kontrolleure (S. 143). Aber die Autoren
unterbreiten auch Vorschläge zur Bekämpfung der
Misstände: der einfachste davon ist, den
Fahrtenschreiber mit einer außen angebrachten
Leuchte zu verbinden, die ein Überschreiten der
zulässigen Lenkzeit signalisiert; zu den
wichtigsten gehören, die Vernetzung der
Behörden im Inland, härtere Strafen für
Serientäter, die Fahrer zu Kronzeugen der
Anklage zu machen und die Kooperation mit der
ausländischen Justiz. Ein Statistikteil am
Schluss rundet das Buch ab.
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Meine
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Heinrich
Harrer: Mein
Leben
Ullstein Verlag: , ISBN 3-550-07524-3,
571 Seiten
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Der Tod des
Autors am 7.1.2006 war mir Anlass, mich wieder
mit seiner Person und speziell diesem Buch zu
befassen und ich fand - um mein abschließendes
Urteil mal vorwegzunehmen - die Autobiographie
sehr, sehr beeindruckend.
U.a. schildert der in Österreich geborene
Heinrich Harrer darin - einigermaßen
nachvollziehbar,ich sage nicht entschuldbar -
auch die Ereignisse, die zu seiner NSDAP-Mitgliedschaft
führten; seine SS-Uniform eines Scharführers
bei seiner Hochzeit will man ihm dann trotzdem
nicht ganz nachsehen. Selbst wenn er am Ende des
Buches in einer Art Gesamtresümee seines Lebens
das Thema nochmals aufgreift.
Höchsten Respekt und Anerkennung hingegen
gebührt ihm mit Blick auf die Erstbesteigung der
Eiger-Nordwand vom 21.- 24.7.1938. Hat man, wie
ich, zuerst den Film "7 Jahre in Tibet"
gesehen und dieses Buch erst danach gelesen, so
ist man vielleicht davon überrascht , wie nah
Regisseur Annoud, Drehbuchautorin und Brad Pitt
in der Rolle des Heinrich Harres an den
Realitäten geblieben sind. Die Flucht aus der
englischen Internierung in Indien, die Strapazen
des langen Marsches, schließlich die Ankunft in
Lhasa und das Zusammentreffen mit dem Dalai Lama
bis zur "Befreiung Tibets durch die Chinesen"
sind die wesentlichsten Inhalte dieses Teils des
Buches. Aber die Jahre in Tibet von 1944 bis 1951
sind nur ein kleiner Teil des Lebens Heinrich
Harrers und damit dieses Buches. In der Folge hat
Harrer - um nur einige seiner vielfältigen
Aktivitäten zu nennen - als Photograph, als
Expeditionsleiter, als Ethnologe, als Geograph,
als Buchautor, als Weltenbummler und "Mann
von Welt" von den Anden bis Alaska, von
Brasilien bis Neuguinea ein überaus bewegtes
Leben geführt. Dies wird ansatzweise auch durch
eine Reihe schöner Fotos im Buch deutlich (
leider ist es aber auch so, das Harrer im Text an
manchen Stellen Fotos erwähnt, die er gemacht
hat, und die man im Bildteil dann vergeblich
sucht; möglicherweise eine Frage von
Verlagsrechten o.ä.).
Viele Wünsche konnte er sich bis zu seinem Tod
erfüllen; die Erfüllung seines größten
Wunschs jedoch, ein freies Tibet, blieb ihm
versagt.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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Zeitverschwendung
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Dietrich Grönemeyer: Der
kleine Medicus
Verlag: rowohlt, ISBN 13:978
3 498 02500 7, 360 Seiten
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Der Autor
verpackt Wissenswertes über den menschlichen
Körper in eine Kinderbuch-Phantasiegeschichte.
Grönemeyer bringt darin - wenn ich ihn richtig
verstehe - seine Auffassung zum Ausdruck, nach
der High-Tech-Medizin einerseits und "Nicht-Schul-Medizin"
andererseits (unter Letzterem sollen hier die
Traditionelle Chinesische Medizin, das Ayurveda
und auch Großmutters Hausmittelchen in gleicher
Weise subsumiert werden) keineswegs unvereinbare
Gegensätze darstellen, sondern sich durchaus
sinnvoll ergänzen können. In diesem Sinn
ermöglichen Micro Minitec, eine Art "Lara
Croft der Medizintechnik", und ihr Chef, Dr.
X, den Kinderbuchfiguren, an der Spitze Nanolino,
der kleine Medicus, durch den menschlichen
Körper zu reisen. Dafür dass es nicht zur
Science Fiction wird, sorgen die eingestreuten
Hausrezepte vom Gurgeln mit Salbeiöl (S. 84, bei
Mandelentzündung) übers multifunktionale
Heublumensäckchen (Seite 167) bis zum Anti-Pups-Tee
(S. 125, Kümmel- u. Anissamen). Die Reise durch
den Körper wäre durchaus ein Stoff, dem sich
Steven Spielberg mal annehmen sollte; das könnte
- wenn ich mir die Beschreibungen Grönemeyers
der inneren Organe computersimuliert vorstelle-
vielleicht ein Kassenschlager werden.
Ausnahmsweise vergebe ich hier mal 2 Bewertungen:
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Meine
Bewertungen:
|
Für Kinderbuchinteressierte
ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Herbert
Rosendorfer: Ein
Liebhaber ungerader Zahlen
Verlag: dtv, ISBN 3-423-12307-0,
134 Seiten
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Ein wahrer
Rosendorfer-Fan bleibt ein solcher auch nachdem
er "Die
große Umwendung" gelesen hat.
Deshalb habe ich dieses Buch gekauft, das sich
schnell als typisches Rosendorfer-Buch erwies.
Wieder wurde offensichtlich manches
Autobiographische und eigenes Erleben
eingearbeitet. Ich denke an den Bezug zu Italien
(Der Autor ist gebürtig in Bozen und lebt heute
wieder in Südtirol) und der Oberpfalz und an die
Szenen, die sich mit der literarischen Arbeit
befassen. Den Titel finde ich etwas irreführend,
ebenso das Cover: Der heilige Hironymus und zwei
Engel. Solche Schutzengel hätte man der
schrulligen, zumeist mürrischen und trotzdem
liebenswerten Hauptfigur (Signor Lepper) mit
ihrem Kleppermantel gewünscht, als sie im
Verkehrsgetümmel Roms versuchte, den Brunnen auf
der Piazza Barberini zu erreichen. Neugierig
geworden auf den Mann mit dem Kleppermantel? Dann
lesen Sie "Ein Liebhaber ungerader Zahlen"
und kaufen Sie sich "Briefe in die
chinesische Vergangenheit" und "Das
selbstfahrende Bett" gleich mit.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Bastian Sick: Der
Dativ ist dem Genitiv sein Tod
Verlag: KiWi Paperback, ISBN
3-462-03448-0, 230 Seiten
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Erinnern Sie
sich noch an Eike Hirsch, der vor vielen Jahren
im Stern eine Kolumne hatte, in der er sich
regelmäßig mit der deutschen Sprache
auseinander setzte? ... und der seine Kolumnen in
dem Buch "Den Leuten aufs Maul schauen"
veröffentlichte? Bastian Sick ist sein würdiger
Nachfolger. Er hat seine Beiträge ("Zwiebelfisch-Kolumnen")
im Spiegel, nun in diesem Buch veröffentlicht.
Der Zwiebelfisch, eigentlich eine Karpfenart,
bezeichnet im Buch- und Zeitungsdruck einen
versehentlich in der falschen Schriftart
gesetzten Buchstben.
Sick hat es sich zur Aufgabe gemacht, falsch
gesetzte Wörter aufzuspießen. Wenn Sie
nicht wissen, ob Sie beim Ober " 2 Pizzas"
oder "2 Pizzen" bestellen sollen, ob
Sie "scheinbar" oder "anscheinend"
sagen sollen, warum man "Mordsspaß"
und "Rindsleber", aber "Mordopfer"
und "Rindfleisch" sagt und - um auf den
Titel zu kommen - warum es "im Herbst dieses
(Genitiv) Jahres", aber "im Herbst
letzten (Dativ) Jahres" heißt, dann sollten
Sie dieses Buch lesen. So ganz nebenbei werden
Sie merken, dass Sie doch auch mal wussten, was
ein reflexibles Verb, was das Gerundium, was das
Plusquamperfekt und was ein Suffix ist.
Regelrecht genossen habe ich das Kapitel, in dem
Sick die teilweise groteske Verweiblichung von
Hauptwörtern anprangert: z.B. indem von Autoren
die Rede ist, die Leserinnen und Leser ansprechen,
Politiker die Wählerinnen und Wählern danken
und Priestern die Gläubiginnen und Gläubige
begrüßen. Oder in dem er sich fragt, warum
eigentlich niemand von Schwarzfahrerinnen und
Schwarzfahrern spricht oder von
Sozialschmarotzerinnen und Sozialschmarotzern.
Das sind doch berechtigte Fragen, liebe
Homepageleserinnen und liebe Homepageleser. Ich
bin gespannt auf den im Aug. 2005 erschienenen
Fortsetzungsband (= Folge
2 ; Anm.: zw.ztl. liegt auch Folge
3 vor) und kann
zusammenfassend nur sagen ...
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Frederic Beigbeder: Neununddreissigneunzig
Verlag: Rowohlt TB, ISBN 3-499-23746-6,
272 Seiten
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Selten so
was Bissiges, Schonungsloses gelesen. Es
spielt in einer Welt, in der bei der Fußball-Weltmeisterschaft
nicht Frankreich Brasilien besiegt, sondern
adidas nike (Seite 44) und in der der Umsatz von
microsoft dem Bruttosozialprodukt von Belgien
entspricht (Seite 79). Das Buch ist eine
knallharte Abrechnung. Zuerst mit Konsum und
Werbebranche und ab dem Kapitel II 2 mit unserer
Zivilisation schlechthin. Man bekommt
Mitleid mit "homo consumans". Zart
Besaitete empfehle ich jedoch, das Buch zu meiden.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Jilliane Hoffman: Cupido
Verlag: Rowohlt TB, ISBN 3-499-23966-3,
476 Seiten
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Es geht in
diesem Buch um Vergewaltigung und Mord. Und um
die Eigenarten des amerikanischen Justizsystems.
Nach dem Start durchlebt der Roman eine lange
Durststrecke, die auch nach der eingewobenen
Liebesgeschichte der Hauptfigur mit einem ihrer
Mitarbeiter nicht kurzweiliger wird, um dann am
Schluss wieder an Spannung zuzunehmen.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Petra Hammesfahr: Belas Sünden
Wunderlich Taschenbuch ,
ISBN 3-499-26519-2, 319 Seiten
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Man
nehme einen Liebesroman, dazu den Stoff
eines Kriminalromans, also einen Mord, gebe eine
Prise Erotik dazu und beschreibe im Roman, wie
ein Roman entsteht, mixe alles kräftig durch,
was im Roman zu vielen Zeitsprüngen führt und
nehme dann noch sehr viel Mut, das Ganze um ein
sehr heikles Thema zu ranken. So erhält man
"Belas Sünden". Sie meinen, so viel
Zutaten könnte vielleicht statt eines Menüs,
ein Eintopf werden? Nun, das kann schon sein.
Probieren geht über Studieren, d.h. kosten Sie
selbst. Lesen Sie "Belas Sünden".
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Paulo Coelho: Der Dämon
und Fräulein Prym
Diogenes-Verlag, ISBN 3-257-23388-4,
200 Seiten
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Wieder
einmal hat Paulo Coelho hier seine Träume zu
Papier gebracht. Ähnlich wie "Der Alchimist" ein
modernes Märchen; ähnlich wie in alten Märchen
finden sich Dämonen, Engel und eine
vermeintliche Hexe in den Hauptrollen. Eine junge
Frau, Chantal Prym, lässt sich zunächst auf
eine makabre Wette ein, die aufzeigen soll, dass
das Böse über das Gute obsiegt; sodann dreht
sie diese geschickt in das Gegenteil um, weil sie
glaubt, damit ihr Heimatdorf Bescos vor der
zweiten Heimsuchung durch das Böse zu bewahren.
Mich stört es, typische Akteure und Themen aus
Fabeln, Sagen und Märchen in die Gegenwart
platziert zu sehen, wo sie auf einer Buchseite in
Geschichten um E-Mails, Drogenbarone,
Grundstückspreise u.ä. eingewoben sind. Daher
muss ich nach zwei Büchern von Coelho zu dem
Resümee kommen, dass "er wohl nicht
mein Fall ist."
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Bill Bryson Frühstück
mit Kängurus
Goldmann-Verlag, 2002,ISBN 3-442-45379-8,
412 Seiten
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In
seinem typischen Erzählstil, der mir schon aus "Picknick mit Bären" und "Streifzüge
durch das Abendland" bekannt war,
schildert Bill Bryson, der auch "Eine
kurze Geschichte von fast allem"
geschrieben hat, wieder eine Fülle von
Ereignissen, benennt unzählige Daten und Fakten
aus Geschichte, Geographie und Kultur Australiens.
Der hohe Respekt, den Bill Bryson der Schöpfung,
insbesondere der Flora und Fauna entgegenbringt,
ist an vielen Stellen des Buches zu spüren und
wirkt gewissermaßen "ansteckend" auf
den Leser ( ... und dies ist sicher in der
Absicht des Autors). Meine Bewertung will ich
dieses Mal ausnahmsweise zweigeteilt vornehmen:
Für den, der bald nach Australien reist, ganz
klar "ein Muss"; für Andere neige ich
zu "es gibt Besseres", so dass ich im
Schnitt zu folgendem Fazit gelange:
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Dan Brown
Illuminati
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In der
Annahme, Dan Brown müsse was ganz Besonderes
sein - wo doch jedermann davon spricht und sich
in den großen Buchhandlungen vor dem Regal, wo
seine schwarz-roten Bände ausgestellt sind,
stets eine Menschentraube bildet - in dieser
Annahme also, griff ich zu Illuminati. Und wurde
ziemlich enttäuscht. Die Ähnlichkeit mit Jerry
Cottton, den ich vor 40 und mehr Jahren mit der
Taschenlampe unter der Bettdecke las, wird mit
jeder Seite größer. Daher lautet ...
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meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Bill Bryson
Eine
kurze Geschichte von fast allem
Goldmann-Verlag, München,
2004,
ISBN 3-442-31002-4
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Wer Bill
Bryson kennt, etwa aus "Picknick mit Bären" oder
"Streifzüge
durch das Abendland" wird
ein solches Buch nicht erwarten! Ein Buch,
ausschließlich naturwissenschaftlichen Inhalts:
Astronomie, Geologie, Physik, Chemie, Biologie,
Botanik,... bilden die Schwerpunkte, um nur
einige zu nennen. Schwarze Löcher, Quarks, die
Relativitätstheorie, der Urknall, die
Quantentheorie, die Plattentektonik, Asterioiden,
das System der Arten u.v.v.a.m werden in 30
Kapiteln und auf 671 Seiten erklärt. Leider
fehlt es völlig an bildhaften Darstellungen;
dafür wird aber das Verständnis häufig durch
griffige Vergleiche oder Humor gefördert.
Beispiele: Die Wärmemenge,
die der Golfstrom jeden Tag nach Europa trägt,
ist ebenso groß wie jene, die auf der ganzen
Erde im Lauf von 10 Jahren durch Verbrennung von
Kohle erzeugt wird. Oder
im Zusammenhang mit absoluter und relativer
Größe des Gehirns: Elefanten
und Wale haben ein größeres Gehirn als wir (Menschen)
und doch dürfte es uns leicht fallen, sie bei
Vertragsverhandlungen über den Tisch zu ziehen. Trotzdem
ist das Buch keineswegs leichte Kost; es kostete
mich sehr wohl Durchhaltevermögen.
Kritisch
anzumerken ist folgendes: Den Titel finde ich
etwas irreführend (es sei denn, man betont das
"fast" ganz stark), denn es fehlen
sämtliche Geisteswissenschaften; Philosophie,
Kunst, Musik, Literatur u.a. kommen nicht vor.
Zweitens finde ich den Einband des Goldmann-Verlages,
der wohl eine Art Bauanleitung für diese unsere
Erde darstellen soll (?), nicht sonderlich
gelungen und 3. kommen Genies der
Naturwissenschaft aus dem deutschsprachigen Raum - mit Ausnahme Großbritanniens könnte man gar
sagen, aus Europa - gegenüber solchen aus Amerika
oder Australien für meinen Geschmack etwas zu
kurz. Aber dieser Eindruck hat wohl was mit
meinem Weltbild zu tun, das zwangsläufig ein
anderes als das von Bill Bryson ist.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Peter Mayle Encore Provence
Droemersche Verlagsanstalt
Th. Knaur Nf. , München, ISBN 3-426-61913-X
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Eigentlich
war ich der Meinung, Peter Mayle müsse in "Mein
Jahr in der Provence" und "Toujours
Provence" bereits alles über diesen von
Gott begnadeten Landstrich im Süden Frankreichs
berichtet haben und wollte mir diesen dritten
Band der Reihe gar nicht kaufen. Ich tat dies
denn doch und habe es nicht bereut. Gefällig
verpackt präsentiert der Engländer Mayle, der
seinen Dauertourismus in die Provence durch einen
vierjährigen USA-Aufenthalt unterbrochen hatte,
Kurioses und Erstaunliches. Oder wussten Sie,
dass die durchschnittliche Niederschlagsmenge in
der Provence der von London entspricht?
Allerdings ist sie in der Provence sehr viel
konzentrierter; das Ausmaß der Konzentration
wird anhand ihrer Wirkung auf die überforderte
Kanalisation plastisch beschrieben. Oder war
Ihnen bewusst, dass die Relevanz des
Streits zwischen Toulon und Marseille, ob in die
Bouillabaise Kartoffeln gehören oder nicht daran
deutlich wird, indem dieser zwar nicht von der
Menschenrechtskonvention, dann jedoch zumindest
vom Innenminister (in dessen Zuständigkeit der
Magen doch schließlich fallen müsse) zu
entscheiden sei? Oder, dass die Marseillaise
nicht in Marseille, sondern in Straßburg als
Marschlied der Rheinarmee komponiert wurde.
Apropos Marseille: dieses Kapitel könnte einem
Reiseführer entsprungen sein und zusätzlich mit
dem Kapitel über die Parfumerzeugung in Grasse
und die Haute Provence fast dazu führen, dieses
Mayle-Buch hier der Kategorie Sachbücher
zuzuordnen. Alles in Allem lautet ...
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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TommyJaud
Vollidiot
Verlag: ARGON-Verlag,
ISBN 3-87024-751-7
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Ein Buch,
das ich beinahe alle 2 Seiten hinlegen musste,
weil ich so lachen musste, nein lachen konnte."Schneller als der 1. FC Köln zuhause
in Rückstand gerät" (um nur einen der
vielen gelungenen Vergleiche des Autors zu
zitieren) war ich von dem Buch eingenommen,
nachdem ich es eigentlich nur zum Blättern in
die Hand genommen hatte. Exzellent gelingt es
Tommy Jaud, seine Hauptfigur Simon Peters und all
die anderen Akteure und Charaktere des Kölner
Großstadtmilieus darzustellen. Man sieht jeden
Einzelnen beim Lesen vor sich, als kenne man ihn
schon lange. Das ist - um es im Jargon von Simon
Peters zu sagen - "megageil gemacht, echt
Chef ". Ich, der ich nicht der Generation
Golf II angehöre, sage halt: ein amüsantes,
kurzweiliges Buch; es liest sich flott, weil man
ständig gespannt ist, ob Simon denn nun auf der
nächsten Seite zu dem ersehnten Piekser kommt.
Sie wissen nicht, was ein Piekser ist? Dann lesen
Sie das Buch! Vielleicht wie ich, d.h. die 284
Seiten an einem Nachmittag. Wenn ja, dann sagen
Sie danach vielleicht auch: Kein Klassiker der
Weltliteratur, aber... (gilt übrigens auch für
Tommy Jauds 2. Buch "Resturlaub")
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Marcel Reich-Ranicki
Mein
Leben
Hörbuch auf 2 Casetten
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Ich habe
dieses "Buch" nicht gelesen; ich habe
es (teilweise) gehört, auf 2 Casetten liest der
Autor ausgewählte Passagen des Buches vor.
Beeindruckend und bedrückend. Letzteres deshalb,
weil natürlich (Reich-Ranicki ist 1920 geboren)
das düsterste Kapitel des letzten Jahrhunderts
im Mittelpunkt steht. Da sind zunächst die
Passagen, die von dem Schüler in Zeiten der
Weimarer Republik erzählen, die schildern, wie
schleichend und doch unaufhaltsam die braune
Brühe steigt; zum Beispiel wie sich seine Lehrer
nach der Machtergreifung Hitlers verhielten,
seine Erinnerungen an den "Rassekundeunterricht"
(mit einer eingeflochtenen Erzählung eines
Schülertreffens in den 60er Jahren). Sehr
eindrucksvoll erinnert sich Reich-Ranicki sodann
an seine Erlebnisse im Warschauer Ghetto. Wie er
den Abschied von seinen Eltern schildert, die in
den Zug getrieben werden, um in den Gaskammern
von Treblinka zu - man muss es so sagen - verenden, geht unter die Haut.
Ebenso die Sequenzen, als er seine spätere Frau
Tosia kennen lernt, als ihm die Kenntnis der
Spielernamen von Hertha BSC zum Vorteil gereicht,
in der er die Verwunderung der Insassen des
Ghettos schildert, als diese (ausnahmsweise) zwei
Deutsche erleben, die ihrem Konzert zuhören und
sich wie zivilisierte Menschen verhalten.
Schließlich, wie er 1970 den Kniefall Willy
Brandts erlebte und wie er ihn wertet. Ich will
und habe hier nur dieses Hörbuch zu bewerten:
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Friedrich Dürrenmatt: Der
Verdacht
Rowohlt-Verlag Bd. 448; 121 Seiten, ISBN 3-499710448-2
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Ein
modernes Hörbuch auf CD veranlasste mich, wieder
zu diesem vor 32 Jahren gekauften rororo-Bändchen
zu greifen; so wurde es möglich, zu hören und
in zwischenzeitlich stark vergilbten
Seiten Altes (aber nicht mehr
Bekanntes) zu lesen:
Der 1953 verfasste Roman handelt von dem
schwerkranken Schweizer Kriminalkommissar
Bärlach ( s.a. den ein Jahr zuvor entstandenen
Roman "Der Richter und sein Henker"),
der aufgrund eines Fotos aus dem Jahr 1945, das
einen Arzt während einer Operation zeigt, einen
schwerwiegenden Verdacht schöpft. Nämlich den,
dass der Leiter eines teuren Züricher
Privatsanatoriums, Chefarzt Dr. Fritz Emmenberger,
identisch ist mit einem SS-Folterknecht, der im
Lager Stutthof bei Danzig unter dem falschen
Namen Nehle operierte, ohne dabei die vorhandenen
Narkosemittel einzusetzen. Der Kommissar begibt
sich freiwillig in die Hände dieses Ungeheuers,
um den Verbrecher doch noch zu überführen. Der
Verdacht bestätigt sich. Beinahe hätte
Bärlach das gleiche Schicksal erleiden müssen,
wie die KZ-Insassen in Stutthof, wäre nicht in
Person des Juden Gulliver (dem einzigen
Überlebenden der grausamen Praktiken
Emmenbergers) rechtzeitig sein Retter erschienen.
Zu dieser abenteuerlichen Geschichte, die absurd
anmutet, ohne es wirklich zu sein, lautet .....
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Meine
Bewertung:
|
Für
Literaturinteressierte ein Muss
|
sehr lesenswert
|
lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Donna
Leon:
Verschwiegene
Kanäle - Commissario Brunettis zwölfter
Fall;
Diogenes-Verlag ; 331 Seiten, ISBN 3-257-06390-3;
Umschlagfoto von Fulvio Roiter
|
So, sie hat
es geschafft, die Donna Leon, sie hat - wie angekündigt- das
Dutzend voll gemacht. Auch im 12. Band, der Mord
oder Selbstmord eines Kadetten der Militärschule
zum Inhalt hat, werden Liebe und Verständnis von
Brunettis Frau Paola wieder mal nur durch die
Hackerfähigkeiten der Sekretärin seines Chefs,
Elletra, übertroffen: sie knackt wieder jeden
Code, holt jede noch so geheime Datei auf ihren
Bildschirm. Und es steht zu befürchten, dass sie
das auch im 13. Band noch tun wird. Ich werd es
wahrscheinlich nicht erfahren, denn den werd´ich
mir nicht mehr antun.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
|
sehr lesenswert
|
lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Die große Umwendung von Herbert Rosendorfer
Verlag dtv, ISBN 978-3-423-12694-6 |
Die "Briefe
in die chinesische Vergangenheit" waren gut,
sehr gut sogar! Da lag es wohl nahe, einen
Fortsetzungsband vorzulegen!? Nur, leider ist
"Die große Umwendung" weniger eine
Fortsetzung, sondern mehr ein 2. Aufguss. Und der
schmeckt bekanntlich fade. Es drängt sich der
Eindruck auf, dass Rosendorfer all die Ideen, die
ihm beim Schreiben der "Briefe in die
chinesische Vergangenheit" als nicht
gut genug erschienen, nunmehr wieder rausgekramt
hat und auf Biegen und Brechen irgendwie und
irgendwo in den nunmehr vorliegenden Band "reingewurschtelt"
hat. Lieblos u. zusammenhanglos reihen sich die
Anekdoten aneinander. Vermutlich eigene
Erlebnisse des Autors (wie der Ossi-Wessi-Konflikt),
seine Eindrücke (aus Reisen nach New York und
Rom oder anl. eines Besuches der Bayreuther-Festspiele)
u. sonstiges Autobiographisches (z.B. darf auch
Bozen nicht fehlen), selbst Ansichten zu Kunst u.
Religion, alles wird hergenommen und irgendwie,
ob es denn passt oder nicht als Erlebnisse und
Eindrücke des Kao Tai zu diesem Büchlein
zusammengestückelt. Patchwork auf 207 Seiten.
Nein, dieses Buch ist gewiss nicht das beste, der
ansonsten so guten Rosendorfer-Bücher (s. zum
Beispiel "Das
selbstfahrende Bett" oder "Ein
Liebhaber ungerader Zahlen" auf dieser
Homepage) .
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Meine Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr
lesenswert
|
lohnt
sich
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es
gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Bill
Bryson: Streifzüge
durch das Abendland;
314 Seiten,
Goldmann Verlag,
ISBN 3-442-45073-X
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Nachdem ich "Picknick mit Bären"
so vergnüglich fand, wollte
ich mehr von Bill Bryson lesen. Sein Erzählstil
in diesem Reisebericht ist wieder sehr eingängig.
Wortwohl und Vergleiche manchmal etwas derb, aber
zumeist recht treffend. Was stört, ist sein Bild
von uns Deutschen: er sieht in uns auch im Jahr
1990 wohl immer noch die Nazis und nutzt jede
Gelegenheit, die dunkelsten Abschnitte deutscher
Geschichte zu erwähnen, wie man es für einen
ansonsten so heiteren Reisebericht nicht erwarten
würde. Wenn er zum Beispiel (wie auf Seite 127)
in Amsterdam ein Foto sieht, das die Greueltat
eines SS-Mannes in einem Konzentrationslager
zeigt und dann schlussfolgert "So ein Bild
sollte man sich eigentlich nicht ansehen, wenn
man im Begriff ist, zum Bahnhof zu gehen, um sich
in einen Zug nach Deutschland zu setzen "
dann ist das für mich nicht akzeptabel. Noch
stärkerer Tobak ist es wenn er auf S. 137 schreibt
"Ich glaube nicht, dass ich den Deutschen
jemals ihre Vergangenheit verzeihen kann,
jedenfalls nicht solange ich mich fragen muss, ob
der freundliche alte Kellner, der mir meinen
Kaffee bringt, seine Jugend damit verbracht hat,
Babys auf Bajonette zu spießen ..... Es gibt
Dinge, die sind zu abscheulich, um verziehen
werden zu können." Dem letzten Satz stimme
ich zu, aber nicht wenn er - wie Bryson dies tut
- auf ein Volk, auf die 3. - 4. Generation der
Zeitgenossen der Täter angewandt wird.
Trotzdem ein empfehlenswertes Buch, weil solche
Passagen nicht im Mittelpunkt stehen, weil ich an
vielen Stellen herzhaft lachen konnte, weil
man als Europäer durchaus was lernen kann, aus
dem wie der Amerikaner Bryson Europa sieht,
erlebt und beschreibt. Das reicht vom Entstehen
des Nordlichts in Hammerfest, über die Euro-Administration
in Brüssel, über die Geschichte Aachens und die
Geographie Hamburgs, über das Sozialsystem
Schwedens bis zur Architektur des Petersdoms und
und und...
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Meine Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
|
sehr
lesenswert
|
lohnt
sich
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es
gibt Besseres
|
Zeitverschwendung
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Herbert
Rosendorfer: Das
selbstfahrende Bett;
237 Seiten, dtv-Verlag ; ISBN 3-423-13168-3;
Umschlagillustration: naive Malerei,
im Gras liegender Mann
|
Wieder mal
ein herrliches Rosendorfer- Lesevergnügen.
Manche Geschichten in dem Bändchen vielleicht
dann doch allzu sehr übertrieben; andere einfach
köstlich: Man stelle sich z.B. ein
Ministerialrat im tiefschwarzen Bayern vor,
dessen Mitgliedschaft in der SPD nicht nur seine
berufliche Karriere, sondern auch seine Ehe u.
letztlich wohl sein ganzes Leben zerstört und
das nicht etwa &ndash weil er aus politischer
Überzeugung &ndash der SPD beigetreten wäre,
nein, es war ein mehr als gelungener
Racheakt seiner Sekretärin. Geschickt nutzte die
von ihm Malträtierte es aus, dass es den
Herrn Ministerialrat nie interessierte was er
unterschrieb, sondern dass er stets nur wissen
wollte, wo er unterschreiben soll. So kam seine
Unterschrift unter die Beitrittserklärung und
von da an nahmen die Dinge ihren Lauf. Genosse
Harald, der er plötzlich war, zog es sogar vor,
seine Frau in dem Glauben zu lassen, er habe eine
Freundin, als zuzugestehen, dass es die
Kassiererin des Ortsvereins war, die an der
Wohnungstür klingelte. Doch alle Verheimlichung
und Vertuschung nutzte nicht. Schließlich
grüßte ihn der Ministerialdirektor -
natürlich hämisch grinsend - mit
geballter Faust und dem Ruf "Freundschaft".
Und weil das in einem bayerischen Ministerium
natürlich nicht angehen kann, wird aus dem
Münchner Ministerialbürokraten der Amtsrichter
(!) in (!) Aschaffenburg, im wohlgemerkt
kleinsten Dienstzimmer des dortigen Amtsgerichts.
Auch
wunderbar: die Geschichte von Millionen
gleichzeitig hüpfender und springender Chinesen,
die es den Langnasen und Käsgesichtern zeigen
wollen, mit den durch die Hüpferei verursachten
Schwingungen gigantische Flutwellen und weltweite
Erdbeben auslösen und schließlich die ganze
Erdkugel aus dem Gleichgewicht bringen.
Von Rosendorfer, Herbert
stammt u.a. auch "Die
große Umwendung" und "Ein
Liebhaber ungerader Zahlen"
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Meine Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr
lesenswert
|
lohnt
sich
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es
gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Claudia
Schreiber:
Emmas
Glück;
190 Seiten, Reclam Verlag ; ISBN 3-379-00805-2
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Emma ist
Bäuerin. Aber keine gewöhnliche Bäuerin, sonst
würde sie sich nicht zu ihren Schweinen in den
Stall legen und sonst sähe es in ihrer Küche
nicht wie in einem Schweinestall aus. Aber all
das hat seine Ursachen, die im Laufe des Romans
nach und nach ans Licht kommen. Ganz anders, Max,
der Städter, der Penible, der Saubere,
allerdings hat das Leben auch ihm - und
da ist die Gemeinsamkeit mit Emma - böse mitgespielt. Und zudem ist er
bereits sehr bald dem Tod geweiht. Was zunächst
unvorstellbar erscheint, geschieht, sie finden
zusammen, Emma und Max. Dass er bald sterben
würde, war Max bewusst, aber dass es so
geschehen würde, ganz sicher nicht. Bei all dem
ernsten Hintergrund zwischendrin immer wieder
sehr humorvoll. Ein empfehlenswertes Buch.
|
Meine Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
|
sehr
lesenswert
|
lohnt
sich
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es
gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Andreas
Eschbach:
Das
Jesus Video;
651 Seiten, Verlag Bastei Lübbe; ISBN 3-404-26214-X;
Umschlagillustration: 2 vermummte Gestalten in
einer Wüste, in violett
|
Der Roman
fängt stark an; um dann im Verlauf aber auch
stark nachzulassen. Das Gedankengebäude einer
Zeitreise wird faszinierend in Szene gesetzt und
- wie den Akteuren des Romans- drohen sich auch
die Hirnwindungen des Lesers zu verknoten. So z.B.
bei der Vorstellung, dass der Zeitreisende eine
Schleife auf der Zeitschiene dreht: da er seine
Reise in die Vergangenheit erst in der Zukunft
der Zeit des Romangeschehens beginnt, in der
Vergangenheit aber stirbt, liegt sein Skelett
jetzt auf dem Untersuchungstisch im Labor,
während der Besitzer "gleichzeitig"
noch wohlauf sich seines Lebens erfreut. Kapiert?
Auch die Vorstellung wie der Vatikan auf ein
Video, das den leibhaftigen und wahren Jesus
zeigt, denn in der Wirklichkeit reagieren würde,
ist durchaus spannend. Leider folgen solchen
Passagen auch lange Passagen, die eher einem
Jerry Cotton Roman entstammen könnten. So z.B.
als die weibliche Hauptfigur Judith auf S. 361
gleich mehrere Profi-Body-Guards zur Strecke
bringt. Auch nutzt sich beim Lesen die stets
gleiche Technik des Autors, ein Kapitel abrupt
enden zu lassen, um den Spannungsbogen ein o.
zwei Kapitel weiter wieder aufzugreifen, etwas ab.
Weiter gelesen hab ich natürlich trotzdem, um
dann am Ende, (nachdem auch einige kitschige
Seiten zu bewältigen waren, wie z.B. die mit
Judiths Kuss im dunklen Brunnen) noch so einen
richtigen Knaller zu erleben. Neugierig geworden?
Das Lesen des Buches lohnt sich, so meine u.a.
ganz individuelle Bewertung.
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Meine Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr
lesenswert
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lohnt
sich
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es
gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Bill
Bryson: Picknick
mit Bären;
340 Seiten, Verlag Goldmann; ISBN 3-442-44395-4;
Umschlagillustration: Kopf
eines Bären vor Wald
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Ein
Picknickausflug ist es nun wirklich nicht, den
der Autor beschreibt. Insofern ist der
Originaltitel "A Walk in the Woods"
schon treffender. Bill Bryson schildert in
diesem Buch nämlich seine Erfahrungen auf dem
insgesamt 3 1/2 Tausend Kilometer (!) langen
Fernwanderweg "Appalachian Trail" durch
14 Bundesstaaten in Amerikas Osten. Sehr
kurzweilig zu lesen, sehr amüsant im Stil und
dazu immer wieder überraschende Fakten zu Fauna,
Flora, Historie, Geologie u.a.m. Alles durchsetzt
mit einer gehörigen Portion Kritik am "american
way of life" , die auch das damit
einhergehende mangelhafte Umweltbewusstsein
anklagt. Ein Buch, das ich im August 2003 mit
Vergnügen ein 2. Mal las. Von Bill Bryson
stammen auch die hier ebenfalls rezensierten Bücher "Streifzüge
durch das Abendland" und "Eine kurze Geschichte von fast allem".
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Meine Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr
lesenswert
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lohnt
sich
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es
gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Henning
Mankell:
Die rote
Antilope
;
381 Seiten, dtv-Verlag; ISBN 3-423-13075-X; |
Heimweh in
letztlich todbringendem Ausmaß erleidet Molo,
den ein schwedischer Insektenforscher Daniel
nennt und den er aus der Kalahari-Wüste nach
Schweden verschleppt, um ihn dort zunächst zur
Schau zu stellen und ihn dann zu verlassen. Hinweis:
Lesen Sie auch die Rezension zu "Die schwedischen Gummistiefel", dem
letzen Buch, das Henning Mankell fertigstellen konnte.
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Meine Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr
lesenswert
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lohnt
sich
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es
gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Florian
Illies:
Anleitung
zum Unschuldigsein
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag,
Erscheinungsdatum: November 2002,
ISBN 3-596-15696-3
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Es geht ums
schlechte Gewissen. Insbesondere darum, wann man
es nicht haben muss. Und die Message des Autors
ist die: "meistens nicht"!
Kurzweilig
zu lesen; u.a. weil Illies geschickt springt von
Lässlichem, wie der Frage in welche Mülltonne
eigentlich eine kaputte Glühbirne gehört, bis
zu ganz Schwerwiegendem wie die Bewältigung des
"1000-jährigen Reiches". Natürlich ist dabei,
dass er als Angehöriger der "Generation
Golf" (so auch der Titel seines
Erstlingswerkes) auf Schildern lieber
Stettin und Königsberg liest, statt "Szczetzctczin"
oder Kalingrad, schließlich fliegt er ja auch
nach Nizza und nicht nach Nice. Und das kann ich (wenn
auch nicht zur Generation Golf gehörend; eher
Deux-Chevaux) ganz gut verstehen.
Gleichwohl muss man seine Argumente gegen ein
schlechtes Gewissen in Sachen Nationalsozialismus
schon sehr genau lesen und aufnehmen; auf "fruchtbarerem
Boden" als dem Meinen, könnten üble Folgen
wuchern. Mancher würde es falsch verstehen, wenn
Illies sich mokiert, dass in unseren Dörfern das
Eisbein in der Marktstube von der Pizza des
Italieners verdrängt wurde oder gar dass Volker
Schlöndorff die Mutter des vermeintlich von Neo-Nazis
ertränkten Jungen im sächsischen Sebnitz
aufsuchte.
Zusammenfassend kann
jedoch gesagt werden: viel triefende Süffisanz
und exakt pointierte Kritik unseres
Gesellschaftssystems auf 235 Seiten; stellenweise aber auch köstlich amüsant, z.B. die
Folgerung, die Romantik, eine Rose von einem
Pakistani in einem Restaurant zu kaufen, sei
vergleichbar so, als kaufe man ihm einen Zettel
ab auf dem steht "Ich liebe deine blauen
Augen", um ihn dann der Angebeteten zu
überreichen.
Insgesamt viel Lesevergnügen. Der
Eindruck, dass sich Illies stilistisch an
Watzlawick anlehnt, wirkt weniger störend, da
Illies selbst eingesteht, zumindest beim Titel
des Buches dort 2/3 geklaut zu haben.
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Meine
Bewertung:
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Sergio
Bambaren:
Das
weiße Segel; Verlag: Piper
190 Seiten, ISBN 3-492-23711-8;
Umschlagillustration:Heinke Both
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Wie
in "Ein Strand für meine Träume" auch hier mit autobiographischen Touch die
gleichen Themen, nämlich &bdquoraus aus dem
Alltag und endlich Träume verwirklichen&ldquo
und &bdquoGlück durch einfaches Leben&ldquo.
Ein Tick mehr Handlung, als in "Strand
meiner Träume" hat das Buch schon, aber
dafür auch noch mehr (noch mal Sorry
an meine lieben Freunde, die mir das Buch
schenkten) Kitsch. Da segeln Zwei durch die
Südsee, im Besitz eines Buches dessen zunächst
leeren Seiten sich wundersam füllen: just in den
Momenten, in denen die Zwei das brauchen,
schlägt der Wind die Buchseiten auf und von
magischer Hand steht dann dort, wo eben noch
weißes Papier war, exakt die Lebensweisheit, die
für die momentane Situation die richtige ist.
Damit nicht genug: Kurz vor dem Ertrinken
erscheint unserem Segler auch noch der frühere
Besitzer des Bootes und des Wunderbuches in Form
eines Engels. Na ja.
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Für
Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Paulo
Coello:
Der Alchimist
Verlag: Diogenes; 173 Seiten; ISBN 3-257-06126-9;
Erscheinungsdatum: 26.02.2008
Verlag: Diogenes; Seitenzahl: 176 ; ISBN 978-3257237276
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Mehr
ein Märchen, als ein Roman. Verträumtheiten statt Action,
verwaschen und verwunschen statt grell und real. Die Geschichte des
jungen spanischen Schafhirten Santiago, dem ein König begegnet und
der - durch diesen und einen Traum ermutigt- den Schritt nach
Nordafrika wagt, wo er von Zeichen geleitet seinem Lebensweg folgt, die
"Weltenseele" kennen lernt und zu dem schließlich sogar Wind,
Wüste und Sonne sprechen. An seinem Ziel, den ägyptischen
Pyramiden, angelangt und bis dorthin geleitet von einem Alchimisten,
der im Besitz des Steins der Weisen ist und Blei zu Gold verwandeln
kann, muss der Jüngling zurück an die Stätte seines
Traumes und den Ausgangspunkt seiner Reise in Andalusien, um den Schatz
zu finden, den er an den Pyramiden vermutete, bevor er als wohlhabender
und gereifter Mann zu seiner Wüstenfrau Fatima in die Oase
zurück kann.
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Philipp Roth:
Das sterbende Tier
Umschlagillustration: "Liegender
Akt ; Le grand nu", Gemälde von Amedo
Modigliani, um 1919.
Erscheinungsdatum: 1.1.1999
Verlag: Carl Hanser ; Seitenzahl: 165 ; ISBN 3-446-20237-0
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Die
Geschichte des gealterten Kunstprofessors, der nach zahlreichen
Amoureusen zu der jungen und schönen Consuela eine Liebesbeziehung
entwickelt, wie zu keiner anderen zuvor. Eine Beziehung, die auch dann
noch hält, als Consuela eines Tages, gar nicht mehr so jung und
schön, sondern von der todbringenden Krankheit gezeichnet, zu
ihrem Professor zurückkehrt, den sie auf dem Weg zum Sterben in
gewisser Weise überholt hat. Ein durch und durch erotisches Buch
in ungewöhnlichem Erzählstil. Tabulos, sowohl in puncto Liebe
und Sex, als auch in Bezug auf die menschliche Vergänglichkeit
durch Krankheit und Alter. Sehr gelungen: der Schutzumschlag und die
Wahl des Modigliani.
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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Pears Paul Read:
Überleben
Erscheinungsdatum: 1.1.1999
Verlag: Goldmann -Taschenbuch ; Seitenzahl: 355 ; ISBN 3-442-15056-6
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Das Buch,
das aus dem Drehbuch zum Film entstanden ist,
schildert Tod und Überleben nach einem
Flugzeugabsturz in den Anden. Eine wahre Geschichte. Insassen des
Flugzeuges waren junge Sportler, die von
Argentienien nach Chile wollten. Der Kurs der
Maschine führte zunächst auf der Ostseite der
Anden in südlicher Richtung; das Flugzeug sollte
dann an einer Passage das Gebirge queren, um
danach auf der Westseite nördlich nach Santiago
zu fliegen. Unglücklicherweise vollzog der Pilot
den Kurswechsel nach Norden zu früh und der
Maschine wurde an einem Berghang das Heck
abgerissen. Dass es in der Folge dieses
authentischen Ereignisses zu menschlich nicht
Alltäglichem gekommen sein soll, davon hatte ich
bereits gehört. Aber eine so unverbrähmte und
letztlich nachvollziehbare Darstellung dessen,
was Menschen dazu treibt, Kannibalen zu werden,
hatte ich, als ich begann das Buch zu lesen, nicht
erwartet. Besonders interessant die Analogie zum
Leib Christi in der Eucharistie mit der einer der
Überlebenden den Skrupeln, die zunächst alle
hatten, begegnete. Und auch interessant, wieviel
geringer diese schon waren, als die Not es
erforderte, letztlich auch die Leichen derer zu
essen, die sich bis zu dem Zeitpunkt, als eine
Lawine das Flugzeugwrack überrollte, ebenfalls
nur durch Kannibalismus am Leben halten konnten.
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Für Literaturinteressierte ein Muss
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sehr lesenswert
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lohnt sich
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es gibt Besseres
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Zeitverschwendung
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